Hallo ihr lieben!
Ich clickere nun schon sooo viele Jahre, und immer wieder gab es Phasen, in denen ich total gefrustet war:
Mitten in der Trainingseinheit verwandelte sich mein "hechelndes" Pferd plötzlich in ein apathisch drein schauendes, schmollendes Etwas, das jegliche Kooperation einstellte und nahezu bewegungslos da stand.
Das passierte vorwiegend beim Üben von Lektionen, die in die Tiefe gehen (Kompliment, Verbeugung, etc), aber trat generell bei so nahezu jeder Übung ab und zu auf.
Ich habe über die Jahre verschiedene Theorien dazu entwickelt. Die erste war, dass das Pferd nach mehreren Mißerfolgen (bzw. nicht geclickten, weil unordentlichen Ausführungen) sehr schnell frustriert und aufgibt. Tatsächlich gab es auch hier einen Zusammenhang: Nach zunächst wirklich guten Ausführungen, folgten einige deutlich schlechtere, die ich dann natürlich nicht bestärkt habe, und anschließend dieses "Standby-Modus"-Gesicht, wo er gar nichts mehr machte.
Ich habe dann herumprobiert - habe ich den Guten schon vorher durch eine zu hohe Belohnungsrate "verwöhnt" und damit frustrationsintolerant gemacht? Oder war ich tatsächlich zu sparsam mit meinen Clicks?
Das Merkwürdige war nur, dass, wenn dieser Apathie-Modus einmal erreicht war, ich dem Guten nicht einmal mehr ein Leckerli zwischen die Zähne schieben brauchte, da er dann wirklich NICHTS mehr genommen hat (ich habe das dann als Schmollen/Beleidigtsein bzw. Lustlosigkeit an der Übung interpretiert).
Eine andere Theorie war, dass das Pferd einfach kein Clickerpferd ist. Generell ist er sehr schnell gestresst, und diese "Aussetzer" waren ja auch eigentlich nur damit zu erklären, dass er keinen Spaß dran hat. Zwischenzeitlich habe ich dann wieder mit Parelli angefangen (mit einer wirklich sehr reflektierten Trainerin, die mit sehr wenig Druck arbeitet und letztlich mehr am Menschen und dessen Körpersprache, als am Pferd arbeitet) - auch hier habe ich, wenn auch sporadisch und undifferenziert, Leckerli als Bestärkung eingesetzt. Das Erstaunliche war, dass mein Pferd jedesmal wie aus einem Koma erwachte, auf einmal voll dabei war und mit gespitzten Ohren mitarbeitete. Besonders gern alle Arten von Übung, bei denen er "Frauchen plattmachen" (auf mich zu, Steigen, temporeiche Übungen etc) darf
Das passte aber irgendwie nicht: Stressintolerantes Pferd, das mit Parelli besser klar kommt als mit Clickertraining?
Nunja, jedenfalls hatten wir dann vor 4 Jahren das erste Mal Magenkoliken mit Klinikaufenthalt und seitdem achte ich sehr auf magen schonendes Futter und beobachte genau, wie sich seine Laune verändert.
Vieles, was ich früher auf "seine Launen" geschoben habe, kann ich inzwischen eindeutig Magenschmerzen zuordnen.
Da ich beim Clickern aber immer fast ausschließlich Möhrenschnitze, mit gelegentlichen Apfelspalten oder Pellets, als Belohnungsfutter genommen habe, hatte ich sein Verhalten dabei nie im "Magen-Blick". Zumal ich zwar gelesen hatte, dass Äpfel zwar schlecht für Magenpatienten seien, das aber nie recht einsehen wollte, da zB das in Äpfeln reichlich enthaltene Pektin wiederum als Hauptbestandteil in Magenschutzfutter zu finden ist.
Bis das Pferd vor 4 Wochen auf einmal das erste Mal in seinem Leben keine Äpfel mehr essen wollte. Weder als Belohnung beim Reiten, noch nach dem Reiten im Trog. Er wirkte jedoch nicht als hätte er Kolik - er wollte es einfach nicht.
Meine Vermutung ist, dass er gemerkt hat, dass ihm u.a. die Äpfel auf den Magen schlagen, und dass er sie deshalb nicht mehr gern fressen mag. Und vielleicht waren die Apfelspalten im Clickertraining auch immer die Auslöser für Magenschmerzen, die wiederum zu seinem Apathie-Gesicht beim Clickern geführt haben. Dazu passen würde, dass dieses Gesicht gehäuft bei Lektionen wie Kompliment etc auftrat, wo die Eingeweide ja gedrückt werden und die Magensäure in den empfindlichen Magenbereich schwappt.
Dazu passen würde auch, dass er eigentlich von seiner ganzen Art her ein motiviertes, fröhliches Pferd ist, dass nur plötzlich (und scheinbar) aus heiterem Himmel ins Gegenteil umschlägt.
Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, wie ein Pferd, das zunächst so hochmotiviert bei der Sache ist, dass es sich nicht einmal das Leckerchen abholt sondern lieber weiter spielt, 10min später zu nichts mehr zu motivieren ist und auch keine Leckerchen mehr nehmen mag.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder eine Theorie dazu?