Guten Abend,
angeregt durch einen Link in der Quasselecke auf eine Hundetrainerdiskussion in einem anderen Forum (über die ich mich ein wenig geärgert habe
), möchte ich hier auch noch meinen Senf dazugeben
In der Diskussion dort wurde mal wieder behauptet, Clickertraining ginge nur, wenn das Pferd/der Hund eh arbeitwillig und unproblematisch sei und in schweren Fälle (bissig) etc. könne man damit nichts ausrichten.
Natürlich wissen wir hier alle, das dies Quatsch ist (und ich werde mich nicht hinreißen lassen, etwas in einem anderen Forum zu schreiben
) Ich habe jedenfalls schon mit schwierigen Hunden gearbeitet, auch mit Rassen, die nicht so den "Will to Please" haben.
Egal, zurück zum Pony. Erinnert an diesen Thread hat mich nur das "Pony sollte schon Höflichkeit haben, sonst geht clickern nicht" Theorie
Und weil dem - wie wir ja wissen - nicht so ist, möchte ich Euch meine kleine Geschichte erzählen.
Als ich Björg bekam, hatte ich in gewissen Situationen Angst
. Am Boden zwischen den Pferden, wenn sie herumzappeln, wenn sie aufmüpfig sind. Das kommt daher, dass ich früher mal bös getreten wurde (im Übrigen aus heutiger Sicht eigene "Schuld", da ich vorhergehende Stressanzeichen des Pferdes schlicht übersah). Wie auch immer, Angst brach immer mal wieder aus, war aber bei meinem alten Lämmlein von Isi nicht mehr aufgetaucht.
Nun war Björg die ersten Tage nach dem Ortswechsel sehr aufgebracht - und von manierlichem Verhalten hatte sie auch nur peripher gehört. Sie rempelte, rieb grob ihren Kopf an mir, schoss an mir vorbei durchs Weidetor, scharrte ungeduldig bei jedem Anbinden,zerrte mich beim Spaziergang ins Feld...
Ich wollte sie eigentlich zwecks Handling / Hufe geben üben etc. jeden Tag hochholen (also von der Weide/Auslauf in den Innenhof meines Häuschens, nur ca 30 Meter) nachdem sie sich eingewöhnt hatte. Denn wir brauchten dringend eine Klauenpflege
Gesagt, getan, mit ihren neuen Kumpel Krümi ging es, aber als sie das erste Mal ohne Krümi oben angebunden stand, war sie höchst aufgebracht und als dann auch noch ein Bus vorbeifuhr (den sie hinter dem Hoftor nur hören, nicht sehen konnte) entlud sich ihre Spannung in einem Tritt nach einem der Hunde, die auch noch um sie herumwuselten
in freudiger Erwartung etwas Hufabfallmaterials
Ich war nicht mal beteiligt, stand am Kopf des Pferdes. Und böswillig war es auch nicht, sie traf den Hund nicht, obgleich sie sicher hätte gezielter treten können.
Trotzdem
- da war sie. TRITT
Eine kleine Panikattacke inklusive Heulanfall, Herzrasen, Zittern und allem drum und dran. Einfach so
Also stand ich da, unfähig irgendetwas zu tun, tausend Gedanken im Kopf von "falscher Entscheidung das Pferd zu kaufen, wie bekomme ich das Pferd wieder auf die Weide, was mache ich jetzt" *blah blah*
Jedenfalls bin ich dann erst mal reingegangen, hab das Pony vor der Haustüre Pony sein lassen und einen Kaffee geschlürft bis ich in der Lage war mich soweit zu kontrollieren, dass ich das Pony wieder den Trampelpfad zur Weide herunterführen konnte, wobei ich (voller Angst, das es mir in die Haxen rennen, mich von hinten ansteigen oder sonstwie umbringen könnte
) ihm großzügig offenbarte, dass ich fürchterliche Angst hätte und das nix mit ihr zu tun hätte, sondern ein altes Problem von mir sei und sie bitte nun Rücksicht nehmen solle. Was soll ich sagen, es hat geklappt.
Mein (Ex)partner kam dann auf meinen Anruf hin, um sich mit mir und einem Tee auf die Weide zu setzen, damit ich erst mal - in der Nähe der Ponys - runterfahren konnte.
Langer Rede kurzer Sinn - niemals hätte ich in so einem Zustand souverän-dominant sein können, wenn dann aggressiv aus Angst heraus z.B. mir das Pony mit der Gerte vom Leibe halten. Jedes körpersprachlich das Pferd in die Granzen weisen wollen wäre zu einer gefährlichen Farce verkommen.
Nachdem ich mich beruhigt hatte und einige Wochen puren Weideganges dazwischen lagen, begann ich mit dem Clickertraining. Denn, so die Überlegung - das bringt nicht nur ängstlich(aggressive) Hunde in ein sicheres Terrain (gutes Gefühl/positiv besetzt des Clickertrainings aus der sicheren Zone mit in die angstauslösende Situation nehmen
), sondern auch ängstliche Menschen
. Immerhin, hier verstehe ich mein Handwerkszeug und ich kann ganz entspannt beim Freeshaping Abstand halten von der bösen Hinterhand usw.
Und das Ende vom Lied seht ihr jetzt hier. Hinterhandtarget, unter dem Pony herumkriechen, Hinterhufe selber bearbeiten, mit Schlitten und Longen hinter dem Pony gehen.
Ich habe es geschafft
Durch die Clickerübungen in ruhiger Atmosphäre und das dadurch besser einschätzen lernen des Verhaltens seines Gegenübers (auf beiden Seiten), entstand ein aneinander interessiertes und rücksichtsvolles Vertrauensverhältnis.
Pony weiß jetzt, dass es sich höflich verhalten soll und angstauslösende Situationen werden von vornherein vermieden. Und wenn sie entstehen, kann ich es lockerer sehen, da ich beim Training gemerkt habe, dass Björg besser auf mich achtet. Wenn sie scharrt (Ansatz spanischer Schritt) oder sich dreht, sehe ich, dass sie darauf achtet mich nicht zu treffen. Wenn sie beim Spaziergang hinter ihren sich entfernenden Kumpels herwiehert und ein paar Runden am Strick dreht, bevor sie sich einkriegt, bekomme ich keine Schweissperlen auf der Stirn über mein ach so dominantes, gefährliches Pony, sondern warte, bis sie sich mir wieder zuwendet
Genug geschwafelt
Was ist anders geworden? Einfach alles
Liebe Grüße, Anneke