Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Clickertraining allgemein => Thema gestartet von: Kati+Sunny am 22. Juni 2011, 11:39:28

Titel: Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Kati+Sunny am 22. Juni 2011, 11:39:28
Hallo,

ich hab mich jetzt durch fast alle Beiträge gelesen bzw. habe sie überflogen.
Aber so richtig was gefunden hab ich nicht, was mir meine Frage beantworten oder meine Bedenken nehmen könnte.

Wie in meiner Vorstellung bereits geschrieben, bin ich absoluter Clicker-Neuling und möchte das Clickertraining mit meinem 8 jährigen, sehr verfressenen und wenns ums Futter geht sehr rüpeligen Wallach beginnen. Erste Versuche dafür gab im Winter schon mal, die gingen aber in die Hose. Danach wurde nur über Stimme bzw. Lobwort+ B belohnt und gelobt. Leider hat er da kaum Manieren und ich fürchte um meine Finger. Seit ich generell Handschuhe trage und auch mal einen unsanften Haps von ihm aushalten kann und nicht gleich vor Schmerz zusammen sacke (so ein kompletter Finger im Pferdemaul macht sich gar nicht gut und schon gar nicht, wenn Pferd den nicht wieder hergeben mag *aua*), geht das manchmal schon ganz gut. Allerdings sind seine Schnappattacken noch sehr viel häufiger als sein gesittetes ruhiges Leckerchen nehmen.
Das soll dann also unser erste Übungsprojekt in Sachen Clicker sein. Höflichkeit!!! *jawoll*

Nun schwirren mir aber ein paar Fragen im Kopf rum.
Sunny steht in einem kleinen privaten Stall. Nachts Box und tagsüber Koppel bzw. Weide. Da der Weg vom Stall zur Koppel von den Pferden nicht allein gelaufen wird, werden jeden Morgen und jeden Abend die Pferde aus bzw. in die Box geführt. Und das nicht immer von mir und wenn nicht von mir, dann nicht immer von der gleichen Person. Das heißt hier beschäftigen sich mehrere Menschen mit meinem Dicken. Diese Gegebenheit haben wir öfter mal.  Seis weil der TA  kommen muß, ich aber nicht rechtzeitig im Stall bin, oder der Satteler, Schmied oder sonstwer sind gerade da und es bietet sich an Sunny in meiner Abwesenheit dort mit behandeln oder begucken zu lassen. Leider gibt es noch viele Situationen, die manchmal gut klappen und manchmal eben nicht. Und genau da müsste ja dann verstärkt mit C+B belohnt werden. Das würde nun aber voraussetzen, dass alle Menschen die mit ihm zutun haben, die gleichen Methoden anwenden. Und das funktioniert eben nicht.

Nun meine Frage: Macht denn dann das Clickertraining überhaupt Sinn? Ich kann von meiner SB (gleichzeitig RL) nicht erwarten, dass sie den Clicker immer mit sich rumschleppt und alle Kommandos lernt die Sunny kennt und mit ihm genau danach arbeitet. Zumal dann evt. jeder Pferdebesitzer auf die Idee kommt. Dann hat sie 9 Clickern am Hosenbund und nen A5-Heftchen in der Hosentasche, wo zu jedem Pferd die entsprechenden Kommandos drin stehen. Sie füttert bzw. belohnt nur auf Küsschen-Geräusch. Also wieder ne ganz andere Konditionierung.

Was tue ich jetzt? Trotzdem das Clickern anfangen und bestimmte Kommandos bei ihm installieren?

Ich hoffe ihr könnt mir helfen!!!
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 55 am 22. Juni 2011, 11:44:48
Ein Pferd das geclickert wird muss ja nicht immer geclickert werden, es "überlebt" es auch wenn es "normal" behandelt wird. Ein Problem wäre warscheinlich ein komplett anderer (negativer) Umgang.

So wie sich das liest geht es da eh nur um Führen und so "kleine Dinge"? Da ist es denk ich kein Problem..
Sicher, wenn alle die mit Sunny umgehen die richtigen Sachen clickern würdet ihr warscheinlich noch größere
Fortschritte machen, aber ich glaub nicht dass das "Nicht-clickern" irgendwas kaputt macht.
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Muriel am 22. Juni 2011, 11:46:45
Ja, es macht auf jeden Fall Sinn. Die Pferde können das schon sehr gut unterscheiden wie sich Menschen verhalten und was bei welchem Menschen zu erwarten ist.
Könnte man sich vorstellen als ob das Pferd verschiedene Fremdsprachen lernt. Mit dem einen spricht es halt französisch und dem anderen nur englisch.
Insgesamt wird das Pferd aber vom Clickertraining profitieren, denn es ist zwar einerseits Kommunikationsform, aber eben auch Training.

in dem Sinne:
Säe einen Gedanken und du erntest eine Tat.
Säe eine Tat und Du erntest eine Gewohnheit
Säe eine Gewohnheit und Du erntest einen Charakter.

Das ist ein uralter Spruch, der einfach zu 100% auf das Clickertraining zutrifft. Wenn wir mit CT an der Erziehung des Pferdes arbeiten, wird es aufmerksamer auf das was der Mensch will und wird sich insgesamt weniger rüpelhaft verhalten (jetzt mal über eine längere Zeit betrachtet).
Es lernt ja durch das CT etwas, und das soll ja auch nicht bis ans Lebensende mit C+B bestärkt werden, weil es einfach nicht mehr nötig sein wird.
lg heike


ps:
Zitat
ich hab mich jetzt durch fast alle Beiträge gelesen bzw. habe sie überflogen
:o  :augenreib: :resp:

schreib mal noch zwei Beiträge, dann bekommst Du noch mehr zum Lesen  8)
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Anajo am 22. Juni 2011, 11:48:17
Ne Frage die ich mir auch gestellt habe und mit folgender Antwort für mich beantwortet habe;

was unterscheidet Klickertraining von anderen Trainingsmethoden?
macht es dann nicht auch keinen Sinn nach nh, be strikt, Bea,... zu arbeiten?

Pferde sind viel schlauer als wir denken und finden sich allgemein ganz gut zurecht in unserer "jeder hat eine andere Art mit Pferden zu kommunizieren" Welt.
Manche tuns halt weniger und werden dann manchmal zu "Problempferden"

Ich klicker seit kurzem bei meinen Kurs alle Pferde- obwohl viele Teilnehmer gaaanz anders arbeiten- alle Pferde zeigen gegenüber meiner früheren Kursteilnehmern einen höheren Kurslernerfolg- trotz "2sprachiger" Einheit :rotw:
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Sisu am 22. Juni 2011, 11:56:00
Ich schließ mich der Allgemeinheit an!

Meine RB wird von Besi, SBs und Miteinstellern auch "ganz normal" behandelt, nur ich clickere mit ihm. Ihm machts so scheinbar nicht viel aus, von Besi und Co krieg ich sogar viel positives Feedback (er ist so aufmerksam, wirkt ausgeglichener, etc.) :cheer:
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Kati+Sunny am 22. Juni 2011, 12:01:13
Oki, mein Pferd wird dann also multilingual erzogen. Da bin ich ja neidisch, ich hab mit Fremdsprachen nie was am Hut gehabt. :roll:

Ich hatte halt nur Bedenken, dass er dann durcheinander kommt, schneller vergisst oder gar sauer wird, wenn von den anderen halt nicht der Click kommt

Dass Sunny zwischen den verschiedenen Menschen gut differenzieren kann ist mir schon aufgefallen, nur hatte ich Zweifel ob er das auch bei der Belohnung kann. Er soll ja irgendwann bei JEDEM das leckerlie gesittet verspeisen.  :cheer:


Zitat
schreib mal noch zwei Beiträge, dann bekommst Du noch mehr zum Lesen 

Wie bitte? Noch mehr????? :o
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: noothe am 22. Juni 2011, 12:10:56
Ich finde auch, dass das kein Problem darstellt. Ganz im Gegenteil, ich freue mich auch immer mal Chance im Umgang mit anderen 'Nicht-clickernden' Menschen zu beobachten. Generell kommt jeder gut mit ihr auf seine Art klar, egal ob es jetzt Tellington, Parelli, oder einfach nur Menschen sind, denen sie auf der Koppel nicht auf die Pelle rücken soll.

Was mir generell aufgefallen ist, ist dass sie alle als aufmerksames, neugieriges und höfliches Pferd loben, und das ist in meinen Augen ein Erfolg vom Clickertraining. Weil sie gelernt hat, dass Zusammenarbeit mit Menschen Spaß macht  :cheer:

z.B. bestärke ich heute noch das Hufe geben, weil es ihr am Anfang so unheimlich schwer gefallen ist. Erfolg ist, dass sie z.B. beim Schmied keinen Stress mehr hat, weil sie weiß er will NUR an die Hufe. Da brauch ich dann auch nebenbei nicht mehr clickern, denn sie kann es ja. Oder Kopf-berühren: klar, nur ich clicker das explizit mit ihr. Seitdem fällt es ihr aber viel leichter sich auch von anderen am Kopf berühren zu lassen, auch wenn es dafür nichts gibt.

Ansonsten wenn du dir wirklich Sorgen wegen dem Umgang mit anderen machst -> installier eine Bettelübung die niemanden bedrängt (z.B. Kopfabwenden), darauf wird er zurückgreifen wenn ihm nichts anderes einfällt, alle findens süß, und keiner läuft Gefahr seine Finger zu verlieren  :cheese:
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 160 am 22. Juni 2011, 12:13:21
Du kannst ganz sicher sein, dass er das unterscheiden kann.
Mein Phönix wird auch nur von mir "geclickt"
Unter dem Gesichtspunkt, dass er ja nun ein Problempferd ist bzw. bald eines WAR ( :cheese: ), müsste sich das ja grade bei ihm schwierig gestalten.
Aber das ist es nicht.
Seine Hauptschwierigkeit, das Führen, habe ich ganz kleinschrittig mit dem Clicker erarbeitet,
aber meine SB profitiert davon.
Sie clickt nicht, aber auch von ihr lässt er sich seitdem problemlos Führen.  :)
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Muriel am 22. Juni 2011, 12:14:55
Wie bitte? Noch mehr????? :o
:cheese: :cheese:
nun noch einen....  :dops:
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Kati+Sunny am 22. Juni 2011, 12:18:59
Erstmal vielen dank für die vielen antworten.  :keks:

@ Tine: ich belohne auch viele Sachen die er eigentlich gut kann. Bei uns war es ja auch das hufegeben. Resultat ist nun, dass er mir manchmal die Hufen regelrecht in die Hände schmeißt, weil er auf leckerchen wartet, was es nach allen 4 Hufen gibt. :roll: Im Stall ist man da geteilter Meinung. Einige finden es gut, bei denen hab ich den Namen kekskati weg und die anderen meinen ich vertrile zu viele leckerlies. Nur finde ich, dass es besonders Sunny schneller begreiflich macht was gut war, wenn er hinterher sein leckerchen bekommt.

Na dann hoffe ich mal, dass der Clicker heut in der Poet liegt und wir dann bald loslegen können. :cheer:
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 208 am 22. Juni 2011, 12:48:58
Hallo Sunny! ;) (Bist schon die, die ich mein, oder? Herzlich willkommen an dieser Stelle  :cheese:)

Paula kommt auch gut zurecht, selbst ich clicke nicht immer und überall.

Es gibt Dinge, an denen gibt es nichts zu rütteln, sprich Führen beispielsweise.
Wenn sie da aufmuckt, kommt der kreiselnde Strick zum Einsatz. Das passiert 3x im Jahr und ich finde es völlig vertretbar, in diesem Fall 'hart' durchzugreifen und nicht drauf zu warten, ob sie grade Lust auf Kekse hat. Provokant formuliert.

Außerdem glaube ich, sehen die ganz genau, wann der Keksbeutel aktiv ist und wann nicht. Zumindest stutzt sie manchmal, wenn C kommt und dann sogar B folgt, obwohl ich keinen Bauchbeutel um hab und sie damit nicht gerechnet hat!  :cheese:
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: noothe am 22. Juni 2011, 13:16:33
@ Tine: ich belohne auch viele Sachen die er eigentlich gut kann. Bei uns war es ja auch das hufegeben. Resultat ist nun, dass er mir manchmal die Hufen regelrecht in die Hände schmeißt, weil er auf leckerchen wartet, was es nach allen 4 Hufen gibt. :roll: Im Stall ist man da geteilter Meinung. Einige finden es gut, bei denen hab ich den Namen kekskati weg und die anderen meinen ich vertrile zu viele leckerlies. Nur finde ich, dass es besonders Sunny schneller begreiflich macht was gut war, wenn er hinterher sein leckerchen bekommt.

Deswegen eine Bettelübung (hochverstärkte Übung) bei der er niemandem auf die Nerven gehen kann  :omm: Wenn er jetzt zuverlässig Hufe gibt, dann kannst du Huf absetzen auf Kommando üben, und dann variabel mal das eine und mal das andere belohnen, dann kann er das nichtmehr so vorher berechnen.

Bei mir finden auch alle, dass ich zuviel Leckerli verteile und sind dann furchtbar beleidigt wenn sie meinem Pferd ein Leckerchen geben wollen, und ich das genau in dem Moment für wahnsinnig unpassend halte  :pueh: Daher die einfache Regel -> mein Pferd bekommt von niemand Leckerchen, außer von mir. Und dann kann es den anderen vollkommen egal sein, wann ich wieviel Kekse verteile, weil das nur mich und mein Pferd was angeht.

Aber tröste dich, das hat auch ne Weile gedauert sich da ein dickes Fell zuzulegen. Und mein Erfolg gibt mir ja recht  ;)
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 43 am 22. Juni 2011, 13:47:04
Huhu!
Das geht auf jeden Fall.
Du kannst dir auch vorstellen, dass das CT eigentlich nur eine andere Art ist einem Lebewesen etwas beizubringen.

Man/Tier kann auf unterschiedliche Arten lernen.
Wenn es in dem Moment, in dem es etwas "richtig" macht das Markergeräusch *click* hört und eine Belohnung bekommt, dann wird es ihm leichter fallen zu begreifen, was du für das "richtige" Verhalten hältst, wird finden, dass sich das Verhalten lohnt und wird es von selbst nochmal neu anbieten/machen. Du überlegst Dir also was du trainieren möchtest, zerlegst das in kleine Schrittchen, markierst mit dem Click, wenn "Es" passiert, belohnst mit Futter und bekommst ein hochmotiviertes Tier  :cheese:

Wenn man ohne Clicker was beibringen möchte, fällt halt schnell die sekundengenaue Markierung des richtigen Moments weg und die Motivation des Trainees wird wahrscheinlich auch nicht so hoch sein, weil ja die Belohung wegfällt.

Die in seinem bisherigen Leben ohne CT erlernten Dinge wird das Pferd aber deshalb nicht verlernen, wenn sie weiter abgerufen werden im Alltag.

Das ist ein sehr guter Tipp von Tine, dass NUR du ihm Leckerlies/möhrchen geben solltest und nicht die anderen Menschen, die mit ihm zu tun haben. Du kannst dann auf Füttertechnik achten (rückwärts füttern, evtl. Kopf am Anfang am Halfter festhalten, große Stücke nehmen, bei denen es ihm leichter fällt sie mit den Lippen zu spüren, Pferde-Zen mit Futter usw) und niemand anderes bringt euch dann das neu aufkeimende Höflichkeitsverhalten wieder durcheinander.

Es macht übrigens bei gut sitzenden Übungen durchaus Sinn dann auch zur variablen Bestärkung überzugehen.
Dabei weiß das Pferd dann nie im Vorraus, ob es heute fürs (zB) HUfegeben was bekommt oder nicht. Dadurch strengt es sich mal vorsichtshalber an, lernt aber auch gleichzeitig mit kleinsten Mengen "Frust" umzugehen, weil nicht jedesmal berechenbar das Futter fließt.
Man kann dabei zB nur dann C/B geben wenn das Hufegeben besonders! toll/ruhig/lang/leicht war und dadruch peu a peu die Qualität noch steigern oder auch einfach nur unberechenbar macnhmal CB geben und manchmal nicht.

Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Sisu am 19. Juni 2012, 09:39:00
Ich hol mal diesen doch schon etwas älteren Beitrag wieder hoch :cheer:

Ich bin nämlich zur Zeit so am Nachgrübeln, warum Filipp hin und wieder so total in sich gekehrt ist und überhaupt nicht aus sich rauskommt und dann wieder Tage-/Wochenlang total motiviert, kreativ und extrovertiert ist.

Meine Vermutung müsste ich noch überprüfen (gut, dass ich fleißig Tagebuch führe :cheese:), deshalb nur die allgemeine Frage...

Vorweg: ich mein hier nicht den SB, der sich ab und zu mal ein paar Minuten mit dem Pferd beschäftigt (was bei uns am Stall eh nicht der Fall wäre), sondern zwei Bezugspersonen, die sich intensiver mit dem Pferd beschäftigen.
Kann es das Pferd vielleicht doch (extrem) Verunsichern, wenn es von der einen Bezugsperson geclickert wird, von der anderen aber "konventionell" gearbeitet wird?
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Mannimen am 19. Juni 2012, 11:31:01
Hallo Sarah,

Deine Frage würde ich mal mit einem klaren Ja beantworten, selbst wenn ich schon mehrfach die Erfahrung gemacht habe, dass die Pferde sehr genau unterscheiden können wer was und wie von ihnen verlangt. Insofern stellen sie dich eigentlich immer auf die jeweilige Bezugsperson ein, die gerade mit ihnen was macht.

Dennoch entgeht ihnen der Unterschied zwischen den jeweiligen Umgangsformen nicht und sie entwickeln entsprechende Verhaltensmuster. Das kann dann schon mal zwischen Begeisterung und Ablehnung hin und her schwanken.

Hinzu kommt dann auch noch die jeweilige Tagesform und die aktuelle Stimmung.

Durch das CT lernen die Pferde ja sich aktiver zu beteiligen und genau das kann bei der konventionellen Umgangsform durchaus unerwünscht sein bzw. auch falsch von dem Menschen interpretiert werden. Womöglich nimmt der konventionelle Mensch an, dass Pferd hätte ihn nicht richtig verstanden. Dabei wollte es nur einen anderer Vorschlag anbieten oder so ähnlich.

Ich habe es daher aufgegeben, Pferden etwas von einem Mitspracherecht zu erzählen, wenn sie das sonst nicht haben können oder das zu Missverständnissen führt. So werden sie nur verwirrt und da halte ich es für besser die jeweiligen Gewohnheiten nur dann zu ändern, wenn auch die noch am Oferd beteiligten Menschen da mitziehen.

Einzige Ausnahme, die ich machen muss, ist der Umgang mit dem Stallpersonal, denn die kann ich in einem Pensionstall einfah nicht ändern aber die arbeiten auch nicht mit meinem Pferd. Da reicht es eigentlich schon, wenn beim Führen etc. unterschiedliche Meinungen aufkommen. Mehr Verwirrungen kann ich da echt nicht gebrauchen.
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: verena am 19. Juni 2012, 11:52:41
Deine Frage würde ich mal mit einem klaren Ja beantworten, selbst wenn ich schon mehrfach die Erfahrung gemacht habe, dass die Pferde sehr genau unterscheiden können wer was und wie von ihnen verlangt. Insofern stellen sie dich eigentlich immer auf die jeweilige Bezugsperson ein, die gerade mit ihnen was macht.
:nick: dem kann ich nur zustimmen! Ich hatte einmal ein Pferd, das bei einer (konventionellen) Trainerin in Beritt war und ich durfte mit ihm clickern. Ich habe mit Basisdingen wie Targeting, Höflichkeit etc angefangen. Dieses Pferd konnte haargenau unterscheiden, wer auf die Koppel zu ihm kam. Bin ich gekommen, ist es mir mit gespitzten Ohren entgegengetrabt. Ist die Trainerin gekommen, die halt konventionell gearbeitet hat, ist es weggelaufen. Ich habe nach kurzer Zeit aufgehört mit diesem Pferd weiterzuarbeiten, weil das nicht gutgegangen wäre in der Zukunft.
Ich sehe es insofern auch als problematisch 'konventionell' (was auch immer das genau bedeuten mag) mit clickertraining zu mischen, weil wie Manfred oben schon geschrieben hat, das Pferd verwirrt wird. Einmal darf es kreativ sein, dann wieder wird es dafür zurechtgewiesen. Ich weiß nicht, ob wirklich alle Pferde es sofort und gut unterscheiden können, wer denn da kommt und wie es nun zu reagieren hat.  Es besteht auch  die Gefahr, daß sich poisoned cues ausbilden, Signale, die das Pferd konventionell als negativ erlebt, auch wenn dann der andere das Signal mittels C/T positiv besetzt, wird das Pferd immer das negative Gefühl im Hinterkopf haben und in dieser Situation möglicherweise nur mäßig zu motivieren sein.
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Sisu am 19. Juni 2012, 12:17:02
Danke für eure Antworten!

Ich ärgere mich grad so ein bisschen, dass ich darüber nicht schon viel früher nachgedacht habe, und jetzt mitten in dieser Situation stecke (und das arme Pferd da mit reingezogen hab)...

Ich sehe es insofern auch als problematisch 'konventionell' (was auch immer das genau bedeuten mag) mit clickertraining zu mischen, weil wie Manfred oben schon geschrieben hat, das Pferd verwirrt wird. Einmal darf es kreativ sein, dann wieder wird es dafür zurechtgewiesen. Ich weiß nicht, ob wirklich alle Pferde es sofort und gut unterscheiden können, wer denn da kommt und wie es nun zu reagieren hat. 
Konventionell ist in unserem Fall halt nicht NH/Parelli und nicht Clickertraining. Also das, was wohl die Mehrheit als "normalen Umgang" bezeichnen würde - also eine Mischung aus positiver und negativer Verstärkung.
Diese Verwirrtheit ist mir eben in letzter Zeit bei Filipp stärker aufgefallen. Es war so ein "ich würd gern, aber ich weiß nicht wie/bin mir nicht sicher, ob ich darf, also mach ich lieber nix" von Pferdeseite aus. Und grad die letzten beiden Wochen war die Besi wieder regelmäßig im Stall. Unser letztes großes "Hoch" hatten wir, als sie mit privaten Dingen so beschäftigt war und so gut wie gar nicht im Stall war...

Ich frag mich halt schon die letzten Wochen, warum Filipp so anders ist, und das Einzige, was sich glaube ich geändert hat, ist die Regelmäßigkeit der Besi-Besuche...

Es besteht auch  die Gefahr, daß sich poisoned cues ausbilden, Signale, die das Pferd konventionell als negativ erlebt, auch wenn dann der andere das Signal mittels C/T positiv besetzt, wird das Pferd immer das negative Gefühl im Hinterkopf haben und in dieser Situation möglicherweise nur mäßig zu motivieren sein.
Stimmt, das würde ja auch noch dazu kommen. Daran hab ich auch noch nicht gedacht... Das würde wieder einige Dinge erklären.

Oh Mann... Das hat mir grad alles die Augen geöffnet und ich weiß nicht, ob ich das sehen mag :-\
Ich tu dem Dicken ja gar nichts Gutes damit. Und dass ich erst nach über einem Jahr drauf komm ist auch recht schwach... :tuete:
Und jetzt hab ich natürlich wieder viel Grübelstoff - wie weitermachen? Überhaupt weitermachen?
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: verena am 19. Juni 2012, 23:21:28
Und jetzt hab ich natürlich wieder viel Grübelstoff - wie weitermachen? Überhaupt weitermachen?
:kraul: na ja, ich würde das jetzt nicht gar so negativ sehen. Ich denke das kommt wirklich auch aufs Pferd darauf an. Diese Stute, von der ich geschrieben habe, hat halt sehr gut und schnell differenziert und sehr eindeutig ihre Konsequenzen gezogen. Nachdem mir das Pferd nicht gehörte und es nur  zum Training in unserem Stall war und das auch das Ziel bei diesem Pferd war, habe ich dann aufgehört mit ihm zu arbeiten. Interessanterweise lief es vor der Trainerin nicht weg bevor es die Arbeit mit dem Clicker kennengelernt hatte. Erst nachher :cheese:.
Ich hatte aber auch einen Isi einer damaligen Miteinstellerin, den ich bespaßen durfte . Der hat nicht ganz so krass unterschieden. Seine Augen leuchteten zwar als ich kam und er spitzte sofort seine Nase, was er bei seiner Besitzerin nicht machte, aber er war sonst seiner Besitzerin gegenüber unverändert und lief auch nicht davon und machte  brav was sie verlangte. Mit ihm habe ich aber auch nur Sachen wie Targeting, Höflichkeit, Leckerli sanft nehmen, ein wenig Rückwärtsgehen etc geübt. Ich glaube, die Entscheidung weitermachen oder nicht, wenn ja, welche Dinge, kannst nur Du selber treffen, weil Du Dein Pferd am besten kennst und siehst wie er reagiert, Dir gegenüber, der Besitzerin gegenüber. Problematisch wird es halt, wenn er dann von der Besi für Dinge, die Du evtl bestärkt hast, und die nicht unter Signalkontrolle sind, und die er dann anbietet, wieder zurechtgewiesen wird, das wäre unfair und würde ihn verwirren. Aber ich denke Dinge wie Targeting, Höflichkeit, Apportieren, was weiß ich, die sie wahrscheinlich gar nicht mit ihm macht, sollten gar kein Problem darstellen.
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Luke am 09. Juli 2012, 19:11:34
Luke ist insgesamt durchs Clickern umgänglicher geworden. Nur ich Clicker mit ihm, aber er hat dadurch und durch mich viel über Menschen gelernt und steht ihnen jetzt viel positiver gegenüber. Er kann schon unterscheiden mit wem er was macht . Problematisch ist es nur noch bei Menschen die unsicher sind und unterschwellig Angst vor Pferden haben, da setzt er sich durch und macht was er will.
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Mannimen am 09. Juli 2012, 19:37:39
Problematisch ist es nur noch bei Menschen die unsicher sind und unterschwellig Angst vor Pferden haben, da setzt er sich durch und macht was er will.

Warum sollte er denen auch vertrauen können und ihnen folgen, wenn sie selbst unsicher sind? Das macht aus seiner Sicht doch keinen Sinn!
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Luke am 09. Juli 2012, 23:51:19
Ne stimmt schon, aber er wird dann auch dreist, meint dann er kann ja mal grasen gehen, weiß ja das Mensch dann gezwungen ist mit zu gehen (bleibt dem auch nicht anderes übrig weil keiner würd den loslassen) oder alle Taschen werden durch wühlt, er kann dann auch zwicken und wenn dann versucht wird ihn zu bedrängen schubbst er einen einfach um. Er lässt dann auch nicht an sich rumziehen oder zerren das ist ihm völlig wurscht. Wenn der dann steht dann steht der und die meisten haben nie *Bestechungswerkzeug* in Form einer Möhre dabei.
Titel: Re:Verschiedene Menschen/Methoden - macht Clickern dann Sinn?
Beitrag von: Mannimen am 10. Juli 2012, 00:07:23
Na klar,

da zeigt er wo es lang geht, bis ihn einer vom Gegenteil überzeugt. 8)

Solchen Pferden habe ich zu verstehen gegeben, dass ich ganz viel Zeit habe und das jetzt gerne ausdiskutieren möchte. Allerdings muss ich dann auch meine Position halten können. Wenn mir das nicht gelingt, brauche ich nicht weiter darüber reden, denn dann hat das Pferd diese Diskussion bereits beendet. :confused: