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Strafen oder Ignorieren

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Mannimen
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #15 am: 15. Dezember 2009, 22:38:32 »
Zitat von: kleinpony
... ich habe keine Ahnung wann ich je wieder was machen möchte,
ich weiß nur, dass ich SO - gar nix mehr machen will.
Entweder wir sind ein Team und haben alle Spaß, oder wir lassen's.
Kann man irgendwie keinem erzählen, die halten einen alle
für bekloppt, deshalb mach'ich's sonst auch nicht. ...

Ja,

das war wohl auch bei uns genau der Grund, warum ich für mich neue Wege gegangen bin. Ich habe gut zwanzig Jahre überwiegend negative Erfahrungen schlicht weg einfach hinter mir gelassen und so getan, als würde ich völlig neu anfangen. Igendwie habe ich mich dabei selbst wie ein traumatisiertes Pferd behandelt. :wink:

Mir hatte seiner Zeit das Buch "Selbstbewusste Pferde" von Imke Spilker dabei sehr geholfen, denn ich fing an, die Dinge mal aus einer völlig neuen Sicht zu sehen und ich fragte mich bei allem was ich tat, wie das wohl auf das Tier wirken würde, wie es dies empfindet und wie es mir an seiner Stelle dabei geht. Ich fing also an mich mehr und mehr in das jeweilige Tier hinein zu versetzen und war entsetzt über mich selbst, über meinen Umgang mit diesen feinfühligen Tieren.  :shock:

Zwar habe ich mich schon sehr verändert, doch es sitzen noch immer viele Dinge recht tief in mir, die abzulegen eben nicht so einfach ist. So war mir z. B. auch nicht bewusst, welchen Druck ich bei Reiten auf das Tier ausübe. Darauf brachte mich nun erst unsere Trainerin, als sie mir bei der Herstellung einer Anlehnung genau den umgekehrten Weg vorschlug. Also nicht die Zügel immer weiter aufnehmen sondern immer weiter hingeben. Am Ende bin ich mein Pferd völlig zügellos geritten und war erstaunt, wie schön geschmeidig und tacktrein er dabei ging. Er suchte nun selbst den Weg in die Tiefe und schlürfte mit der Nase fast am Boden. Und er reagierte allein auf meine Gewichtshilfen beim Abwenden und Stoppen, Rückwärtsrichten, wieder Antreten und auch Antraben. 8)

Er schnaubte sehr viel schneller ab als sonst und auch dieses leise Grummeln, von dem Linda sprach, war öfter zu hören. Dann kam die Frage unserer Trainerin: "Ist dir jetzt bewusst geworden, wie viel Anlehnung dein Pferd benötigt?" " Du kannst ihn am durchhängenden Zügel reiten, ohne diese Anlehnung zu verlieren, solange die Verbindung dabei gleich bleibt und Du die Kaubewegung in deinen Fingern noch spürst." " Auch dein Schenkel muss längst nicht soviel Druck ausüben, es reicht wenn er leichten Kontakt zum Pferd hält, ihn also nicht verliert."

Einmal mehr war ich über die Feinfühligkeit dieser Tiere verblüfft. Je weniger Druck von mir kam, um so mehr war mein Pferd bei mir und schenkte mir seine volle Aufmerksamkeit. Da kamen dann urplötzlich auch meine Haltungsfehler zum Vorschein. Saß ich nicht gerade, sondern leicht verdreht, bog sich mein Pferd entsprechend. Das ging sogar so weit, dass er in Seitengänge überging, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Ich hatte also gut damit zu tun, meine Haltungsfehler zu korrigieren. Das wäre mir mit einer direkten Zügelverbindung wohl eher nicht so bewusst geworden, weil diese ja ständig das Tier korrigiert hätte. :roll:

Ja und zu guter letzt hat Antares mir dann auch noch gesagt, wann Schluss mit dieser Lektion sein sollte, weil ich wieder einmal kein Ende fand. Er marschierte zielstrebig zur Aufstiegshilfe und blieb einfach daneben stehen. Danach forderte er wehement sein Futter ein und wollte nur noch zurück auf die Weide. Und wieder stellte ich mir die Frage, wer hier eigentlich wen führt. :lol:

Früher hätte ich so etwas niemals durchgehen lassen, sondern mich / meinen Willen durchgesetzt und dem Tier notfalls auch mit Strafe klar zu verstehen gegeben, was es zu tun und zu lassen hat. Kein Wunder, dass ich so nicht weiter kommen konnte. Es hatte mich ja auch nicht interessiert, was diese Tiere dazu zu sagen hatten, sie sollten ja immer nur das tun, was ich von ihnen verlangte. Eine echte Partnerschaft konnte so überhaupt nicht entstehen und es tut mir heute noch in der Seele weh, was ich ihnen dabei angetan habe und wie dumm ich doch gewesen bin. Das höchste Glück auf Erden war so jedenfalls nicht zu erreichen, dessen bin ich mir inzwischen sehr bewusst. :oops:

Ach, es ist so wunderschön, nun zu den "Bekloppten" zu gehören!
Manfred

PS.
Übrigens wurde ich zum ersten Mal zum Umdenken angeregt, als ich in einer Reitschule vorreiten sollte und das Pferd einfach so nicht mitmachen wollte, wie ich mir das gedacht hatte. Er bekam daher die Gerte zu spüren und ich wurde sofort zur Rede gestellt, warum ich das getan habe. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass ich schuld sein könnte an dem Verhalten des Tieres. Mein Auftritt war damit beendet und ich hatte Zeit darüber nachzudenken.
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #16 am: 15. Dezember 2009, 22:39:16 »
Glückwunsch zu Deiner Reitlehrerin!  :D

Es ist für die meisten soooo schwer, den Zügel wirklich mal lang - und auch noch los zu lassen... ich mach meistens dann Zentimeterangaben:
"Lass mal den Zügel lang. Noch länger. 25 cm länger" Selbst "an der Schnalle halten" bringen viele nicht fertig, sie verlängern ihn dann um 2 Zentimeter  :roll:
Und aus dem Grund der Feinfühligkeit setze ich gerne Reitschüler auf Mirko, damit sie spüren wie wenig ausreicht um ein Pferd zu lenken, und wieviel zu viel ist.....  :D
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Mannimen
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #17 am: 15. Dezember 2009, 22:39:42 »
Ja Heike,

da bin ich auch sehr froh drüber. 8)
Los zu lassen hat auch mit Vertrauen zu tun und das sollte eigentlich die Basis sein. :wink:
Bei mir hat das Susanne geschafft und das auf die selbe einfühlsame Art und Weise wie sie mit ihren Pferden umgeht. Sie bat mich die Augen zu schließen, während sie das Pferd an der Hand führte. Wir übten das solange, bis ich völlig losgelassen und unverspannt sitzen konnte.
Dabei fragte sie mich ständig nach dem, was ich fühlte und wie sich das für mich anfühlt- Ich sollte ihr sagen wann welcher Fuß des Pferdes wo war und ob wir geradeaus oder auf einer gebogegen Linie unterwegs gewesen sind. Schlussendlich war ich sogar in der Lage mit geschlossenen Augen ganz alleine (natürlich auch ohne Zügel) zu reiten. Als ich mich dabei auf einem Zirkel befand, blieb das Pferd einfach stehen, weil der Kreis einfach zu groß geworden ist und es mit der Nase vor der Bande stand. Wir haben herzhaft gelacht. :lol:
Später perfektionierte sie meinen Sitz soweit, dass ich mich mit dem Pferd in allen Gangarten völlig in Balance befand und die Zügel einfach nicht mehr benötigte. Meine Abschlußprüfung in dieser Disziplin bestand darin die Balance auch in der Galionsfigur (mit seitlich ausgestreckten Armen und in den Steigbügeln stehend) nicht zu verlieren (natürlich auch wieder in allen Gangarten). :shock:
Und genau das habe ich dann auf dieser "Durchgänger"-Stute im freien Gelände erleben dürfen. Sie flog in einem schnurgeraden Galopp regelrecht über die Felder, während ich mich in dieser Galionsfigur in den Gegenwind lehnte. Da bekam das Sprichwort "Nur Fliegen ist schöner" eine wahrhaftige Dimension für mich. Das war so ziemlich das Geilste was ich auf dem Rücken der Pferde bislang erleben durfte. :!:
Zu diesem Tier hatte ich dann auch so viel Vertrauen aufgebaut, dass ich mit ihr auf dem blanken Rücken nur mit Halfter und Führstrick ins Gelände geritten bin. Und sie vertraute mir nicht weniger, wenn sie sich dort vor etwas fürchtete. Ich begriff, was es bedeutet eine Partnerschaft mit einem Tier einzugehen. Mir ist auch klar geworden, dass diese Welt die ich ihr zeigen konnte für sie wie ein Kartenhaus wieder zusammenbrach als sich unsere Wege dann trennten. Ihre Besi hatte andere Pläne und konnte nach einem Reitunfall nicht mehr so weit gehen wie ich. Sie wollte sich von mir dabei auch nicht helfen lassen (ich bot ihr an die Stute zu führen, damit sie sich auf ihr entspannen konnte) und ich musste das akzeptieren. Danach war dann halt alles wieder beim Alten. :cry:
Jetzt habe ich mein eigenes Pferd und da steht so einer tiefen Beziehung / Partnerschaft wohl nichts mehr im Wege. Auch Antares kann ich längst schon ohne Sattel, nur mit Halfter und Führstrick durchs Gelände reiten und ich denke, dass es auch ohne alles möglich wäre, doch ich bin mir meiner Verantwortung auch bewusst und verhalte mich daher nicht ganz so leichtsinnig. Schließlich sind wir ja nicht ganz alleine auf dieser Welt. :wink:
Aber ich wünsche jedem Pferdefreund so eine grenzenlose Vertrauenbasis mit seinem tierischen Partner.
Manfred

Hier mal ein Link zu dem wie ich mir das so vorstelle und was ich mit meinem tierischen Parner anstrebe:
http://www.equigym.at/philosophie/index.html
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Anke
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #18 am: 12. Januar 2010, 13:05:19 »
Hi,

wenn ich Eure Kommentare so lese, weiss ich, dass ich im richtigen Forum gelandet bin  :dops:

Und es zeigt mir auch wieder , wie wichtig es ist, dass wenn man schon nicht der Besitzer des Tieres ist, dieser aber trotzdem eine vergleichbare Einstellung haben sollte. Alles andere ist zu frustrierend.

Immer schön andere "Bekloppte" zu treffen  ;D

ciao
Anke
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #19 am: 12. Januar 2010, 16:46:55 »
Wir sind nicht bekloppt.  :watch:

Wir sind nur anders.

 :cheese:  :yeah: :baehvogel: :urlaub: :coffeepc: :singrain: :hexe: :giraffe: :candy: :weihnacht2: :freu: :dance3:





 :cheese: :keks:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Anke
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #20 am: 12. Januar 2010, 19:39:57 »
"aliter ac alii" der Wahlspruch meines Mannes  ;D

Ich bin gerne anders  :cheese:
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verena
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #21 am: 13. Januar 2010, 22:53:05 »
ich auch, und meine Pferde lieben mein 'Anderssein'  :cheer:
Liebe Grüße!
Verena
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Puschel
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #22 am: 25. März 2011, 15:14:31 »
Hallo,

ich bin ja noch ganz neu hier, hab jetzt dieses Thema gefunden und es ist wirklich ganz tolle, welche Einstellungen zum Pferd sich hier finden.
Ich hab bisher nur hier gelesen, bin grad auch gar nicht zuhause, sodass ich noch nichts ausprobieren konnte. Würde auch gern meinen Knoten im Kopf lösen.
Ich bin Westernreiter und hab von diversen Trainern immer einen konsequentens, aber fairen Umgang mit dem Pferd gelernt. Dazu gehört natürlich auch, dass man Druck auf das Pferd ausübt, wenn es etwas tut was es nicht soll und es lobt, wenn es etwas gut macht. Der erste Teil der Sache würde ja jetzt einfach abgestellt werden. Wie würdet ihr zum Beispiel rangehen, wenn ein Pferd wirklich problematisch ist und gelernt hat, gegen den Menschen zu agieren? Da stelle ich mir das recht schwierig vor, schon allein, um den entsprechenden Abstand zu wahren. Bei einem "unversautem" Pferd denke ich ist das einfacher.
Was ist mit Reiten an sich? Wie kann man sein Pferd in einer physiologisch sinnvollen Haltung reiten, ohne jeglichen Druck auszuüben? Ich würde das gerne alles in meinem Kopf klären, damit ich mit einer klaren Zielsetzung zu meinem Pferd gehen kann. Er wird sich sicher eh wundern, wenn ich plötzlich versuche jemand anders zu sein :click:
Also nicht falsch verstehen, ich bin nicht übermäßig grob zu ihm. Wenn ich strafe, dann sehr sachlich und fair. Aber zb so Situationen wie: er frisst einfach beim Führen oder hampelt rum, habe ich doch mit Schimpfen oder Knuffen beantwortet (auch wenn ich zugeben muss, dass das irgendwie nichts bringt...)

Ich hoffe, mein Geschreibsel klingt nicht ganz so verwirrt wie mein Kopf gerade ist :baehvogel:

LG
Katja
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #23 am: 25. März 2011, 20:58:34 »
Ich hoffe, mein Geschreibsel klingt nicht ganz so verwirrt wie mein Kopf gerade ist :baehvogel:
Denk dir nichts, einige ähnliche Gedankengänge krieg ich auch noch nicht immer vollständig sortiert... ;)

Also, man kann versuchen, in allen Bereichen mit möglichst wenig Druck auszukommen. Auch beim Reiten - hier wäre die Kurlandarbeit die Herangehensweise, die mir als dafür prädestiniert einfällt. Ansonsten ists natürlich immer ein bissl "Wortklauberei" auch: Klar, ein angelegter Schenkel übt "Druck" aus, ein angenommer Zügel, eine Gewichtshilfe usw.

Beim Arbeiten mit negativer Verstärkung (wie im NH z.B.) setze ich ja nun darauf, dass das Pferd dem Reiz (z.B. physischer Druck) nachgibt; negative Bestärkung ist definiert als "etwas Unangenehmes verschwindet, wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird" (grob gesagt). Arbeite ich nun mit positiver Verstärkung (evtl./meist plus Clicker), dann verzichte ich persönlich nicht ganz auf die Verwendung von physischem Druck - aber ich steigere ihn nicht! Ich setze ihn mehr als Signal und belohne eine Reaktion.
Also z.B. im NH: Klingeln, Klopfen, Tür einschlagen ( ;)), bei gewünschter Reaktion sofort nachlassen - das Nachlassen alleine entspricht schon der Belohnung (auch wenn man manche noch "extra" hinterherloben). Wenn der also aufmacht, hör ich auf, ihm seine Tür zu demolieren (worüber er schon froh sein wird) und wenn ich nett bin, sag ich noch Danke, dass er mich jetzt reingelassen hat. Wie derjenige dieses Danke dann wohl empfindet... tjaaa...  :cheese:
Mit Clickertraining: Klingeln - warten - Wohungsbesitzer reich beschenken, wenn er öffnet.  :cheese:

Wird Strafe genutzt, so ist es meist negative, also "etwas Angenehmes wird weggenommen". Das ist bei den meisten Clickerpferden dann ein Timeout z.B.: Der Leckerliautomatsmensch dreht sich um und geht. Wenn ein Pferd die Clickerphilosophie bereits gut kennt, wird das durchaus als Strafe empfunden.
Positive Strafe wäre "einen unangenehmen Reiz hinzufügen". Also z.B. ein Klaps oder was auch immer. Ich glaube, die meisten hier sind sich einig - wenn es spontan um Leib und Leben geht, dann kann das auch mal grade nötig sein. Allerdings hat positive Strafe wohl meist nur wenig bis gar keinen Trainingserfolg als Ergebnis (glaube ich - man darf mich gern korrigieren, wenn ich hier totalen Schmarrn verzapfe) und hat demnach generell in effektivem Training nichts zu suchen.

So, zu deiner Beispielsituation also:
Aber zb so Situationen wie: er frisst einfach beim Führen oder hampelt rum, habe ich doch mit Schimpfen oder Knuffen beantwortet (auch wenn ich zugeben muss, dass das irgendwie nichts bringt...)
Deine Bemerkung dazu stützt die These, dass positive Strafe wenig bis keinen Effekt hat. ;) Und ich kanns auch bestätigen. Ich hatte mal ein Aha-Erlebnis diesbezüglich mit Frau Berta beim Spazierengehen:

Also hab ich angefangen sie einzubremsen und weil ich a) aus Erfahung mit ihr weiß, dass Bremsen mittels Strick und Co keine dauerhaften Ergebnisse erzielt, vor allem nicht auf Wegen, von denen sie weiß, dass sie heimführen* und b) weil ich auch keine Lust hatte, da dauernd mahnen zu müssen, deswegen also hab ich mich auf den Clicker "rückbesinnt"... :D Ich hab dann versucht, immer zu clicken, wenn sie eine gute Position hatte (also tendenziell mit dem Kopf an meiner Schulter, nicht mit ihrer Schulter an meiner). Erst hatte es den Anschein, als sei das nicht recht von Erfolg gekrönt. :nein: Sie blieb auch nicht direkt stehen nach dem Click, sondern erst wenn ich stehen blieb und dann auch erst 2-3 Schritte später - ich musste sie also mehr oder weniger aktiv (durch mein eigenens Anhalten) bremsen. Sonst bleibt sie ja schon immer von alleine stehen, aber da ist es ihr offensichtlich "gscheid dick eiganga", wie man hier sagt.  :lol:  
ABER: Dann hat sie gemerkt, dass es ihre Position ist, die ihr die Clicks einbringt! :five: Sie hat sich wirklich am Riemen gerissen (man sah ihr schon an, dass sie sich echt beherrschen muss), aber sie hat mich dann nur noch einige wenige Mal so überholt - meistens dann, wenn ich die Clickfrequenz ein bisschen über Gebühr ausgedehnt hab. Wenn ich dann wieder 2, 3 mal kleinere Strecken mit guter Position geclickt hab, wars gleich wieder super! Eine Freundin von mir war dabei, die ist vorausmarschiert, und wir haben dann immer, wenn wegen vielen Clickstopps der Abstand zu ihr wieder so 10m war, einen kleinen Trab eingelegt: Teeerab - und Frau Hafi trabte brav an und blieb allerbravst auch im Trab sehr schön an ihrer Position, hat sehr gut aufgepasst, dass sie diese auch halten kann und war immer mit 100% (ok, sagen wir 90%...  :happy:) Aufmerksamkeit bei mir! :yess: Dass das dann doch so gut geklappt hat, hat mich echt gefreut! Auf dem Heimweg an der Hand traben wäre ansonsten nicht oder nicht so schön gegangen, aber sie hat sich echt sehr beherrscht und konzentriert.  :herz2:
Einziger "Haken", aber darauf muss ich halt achten in Zukunft: Sie sollte den Kopf schon eher in Fahrtrichtung behalten. Teilweise war sie ein bisschen aufdringlich, aber sehr im Rahmen, wirklich nur ein bisschen. Wie gesagt, beim nächsten Üben werd ich versuchen darauf zu achten, sehr konsequent von mir wegzufüttern und Momente zu bestärken, in denen sie zwar auf mich achtet, aber nicht ihren (durchaus hübschen :love:) Kopf zu sehr Richtung Leckerlitasche dreht.

Ja, so haben wir uns dann heimgeclickt. Immer wenns sie wieder eilig wurde, hab ich wieder vermehrt braves Dableiben und an mir orientieren bestärkt.
Somit hab ich heute einiges an Pellets verfüttert, aber wir waren auch fast 1,5h spazieren! War wirklich toll!  :cheer:

So, gute Nacht dann mal!  :bettzeit:

___________________________
*Das find ich sehr vielsagend. Letztendlich hab ich das immer mit negativer Verstärkung gemacht: Wenn sie zu schnell würde, hab ich sie mit Ruckeln am Strick eingebremst und wenn sie wieder an der richtigen Stelle war, hat der Druck nachgelassen. Eigentlich ist ersteres genau genommen ja sogar P+, oder? Ich hab da also mit P+ und R-/V- gearbeitet und nie dauerhafte Ergebnisse erzielt: Wenn wir auf Wegen waren, die heimführen, war das ein ständiges Ermahnen, Pferd wieder an die richtige Position bringen usw. Einen wirklichen Lerneffekt in dem Sinne, dass mal eine nennenswerte Besserung eintritt hatten wir damit aber nicht.
Und dann probiert mans mit V+ und hat nach ca. 200m bessere Ergebnisse als die 3 Jahre davor...  :rotw:

Mittlerweile haben wir Spaziergänge, in denen ich das auch gar nicht mehr clicken muss, oder nur ein, zwei Mal zwischendrin - der Trainingsprozess war also schon in Teilen erfolgreich.

So, und nun hoffe ich, dass dir mein Geschreibsel irgendwie hilft...  :rotw:

« Letzte Änderung: 25. März 2011, 22:05:03 von Bettina1986 »
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #24 am: 25. März 2011, 22:02:18 »
Wird Strafe genutzt, so ist es meist negative, also "etwas Angenehmes wird weggenommen". Das ist bei den meisten Clickerpferden dann ein Timeout z.B.: Der Leckerliautomatsmensch dreht sich um und geht. Wenn ein Pferd die Clickerphilosophie bereits gut kennt, wird das durchaus als Strafe empfunden.
Positive Strafe wäre "einen unangenehmen Reiz hinzufügen". Also z.B. ein Klaps oder was auch immer. Ich glaube, die meisten hier sind sich einig - wenn es spontan um Leib und Leben geht, dann kann das auch mal grade nötig sein. Allerdings hat negative Strafe wohl meist nur wenig bis gar keinen Trainingserfolg als Ergebnis (glaube ich - man darf mich gern korrigieren, wenn ich hier totalen Schmarrn verzapfe) und hat demnach generell in effektivem Training nichts zu suchen.
Ich denke, Du wolltest hier auch "positive Strafe" schreiben, kann das sein? ;) (sorry für's Kriteln, will nur verhindern, dass es jemand falsch liest und versteht :rotw:)
Viele Grüße,
Esther
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #25 am: 25. März 2011, 22:04:29 »
Wah, Mist...  :rotw: Ja, das sollte positive Strafe heißen! :jaja: *änderngeh*
:danke:
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #26 am: 25. März 2011, 23:53:11 »
@ Bettina,
Dein "Klingeln, Klopfen, Tür einschlagen"-Beispiel ist prima!

@ Katja
Zitat
Wie würdet ihr zum Beispiel rangehen, wenn ein Pferd wirklich problematisch ist und gelernt hat, gegen den Menschen zu agieren? Da stelle ich mir das recht schwierig vor, schon allein, um den entsprechenden Abstand zu wahren.


Sicherheit geht vor! Wenn ein Pferd so problematisch ist, wie du schreibst, würde ich am Anfang nicht in direktem Kontakt mit ihm arbeiten. Auch wenn man befürchtet, dass Pferd beim Konditionieren etwas fordernd werden würde, ist es besser, das Pferd hinter einer Absperrung zu haben. Bei der Arbeit mit einem Targetstick kann man Pferd auch gut auf Abstand arbeiten.

Wenn ein problematisches Pferd gelernt hat (und das geht nicht von jetzt auf nachher), dass ihm mit Clickertraining eine Menge Möglichkeiten offen stehen, sich Leckerlis zu verdienen, und Fehler (die Pferd womöglich gar nicht als Fehler erkannt hat) keine Strafe nach sich ziehen, wird es auch motivierter an die Arbeit mit dem Menschen rangehen und sich mehr um die erwünschte Mitarbeit bemühen. Auch das geht natürlich nicht von 0 auf 100.
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Ken Ramirez

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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #27 am: 26. März 2011, 10:11:53 »
Vielen Dank für die tollen, ausführlichen Antworten. Das stellt schön die Einstellung insgesamt dar.

Bezüglich NH, hab zwar nie wirklich nach Parelli gearbeitet, aber auch mit einem ähnlichen Ansatz. Ehrlich gesagt sogar noch eine Stufe strenger, also fragen dann gleich fordern, ohne Zwischenschritt, weil mir das zuviel Schwammiges war. Abgesehen davon, dass man dadurch in erster Linie ein gehorsames Pferd bekommt, ist mein größtes Problem dabei die konstante Dosierung. Also wirklich konsequent das ganze immer durchzuziehen. Ich denke, da wird die Umstellung auf Clickertraining mein Pferd enorm freuen. Er ist kein kadavergehorsames Pferd, sowas finde ich auch ganz schrecklich (hab sowas in den USA schonmal bei einem Trainer erleben müssen), aber so richtige kreativ kann er auch nicht sein. Und ich auch nicht finde ich...
Also der Anfang in meinem Kopf ist schon gemacht :dops:

Hätte noch eine Frage: Ich mag es gern, wenn mein Pferd einen gewissen Mindestabstand hat von mir, also grundsätzlich nicht in meine Intimbereich reindrängelt (da ist aber wieder das Problem mit der Konsequenz :oma:) und wenn es mir zu bunt wird, schicke ich ihn aktiv mit Strick und wenn das nicht hilft Krach von mir weg. Reicht das dann in Zukunft, ihn zu clickern, wenn er weiter weg ist? Oder sollte ich grundsätzlich nur Clickern wenn er nicht gerade auf meinem Schoß sitzt? Ist das für das Pferd wirklich verknüpfbar?

Danke nochmal für die Hilfe, find es echt schön hier im Forum :umarm2:
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #28 am: 26. März 2011, 10:47:37 »
Da arbeite ich bei meinem Phönix auch gerade dran.
Mich stört es zwar nicht, wenn er auf Anlehnung läuft, aber ich habe das Gefühl, dass es für unsere Arbeit eher hinderlich ist. Phönix kennt im Moment nur ganz dicht, oder ganz weg.
Ich arbeite da mit seinem Target. So halte ich ihn auf Abstand und es wird auch noch belohnt.
Und ich habe bemerkt, dass er inzwischen viel weniger Stress hat, wenn ich ihn führe.
Er hält so laaaangsam von alleine einen gewissen Abstand. Muss sich nicht mehr immer anlehnen.
Er merkt, auch einen halben Meter von mir weg, passiert ihm nichts.
Ein Wahnsinns Fortschritt für Phönix.
Wenn das bei ihm klappt, dann ja vielleicht auch bei Pferden, die nicht seine Probleme haben?
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Re:Strafen oder Ignorieren
« Antwort #29 am: 26. März 2011, 20:53:40 »
Bei Pferden die nicht generell "gern aufm Schoß sitzen", sondern es nur hin und wieder mal vergessen, dass sie da keinen Platz haben, kann man ja auch einfach ein Weichen der Schulter auf Hand anlegen oder so clickern. Das kann man sich vorher erarbeiten und wenn einem das Pferd dann zu sehr auf die Pelle rückt, erinnert man mit der Hand an Schulter einmal dran und gut ist.
Zumindest kann ich mir vorstellen, dass das so klappt... :grinwech:
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