Das ist beim Pferd meiner Ansicht nach ähnlich, denn auch sie können ihre Zähne sehr sanft einsetzen und dennoch festhalten, wenn sie wissen was sie tun. Antares hat als junger Hengst oftmals zu sehr geschnappt und mir dabei Schmerzen zugefügt. Das habe ich dann auch nicht ignoriert sondern meinen Schmerz durchaus wahrgenommen, mich mehr darauf konzentriert und ihm keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Doch er wollte offenbar gerne meine Aufmerksamkeit zurückgewinnen und kam ganz vorsichtig näher, mit geschlossenem Maul und hat an dieser Stelle nur geschnuppert, mich dann ganz sanft angestubst und dann wieder etwas Abstand genommen.
Wenn er mich später dann wieder einmal erwischen und festhalten wollte, hat er nur noch meine Klamotten zwischen die Zähne genommen. Sobald er ein Stück Haut dazwischen bekam, lies er genau soviel wieder los, dass er nur die Wäsche behielt und mir nicht mehr weh tat. Ähnlich verlief es auch beim hastigen Schnappen nach Leckerlies aus meiner Hand. Sobald ein Finger zwischen seinen Zähnen war, wurde der sofort wieder frei gegebene ohne zuzubeißen. Daran habe ich erkannt, dass er mir keine Schmerzen zufügen möchte, aber eben auch erst einmal lernen musste, was mir schon weh tut, denn ihm macht so ein Gezwicke in der Haut kaum etwas aus. Das empfindet er sogar noch als angenehm, wie beim Fellkraulen z. B.
Und einen Huf habe ich von ihm auch schon einmal abbekommen. Aber nur einmal und das verlief ganz genau so. Er war total besorgt um mich danach, weil ich keine Luft mehr bekam und gekrümmt am Boden hockte. Keinen Millimeter wich er von meiner Seite, bis ich mich wieder aufrichten konnte. Ich denke, dass ihm überhaupt nicht klar war, wie verletzlich ich eigentlich bin. Jetzt weiß er es und nutzt dies nicht aus. Ganz im Gegenteil, er passt einfach mehr auf und hat nie wieder mich beim Auskeilen in die Luft getroffen. So unkontrolliert das auch aussehen mag, denke ich doch, dass er sehr wohl weiß, was in seiner Reichweite liegt und wenn er mich absichtlich treffen wollte, würde ihm das ganz sicher gelingen.
Gleiches gilt für das Anrempeln. Woher soll er denn wissen, dass ich nicht so blitzschnell wie er reagieren kann, wenn er es nie erlebt hat? Ergreift ein Pferd in Panik die Flucht, sprinten alle anderen fast synchron in die selbe Richtung, sodass kaum erkennbar ist, wer hier eigentlich das Startsignal gegeben hat. Ich kann mich da nicht so rasch anschließen und so kommt es dann zum Chrash. Bei Pferden ist das völlig ausgeschlossen. Also müssen sie erst einmal lernen, dass ich eben nicht gleichzeitig in die selbe Richtung springen kann und dann werden sie künftig darauf achten und an mir vorbeispringen.
Klar sollte es erst nicht soweit kommen, doch wenn es dann mal passiert, dürfen wir ruhig zeigen, wie wir uns damit fühlen. Denn das verstehen diese Tiere sehr viel besser als wenn wir immer nur den Boss raushängen lassen und sie dominieren wollen. Wir sind ihnen körperlich total unterlegen und brauchen auch nicht so zu tun, als seine wir es nicht. Damit würden wir uns nur unglaubwürdig machen, wenn sie es dann doch einmal rausbekommen. Mit echten Gefühlen und der Wahrheit können diese Tiere sehr viel mehr anfangen und das dann auch beachten, weil sie es verstehen. Wir sind dann authentischer für sie und sie haben ja keine bösen Absichten wenn sie mit uns spielen möchten.
So, aber nun genug davon in Bettinas Tagebuch. Wir können ja dazu gerne ein neues Thema eröffnen.