Da ich immer wieder Nachrichten und Anfragen zu meinen Reitkonzepten bekomme, möchte ich eines meiner wichtigsten hier vorstellen, Das Zügeltarget.
Vielleicht haben ja einige von Euch z.B. Veni, Skadi oder Skadi Lust auch Eure Erfahrungen beizutragen, damit die Mitleser es sich etwas plastischer vorstellen können? Ich habe mal einige Teile aus meinem Tagebuch hier rüberkopiert (damit es dort nicht untergeht), bzw. etwas ergänzt und wollte nach und nach Details hinzufügen.
Das ZügeltargetZügeltarget ist ein Modell welches ich zwischen 2005 und 2008 ca entwickelt habe. Es entstand hauptsächlich für meine Schüler, um ihnen eine Hilfestellung zu geben, wann beim Reiten geclickt werden kann.
Dabei muss ich erwähnen, dass ich immer wieder vor einem Dilemma stand: Natürlich bin ich Verhaltensbiologin und keine Reitlehrerin, ich bin keine Profi-Reiterin, was man sicher allen Bildern ansehen wird. Ich mache viele eigene Fehler. Dennoch war es praktisch unmöglich, meine Schüler einfach mit dem Reiten allein zu lassen, da der "herkömmliche" Unterricht so gar nicht zu den Clickerprinzipien passte und sie eben mit mir gemeinsam den Clickerweg gehen wollten.
Ausgangspunkt für eine spätere sinnvolle und sanfte Zügelführung ist die freie Dehnungshaltung am komplett hingegebenen Zügel in allen Gangarten. Das Pferd lernt also zunächst die treibenden Hilfen und das Lenken mit dem Sitz, es kann seinen Kopf frei halten und ich erarbeite eine Dehnungshaltung.
Darauf aufbauend stelle ich mir die Zügel als bewegliches Target vor, welches je nach Zügellänge, Sitzhaltung (also Dressursitz oder Entlastungssitz z.B.) und Bewegungsdynamik des Pferdes den Moment des Clicks vorgibt. Nach und nach kann ich die relative Aufrichtung fördern indem ich die Zügellänge, Sitzposition und halt auch Clickpunkt verändere. Ich wechsel also aus einer am Ausbildungsstand des Pferdes orientierten Arbeitshaltung gezielt in die Dehnungshaltung oder aber in die Aufrichtung.
Hilfestellung für den ReiterMeiner Erfahrung nach fällt es vielen Schülern so wesentlich leichter ein Gefühl für den Zusammenhang des eigenen Körpers, der Balance und Hilfengebung und der Bewegung des Pferdes zu bekommen. Sie können sich so an einem ausgewählten Punkt bewusst werden, wie es sich anfühlt wenn das Pferd z.B. den Widerrist anhebt, unter den Schwerpunkt tritt oder sich an den Zügel herandehnt. Daraus ergibt sich dann, wenn ein Grundgefühl hergestellt ist, ein intuitives Gefühl für den minimalen Zügelkontakt und das Wechselspielen zwischen unterschiedlichen Haltungen/Aufrichtungsgraden des Pferdes.
Vereinfacht gesagt geht es darum einen Rahmen sukzessive und systematisch anzubieten, nicht einzufordern um sich bewusst zu werden was passiert wenn das Pferd an den Zügel herantritt. Und das eben gerade nicht nur in Hinblick auf die Zügelführung und Hände, sondern im gesamten Reiter und Pferdekörper. Nach und nach geht es also um Balanceverschiebungen und um Stellen und Biegen als biomechanisches Phänomen - und das eben verknüpft mit dem Gedanken des CT. Es geht auch, wie man z.B. an den Fotos in Dehnungshaltung sieht, um das Öffnen des Genicks ohne das Konzept der meist negativ besetzen Paraden und dieses Öffnen später in die Aufrichtung zu übertragen.
Aktiver SpannungsbogenEs ist ein Gedankenmodell, kein "echtes" Target. Ich stelle mir den jeweils idealen Punkt vor, also den Punkt an dem das Pferd Zügelkontakt sucht, wenn es gemessen am Ausbildungsstadium, Reitersitz, Balance und und und, einen aktiven Spannungsbogen hält. Der Zügel wird auf keinen Fall zum Zusammenstellen benutzt. Es ist eine Möglichkeit dem Pferd und dem Reiter überhaupt bewusst zu machen was im Körper passiert und wie der Zügel wirkt. Daher die Grundvorraussetzung: Am durchhängenden Zügel wie auf den Bildern in jedem Tempo, jeder Gangarten in jede Richtung reiten können, bremsen und anhalten können. Erst dann kommt das Bild des Zügeltargets hinzu, welches sozusagen für mich den Übergang zum "Dressurreiten" darstellt. Aus dem Reiten über den Sitz zum langsamen "Formen" des Pferdes. Es ist mir wichtig deutlich zu machen wann das Pferd an den Zügel herantritt. Herkömmliche Targetarbeit hat ja in der Regel keine Haltungskomponente, deshalb ist diese Technik eher ganzheitlicher.
Langsam in die AnlehnungWenn man den Zügel überhaupt anfassen möchte (wie gesagt, ich arbeite i.d.R. monatelang ohne Zügel/mit so wenig Zügel wie möglich), belege ich ersteinmal jeden Zügelgriff positiv. Nach und nach nehme ich aus der Dehnungshaltung den Zügel milimeterweise auf, ändere meine Sitzhaltung und clicke die Gewichtsverlagerung des Pferdes, sein Aufrichten. Das allerdings nur, wenn es sich nicht hinter dem Zügel verkriecht (was natürlich meist ein Reiterfehler ist), noch am Zügel zieht. Viel wichtiger als das Kürzen des Zügels ist in dieser Phase das nach wenigen Augenblicken wieder in die Dehnungshaltung entlassen und das Folgen in die freie Dehnungshaltung zu clicken. Und sich dabei eben gerade möglichst nicht zu sehr auf den Zügel zu konzentrieren, sondern auf den eigenen Popo
Aus der aktiven Dehnungshaltung am hingegebenen Zügel[
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in die Dressurhaltung [
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und zurück[
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