Meine NHC Frau hat auch Biernats Buch und etliche Strasser Bücher im Schrank, guckt da ab und an mal rein und ist auch regelmäßig auf Hufschuh-Seminaren und ähnlichen wo sich Huftechniker, HOs und andere austauschen. Sie findet es wichtig über den Tellerrand hinaus zu schauen und immer wieder zu hinterfragen was logisch ist und was nicht.
Leider scheint der Herr Biernat allen anderen Schulen gegenüber sehr reserviert zu sein, um nicht zu sagen er zieht teilweise ziemlich über sie her. Den Artikel auf der Webseite über die "Barhufschule, die sich an Wildpferdehufen orientiert" fand ich schon teilweise echt bissig formuliert, das geht über normale Kritik weit hinaus.
Außerdem finde ich es schade dass man als Hufbearbeiter eigentlich gar nicht die Möglichkeit hat, sich allumfassend auszubilden - ich hätte beispielsweise das Bedürfnis, sowohl eine Ausbildung beim NHC als auch als HO zu machen, um mehrere Standpunkte kennen zu lernen, aber da gibts ja wohl teilweise auch Restriktionen a la "wenn du da eine Ausbildung machst fliegst du bei uns raus". Jedenfalls hatte sowas in der Art mal ein bekannter Hufschmied von mir angemerkt, der eine HO-Ausbildung machen wollte.
Ich denke dass Pferde nur davon profitieren würden, wenn sich die verschiedenen Schulen an einen Tisch setzen und sich austauschen würden, statt nicht anerkennen zu wollen, dass auch andere mal ne gute Idee hatten oder sie mal mit etwas falsch lagen. Das scheint echt nur auf der Ebene der Ausgebildeten zu funktionieren - da ist man viel aufgeschlossener und offener, während an der Spitze jeder "Schule" ein "Guru" sitzt der effektiven Austausch ablehnt. Schade drum.
Beim letzten Huftermin hab ich mit meiner NHC Frau über die ganzen hier diskutierten Punkte gesprochen.
Zu der Mustang Roll/berundetem bzw schwebendem Tragrand:
Also, es sollte auch bei NHC Leuten NICHT so sein, dass der Tragrand nicht mehr mitträgt und komplett schwebend geraspelt wird! Die Mustangroll dient dem Erleichtern des Abrollens und sorgt laut Aussage meiner NHC Frau auch für einige andere positive Dinge. Einmal können so verbogene Hufwände gerade runter wachsen, weil sie sich nicht mehr aufstauen, zum Anderen hat sie schon oft erlebt dass sich die Qualität des Sohlenhorns enorm verbessert, was natürlich insofern logisch ist, dass ein Teil der Tragaufgabe auf den Sohlenbereich verlagert wird und damit das Wachstum stimuliert wird:
Sie bekam mal eine Anfrage von einer Frau, deren Pferd schon seit Jahren nach Biernat bearbeitet wurde, und immer noch extrem fühlig lief. Sie ließ sich Fotos schicken - Null Sohlengewölbe. Sie empfahl der Frau eine NHC-Schülerin in ihrer Nähe, da es ihr selbst zu weit war, und bekam eine Woche später einen Anruf, wie lange denn die Umstellung/Gewöhnung dauern würde. Ihre Antwort lautete: "Eigentlich dürfen gar keine Umstellungsprobleme auftreten!" Die Besitzerin berichtete aber, dass ihr Pferd noch schlechter liefe als zuvor, daraufhin ließ sie sich Fotos schicken - die NHC Schülerin hatte relativ blind alle Methoden angewendet, die sie in der Ausbildung gelernt hatte, ohne dabei individuell auf das Pferd einzugehen, und dadurch vielzuviel gemacht. Sie telefonierte mit der Schülerin, die ihren Fehler einsah und in Zukunft langsamer und vorsichtiger korrigieren wollte. Doch schon nach wenigen Wochen rief eine begeisterte Besitzerin an, ihr Pferd liefe viel besser. Wieder ließ sie sich Fotos schicken und war erstaunt, wie viel Sohle das Pferd bekommen hatte.
Inzwischen hat es wohl auch schon etwas Sohlengewölbe aufgebaut und läuft gar nicht mehr fühlig.
Wo wir beim Thema Mittragen der Sohle wären:
Wie schon gesagt soll auch bei NHC die Sohle nicht allein tragen. Der Tragrand trägt mit, auch wenn er zur Zehe hin angeschrägt wird, um das Abrollen zu erleichtern. In der Anfangszeit kann es sein, dass mal fast die gesamte Sohle mitträgt, bis auf die Strahlfurchen quasi. Wenn die Sohle aber so zuwuchert, geht man beim NHC davon aus, dass das Pferd sie auch braucht, und lässt sie wachsen. Oft laufen die Pferde dann ruckzuck weniger fühlig. Sie übernimmt dann Tragefunktion und entlastet den Hufbeinräger, sorgt dafür dass das Hufbein in der Hufkapsel nach oben wandern kann und sich der Abstand vom Boden zum Hufbein erhöht, obwohl der Huf optisch sogar oft kürzer wirkt. Wenn die Hufwand dann tragfähiger wird, weil sie gerade herunter wachsen kann und auch dicker wird, übernimmt sie nach und nach wieder die Haupttragefunktion und die Sohle "hebt sich an", sodass irgendwann nur noch ein schmaler Rand um den Tragrand mitträgt. Viele Pferde bilden sogar einen Innentragrand aus, und die Sohle trägt quasi nicht mehr mit. Das Hufbein reicht gar nicht bis in diese Randbereiche der Sohle und sollte außerdem auch weit oben im Huf sein, demzufolge ist es nicht höhere Druckbelastungen ausgesetzt, wenn die Sohle im Randbereich mitträgt.
Bei weichen Böden sinkt der Pferdehuf ein, dann trägt ohnehin die gesamte Fläche.
So ich hoffe ich hab jetzt alles noch richtig aus dem Gedächtnis wiedergeben können - ist ja schon wieder 1,5 Wochen her, dass sie da war!
Zum Schluss noch eine Fotoserie vom linken Hinterhuf. Sehr interessant finde ich dabei, dass er in die andere Richtung gekippt ist:
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EXTERNER BILDLINK ⤤
http://img.photobucket.com/albums/v664/escapeerrorkane/HintenLinks1.jpg]
Download volle Größe:
http://farm5.static.flickr.com/4132/4834561055_7a7f8113de_b_d.jpgFrüher war die Innenwand verbogen, jetzt die Außenwand. Vermute dass das mit den Sehnenschäden (ab Sommer 2008) zusammenhängt. Er zeigt seitdem auch ein etwas verändertes Fußungsverhalten.