Apportieren ist eine Verhaltenskette.
Sie besteht aus (Das kann natürlich noch in beliebig viele kleinere Schritte unterteilt werden.):
1) zum Gegenstand hingehen
2) Gegenstand aufheben
3) mit dem Gegenstand zum Mensch gehen
4) Gegenstand in die Hand des Menschen geben
Verhaltensketten baut man rückwärts bzw. von hinten auf, d. h. nicht in der Reihenfolge 1, 2, 3, 4 sondern in der Reihenfolge 4, 3, 2, 1. Wenn man 4 geübt hat, dass es gut klappt, fängt man an, die Verhaltenskette aufzubauen. Man fragt 3 (was vorher auch einzeln geübt wurde) ab, gibt anstelle des Clicks das Signal für 4 und clickt und belohnt die Ausführung von 4.
Dadurch, dass 4 mit positiver Verstärkung trainiert wurde und so hoch bestärkt wurde, dass Pferd es supertoll findet, ist schon allein das Signal (= die Erlaubnis) 4 ausführen zu dürfen, eine Belohnung dafür, dass es 3 gemacht hat. Konkretes Beispiel: Wenn mein Pferd einen Gegenstand im Maul hat und losmarschiert, gebe ich das Signal "gib es mir in die Hand (= Hand ausstrecken)". C/B gibt es, wenn ich den Gegenstand in der Hand habe.
Wenn die Kombination von 3 und 4 gut klappt, baue ich zuerst noch 2 und dann auch 1 davor ein.
Wie Tine schon geschrieben hat, ist das Signal (= Erlaubnis), ein sehr beliebtes Verhalten auszuführen (in Tines Beispiel das Antraben) eine Verstärkung für das zuvor ausgeführte Verhalten. Das heißt in diesem Fall, dass Pferd immer lieber ruhig stehen wird, weil anschließend ja die tolle Sache Antraben folgt. So kann man Verhaltensketten für sich sinnvoll anwenden. Man kann aber unabsichtlich Verhaltensketten installieren, die nicht besonders sinnvoll sind. Wird man einem Pferd, das scharrt, ein Signal für Zurückgehen geben, und Zurückgehen ist ein hoch verstärktes Verhalten, wird Pferd immer mehr scharren, um das Signal für das tolle Zurückgehen zu bekommen. Gibt man einem Pferd, dass einem die Taschen durchsucht, das Signal für schon ausgiebig geübtes und verstärktes Kopf abwenden, verstärkt man damit das Taschen durchsuchen und hat eine ungünstige Verhaltenskette kreiert.
Ein menschliches Bespiel für den Aufbau von hinten ist das Auswendiglernen. Wenn man ein Gedicht anfängt zu lernen, fängt man ja meistens vorne an. Dann sagt man 50 Mal die erste Strophe auf, kommt langsam weiter zu Strophe 2 und 3 und weil man bei Strophe 4 immer wieder hängen bleibt, muss man wieder von vorne anfangen. Fängt man allerdings von hinten an, das Gedicht zu lernen, also zuerst Strophe 4, dann 3, dann 2, dann 1, hat man das schwierige immer vorne und kommt dann weiter nach hinten zum Bekannten, wo man sich entspannen kann, weil das schon gut sitzt.