„Mit Pferden sein – Körper, Sinne, Seele“ von Sabine Birrmann
Auf diesen Titel bin ich beim Stöbern in Amazon zufällig aufmerksam geworden und habe dann etwas ausführlicher gegoogelt. In einem Internetforum wurde die Arbeit der Autorin recht kontrovers diskutiert, wobei besonders auf der Tatsache herumgeritten wurde, dass statt mit Sattel mit Pads geritten wurde, möglichst nur mit Halsring, ohne Helm und Videos nach hauptsächlich im Galopp.
Sie ist wohl eine Hempfling-Schülerin, die dann ihren eigenen Weg entwickelt hat.
Da das Buch mit 49,00 € nicht grade günstig ist, bat ich meine Mutter, mal zu versuchen, es über die Bücherei leihweise zu bekommen. War wohl recht schwierig, so dass sie die Gelegenheit nutzte, ein schönes Weihnachtsgeschenk für mich gefunden zu haben
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Und ich muss sagen – zum Glück – mir hat das Buch wirklich etwas gegeben.
Der Fokus liegt auf Pferden als sehr sensiblen, intelligenten und sozialen Lebewesen, die in der Regel alles tun, um den Ansprüchen der Menschen gerecht zu werden, auch wenn deren Methoden meist bestenfalls „bemüht, aber nicht wirklich gekonnt“ sind und leider viel zu oft aus mehr oder weniger subtilem Druck bzw. blanker Gewalt bestehen.
Esoterisch ist das Buch allerdings nicht – mehrfach sagt die Autorin ausdrücklich, niemand bekommt eine gute Beziehung zu seinem Pferd, nur weil er/sie edel, hilfreich und gut ist… was man sich irgendwie – seufz… doch manchmal so ganz Wendy-mäßig wünscht
Immer wieder eingebaut sind die Geschichten von Kursteilnehmern und ihren Pferden. Ich habe danach den Eindruck, dass diese Kurse wohl hauptsächlich von Leuten besucht werden, die diverse übliche „Pferdedressiermethoden“ erfolglos hinter sich gebracht haben und völlig am Ende mit ihrem Latein sind. Keine Ahnung, wie viele Teilnehmer, die an sich eine gute Beziehung zu ihrem Pferd haben, da so mitmachen, einfach, einfach um noch ein bischen was dazu zu lernen.
Mich würde eine Teilnahme durchaus reizen, allerdings sind die Seminare auch ohne Pferd recht teuer und die in Schleswig-Holstein stattfindenden werden auch nicht von Sabine Birrmann selber geleitet, sondern von von ihr ausgebildeten Trainern. Da investiere ich dann doch lieber in Clicker-Kurse…
Bei etlichen „Vorgeschichten“ kamen mir hauptsächlich die Gedanken „oh, wie schrecklich“, „wie gut, dass ich nie in die Mühlen solcher Systeme gekommen bin“ und (hüstel) wie gut haben es doch meine Pferde.
Die Fotos sind teilweise auch wirklich furchtbar, von völlig verschnürten Pferden, deren Gesichtern man ansieht, dass sie innerlich gar nicht mehr „da“ sind.
Die Autorin sagt selber, ein „Nachteil“ der geänderten Sichtweise und der Beschäftigung mit Pferden in diesem Sinne ist, dass vieles, was vorher irgendwie selbstverständlich war, nun teilweise kaum noch erträglich ist. Auf „normale“ Turniere geht man vermutlich sowie schon nicht mehr, aber auch bei Pferdeschauen, Messen, bei Besuchen in Reitställen fallen einem so viele unschöne Dinge auf – oft wohl weniger absichtliche Grobheiten, sondern vieles geschieht aus Gedankenlosigkeit, Unsicherheit, Hören auf angebliche „Autoritäten. Und wenn man erstmal besser in Pferdegesichtern „lesen“ kann, tut vieles eben wirklich weh… Das ist etwas, was wohl alle aus diesem Forum nachvollziehen können. Ich selber habe meine Pferde immer als Persönlichkeiten betrachten, die nicht nur zu lieben, sondern auch zu respektieren sind und meine „üblichen Grobheiten“, als ich es noch nicht besser wusste (und die meisten anderen um mich rum auch nicht) liegen hoffentlich schon mindestens 25 – 30 Jahre zurück, aber erst durch das Arbeiten mit positiver Verstärkung ist mir wirklich klar geworden, was in Pferden sowohl hinsichtlich Intelligenz als auch „gefallen wollen“ wirklich steckt.
An Horsemanship-Methoden lässt Sabine Birrmann natürlich auch kein gutes Haar und ist dabei ja auch wahrlich nicht allein. Bei diesem Seilgeschlenker mit den entsprechenden Gesichtsausdrücken der Pferde kann ich inzwischen auch gar nicht mehr hinschauen. Bei kleinschrittigem Trainingsaufbau, sehr guten Timing und Einhaltung der „Phasen“ für Pferde sicher gut verständlich, wenn auch nicht besonders motivierend, aber wer beachtet das schon – ganz sicher auch die meisten „Profis“ nicht, wenn man so auf Youtube rumschaut.
Es werden verschiedene „Grundtypen“ von Pferdecharakteren geschildert. Angelehnt wohl an die Hempfling-Philosophie bzw. Kategorisierung, aber für mich deutlich praxisnäher und mit „Wiedererkennungswert“. Pferde ohne nennenswerte üble Erfahrungen erscheinen sicher nicht so ausgeprägt, aber eine gewisse Einordnungen in die verschiedenen Kategorien ist durchaus möglich. So fällt mein Cello eindeutig in die Kategorie „Ich will gefallen“ und Onki in „Ich behaupte mich“ ( wenn Mensch auf dem falschen Dampfer ist).
Interessant waren für mich u.a. folgende Dinge (s. Teil 2):