Bei Jack stellt sich mir die Frage nicht, ob mit oder ohne. Den werde ich (falls ich irgendwann mal wieder ausreite) draußen nicht ohne Gebiss reiten, das ist einfach eine Sicherheitssache.
Bei Mirko war es so, dass er erst dann vernünftig mit gebissloser Zäumung geritten werden konnte (Sidepull) als er vollständig locker im Genick war. Erst dann hatte ich bei der Zügelkommunikation das gleiche Reaktionsgefühl wie mit Trense. Vorher hatte ich immer das Gefühl, gegen eine Wand zu arbeiten, was halt logisch ist:
Wenn das Genick nicht durchlässig (vollkommen durchlässig) ist, dh in alle Ebenen (das sind 5: Occiput/Atlas - rauf runter, quasi "ja sagen", Atlas-Axis: Rotation rechts und links, Occiput-Atlas-Axis: Stellungsanfrage beugen und rotieren, rechts und links) dann führt eine Zügelanfrage, die wie auch immer mit Druck arbeitet, immer erst zu einem Widerstand. "Nachgeben" ist ja keine natürlich Antwort des Pferdes, das muss erst gelernt werden. Und bei einer gebisslosen Zäumung muss "der ganze Kopf" nachgeben, das erfordert sehr viel Durchlässigkeit.
Arbeite ich mit Trense, kann ich das erste Weichwerden auf die Anfrage (ein "Give") schon mit einem Ändern der Zungenspannung erreichen, dann mit einer Kaubewegung und einem Öffnen des Unterkiefers. Damit kann ich ultrafein kommunzieren, ohne das Genick überhaupt in "Zugzwang" zu bringen. Durch das Kauen löse ich dann über das Zungenbein und die anhängenden Muskeln Genick und Hals bis runter zum Brustbein.
edit: Wenn ich mit direkter Zügelanfrage beginne, sind das Stellungsanfragen am Halfter /Strick (wie weiter vorher geschrieben). Die beinhalten dann das Nachgeben, wobei der Fokus auf den "Give" sehr sehr kleinschrittig ist. Hat das Pferd das gelernt, ergibt sich das "Nachgeben" von selbst. Es muss dann langsam ins Reiten übertragen werden, weil die körperliche Anforderung durch das Tragen des Reiters eben eine ganz andere ist, als wenn das Pferd unbelastet läuft.
zu sehen sind diese Anfragen
hier (Teil 1) und
hier (Teil 2)
Deshalb arbeite ich, abgesehen vom Sicherheitsaspekt, sehr viel lieber mit Trense.
Mirko hatte ich auch irgendwann soweit, dass ich ihn einhändig auf Trense wie auf Stange reiten konnte, ich brauche also nicht wirklich eine Kandarenzäumung oder eine Stange, wenn ich die Handhaltung und die Reaktion schrittweise schule. Die Kandare hat natürlich noch andere Nebeneffekte (beabsichtigt: Die Zungenfreiheit bringt das Pferd dazu, die Zäumung in einer bestimmten Kopfhaltung zu tragen, damit es angenehm ist, ergo ist davon jede Veränderung unangenehm). Das macht in bestimmten Reitweisen vielleicht Sinn, ich denke für die meisten Freizeitreiter eher weniger. Ich bin der Meinung, wenn das Pferd langsam im Muskelaufbau geschult wird, kommt die Selbsthaltung von selbst, dann brauche ich keine Kandare.