Ich würd heute, wenn ich bei Null starten könnte, nicht nochmal anfangen mit der Eigenregie. Ich würd mir wohl ein einzelnes Pferd kaufen und es einstellen. (Und wäre dann natürlich ein furchtbar eigenbrötlerischer, klugscheißernder und anspruchsvoller Einsteller.)
Argumente:
- finanziell sparst Du nichts. Das Geld, das Du sonst dem SB geben müsstest, investierst Du dafür in Deine Infrastruktur, die vermutlich trotzdem nie so gut sein wird wie die an einem großen Stall.
- die viele Zeit, die ins Misten, Füttern, Gebäudepflege, Zaunbau, Weidepflege und das ganze Drumrum fließt, geht Dir bei den Pferden ab. Ich rechne im Winter ca. 1,5h täglich für die Grundversorgung, da sind meine Rüst- und Wegezeiten auch mit drin. Dazu kommen viele Stunden am Wochenende für die "Sondersachen", die aber doch regelmäßig gemacht werden müssen. Im Schnitt würde ich ca. 14 Wochenstunden für die Versorgung einrechnen. Das geht alles von der Freizeit ab.
- Diese Versorgung kostet vor allem in der kalten Jahreszeit Energie, die Dir dann wieder für die Pferde fehlt. Vom körperlichen Verschleiß ganz zu schweigen. Pferdehaltung und Skoliose z. B. kollidieren ungemein gern.
- Ein bißchen besser würde meine Bilanz vielleicht aussehen, wenn die Eigenregie nahe an einem brauchbaren Reitplatz oder einer Halle läge. Wie wäre das bei Dir?
Für eine Std. Reiten in der Halle brauch ich 50 Minuten zusätzlich für Hin- und Rückweg, entlang einer Ausfallstraße, durch die der Feierabendverkehr geht - sprich, es ist immer gleich ein hoher Zeitaufwand, dort zu reiten. Ich muss mit Beleuchtung rummachen, ggf. Abschwitzdecken mitschleppen, bin selbst verschwitzt der Witterung ausgesetzt und ein Großteil der Strecke ist supergefährlich glatt im Winter.
Und das Pferd braucht erst mal den Nerv und die Kondition für diese Tour, sonst brauchst Du fast einen Anhänger. (Bei Jungpferd, extremem Angsthasen oder Gelegenheitsreitpferd z. B.)
- das Paddock so auszubauen, dass es auch als Reit- und Spielplatz dienen könnte, würde mit ca. 10.000 € zu Buche schlagen. Mehr als Schrittarbeit ist da drin eigentlich nur selten möglich.
- Nur Ausreiten und Spazierengehen auf übelst matschenden, rutschigen Lehmwegen oder Schrittausritte auf Asphalt sind aber auch öde. Zumal ich niemanden kenne, mit dem ich ausreiten gehen kann/ will. (Ich hab ersatzweise den großen Werkstatthof als Spielplatz im Winter, den gibts aber woanders eher selten. Er ist halt asphaltiert und ich kann kein Pferd frei laufen lassen.)
- Du bist dauerhaft angebunden und kommst kaum noch aus dem Haus. Vor allem dann nicht, wenn Du nicht nur 2x/ Tag füttern willst, sondern öfter. Es lohnt sich einfach nicht, irgendwohin zu fahren, wenn man spätestens nach 5h wieder ein Heunetz liefern muss. Aber ständig andere bitten, das Heunetz reinzuhängen, und sich denen dadurch verpflichten, nur um einen Gaudi-Ausflug machen zu können, will man dann auch nicht. - Bei mir geht das noch, weil ich mir den Stall mit dem Chef teile, aber es kann halt immer nur einer wegfahren. In den geraden Wochen darfst dann Du den Sonntagsausflug machen, in den ungeraden dann Dein Mann.
Könntest Du berufsbedingt überhaupt öfter füttern?
- Weidezeiten sind auch oft ein Problem, wenn Du außer Haus arbeitest: den ganzen Tag Pferde raus geht nicht, weil zu wenig Weide und zu fette Pferde, und abends kollidiert dann der Weidegang mit Deinem Wunsch, sich mit dem Pferd zu beschäftigen. (Bei Dir kommt noch das Ekzemerproblem dazu, oder?)
- ein einzelnes Pferd langt eigentlich völlig, um einen normal berufstätigen Menschen auszulasten. Für die Eigenregie braucht man aber mindestens zwei, die dann in der Regel chronisch unterbeschäftigt sind. Besser wird das natürlich, wenns auch zwei Pferdebespaßer gibt. Wenn die zwei Pferdebespaßer auch mal was außerpferdisches miteinander unternehmen wollen, brauchts mindestens noch eine dritte, verlässliche und fähige Partei, die die zwei unterstützen muss. Wenn Du so jemanden hast, könnts klappen.