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Der Besitzer wird zum Trainer ??

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Der Besitzer wird zum Trainer ??
« am: 22. Mai 2024, 22:04:19 »
Hallo ihr Lieben,

ich bin erst im Februar aufs Clickern umgestiegen und habe Unterstützung mittels Online-Coaching. Jedoch habe ich oft das Gefühl alleine dazustehen.... im Alltag tauchen Situationen und Fragen auf....
Ich kenne in meiner Gegend keine Pferdemenschen die clickern :(

Wie war euer Weg?

Ich habe ein Jungpferd dass sich losreißt (wurde mir beim Kauf verschwiegen), das wollte ich eigentlich mit meiner Trainerin zusammen ausbilden. Sprich mit Unterstützung. Leider hat sich sehr schnell herausgestellt dass das Konzept der Trainerin nicht zum Charakter des Pferdes passt - und auch nicht (mehr) zu mir. Nach diversen erfolglosen Versuchen einen passenden Trainer zu finden (alle wollten das Pferd mit Kraft festhalten), und natürlich auch einen Weg für mich und das Pferd zu finden, bin ich nun beim clickern gelandet.

Wie soll ich beschreiben, damit ihr versteht um was es mir geht? Ich selbst hatte bisher nie den Anspruch an mich ein Pferdeausbilder zu sein und nun bin ich irgendwie in diese Rolle gerutscht und habe Sorge dieser nicht gerecht zu werden.
Natürlich wäre ich froh wenn ich noch einen Menschen in meiner Gegend finde, der mich unterstützt, aber irgendwie hab ich nach 3 Jahren suchen die Hoffnung aufgegeben.

Wie geht es euch?
Hattet ihr mal ähnliche Gedanken wie ich?

Würde mich über Antworten freuen!
Viele Grüße, Maria
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #1 am: 22. Mai 2024, 22:24:15 »
Liebe Maria,

hier im Forum gibt es so einige, die auf ähnlichen Wegen zur positiven Verstärkung gekommen sind und dann über die Zeit immer mehr Wissen und Erfahrung gesammelt haben. Mein Weg war genau so (sogar noch in den Tiefen der Tagebücher zu finden vermutlich :kicher:)

Es gibt irgendwo einen Thread mit einer Mitglierderkarte, vielleicht kommt die ein oder andere hier aus dem Forum ja zumindest grob aus deiner Nähe :hug: Das gegenseitige Austauschen hilft oft schon sehr viel. Auch gegen das Gefühl, so allein auf weiter Flur zu stehen.

Ansonsten fand ich, für mich, ganz lange, dass ich immer dachte, andere wissen und können so viel mehr und überhaupt, aber letztendlich kennen wir selbst vor Ort unsere eigenen Pferde eben doch am besten, mit allen ihren Eigenheiten :hug:

Und selbst mit guter Unterstützung durch andere sind wir doch irgendwie immer Ausbilderinnen unserer Pferde, sobald wir täglich mit ihnen umgehen.
LG Tine
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #2 am: 23. Mai 2024, 06:04:12 »
Hallo,

ja, nach Trainersuche und Trainer verwerfen habe ich es irgendwann auch selbst übernommen.

Du wirst Deinem Pferd gerecht werden.
Sabine
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #3 am: 23. Mai 2024, 10:42:36 »
Liest sich wie bei uns vor zwölf Jahren.

Ich wollte eigentlich kein Jungpferd und es schon gar nicht alleine selbst ausbilden.

Aber da auch bei mir die Trainerin nicht passte, stand ich dann doch schneller alleine da, als gedacht.
Übrigens auch mit einer Losreißerin erster Güte.  :P

Ich habe viel gezweifelt, viele Tränen vergossen ... aber wir sind unseren Weg gegangen. Ganz zu Anfang hatte ich noch Unterstützung und wichtigen Input einer Tellington Trainerin, den Rest habe ich alleine gemacht. Über positive Verstärkung.

Und heute habe ich DAS Verlasspferd schlechthin an einer Seite und wir sind ein tolles Team - können jedes Abenteuer gemeinsam meistern. Das hat lange gedauert, weil wir viele Umwege gegangen sind. Aber heute will ich den Weg nicht missen. Ohne ihn wären wir nicht das heutige WIR.

Was ich gemacht habe und immer noch gerne mache: Ich habe viele Kurse als Zuschauerin besucht und mit einfach mitgenommen, was mir als für uns passend erschien. Sei es beim Reiten, beim Umgang ... umgesetzt habe ich es auf unsere Art, positiv verstärkt, mit viel Ruhe und Geduld.

Wir sind noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung, diese wird sicherlich unser Leben lang andauern.

Aber eines will ich Dir mitgeben: Euer Weg ist sicher auch ohne Trainer möglich und kann trotzdem, oder vielleicht gerade dadurch, ein sehr inniger und besonderer werden.  :rotw:



“In the middle of difficulty lies opportunity”
― Albert Einstein
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #4 am: 23. Mai 2024, 16:36:32 »
Ich denke, als Tierbesitzer ist man immer auch Trainer. Bei Fischen und Mäusen vielleicht nicht, aber alles ab Katze / Hund / Pferd durch den täglichen Umgang ganz automatisch. Auch wenn man sich Unterstützung holt in Form eines "lizensierten" Trainers, macht man das meiste ja noch selbst. Außer man gibt das Pferd in Beritt. Die Möglichkeiten heutzutage sind ja glücklicherweise auch sehr vielfältig - Kurse, Unterricht, Online-Coaching, ... was es nicht alles gibt, um als "Trainer" seines Tieres nicht alleine dazustehen. Ich denke, da kann man einiges ausprobieren, wenn man sich das alleine nicht zutraut oder einfach auch nicht alleine arbeiten möchte.

Ich selbst bilde meine Pferde total gerne selbst aus, einfach weil es dann auch in meinem eigenen Tempo passiert und nach meinen Vorstellungen und WÜnschen. Und weil ich einfach soooo viele Dinge schon mit soooo vielen Pferden gemacht hab, dass ich ganz konkrete Ideen und Pläne für die Umsetzung habe, die ich ganz individuell auf meine Pferde anpassen kann. Allerdings möchte ich auch nicht alles alleine machen, sondern werde mir für Dinge, wo mir die wirklich korrekte Ausführung wichtig ist (das ganze Thema Vorbereitung auf's Reiten und das Reiten selbst), jemanden dazuholen, der von außen draufschaut :nick:
Liebe Grüße, vermouth

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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #5 am: 23. Mai 2024, 19:08:47 »
Vielen lieben Dank für eure Antworten.

Es tut gut zu lesen dass es einigen von euch ähnlich ergangen ist  :)

Wie ihr schon schreibt, man ist irgendwie immer Trainer seines Tieres. Sobald man sich mit dem Tier beschäftigt ist man irgendwie auch Trainer.

Beim Pferd kommt halt dann meist noch ein körperlicher Aspekt hinzu, nämlich dann wenn ich es Reiten oder Fahren möchte. Denn ich möchte meinem Tier weder physisch noch psychisch schaden durch meine "Nutzung".
Hier finde ich ist nochmal eine Unterscheidung nötig, bzw. hängt natürlich von der Erfahrung des Besitzers ab. Bin ich in der Lage das Pferd gut auf eine Belastung vorzubereiten? Erkenne ich gesunde und ungesunde Bewegungsabläufe, etc.
Aber das sprengt jetzt natürlich den Rahmen meiner Ursprungsfrage, denn hier gibt es ja so viele Meinungen was richtig oder falsch ist - z.B. nehme man nur mal das Thema Vorwärts-Abwärts, und schon streiten sich sämtliche Fachleute, Reiter, Trainer, etc.

In meinem Fall ist es so, dass ich mich sehr verunsichern hab lassen von diversen Meinungen wie man "dieses Pferd" trainieren soll. Jeder hatte eine andere Idee, aber letztendlich haben ab einem gewissen Punkt alle zum festhalten umgeschwenkt - ganz egal was sie vorher alles erzählt haben.
Ich war, seit ich dieses Pferd habe, auf so vielen Kursen (meist als Zuschauer) wie in meinen ganzen vorherigen Pferdejahren nicht. Ich hab Augen und Ohren offen gehalten, mir alles angesehen was irgendwie machbar war. Habe so viele verschiedene Trainer hier gehabt, dass ich mir schon vorkomme wie ein Trainer-Hopper  :(
Ich glaub für mich persönlich ist es am Schwierigsten mit dieser (neuen) Unsicherheit umzugehen, ein Pferd zu haben dass alles in Frage stellt was man bisher gelernt und gemacht hat, da muss man erst mal einen Weg finden den Mensch und Pferd dann gehen können. Oft mit vielen Umwegen....
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #6 am: 24. Mai 2024, 06:34:11 »
meiner Meinung ist das wichtigste, sich für eine Richtung zu entscheiden und auch sich nicht andauernd rein reden zu lassen von Stallkollegen, die es "besser" wissen.

Gerade, wenn man/frau die ersten Schritte mit positiver Verstärkung macht, kommen ganz viele unqualifizierte Kommentare, die man am besten einfach in ein Ohr rein und ins andere Ohr wieder rauslässt.

Wie gut ist Dein Englisch? Es gibt deutlich mehr qualifizierte Lernmöglichkeiten, gerade für Pferdeausbildung in dieser Sprache.

Alternativ ist der Clickerkurz von Michaela Hempen/Alexandra Kurland auf Deutsch sehr gut, auch wenn Du dafür bezahlen musst. Denn die Struktur und der Aufbau sind logisch und es existiert ein online Supportsystem dahinter.
Sabine
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #7 am: 24. Mai 2024, 22:26:13 »
Dankeschön!  :)

Den Online-Clickerkurs von Michaela Hampen / Alexandra Kurland kenne ich nicht, werde aber gleich mal hier im Forum nachlesen und ggf. googlen, ob das was für mich wäre.

Mein Englisch ist ziemlich eingerostet, ich befürchte nicht gut genug für einen Kurs o.ä.
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #8 am: 25. Mai 2024, 12:35:45 »
da gibt es eine deutsche Version  :nick:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #9 am: 05. Juni 2024, 12:24:47 »
Von der Pferdeflüsterei gibt es auch einen Clickerkurs (Petra Haubner/ Hero Merkel):

https://www.pferdefluesterei.de/clickerformel/

Puristen werden sich vermutlich mit Grausen abwenden, weil die beiden kein Problem mit "Mischen" haben (und auch erklären warum, darin finde ich mich auch wieder), könnte mir aber vorstellen, dass der Kurs ziemlich alltagstauglich ist.
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #10 am: 05. Juni 2024, 20:25:48 »
Danke dir. Hab mir das schon mal kurz angeschaut, klingt für mich ein bißchen oberflächlich.... Hab manchmal dein Eindruck dass Petra selbst noch in der "Findungsphase" ist, dies aber gut vermarkten kann.

Ich hab irgendwie noch nicht kapiert wo die ganzen Unterschiede liegen zwischen den einzelnen Clicker-Fachleuten.  ??? Bei manchen erkennt man es auf dem ersten Blick wenn man sich mal ein Video anschaut, da haperts oft schon an der Futterhöflichkeit des Pferdes. Das kann ich mittlerweile erkennen  :nick:
Aber wenns dann näher ins Detail geht - dann gibts oft viele Fragezeichen in meinem Kopf.

Ich hab mit einer Trainerin von Nina Steigerwald mit Online-Unterricht angefangen, das ist gut, aber es fehlt irgendwie der rote Faden. Und ich merke, dass es oft an mir hapert wie ich meinem Pferd erklären kann was ich von ihm möchte.
Der Kurland-Kurs klingt interessant, ist aber auch viel Geld. Ich hab hier im Forum ein bißchen über sie gelesen, gerade die Matten-Übungen klingen sehr interessant. Gibt es irgendwo im I n t e r n e t Videos die man sich anschauen kann, um mal einen Einblick in die Arbeit zu bekommen?
Wäre schön wenn ich ein bißchen besser einschätzen kann ob das für mich passt, bevor ich den Onlinekurs kaufe. Oder sollte ich mir Buch und DVDs kaufen?

« Letzte Änderung: 05. Juni 2024, 20:33:20 von Maria »
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #11 am: 05. Juni 2024, 20:39:36 »
Ich habe gestern einen großen Teil des Treads "Angstpferde" gelesen. Während dem Lesen hatte ich den Eindruck dass es einigen von euch in der Vergangenheit ähnlich gegangen ist, wie mir aktuell.

Kann es sein dass es beim Clickern lange Zeit dauert bis man als Besitzer seinen Clicker-Weg findet?

Wäre schön wenn ein paar von euch ein bißchen etwas über ihren Weg erzählen könnten. Ich weiß dass es dafür Tagebücher gibt, die sind aber sehr umfangreich. Da sitz ich dann ja Tagelang hier und lese und lese....
Vielleicht hat ja der ein oder andere Lust eine Art Zusammenfassung zu schreiben? Manchmal ist es ja auch schön, mal zurückzublicken  :)

« Letzte Änderung: 05. Juni 2024, 20:41:07 von Maria »
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #12 am: 05. Juni 2024, 21:08:46 »
Das ist eine schöne Idee, da kommt bestimmt ein bisschen was zusammen  :)

Ich denke, es gibt bei den Fachmenschen genauso wie bei den ganz normalen 1-Pferd-Menschen genau so viele Wege und Herangehensweisen wie unterschiedliche Pferde- und Menschentypen.

Manche machen erst eine relativ "strikte" Ausbildung und lernen über die Zeit, dass es doch noch sehr viel mehr unterschiedliche Facetten gibt, andere fangen irgendwie an und sind in ihrem eigenen Thema vielleicht dann sogar schon deutlich spezialisierter als die Profis, aber haben deutliche Wissenslücken in anderen Bereichen... Dann gibt es unterschiedlichen Fokus (Alltag, Reha, "Probleme", Sport usw.) und schon gibt es einfach nicht DEN Weg.

Shotlandpony hat so schön den Begriff "Puristen" genutzt, ein Begriff, der mir öfter begegnet und in meiner Wahrnehmung impliziert, es geben den einen richtigen perfekten Weg und alle Nicht-Puristen weichen davon mehr oder weniger stark ab und sind dann... ja was eigentlich? Hier im Forum finden sich diese Menschen wohl nicht und privat kenne ich sie auch nicht.

Was Kurse etc. betrifft ist wohl die wichtigste Frage, mit welchem Bereich du dich aktuell beschäftigen willst, alle haben ihr Kernthema und ihre Daseinsberechtigung. Aus der Kurlandarbeit habe ich z. B. sehr viel Verständnis für Kleinschrittigkeit und Balance und Körpergefühl mitgenommen. Bei Viviane Theby und den damaligen Top-Trainern ging es sehr viel um Trainingstechnik und - planung und vor allem Dinge auch einfach mal zu machen, von Karolina Westlund habe ich so viel über Emotionen, Stress, Motivation, Kognition etc gelernt, dass in den beiden anderen Ausbildungen maximal ein Randthema ist und und und.

Ich könnte rückblickend nicht sagen, dass ich auf irgendwas davon hätte verzichten können um an dem Punkt zu sein, an dem ich heute bin.

Was mir selbst fehlt ist eine gute Reitausbildung, Sicherheit im Gelände und so, so dass ich mir dort sicher sehr vieles nicht zutraue, was meine Pferde könnten. Da habe ich auf jeden Fall ein Defizit, an dem ich arbeiten mag...
LG Tine
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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #13 am: 05. Juni 2024, 23:14:08 »
Als ich zum Clickern kam, war mir direkt klar, dass ich nicht alles suuuuuper-kleinschrittig über eine lange Zeit hinweg aufbauen kann und vor allem nicht meine Pferde in all zu viele Entscheidungen einbeziehen kann und möchte. Ich forme von Anfang an sehr viel aktiv am Pferd und fordere tatsächlich auch viel - zur Not auch mal über v-. Dabei ist mir aber wichtig, dass V- in einem kleinen, für mich vertretbaren Rahmen bleibt, den ich mir zuvor selbst gesteckt habe. In meinem Alltag mit meinen Pferden gibt es einfach Dinge, die müssen - z.B. bei dem Jungpferd die Vorbereitung auf Tierarztbesuche / Kontrollen / Versorgung und bei den Ponys der Sport wegen Husten / Diät. Gesunderhaltung und Reha steht bei mir über allem, weswegen mir u. A. auch wichtig ist, dass das Training mit dem Pferdekind nun langsam schonend ebenfalls in „mehr Bewegung“ übergeht, um hier hoffentlich vorbeugen zu können, was bei den Ponys nicht mehr rückgängig zu machen ist. Das heißt nun für mich, dass ich das Clickern vor allem dafür nutze, diese Muss-Dinge positiv aufzubauen und / oder angenehmer und verständlicher für die Pferde gestalten zu können.

Im Alltag heißt das z. B., dass die Ponys nun mal traben und galoppieren müssen, ich hierfür an nicht so guten Tagen v+ und v- mische. Sie reagieren sehr prompt auf die Signale und um das zu erhalten, clicke ich das auch immer wieder mal. An nicht so guten Tagen, wenn sie nicht auf die eingeübten Signale reagieren, gibt es im Sinne von v- eine Steigerung des ausgeübten Drucks - wie gesagt, bis zu einer von mir festgelegten Grenze. Sollte mehr nötig sein, muss ich doch abbrechen, aber das kam nicht vor bisher. (Und klar, ich überhöre kein „nein“, sondern passe das Training schon entsprechend der Lautstärke an).

Mir ist auch immer wichtig, dass die Pferde in einer V- Welt ohne mich „funktionieren“ würden. Ich kann von heut auf morgen von der Bildfläche verschwinden und die Tiere müssen trotzdem versorgt werden. Die allermeisten Menschen arbeiten halt mit v- und wenn das Pferd nicht gleich mitmarschiert, bekommt es zur Not eine mit der Gerte (etwas überspitzt, aber gerade erst wieder gesehen). Da find ich es schon gut, wenn meine Pferde Sowas wie ziehen, schieben usw. kennen und wir das sogar noch mit Keksen einstudiert haben. Vor allem, wenn sie dann so reagieren, dass gar keine weitere Steigerung des Drucks notwendig ist.

Ich hab jetzt sehr weit ausgeholt, um zu erklären, warum ich v+ und v- bis zu einem gewissen Teil mische, weil die Gründe dahinter etwas sind, worüber ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht habe (und beim Pferdekind wieder mache).

Was will ich wie erreichen?

Bei welchen Dingen möchte ich es so frei wie möglich / mit so viel Einverständnis vom Pferd wie möglich trainieren? (Bei und alles was Richtung „Tricks“ und „Zirkuslektionen“ geht).

Was MUSS in meinen Augen möglichst schnell funktionieren?
Und wie schnell muss es weshalb funktionieren?
Möchte ich das trotzdem rein mit v+ trainieren oder kann ich v- nutzen?
Bis wohin kann ich v- nutzen, sodass ICH kein schlechtes Gewissen bekomme, dass es nun negative und nicht positive Verstärkung ist?

Usw.

Wenn man sich darüber Gedanken macht und sich das beantwortet, findet man sehr gut seinen Weg. Und dafür muss man vielleicht einfach viele verschiedene Trainer und Mitmenschen kennenlernen und schauen, wie die das so machen. Da bekommt man schnell ein Gefühl von „das möchte ich so!“ und „das will ich aber nicht!“. Und ja, das kann unter Umständen dauern… Aber ich denke, grundsätzlich hat man von Anfang an eine Tendenz und ein Bauchgefühl, mit dem man solche Fragen für sich beantworten und das Training erst mal starten kann… und dann wird man mit der Zeit immer weiter ins Detail gehen.

Ich selbst kann zB mit Kurland und den allermeisten anderen Clickertrainern bisher nichts anfangen und orientiere mich eher viel an nicht-clickernden Trainern, die grundsätzlich gut mit Pferden umgehen (und schaue dann, wie ich meine Methode und deren Methode sinnvoll vereint bekomme). So hatten wir eine Weile eine Trainerin der akademischen Reitkunst da, die selbst gar nicht geclickert hat, aber auch nichts dagegen hatte, mir zu sagen, welche Reaktion/Bewegung einen Click wert wäre.

Wenn ich einen Trainer (zu anderen) sowas sagen höre wie „der hat keinen Respekt vor dir!“ oder ähnliches, dann ist der für mich direkt raus, genau so wie jemand, der meine moppeligen Hustenpferde wochenlang wegen Kleinschrittigkeit nur Schritt gehen lassen würde.
Liebe Grüße, vermouth

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Re: Der Besitzer wird zum Trainer ??
« Antwort #14 am: 06. Juni 2024, 00:20:13 »
Auch bei mir kann ich es nicht an einer "reinen" Lehre festmachen. Es ist eher ein bunter Satz an Werkzeugen, die mich glücklicherweise immer dann gefunden haben, wenn ich bereit war einen weiteren Aspekt ins Training mit einzubauen. Aber von Anfang:


Ich habe schon in meiner Kindheit mit Katzen geclickert, mehr improvisiert als mit Konzept, würde ich im nachhinein sagen  :lol:

Als ich dann bei einer Freundin Mitreiterin wurde, deren Stute ebenfalls einige Tricks übers clickern kennen gelernt hatte, habe ich mich näher damit beschäftigt.

Über Heike hier im Forum bin ich bei Musterübungen zur Balance und Schulung des Körperbewusstseins (für Pferd und Mensch) gelandet. Einige Kurland-Übungen, die auf den diversen Unterseiten des Forums ganz gut beschrieben sind, waren für mich ein guter Einstieg in die clickernde Gymnastizierung.

Mit dem wachsenden Interesse für Medical Training kam ich fast zwangsläufig zu den Büchern und Videos von Nina Steigerwald. Sie hat sehr klare Regeln für ihr Training, die meinem bis dahin doch sehr intuitiven Arbeiten auch beim Trainingsaufbau weitergeholfen haben.

Eine ihrer Schülerinnen, Linda Veltkamp, hat mich einige Zeit später wieder inspiriert nicht zu sehr auf diesen Regeln zu beharren, sondern mehr auf das Pferd und mich zu achten und meinen Gefühlen zu vertrauen.

Zu ungefähr der selben Zeit war ich auf einem unglaublich inspirierenden Vortrag von Rachel Draaisma und Rachel Bedingfield zu Beschwichtigungssignalen und Stress. Dieser Baustein, den Emotionen des Pferdes so viel Raum einzuräumen und sich der Auswirkungen des Miteinanders bewusst zu sein, ist bis heute einer meiner Wichtigsten. Beruhigende Übungen in angespannten Situationen einzubauen oder bei Sorgenfalten sofort eine Pause einzulegen und dann vielleicht mit niedrigeren Anforderungen fortzusetzen - das ist für mich inzwischen selbstverständlich.

Etwas danach muss es gewesen sein, als Heike bei mir das Interesse für Biomechanik geweckt hat. Da ist bei meinem Wissen bestimmt noch viel Luft nach oben (so ein Pferdekörper ist ganz schön komplex  :umfall: ), aber zum Glück gibt es inzwischen doch einige (Online)Kurse für Biomechanik, durch die ich mich so langsam durcharbeite.

Vor wenigen Jahren sind wir als Stallgemeinschaft auf Angelica Hesselius gestoßen, die seither jedes Jahr ein Wochenende bei uns verbringt und mit uns an Gymnastizierung, Balance, Blickschulung und Trainingsplänen im Sinne der akademischen Reitkunst arbeitet (rein über positive Verstärkung).

Zu guter Letzt gab es da auch noch eine Criollodame, die menschliche Berührungen absolut furchtbar fand. Sie hat mir gelehrt, wie machtvoll Kooperationssignale für Pferd UND Mensch sein können. Diese Art des Medical Trainings mag ich seither ganz besonders.


Wie du siehst - alles ein bisschen chaotisch, alles ein bisschen unkoordiniert und planlos   :lol:
Vieles hat mit den eigenen Interessen und Werten zu tun. Ich persönlich versuche nicht einer Lehrerfigur nachzueifern. Ich möchte möglichst viel wissen, um mit dem Pferd, das mir anvertraut wird, bestmöglich zu arbeiten. Wenn dieses Pferd mehr Balance braucht, dann arbeiten wir daran. Wenn es sich nicht berühren lassen möchte, dann üben wir das. Das erfordert Flexibilität und Wissensvielfalt, aber ich mag das  :dops:
Liebe Grüße, Anna
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