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Allgemeine Pferdethemen => Andere Arbeitsweisen => Thema gestartet von: Malika am 26. Juni 2011, 11:24:30

Titel: Akademische Reitkunst
Beitrag von: Malika am 26. Juni 2011, 11:24:30
Hallo,

ich hätte da mal gern ein Problem  ;)  und bräuchte ein wenig Input dazu :bittebitte:

Malika ist ja nun 3 und ich würde - sobald die Maul- und Zahngeschichte ausgestanden ist - gerne mit der Handarbeit anfangen, zur Vorbereitung aufs Anreiten nächstes Jahr.
Malika ist in ihrer Art nicht immer ganz einfach, sehr... selbstbewusst (was andere als "Dominanz" bezeichnen und ausmerzen wollen *schüttel* ich nicht, sie soll bleiben, wie sie ist) und lässt sich nicht leicht zu etwas bewegen, sie muss da schon eine Absicht/Sinn/Eintrag für sich dahinter sehen. Vermutlich ist sie auch so, weil ich das "zugelassen" habe :nixweiss: So würde sie sich wohl eher "totprügeln"  (keine Angst, wir haben's noch nicht probiert  :P) lassen, als auf Gertensignal hin zu weichen, wenn sie das nicht will.
Damit kommen viele nicht klar/sind überfordert (inkl. mir) und ich habe die Befürchtung, dass das unsere RL-Suche schwierig macht... Das nur so als Nebengeschichte.

Nun habe ich mich nach RL umgeschaut, die nach klassischen Grundsätzen arbeiten (mir erscheint das das sinnvollste für mich und Malika, fragt mich nicht warum, ist eher ein Bauchgefühl :nixweiss: Ich erhoffe mir einfach, dass nicht -wie so oft gesehen- nach Schema F gearbeitet wird, sondern an dem, was vorliegt, weiter gearbeitet wird...)

Beim Surfen bin ich dann auf einige BB-Schülerinnen hier in der Gegend gestoßen und neugierig geworden.
Auf den Videos, die ich von diesen Reiterinnen gesehen habe, sind die Pferde fast ausschließlich in hoher Aufrichtung geritten, zeigen einen passageartigen Trab, machen Vorübungen/Ansätze zu Levaden. Es hat mich etwas stutzig gemacht, weil ich gar nicht einordnen konnte, auf welcher Stufe der Ausbildung sie sich gerade befinden  ???

Was steht hinter dieser Philosophie?
Wie ist diese "Reitlehre" aufgebaut? Nach welchen Prinzipien wird gearbeitet?

Ich bin da wirklich noch ganz unbefleckt :rotw:, habe auch noch nicht viel im Internet gelesen. Mir ist auch klar, dass man meine Fragen vermutlich nicht in 3 Sätzen beantworten kann. Ich würde einfach gerne ein bisschen sammeln und einen informativen Erfahrungsaustausch (was findet ihr positiv, was kritisch?) starten. Vielleicht hat er ein oder andere ja auch noch eine konkretere Frage dazu.

Neugierige Grüße  ;)
Isabell

Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Phanja am 26. Juni 2011, 12:18:46
Ich finde, das hier ist eine recht gute Zusammenfassung der Akademischen Reitkunst: http://knighthoodoftheacademicartofriding.eu/branderup/academic-art-of-riding/ (http://knighthoodoftheacademicartofriding.eu/branderup/academic-art-of-riding/)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Malika am 26. Juni 2011, 13:41:09
Danke für den Link!  :keks:

Aber das, was da beschrieben wird... Haben das nicht mehr oder weniger alle "klassischen Richtungen" gemein? Was ist das Unterscheidende bei BB? Nur, dass er "Wappenträger" und "Ritter" ausbildet (überspitzt formuliert  ;))?
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Mannimen am 27. Juni 2011, 07:11:23
Hallo Isabell,

sicherlich gibt es viele Gemeinsamkeiten aber auch große Unterschiede. Da ich im Englischen nicht so gut bin, kann ich zum Inhalt dieses Links nichts sagen aber zu deiner Frage schon.

Für mich besteht der wesentliche Unterschied darin, ob ein Pferd über den Rücken geht. Was wir im Breitensport bei der englischen Reiterei sehr häufig beobachten können, sind die sogenannten "Schenkelgänger" und der "Rückengänger" bleibt meist eine Wunschvorstellung.

Aber auch in der klassischen Ausbildung nach den Grundsätzen der alten Meister sind häufig im Rücken verspannte Pferde zu sehen. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass sie zu früh aufgerichtet werden, bevor sie den Reiter überhaupt richtig tragen können.

BB beginnt bei der Bodenarbeit gleich mit Biegungen und macht den Rücken dadurch sehr beweglich. Ein so biegsames Pferd geht ganz anders als eines, welches von Anfang an gerade gerichtet wurde. Es nimmt auch viel früher Last mit der Hinterhand auf, während die anderen Tiere ewig auf der Vorhand gehen. Allerdings verleitet das natürlich zur Versammlung und Aufrichtung, die dann meist viel zu früh kommt.

Auch wird grundsätzlich immer viel zu früh vom Sattel aus weiter gearbeitet. Das sollte meiner Ansicht nach erst geschehen, wenn die Grundausbildung am Boden soweit fortgeschritten ist, dass der Rücken tatsächlich schon getragen wird, ganz besonders bei schweren Reitern (mir an die eigene Nase fass).

Sehr bedauerlich finde ich in diesem Zusammenhang immer wieder Videos, die beweisen, wie schnell all dies gehen kann. Eines wurde selbst bei La-sell eingestellt, wo gezeigt wird, wie ein Haffi bereits nach 14 Tagen schon Kruppe herein geht. Derartige Beispiele verleiten meiner Ansicht nach nur dazu sich viel zu wenig Zeit bei der Ausbildung zu nehmen. Aber die Menschen sind halt so und wollen sich und der Welt immer etwas beweisen. Man sollte sich davon jedoch nicht täuschen lassen.

LG Manfred
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Muriel am 27. Juni 2011, 08:01:07
Soweit ich das verstanden habe wird bei  BB eben von Anfang an sehr viel in Seitengängen gearbeitet.
Was den Rücken angeht, sehe ich eigentlich aber nur sehr selten Pferde, die den Rücken auch oben haben und von hinten her aufrichten. Er ist wohl sehr biegsam, schwingt aber irgendwie immer eher von oben nach unten wie ein Sprungtuch, nicht wie eine Feder.
Das ist mein Hauptkritikpunkt und ich sehe auch bei den von BB selbst gearbeiten Pferden keinen besser arbeitenden Rücken.
auf dem Kurs bei Hanna Engström hat sie immer auf das "weiche" Hinterbein hingewiesen und ich konnte mir in etwa vorstellen, welche Bewegungsqualität sie meint. Wenn man das nun zu sehr focussiert, verstehe ich warum diese Art von Rückentätigkeit bei herauskommt.

Was mir gut gefallen hat war die Bedeutung des Sitzes und das alle, die länger so reiten, auch viel ohne Gebisseinwirkung reiten, allerdings wird auch oft zu schnell mit der Kandare gearbeitet, um den Hals aufzurichten.
So bekomme ich im Gesamten ein Pferd, was zwar sehr weich in allen Anforderungen ist, aber eben ohne Spannungsbogen.

Die Wahrheit liegt für mich inzwischen irgendwo dazwischen.
Allerdings muss man das natürlich für sich selbst herausfinden, und die auf dem Kurs gezeigten Pferde liefen in ihren Möglichkeiten sehr schön.
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Phanja am 27. Juni 2011, 08:39:09
Soweit ich das verstanden habe wird bei  BB eben von Anfang an sehr viel in Seitengängen gearbeitet.

Ja - das liegt daran, dass man diese in der Akademischen Reitkunst dazu verwendet, das Pferd geradezurichten. Mit dem Erlernen der Seitengänge befähigt man sich und das Pferd, sowohl die Schultern als auch die Hinterbeine zu platzieren. Dabei sollen die Hinterbeine unter den Schwerpunkt greifen, um den Schultern Freiheit zu verschaffen.
Beispiel: Fällt der äußere Hinterfuß aus und nimmt keine Last auf, korrigiert man kruppehereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter nach außen oder man platziert die Hinterhand bzw. das äußere Hinterbein weiter innen)
Fällt andersrum der innere Hinterfuß aus und greift am Schwerpunkt vorbei (=keine Lastaufnahme) korrigiert man schulterhereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter innen oder die Hinterhand weiter draußen)

Ich finde es übrigens schwierig, im Bereich Akademische Reitkunst so pauschale Aussagen zu treffen. Es hängt sehr viel vom jeweiligen Ausbilder ab. Einige haben sich auf bestimmte Themen spezalisiert (z.B. konzentriert sich Hanna Engström sehr auf das Thema Sitz).

Mir persönlich gefällt an BB bzw. der Akademischen Reitkunst sehr, dass sich einem mit der Zeit wirklich alles bis ins kleinste Detail logisch erschließt. Wo andere "Methoden" oder "Systeme" Fragen offen lassen, findet man hier wirklich sehr genaue Erklärungen. Das setzt aber auch voraus, dass man bereit ist, sich wirklich weiterzuentwickeln - sonst wird man eher das Gefühl von bömischen Dörfern bekommen.
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Malika am 27. Juni 2011, 09:06:53
 :dops: Danke für eure Infos und Berichte!  :keks:
Finde ich interessant, da weiß ich dann schon, auf was ich achten muss  :cheer:
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Muriel am 27. Juni 2011, 10:10:38
Ja - das liegt daran, dass man diese in der Akademischen Reitkunst dazu verwendet, das Pferd geradezurichten. Mit dem Erlernen der Seitengänge befähigt man sich und das Pferd, sowohl die Schultern als auch die Hinterbeine zu platzieren. Dabei sollen die Hinterbeine unter den Schwerpunkt greifen, um den Schultern Freiheit zu verschaffen.
Beispiel: Fällt der äußere Hinterfuß aus und nimmt keine Last auf, korrigiert man kruppehereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter nach außen oder man platziert die Hinterhand bzw. das äußere Hinterbein weiter innen)
Fällt andersrum der innere Hinterfuß aus und greift am Schwerpunkt vorbei (=keine Lastaufnahme) korrigiert man schulterhereinmäßig (entweder man platziert die Schulter weiter innen oder die Hinterhand weiter draußen)
ja stimmt, das fand ich auch spannend beim Kurs, weil ich vorher nicht so dezidiert auf die Balance der einzelnen Beine geachtet habe bzw diese Möglichkeit mir nicht so stark bewusst war.

Zitat
Das setzt aber auch voraus, dass man bereit ist, sich wirklich weiterzuentwickeln - sonst wird man eher das Gefühl von bömischen Dörfern bekommen.
das ist aber doch immer der Fall, sobald man beginnt sich tiefer mit der "Reitkunst" zu beschäftigen  :cheese:
Erst denkt man man weiss nix, dann merkt man dass man etwas versteht und denkt man weiss jetzt alles, dann merkt man dass man gerade nur die Tür einen Spaltbreit geöffnet hat und dann fängt man erst an vorsichtige Schritte zu gehen und merkt, wie groß das Land ist was dahinter liegt....  :nick:
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Phanja am 27. Juni 2011, 10:18:24
Erst denkt man man weiss nix, dann merkt man dass man etwas versteht und denkt man weiss jetzt alles, dann merkt man dass man gerade nur die Tür einen Spaltbreit geöffnet hat und dann fängt man erst an vorsichtige Schritte zu gehen und merkt, wie groß das Land ist was dahinter liegt....

Genau - ich finde es einfach faszinierend, wie detailliert man gaaaaanz kleine, einzelne Bereiche betrachten kann und wie man dadurch nach und nach merkt, wie diese vielen, vielen Kleinigkeiten alle miteinander zusammenhängen und das große Ganze ergeben  :rotw:


@Malika
Im Zweifelsfall würd ichs einfach mit der Trainerin mal ausprobieren und mich bei der Entscheidungsfindung dann aufs Bauchgefühl verlassen
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Anke am 27. Juni 2011, 10:21:44
Kreuzgurtung: hinterer Riemen vom Sattel in vordere Schnalle vom Gurt und vorderer Gurt in hintere Schnalle
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Mannimen am 27. Juni 2011, 12:17:29
Ja, so pauschal kann man da auch keine allumfassende Aussage machen. Es wird ja z. B. auch gerne angeführt, dass die klassische Reitweuse eher etwas für barocke (kurzrückige und breite) Pferde sei, weil sich die langen und dünnen damit sehr viel schwerer tun. Sie können sich nicht so gut aufrichten und die Hinterbeine unter den Schwerpunkt bringen.

Klar muss ein dünnes Pferd seine Füße sehr viel präziser setzen um nicht an dem Schwerpunkt vorbei zu treten und ein langes Pferd auch den Rücken stärker aufwölben, um weiter untertreten zu können. Aber unmöglich ist das noch lange nicht.
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: strizi am 27. Juni 2011, 12:28:19
also, mein überbreites tinkerlein wird auch nach der klassischen reitweise gearbeitet (wie alle andern auch bei mir). und, dieses pferd so durch zu arbeiten, dass es dann zuverlässig übern rücken geht, und das auch in den lektionen dann behalten kann, bzw. auch in aufrichtung - das ist eine lebensaufgabe........ das bewußte setzen und platzieren der hinterbeine ist EIN kriterium in dem prozess.

(grade aktuell am we wieder eingebläut bekommen)

1) zugang zum genick, darüber bekommt man 2) rücken und hinterbeine und das 3) kriterium ist dann die geraderichtung.

wenn man das hat und halten kann, DANN gehts weiter.

um das zu erreichen, sind einem  stellung, biegung, hals-fallen-lassen, sh, konter-sh, renvers und travers und auch travesalen von großem nutzen...... natürlich in allen gangarten  :cheese:
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Muriel am 27. Juni 2011, 12:39:10
Zitat
1) zugang zum genick, darüber bekommt man 2) rücken und hinterbeine und das 3) kriterium ist dann die geraderichtung.
jepp, und wenn man alle Dinge beisammen hat fühlt es sich dann auch gleich richtig an.
Und das ist das, was ich bei PK - und A. Kurland auch gelernt habe - erst vorne die Widerstände beseitigen ("Zugang zum Genick"), dann den Rücken locker halten und dann kann die Hinterhand arbeiten und in der Geraderichtung dann wirklich von hinten nach vorne effektiv sein.

Wenn man diese Prinzipien hat, ist die Reitweise letztendlich wurscht.
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: cinnamon am 27. Juni 2011, 13:10:11

Für mich besteht der wesentliche Unterschied darin, ob ein Pferd über den Rücken geht. Was wir im Breitensport bei der englischen Reiterei sehr häufig beobachten können, sind die sogenannten "Schenkelgänger" und der "Rückengänger" bleibt meist eine Wunschvorstellung.
bitteschön:
http://www.nixberg.at/uni/pim/module/bilder/farbpalette.jpg
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: strizi am 27. Juni 2011, 13:31:04
jepp, und wenn man alle Dinge beisammen hat fühlt es sich dann auch gleich richtig an.
Und das ist das, was ich bei PK - und A. Kurland auch gelernt habe - erst vorne die Widerstände beseitigen ("Zugang zum Genick"), dann den Rücken locker halten und dann kann die Hinterhand arbeiten und in der Geraderichtung dann wirklich von hinten nach vorne effektiv sein.

Wenn man diese Prinzipien hat, ist die Reitweise letztendlich wurscht.
jup, weil eigentlich ist der klassische fn-ausspruch: reite dein pferd vorwärts und richte es gerade auch nix anderes............ nur a bissi mehr erklärung bringt der klassisch-klassische zugang
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Mannimen am 27. Juni 2011, 14:31:22
Die Farbpalette habe ich jetzt zwar nicht verstanden aber, dass dies eine Lebensaufgabe ist, kann ich bestätigen. Oftmals wird sie auch nicht erreicht. Und die Widerstände im Genick beseitigen ist das allererste, womit BB bei seinem Formen im Stehen beginnt. Auch der Longenkurs setzt genau dort an mit seinem FIS. Insofern liegt hier wohl ein ganz wesentlicher Schlüssel. 8)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: cännsi am 27. Juni 2011, 16:16:00
Die Farbpalette habe ich jetzt zwar nicht verstanden

gemeint ist, dass praxisbeispiele durchaus bunter sein können, net nur schwarz/weiß ;)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Mannimen am 27. Juni 2011, 16:46:42
Aha, ok! :)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Mannimen am 08. August 2011, 12:40:56
So,

habe hier auch mal wieder etwas Neues beizutragen. Wir haben endlich bei der Bodenarbeit einen sauberen Ansatz zum Kruppeherrein hinbekommen.  :cheese:

Geholfen hat mir dabei ein Zugabevideo bei B.B. im Onlinelkurs, wo er einer Schülerin genau diesen Weg erklärt hat. Offenbar hängen an dieser Stelle viele Leute mit ihren Hoppels fest.

Aber als der Groschen dann bei Antares gefallen ist, hat er gleich gemeint, ach so meinst Du dass, ist doch kein Problem!  :click:

Unsere Trainerin sieht die viele Biegerei bei uns ja nicht so gerne und möchte Antares mehr gerade gehen sehen. Da stehen wir noch in einem Disput zueinander.

Na wie dem auch sei, im nächsten Schritt kommt dann noch das gebogene Geradeaus und die Aktivierung der Hinterhand bevor es zur Handarbeit mit mehr Anlehnung geht. Dann habe ich das erste Kapitel endlich abgeschlossen und kann darauf aufbauen.

Puh, das war echt eine zähe Geburt :umfall:
Manfred
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 81 am 02. August 2013, 07:57:55
Ich würde das Thema gern noch mal hoch holen und fragen, ob sich von Euch jemand schon mal die Online-Kurse bestellt hat?

Momentan scheint es zwei zu geben, einmal einen Bodenarbeits- und Longenkurs sowie einen 12 monatigen Online-Reitkurs.
Bin da zufällig gestern drüber gestolpert und habe mir eine kostenlose Bodenarbeitsfolge zukommen lassen und angesehen.
Im Ansatz finde ich einige Aspekte interessant und überlege nun, ob es sich lohnt diese Kurse zukaufen?  :juck:
Mir gehts dabei vorranig um Input
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Goldfisch am 02. August 2013, 08:36:11
Hi Avalon,

ich habe mir 2012 das Komplettpaket gegönnt also Part 1 Bodenarbeit, Part 2 Handarbeit und
Part 3 Arbeit an der Longe. Aber ich bin ggf. ein klitzekleines bisschen voreingenommen, da mir
die Arbeit von BB bis auf wenige Aspekte sehr gut gefällt. Ich mag halt seine ruhige und beachte
Art und seine Versuche individuelle Problemlösungen zu finden (in seinen Kursen).

Ich habe für mich und meine Arbeit mit meinen und fremden Ponys sehr viel aus den 3 Parts
herausgezogen. V.a. die theoretischen Grundlagen, den Text basierten Teil des Kurses
finde ich didaktisch sehr gut aufbereitet. Die einzelnen "Lektionen" werden aufgeschlüsselt und
wie ich finde sehr verständlich in Text, Bild und Filmsequenzen aufgearbeitet.

Liebe Grüße
Goldfisch (Steffi)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Friesen Traum am 02. August 2013, 11:20:34
Hallo,

also er lohnt sich auf alle Fälle die DVDs von BB anzusehen.
Habe auch die Bodenarbeit und Handarbeit und es ist wirklich sehr interessant.
Roy und ich arbeiten jetzt seit ca. einem Jahr nach der Methode (mit Trainerin)
und sind sehr zufrieden.  :nick:
Auch sehr empfehlenswert is das Buch "Finger in der Wunde" von Dr. Gerd Herschmann.  :thup:
Habe Anfang Juli einen 2 tägigen Kurs bei ihm besucht und es war sehr interessant und lehrreich.
Ein toller Satz von ihm war: "Das Absenken des Kopfes ist ein Abfallprodukt der Hinterhand".
Hr. Heuschmann trifft sich auch einmal im Jahr BB für ein Brainstorming und gegenseiten Austausch.  :)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Mannimen am 03. August 2013, 12:34:12
Ich würde das Thema gern noch mal hoch holen und fragen, ob sich von Euch jemand schon mal die Online-Kurse bestellt hat?

 :ichich: und ich finde, dass sie das Geld alle male wert sind. Zwar ist das nicht vergleichbar mit einem echten Kurs aber dafür sehr viel günstiger und jeder zeit aufrufbar. Der Zugang erfolgt über die Seite von Marc Buttkereit, der noch weitere sehr interessante Onlinekurse im Angebot hat. :thup:
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Phanja am 03. August 2013, 15:17:24
Wobei es die aktuelleren Kurse nur im Bent Branderup Shop gibt. Ich finde, die sind insgesamt nochmal besser was Aufbau, Tonqualität, usw. angeht.
Die Videos von Marc Lubetzki sind halt doch schon wieder einige Jahre alt und auch BB entwickelt sich ständig weiter.
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 81 am 05. August 2013, 07:50:48
Vielen Dank für Eure Antworten  :keks:
Ich denke, ich werde mir die Kurse nach und nach zulegen und bin schon gespannt darauf.
Mir geht es vornehmlich um Input und neue Denkanstöße, davon kann man ja nie genug haben  ;)
Titel: Re:Akademische Reitkunst
Beitrag von: Goldfisch am 05. August 2013, 10:10:01
Ich denke einen Mangel an Input wirst du nicht missen.
Wenn du magst kannst du ja Bescheid geben, ob sie dir
gefallen, oder nicht.

Liebe Grüße
Goldfischli
Titel: Re: Akademische Reitkunst
Beitrag von: Maja am 27. August 2025, 09:05:43
Hallo, gibt es die Möglichkeit die Akademische Reitkunst und dem Clicker zu kombinieren? Gibt es vielleicht jemanden, der das schon macht? Ich clicker mein Pferd seit kurzem und habe schon vorher begonnen vom Boden aus akademisch zu arbeiten. An sich finde ich die AR schon gut und würde das gerne weiter machen. Ich möchte das erstmal verstehen, um es dann ggf. irgendwann durch den Clicker zu erarbeiten. Aber so weit bin ich ja noch nicht. Was wäre da möglich. Das ich erstmal nur bestimmte Dinge erarbeite mit dem Clicker und das „Akademische“ komplett und klar trenne. Gibt es hier jemanden, der das auch kombiniert. Sorry, stehe ja erst ganz am Anfang und überlege, wie ich es machen kann.
Titel: Re: Akademische Reitkunst
Beitrag von: AngelaZ. am 27. August 2025, 13:55:56
Ich denke für dich wäre "Mach  mich stark" von Dana Rindermann was bzw. auch zu finden unter Okapi-Training. Dort sehe ich ganz klar die Verbindung von akademischer Reitkunst und Clickertraining.
Titel: Re: Akademische Reitkunst
Beitrag von: mochuisle am 28. August 2025, 11:15:03
Hi Maja,

gehen tut das an sich auf jeden Fall. Letztlich lässt sich jedes Verhalten, das man trainieren möchte, mit Clickertraining trainieren.
In der Praxis ist es oft nicht ganz so einfach, da in der akademischen Reitweise zwar auch recht kleinschrittig gearbeitet wird, man Verhalten mit positiver Verstärkung aber mit anderen Ansätzen erarbeitet. Und mit Clickertraining ist ja im Normalfall die Erarbeitung mit positiver Verstärkung gemeint.

Ich denke das Erarbeiten mit positiver Verstärkung gelingt nur dann gut, wenn jemand schon viel Erfahrung mit dieser Art von Training hat. In der Umstellungsphase wird es eher schwierig, da man sich auch als Mensch ganz anders verhalten muss, als man es "klassisch" gelernt hat. Da wird man eher auf ein Mischen von positiver und negativer Verstärkung kommen, was klappen kann, aber auch Risiken birgt.

Mein Tipp wäre daher, erst einmal beides zu trennen. Du kannst Einheiten machen, in denen du Clickertraining ganz gezielt auch für dich als Menschen übst. Da gibt es viele Übungen, zu denen man auch z.B. auf Youtube Anleitungen findet, die einem die prinzipiellen Konzepte gut beibringen.

Gleichzeitig kannst du deine Einheiten der Bodenarbeit wie gewohnt beibehalten und dabei deinen Fokus etwas darauf legen, dass du beobachtest, wie du eigentlich gerade die Dinge erarbeitest und ob es technisch sauber ist - weil das sollte auch das klassische Training mit negativer Verstärkung sein. Also da kannst du dir Fragen stellen wie: Was ist eigentlich gerade mein Ziel und welche Reaktion meines Pferdes verstärke ich aktuell auf dem Weg dahin? Lasse ich den Druck wirklich sofort nach, wenn das Pferd reagiert? Wie weit muss ich Druck eskalieren, damit ich eine Reaktion erhalte? Werde ich unbemerkt grob, wenn meine Hilfen nicht direkt umgesetzt werden?

mMn hilft es sehr, das erst mal wertfrei so zweigleisig zu machen. Quasi eine Bestandsaufnahme: Wie gut habe ich bisher eig. mit negativer Verstärkung gearbeitet und wo stehe ich beim Training mit positiver Verstärkung? Und dann kannst du dir im zweiten Schritt auch Ziele setzen, wie du dich als Trainer in den "akademischen Einheiten" verbessern kannst: Bin ich wirklich "still" solange mein Pferd das gewünschte Verhalten zeigt? Gibt es vielleicht einen noch kleineren Schritt, mit dem ich anfangen kann, damit ich möglichst wenig Druck/Kraft brauche, um ein neues Verhalten zu bekommen?

Denn je besser du in beiden Welten bist, desto leichter fällt es dir am Ende, klassisches Training so gut es geht im Quadranten der positiven Verstärkung umzusetzen. Man arbeitet hierbei ja mit körperlichen Signalen/Hilfen und da schwebt man immer an der Grenze, wenn man das mit Futter kombiniert und weiß letztlich nie so genau, ob das Pferd das gerade als positive oder negative Verstärkung empfindet. Wenn man wirklich gut ist, schafft man es, dass die Lernhistorie für das Pferd irgendwann insgesamt als positive Verstärkung empfunden wird. Aber ich würde z.B. von mir selbst nicht behaupten, dass ich unbedingt die Skills dazu habe und ich übe das Clickern schon viele Jahre. Es wird aber leider immer etwas schwer, wenn man mit dem "alten" klassisch gelernten Weg der Hilfengebung arbeiten möchte, da man als Mensch einfach gelernt hat Druck zu eskalieren, wenn etwas nicht klappt (und das kann sehr subtil sein) und auch die Pferde ja eine Lernhistorie haben und die meisten Reiterhilfen mit Druck gelernt haben.

Dieses "Schweben" zwischen Druck und positiver Verstärkung ist eines der Hauptthemen beim Training nach Alexandra Kurland, die auch viel an der Gymnastizierung der Pferde arbeitet :) Da gibt es auch einen sehr anschaulichen Online-Kurs (englisch und deutsch verfügbar) und Grundlagenübungen, die die eigenen Fähigkeiten sehr kleinschrittig verbessern. Wenn dein Englisch gut ist, kannst du auch den Podcast "Equiosity" hören, da gibt es auch Folgen zu dem Thema, wie man (nicht eskalierenden) Druck in die Arbeit mit positiver Verstärkung einbinden kann und welche Abstufungen es da quasi gibt.

Ich hoffe, das ist verständlich und hilft dir ein bisschen bei deiner Frage weiter :)
Titel: Re: Akademische Reitkunst
Beitrag von: Maja am 28. August 2025, 12:25:31
Wow! Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Tatsächlich nehme ich da schon viel mit. Ich werde es erstmal strickt trennen. Ich denke auch, dass ich beide Welten erstmal „gut“ kennen muss, um da wirklich mit Verstand ranzugehen und auf lange Sicht Übungen zu ersetzen. Bis dahin mal genau darauf zu achten und mich selber zu Schulen, wo ich gerade Druck gebe und wieviel finde ich auch gut. Mich da selber quasi hingehend zu sensibilisieren. Den Kurland Kurs habe ich tatsächlich schon vor Jahren gekauft und werde den jetzt mal aufnehmen und parallel schauen, was ich für mich umsetzen kann. Früher war ich so „ganz oder garnicht“ und habe dann nicht mit dem Clickern weitergemacht. Aber jetzt denke ich, ist es ein Anfang zunächst mal strickt zu trennen und es so meinem Pferd und mir leichter zu machen. Vielen Dank nochmal!
Titel: Re: Akademische Reitkunst
Beitrag von: mochuisle am 28. August 2025, 13:32:45
So ungefähr ist mein Werdegang mit dem Clickern auch  :cheese:
Ich bin quasi von der klassischen Arbeit über den Longenkurs zur Futterbelohnung gekommen, wollte dann beim Clickern "all in" gehen, das hat nicht geklappt und ich bin nach viel Frust zu normalem Training mit etwas Futterlob zurückgegangen - da war ich dann aber durch das Erlernte viel besser und effektiver drin als vor dem Clickertraining. Zwischendurch habe ich manchmal die Grundlagenübungen von Kurland als eigenstehende Einheiten eingebaut.
Mittlerweile bin ich ruhig und ausgeglichen genug, um wirklich erwartungsfrei mit den Pferden zu arbeiten und seither versuche ich, auf Druckeskalation im Training wirklich zu verzichten und wieder den Shift hin zur positiven Verstärkung zu finden. Aber ohne diesen Druck von früher, dass es alles ohne negative Verstärkung klappen muss. Stattdessen achte ich auf die Stressanzeichen meiner Pferde und pausiere, wenn ich merke, dass sie sich in einer Übung unwohl fühlen oder sie nicht verstehen. Dann gehe ich einfach mind. einen großen Schritt zurück und für uns funktioniert das sehr gut - ich kann am Ende aber nicht sagen, ob es sich für meine Pferde mehr nach negativer oder positiver Verstärkung anfühlt. Sie sind aber viel fröhlicher und stressfreier dabei als früher - auch als in der reinen Clickerzeit, da ich scheinbar auch hier durch den Anspruch, dass es unbedingt druckfrei sein muss, zum Stressor wurde. Es erfordert halt schon einfach auch viel Können das gut umzusetzen, das ich damals nicht hatte bzw. habe.
Titel: Re: Akademische Reitkunst
Beitrag von: Maja am 29. August 2025, 09:07:05
Es ist ja auch schade, komplett mit dem Clickern aufzuhören, weil der eigene Anspruch zu hoch ist. Heutzutage bin ich da nicht mehr so perfektionistisch. Wäre doch schön, so wieder den Einstieg zu finden. Und dann nach und nach weiter umzusetzen. Ich denke auch, dass sonst schnell Frust aufkommt. Danke für deinen Austausch.