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Allgemeine Pferdethemen => Mein Pferd ist krank => Thema gestartet von: SaBo am 17. Februar 2025, 11:57:16

Titel: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: SaBo am 17. Februar 2025, 11:57:16
Ich würde hier ganz gern mal meine Gedanken loswerden - so als ein bisschen "geschützter Raum" des Forums, weil ich noch gar nicht weiß, ob meine Gedanken nicht völlig absurd sind.

Ich hab mich folgendes gefragt: Seit ich mein Pony habe, ist er in der Tendenz schon immer sehr schreckhaft gewesen und alles was neu ist, bringt ihn teilweise massiv aus dem Konzept. Wir haben viel probiert, verschiedene Methoden und Trainer ausprobiert, das Thema wurde insgesamt etwas besser, aber bricht immer wieder aus.

Dann kommen Symptome dazu, die es früher in der Form zwar nicht so gab, aber mit immer mehr auffallen:


Jedenfalls kenne ich so grob unsere Themen und gerade die Angst/Schreckhaftigkeit ist eines, das uns schon immer begleitet. Ich versuche hier, nachdem es eigentlich gut 1,5 Jahre wirklich extrem gut war und jetzt wieder Richtung extrem schlecht geht, mehr Richtung Tellington Jones zu gehen und hab mich schon über Kopfbandagen informiert.

Jedenfalls bin ich eines Morgens aufgewacht und hab mich gefragt: Was ist, wenn diese ganzen Punkte nicht lauter Einzelpunkte sind, an denen wir arbeiten, sondern es einfach eine gemeinsame Ursache hat: MIM?

Ich hatte das bislang für mich eigentlich ausgeschlossen, kenne sehr viele Pferde, die positiv getestet sind und hatte nie das Gefühl, ich müsste das bei meinem Pferd auch testen. Aber könnte es einen Versuch wert sein oder ist das etwas überzogen?

Was meint ihr?

EDIT: Dank Futterberatung hab ich eine zeitlang relativ viel Protein gefüttert, hab das aber in den letzten Monaten vernachlässigt, weil ich keine neue Heuanalyse hatte und gehört habe, dass das Heu deutlich proteinhaltiger ist. Das heißt, er hat seit gut 4 oder vielleicht 5 Monaten kein zusätzliches Protein erhalten, neben Aminosäuren (die ich aber bislang immer paralle gefüttert hatte).
Ich schreibe es hier nur, weil MIM-Pferde meines Wissens sehr Proteinhaltig gefüttert werden sollen und seine Symptome seit eben ein paar Monaten immer stärker werden
Titel: Re: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: JeyChey am 18. Februar 2025, 03:02:57
Ich hatte ja ein betroffenes Pony… aber ehrlich? Die Symptome die er hatte, wurden dadurch halt verstärkt. Die Ursache war vermutlich eher seine Halswirbelsäule die Zubildungen und Engstellen hatte. Das war laut TA auch der Grund für den Abbau am Schluss.
Da er eh schon Mühe hatte mit der Muskulatur, gaben ihm die zusätzlichen Schmerzen den Rest. 
Ich halte wenig davon, sehr viel Protein zu füttern. Alles was rein geht, muss auch wieder raus. Das ist anstrengend für den Körper.
Besonders, wenn es unbegründet ist.
Hat er Muskulär abgebaut? Dann langsam steigernd einschleichen, bis sich Wirkung zeigt. Positiv? Gut, Menge reicht also. Zumindest vorerst. Negativ? Dann bitte weniger geben.

Ein sicheres Ergebnis gibt nur der Gentest. Der kostet immerhin nur noch die Hälfte von dem, was ich damals für drei Ponys je bezahlt hab…

Wir haben in der offiziellen FB Gruppe übrigens fast keine Fjordis. Ich bin mir unsicher, ob es überhaupt einen positiv getesteten gab.

Schreckhaftigkeit kann von allerlei Mängeln oder Überflüssen kommen.
Zu viel und zu wenig Vitamin E, Magnesium, Calcium, Mangan,…
Es kann auch einfach der Charakter sein. Manchen Lebewesen ist die Umwelt egaler, als anderen.

Ich habe übrigens zwei Verdachtsfälle hier (gehabt), die fast alle Symptome zeigten. Beide negativ. Die Symptomliste ist aber auch so wahllos und allumfassend. Das kann von schlechter Laune bis Hirntumor echt alles sein. Bei einer Bekannten hatte das Pferd einen Bruch am Hüfthöcker. Als der Verheilte, war das (positiv getestete) Pferd wieder „normal“.
Bitte, verlass dich da nicht drauf.

Ich hab damals Jolly getestet, weil symptomatisch (war negativ). Dann Fjöll, weil ich es da einfach ausgeschlossen haben wollte (n/n). Heldi kam dran, weil er nicht als einziger ungetestet bleiben sollte. Die Symptome waren ja schon durch Röntgenbilder begründet. Tja. War positiv. N/P3
Da hab ich begonnen hinzuschauen und  die Symptomliste abgearbeitet.

Welche Symptome sind aufgetreten? J=ja für Heldi
J#  Aggression
J# dunkler oder blutiger Harn
J# Depression
J# Sägebockhaltung
J# Probleme im Galopp
# Kolik oder Reheartige Symptome
J# Probleme in der Anlehnung
J# Probleme in der Koordination (inc. Wobbler Syndrom, Ataxie)
J# Belastungsintoleranz
J# Kälteempfindlichkeit (Benötigt das Pferd intensiveres Eindecken als die anderen Pferde im Stall)
J# Lahmheit (oft ungeklärt trotz TÄ Abklärung)
J# Lethargie (inc. Faul oder müde wirkend, mangelnder Vorwärtsdrang unter dem Reiter)
J# Lokaler Muskelschwund, Dellen
# generalsisierter Muskelschwund (Oberlinie!)
J# Spasmen, Faszikulieren
J# Sattelzwang bzw. Unwilligkeit beim Aufsatteln
(J)# Probleme mit der Atmung (incl. husten, schwere Atmung, Atemgeräusch)
J# Überempfindlichkeit
# Gewichtsverlagerung von einem Fuß auf den anderen
# Bergziegenhaltung
J# Steifheit
J# Stampfen mit den Hinterbeinen
J# Probleme beim Schmied
J# Schwitzen (bei geringer Arbeitsbelastung)
J# Anspannung (in den Muskeln)
J# Stolpern
# Kreuzverschlag
J# Schwäche
Titel: Re: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: Friedalita am 18. Februar 2025, 09:20:44
Die Symptome, die du beschreibst könnten verschiedene Urachen haben, unter anderem auch auf ein Problem mit dem Magen hinweisen. Wurde in die Richtung schonmal geschaut? Ansonsten ist das schwierig über Ferndiagnose einzuschätzen, dass soll nur ein Gedankenanstoß sein.
Titel: Re: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: SaBo am 18. Februar 2025, 09:48:20
Danke für eure Antworten.

Ich bin ja selbst noch nicht wirklich davon überzeugt, dass da was dran sein könnte. Es waren nur mal Gedanken, ob alles eine Ursache haben könnte, oder eher nicht. Im Prinzip kenne ich ja bei jedem Punkt eine mögliche Ursache, die wir auch jedes für sich eben angehen. Aber da wir teilweise so starke Schritte vor- und wieder zurück machen (was ja vielleicht auch irgendwo normal ist), kam der Gedanke eben auf.

An Magen hatte ich grundsätzlich schonmal gedacht, aber alle typischen Magensymptome, die ich online gefunden habe, treffen auf ihn nicht zu. Ich denke, ich beobachte einfach weiter.
Titel: Re: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: mochuisle am 18. Februar 2025, 10:01:51
Als Tierärztin kann ich dir von dem Test auf "MIM" nur ganz stark abraten. Bei der Erkrankung handelt es sich um eine Erfindung der Industrie. Kein seriöser Wissenschaftler unterstützt den Gentest. Das Thema ist seit Jahren immer wieder auf Fortbildungen im Fokus und es ist einfach so, dass der "MIM"-Test nicht nur nicht validiert ist, seine Aussagekraft ist mittlerweile sogar wissenschaftlich widerlegt. Es gibt kein "MIM", da gibt es schon lang nichts mehr dran zu rütteln. Da verdient einfach nur eine Industrie hinter gut Geld damit, aber kein Pferd der Welt hat etwas davon. Klar gibt es verschiedene Genvarianten - das ist ganz normal und hat erst einmal überhaupt keinen Krankheitswert. Auch die Beispiele des Labors, dass bestimmten Mutationen bei Menschen oder Zebrafischen (!!! ich komme auf diesen Vergleich jedes Mal wieder nicht klar) zu einer Krankheitsausprägung führen, sagt absolut gar nichts darüber aus, ob das bei einer anderen Spezies auch so ist. Hätte ein Mensch die Genallele eines Pferdemagens, wäre er nicht lebensfähig. Hätte ein Pferd den Calciumstoffwechsel eines Fischs, wäre es mausetot. Man kann Krankheiten und ihre Ursachen zwischen Tierarten in der Form einfach nicht vergleichen. Deshalb gibt es ja auch die Trennung in Human- und Tiermediziner und Fachtierärzte für Kleintiere, Rinder, Pferde etc.

Was es gibt, das ist PSSM2 und darunter fallen vermutlich mehrere Erkrankungen. Sie ähneln PSSM1, daher die Zusammenfassung unter PSSM2. Hier gibt es aber noch keine Gentests, lediglich bei einer Unterform kommt man langsam auf eine Spur, mit was man es zu tun hat (MFM), ein Test ist hier aber leider auch noch nicht da. Bisher kann man nur eine Muskelbiopsie machen, zu der aber auch eher nicht geraten wird, da man von dem Ergebnis letztlich wenig hat. Das Management eines PSSM-Pferdes schadet auch keinem gesunden Pferd, inkludiert in seriösen Empfehlungen aber auch keinen krassen Eiweißexzess in der Fütterung. Etwas Eiweiß wird da nur zugelegt, wenn die Pferde Muskulatur stark abbauen, obwohl der Bedarf rechnerisch gedeckt ist. Diese Pferde sehen aber wirklich schlimm aus und wir sprechen auch nicht von vierfacher Deckung oder so, wie es in den wilden "MIM-Empfehlungen" teils kursiert. Ob Eiweißexzesse dauerhaft Leber oder Nieren schädigen können, ist bisher nicht bekannt - bei einem Pflanzenfresser, der auf eiweißarme Kost ausgelegt ist, aber durchaus denkbar. Was ein Eiweißexzess auf jeden Fall macht: Er belastet die Umwelt. Insofern würde ich immer zur Heuanalyse raten oder einfach rechnerisch knapp das "Worst Case" Defizit auf Grundlage der Durchschnittswerte im Grundfutter ergänzen, wenn eine Heuanalyse keine Option ist.

Das, was du bei Gabor beobachtest, kann viele Ursachen haben und an eine Muskelstoffwechselerkrankung würde ich da erst mal gar nicht denken. Pferde mit PSSM2 fallen zwar nicht immer mit kreuzverschlagähnlichen Symptomen auf, aber man erkennt verdächtige Kandidaten mit etwas Erfahrung im Normalfall doch ganz gut. Und selbst da ist es so, dass viele der Verdächtigen am Ende einfach ein orthopädisches Problem haben.

Möglicherweise auffällig an der Beschreibung von Gabor finde ich lediglich das zunehmende Stolpern bei vermehrter Belastung und der teilweise Unwille vorwärts zu gehen. Da würde ich aber auch zuerst an eine orthopädische Ursache denken. Stolpern ist z.B. eher kein Anzeichen für ein muskuläres Problem.

Dass Pferde im Winter schreckhafter sind würde ich als pferdetypisch sehen bzw. es ist eine Typ-/Charaktersache. Meist kommt ja noch die mangelnde Auslastung im Winter dazu. Auch dass ein Pferd bei nasskaltem Wetter empfindlicher im Rücken ist, finde ich erst einmal völlig normal. Auch da ist es Typsache, wie sehr - wie beim Menschen auch.

Von modernen Warmblütern sind wir es gewohnt, dass sie den Galopp bei Ermüdung einer Hand einfach problemlos wechseln. Ich kenne aber tatsächlich kaum ein Robustpferd, das ohne Training Wechsel durchspringen kann. Eigentlich alle Robustpferde, die ich kenne, springen bei Ermüdung in den Kreuzgalopp um - und die allermeisten halten im Galopp nicht lange durch, da sie meist einfach recht untrainiert sind und das auch nicht ihr starke Gangart ist. Dabei würde ich mir also auch gar nichts denken.

Wenn du das Gefühl hast, dass Gabor eine Schmerzthematik hat, dann würde ich da eher in Sachen orthopädische Diagnostik gehen. Da es sehr unspezifisch ist, wäre vermutlich eine Szintigraphie erst mal das Diagnostiktool, das am ehesten etwas Brauchbares ergibt. Da muss man halt abwägen, ob die Belastung für das Pferd und die Finanzen da tatsächlich an diesem Punkt gerechtfertigt sind oder man nicht erst mal "wait and see" anwendet, da Gabor ja in seinem Alltag der Beschreibung nach nicht zu leiden scheint.
Titel: Re: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: SaBo am 18. Februar 2025, 13:54:41
Oh, interessant, dass du das sagst. Mir war das bisher gar nicht bewusst. Es klingt immer so, als wäre das jetzt einfach eine neue wissenschaftliche Erkenntnis... und weil ich mich nie näher damit beschäftigt hab, bin ich auch erstmal davon ausgegangen, dass man einen solchen Test ohnehin bei einem Tierarzt macht. Aber demnach nicht..?

Danke für deine Sichtweise, die hilft mir auf jeden Fall nochmal mehr, das Gesamtbild zu betrachten.  :dops:
Titel: Re: Könnten das Symptome für MIM sein?
Beitrag von: JeyChey am 18. Februar 2025, 16:51:06
Der Test wird gemacht, in dem du Haare mit Wurzeln zupfst und einsendest. Das Labor prüft die DNA und sagt dann „Treffer“ oder eben nicht.

Ich bin den nach meinen Erfahrungen nicht so strikt abgeneigt, wie es mochuisle ist.
Einfach, weil tatsächlich betroffene Pferde in meinem Umfeld trotz komplett anderer Rasse und Haltung vergleichbare Züge / Symptome wie mein Fellmonster zeigten.
Interessanterweise auch Pferde mit der gleichen Veränderung = gleiche Symptome wie meiner.
Aber auf die Haltung etc hat es keinen Einfluss. Da bin ich bei mochuisle.