"Du willst also nicht - egal, tu es trotzdem!"
Genau darum geht es mir, darum habe ich diesen Thread eröffnet.
Weil ich mich frage - ist es legitim, zu sagen: "ICH möchte aber!" - Und einfach "darüber hinweg zu reiten", mit dem Wissen, dass das Pferd in 20min eh wieder auf der Koppel steht und wohl noch 20min wird warten können?
Oder sollte man nachgeben und sagen: "Ok, ich habe verstanden, dass Du nicht möchtest, drehen wir um!" - mit der Gefahr, dass das Pferd lernt, dass sich das super lohnt, einfach stehenzubleiben, weil man dann nach Hause kann, oder sogar, dass es selbst die Richtung angeben darf - wird sich das dann "verselbstständigen" und vielleicht gefährlich werden?
Zumal man manchmal den Weg, der nach Hause führt gar nicht gehen kann, weil er entweder für Pferde nicht erlaubt ist (gibt es hier z.B. leider echt oft) oder dank des Regens zu matschig und steil ist. Was dann?
Darf ich sagen: "ICH möchte aber ausreiten, und Du hast keine Schmerzen oder Angst, also lauf jetzt weiter, Du hast doch eh gleich wieder Deine Ruhe!"?
Und wenn nicht - wo zieht man da die Grenze? Darf man sagen: "An dem Grasbüschel frisst Du jetzt nicht, wir gehen weiter!" - auch wenn das Pferd deutlich zeigt, dass es da fressen möchte? (Ich rede natürlich von einem auftrainierten "Weiter"-Signal, eh klar.) In welchem Rahmen ist es für euch ok, dem Pferd euren "Wunsch aufzudrücken"?
Inwieweit richtet man sich nach dem Pferd und inwieweit muss sich das Pferd nach einem selbst richten?
Ich finde das eine sehr interessante Frage - auch ganz über das Ausreitthema hinaus, es gibt ja auch noch andere Fälle, wo das Pferd "Nein" sagt und fragt, ob es denn wirklich muss.
Ja, Avaris, das Pferd hier in dem Beispiel zeigt das Verhalten bei der Besitzerin überhaupt nicht mehr, weil es gelernt hat, dass es sich sowieso nicht lohnt.
Uah, Friedalita, das klingt aber gruselig!
Da hätte ich auch echt Angst bekommen, ehrlich gesagt. "Mein" Pferd ist Gott sei Dank sehr brav und sagt höflich "Nein". Sie wird nur etwas gnarschig auf dem Gebiss, geht rückwärts und legt die Ohren zurück. Angst hat die allerdings nicht. Dann würde ich auch anders vorgehen.
Vom Durchzwingen durch eine Situation, die dem Pferd Angst macht, halte ich gar nix. (Wenn es kein lebensbedrohlicher Notfall ist...)
Wir lösen das derzeit "kurlandmäßig", wie eboja schrieb.
Ich frage an und wenn das Pferd "Nein" sagt, lasse ich sie kurz in Ruhe. Sie darf dann stehen und schauen und ich gebe keine weiteren Signale, fressen oder herumdrehen darf sie natürlich nicht. Nach einer Weile frage ich dann erneut leicht an. So lässt sie sich mit etwas Geduld immer überreden und wird dann fürstlich belohnt. (Ja, ich weiß, ich muss aufpassen, dass ich mir da keine "Kette" bastle", aber im Moment schaut das noch nicht so aus.) Nur rumstehen findet sie nämlich auch doof.
Und wenn sie dann erstmal den Weg geht, ist es auch gleich wieder ok, nach dem Motto: "Ach, nicht? Na gut!" Und sie geht fröhlich weiter und wirkt dann auch gleich wieder absolut entspannt und freudig.
Ich versuche schon, immer zu schauen, was gerade ihr Bedürfnis ist, und ihr das zu erfüllen - nicht nur ihr, generell im Umgang mit Pferden:
Wenn sie den Kopf herunterreißt, um zu grasen, nehme ich ihn wieder heraus, merke mir aber ihr Bedürfnis und lasse sie nach ein paar Metern mit dem Grasen-Signal grasen.
Wenn ich merke, dass sie tipplig ist und gerne etwas traben würde, darf sie das, allerdings muss sie erst wieder kontrollierbar Schritt gehen, bevor sie nach meinem Signal antraben darf.
Und wenn ich merke, dass sie jetzt wirklich dringend das Bedürfnis hat, nach Hause zu gehen, lasse ich sie einige Meter "meinen" gewünschten Weg gehen und drehe sie dann um und reite nach Hause.
Also ich schaue schon, dass ich ihre Wünsch wahrnehme und auch erfülle, aber ich möchte eben, dass sie auf ein Signal wartet und nicht "einfach macht", weil das eben auch gefährlich werden kann.
Es geht mir hier aber gar nicht um mich und das Pferd, sondern generell um die Frage wie oben genannt.