Man muss natürlich unterscheiden ob ein Pferd das Anbinden/länger stehen bloss nicht gewohnt ist, oder ob es in irgendeiner Art Stress damit hat.
Bei Jack war es ganz klar das erste, wobei er allgemein überhaupt keine Duldsamkeit für irgendwas mitbrachte (außer fürs Alleinsein auf der Weide, das macht ihm nix).
Er hat gescharrt, alles angenagt dessen er habhaft werden konnte, hat sich alle zwei Sekunden am Anbinder um 180° gedreht und mit Vorliebe seinen Hintern unter Mirkos Nase geparkt, wenn sie nebeneinander angebunden waren. Er hat am Strick gekaut und versucht den Knoten zu lösen.
So ein ungeduldiges Pferd mit Heu zu beruhigen ist zweispältig (meiner Meinung nach) weil es nur ablenkt.
Heu gibt es am längeren Strick erst, seitdem er vollständig ruhig und gelassen und ruhend stehen kann. Sozusagen als Bonus.
Wie bin ich vorgegangen:
In den ersten Wochen standen sie ja unten in der Box, weil Mirko verletzt war. Zum Misten habe ich beide jeweils draussen angebunden und mir sehr viel Zeit für die Situation genommen. Da Jack anfangs noch nicht geclickert war, habe ich ihn mit Stimme gelobt, aber auch in seinem permanenten Herumdrehen begrenzt und wieder zurück an den Ursprungsplatz verfrachtet/dirigiert. Dann sehr viel Lob, wenn er einen Moment lang stillstand.
Nach zwei oder drei Wochen habe ich mit CT begonnen, und dann gab es jeweils C+B wenn er mal stillstand ohne zu scharren oder sonst welchen Unfug zu machen.
Voraussetzung ist natürlich ein sicherer Anbindeplatz, wo das Pferd rumhampeln kann ohne sich oder andere zu gefährden.
Wie gesagt, ich rede nur von hampeln, nicht von Panik - das ist eine komplett andere Nummer.
Ich habe beim Putzen dann zb jedes unerwünschte Herumdrehen korrigiert, ihn wieder sortiert und dann gelobt, wenn er wieder korrekt stand.
Da er in der ersten Zeit durchaus versucht hat den Menschen an der Wand platt zu drücken, war ich zu Anfang da sehr deutlich meinen Raum zu verteidigen.
Dann kam von Jack ein erstaunter Blick und ein "Ach, du bist auch da?"
Mit der Zeit wurde das Zurückschicken immer einfacher, er begann immer mehr hinzuhorchen, bis ich ihn wirklich zum einen mit einem sanften Fingerstreicheln herumschicken konnte, aber auch mit einem mahnenden Wort abhalten konnte, mal wieder zu kreiseln - das Reagieren darauf wurde dann prompt bestärkt und belohnt.
hab dann immer mal den Strick länger gelassen, immer wieder andere Anbindeplätze benutzt. Auch Situationen wie beim Kurlandkurs, wo ich Jack mit in der Halle hatte (dort gibt es Anbinderinge) waren wertvoll. Da hat er erst 10 Minuten gehampelt, und dann den Rest der Einheit vollständig geruht.
Ich hab mich monatelang nie entfernt ohne Aufsicht für die Pferde. Und eben jedes Stehen immer wieder beclickt und belohnt. Und
jedes Rumdrehen korrigiert.
Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, bis er zuverlässig und ruhig stand, ohne Unfug zu machen. Seitdem darf er auch mal Heu fressen am langen Strick (ich binde sonst immer kurz an). Und mittlerweile steht er auch am längeren Strick (mit Aufsicht) ruhig.