Clickerforum

Clickertraining im Alltag => Clickertraining allgemein => Thema gestartet von: hyxc am 24. Januar 2013, 22:10:00

Titel: Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: hyxc am 24. Januar 2013, 22:10:00
Ich clicker seit 1999, Dank Steffi .......
Ich muss allerdings sagen, dass ich einen eher "konservativen" Clickerweg bevorzuge und mir inzwischen in der aktuellen Clickerszene vieles nicht mehr so gut gefällt. Aber das macht nichts. Ich muss ja nicht alles mitmachen.

 :uschreib: bei Steffi!


Und jetzt ist meine Frage an Steffi und Marlitt:

Wie definiert ihr den "eher konservativen Clickerweg" und was gefällt Euch an der aktuellen Clickerszene nicht mehr so gut?
Titel: Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: francelaura am 24. Januar 2013, 22:16:33

Und jetzt ist meine Frage an Steffi und Marlitt:

Wie definiert ihr den "eher konservativen Clickerweg" und was gefällt Euch an der aktuellen Clickerszene nicht mehr so gut?

Das interessiert mich auch! Grade weil ich nur seit zirka einem halben Jahr clickere und "konservativen"/aktuellen Clickerweg nicht unterscheiden kann...
Titel: Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: nanolino am 25. Januar 2013, 00:03:40
kurze Antwort: für mich war CT zunächst eine an den Bedürfnissen des Pferdes orientierte Methode, deren Philosophie mehr als das reine Training umfasste. Mehr und mehr (nicht hier im Forum, sondern eher bei Kursen, in Veröffentlichungen etc.) empfinde ich es, dass der positive Weg inzwischen oft nur benutzt wird um sich selbst zu beweisen, zu zeigen, dass CT "besser" ist als andere Methoden, dass es dazu dient, dem Pferd möglichst viel in möglichst kurzer Zeit beizubringen. Die Folge können wieder Stress und Überforderung der Tiere sein und vor allem wird so das Pferd manchmal leider ebenso zum Objekt degradiert, wie bei Vertretern anderer Methoden kritisiert. Ich sehe es auch eher kritisch, CT bunt mit anderen Methoden zu mischen.

Angelehnt an ein berümtes Zitat (ich glaube von Bent Branderup) über die Dressur könnte man sagen, dass "konservatives CT" für mich bedeutet: "CT ist für das Pferd da, nicht das Pferd fürs CT".

LG,
Marlitt
Titel: Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 25. Januar 2013, 17:44:47
Hallo Ihr,

ich plädiere für ein eigenes Thema zu dieser Frage, weil ich auch schon 2x danach gefragt worden bin, also Interesse daran besteht. Marlitt hat genau das beschrieben, was ich auch denke. Ich kann auch gerne noch ausführlicher schreiben, aber das vielleicht lieber in einem eigenen Thema.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 25. Januar 2013, 19:02:43
Hallo Ihr,

@Heike, Danke für das neue Thema!

@ Alle,

ohne mich zu sehr zu wiederholen, vielleicht ein paar Kernthesen:
 - CT ist mehr Ausdruck einer Einstellung zum Tier als eine reine Ausbildungsmethode
- CT beruht auf der Anerkennung des Tieres als Partner, der/die freiwillig mitarbeitet ("weil es Spaß macht und schmeckt")
- CT als höchst potente Lernmethode wird nicht unter dem Aspekt "alles ist möglich" eingesetzt, sondern unter der Maßgabe , dieses und jenes ist für dieses Pferd gut und sinnvoll zu erlernen.
- Damit ersetzt CT nicht die Ausbildung nach den allseits bekannten Aspekten einer pferdegerechten Gymnastizierung, sondern ergänzt diese bestmöglich.
- Eigenarten des Pferdes, die seinen Charakter ausmachen und es selber nicht behindern (Phobien vorm TA o.ä.), oder im Umgang gefährlich machen werden toleriert und nicht abtrainiert.
- Clicker-Pferde werden artgerecht gehalten. CT dient nicht dazu Haltungsfehler besser aushaltbar zu machen oder Pferden dadurch nur einen Ausgleich zu schaffen. Auch wenn das natürlich sinnvoll ist, wenn ein Tier krankheitsbedingt z.b. in Boxenhaltung untergebracht werden muss.
-CT dient nicht dazu "das Pferd bei Laune zu halten", um Trainingsinhalte zu vermitteln, die das Pferd ansonsten nicht akzeptieren würde (extrem häufige Wiederholungen von bestimmten Bewegungen).
-CT dient nicht dazu Lernen durch Druck, Strafe oder auch negative Verstärkung zu versüßen.

So, damit ist meine Grundhaltung dem Pferd und dem Training gegenüber in etwa beschrieben. Auch wenn ich es sehr pointiert dargestellt habe, sollen damit andere Trainer nicht abgewertet werden. Nur weil ich bestimmte Trainingswege oder Haltungen nicht mag, ist das nicht weniger ClickerTraining. Nur halt nicht mein persönlicher Weg, an dem allerdings "die Welt auch nicht genesen soll".

Liebe Grüße
Steffi
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Moonrise am 25. Januar 2013, 21:42:06
Hallo

das find ich jetzt aber sehr interessant, dass ihr das als "konservativen" Clickerweg seht und es aktuell eher anders aussieht!
Ich persönlich hab nämlich grade in letzter Zeit für mich immer mehr rausgefunden, was für mich wirklich Clickertraining ist, und das stimmt eigentlich ziemlich genau mit dem überein, was ihr mit dem "konservativen" Weg meint. Diese "Erkenntnis" hatte ich an sich durch das Lesen hier, und ich les größtenteils nur die neuen Beiträge  :cheese:

liebe Grüße
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: cinnamon am 25. Januar 2013, 22:28:22
steffi  :thup:
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 52 am 26. Januar 2013, 07:24:48
Mein Eindruck:

CT wird immer mehr zu einer Methode, die bestimmte Übungen, die auf eine bestimmte Weise trainiert werden, beinhaltet. Ich hab'den Eindruck, es ist auch nur mehr wenig davon entfernt, bestimmte Level festzulegen. Und es wird fallweise zu technisch (wobei mir die Vorteile guter Technik absolut bewußt sind.)

In meiner Anfangszeit (muß wohl in etwa auch zu Marlitt's Anfangszeit gewesen sein) wurde viel mehr überlegt, beobachtet und verschiedene Wege ausprobiert. Ich habe das irrsinnig spannend gefunden.
Auch wurde früher mehr frei gearbeitet (glaube ich), wohl in Anlehnung an die Arbeit mit Meeressäugern ;).

Zitat
dem Pferd möglichst viel in möglichst kurzer Zeit beizubringen.

Unterschreib. Wobei es dann tw. die Quantität und nicht die Qualität ist, was zählt. Das setzt nicht nur das Pferd, sondern auch den Trainer unter Druck. Das ist aber m. E. nicht typisch für's CT, sondern ein Zug der Zeit.

-
Zitat
Damit ersetzt CT nicht die Ausbildung nach den allseits bekannten Aspekten einer pferdegerechten Gymnastizierung, sondern ergänzt diese bestmöglich.

Naja, das trifft es für mich nicht ganz, denn m. E. sagt CT überhaupt nichts darüber aus, was man trainiert, sondern lediglich, wie man etwas trainiert. Und die allseits bekannten Aspekte einer pferdegerechten Gymnastizierung, so wie ich sie oft in der Praxis sehe, die finde ich doch oft fragwürdig. Gerade zwecks Gymnastizierung im Sinne von Dehnung und Muskelaufbau finde ich Bodengymnastik wie die Crunches (ich glaube, so hat es Alex genannt), Steigen, freies Flexen, Beine Kreuzen...sehr praktisch und nützlich. Diese Übungen können von Normalsterblichen einfacher und zwangloser trainiert werden als viele Elemente der >klassischen Gymnastizierung<, und man kann dann auf ein schon brauchbar bemuskeltes Pferd aufsteigen und ist nicht darauf angewiesen, Muckis durch's Reiten aufzubauen. Klassische Handarbeit macht auch oft viel Druck auf's Pferd, speziell wenn man keine Routine hat, und vielen Leuten fehlt die 3. Hand dafür.

Gerade bei der Bodengymnastik (den Begriff Bodenarbeit finde ich zu unspezifisch dafür) ist es spannend, wie sich die Muskeln bilden und Übungen nach einiger Zeit funktionieren, die vorher nicht gingen. Bei Lele's Crunches ändert sich mittlerweile die Rückenlinie auch deutlich, wenn sie nicht auf einer Stufe steht, und wir sind nicht mehr auf Heike's Höflichkeit, daß man natürlich etwas sieht, angewiesen :cheese:.

Viele Grüße

Carola
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Muriel am 26. Januar 2013, 09:09:54
Zitat
wir sind nicht mehr auf Heike's Höflichkeit, daß man natürlich etwas sieht, angewiesen
:lol: :lol:

Ich denke dass das ein relativ normaler Prozess heutzutage ist - erst wird etwas abgelehnt, dann angenommen, dann variiert und verwässert und dann wertlos gemacht  :P im Sinne von "lohnt sich nicht dagegen anzukämpfen".
Es interessieren sich immer mehr Leute dafür, aber es gibt zu wenig gutes Informationsmaterial über die praktische Umsetzung und zuwenig Trainer.
So begegnet man jetzt schon "Phase 1, Phase 2..." als "Muss unbedingt so durchlaufen werden..."

Ich finde gerade im Clickertraining ja schön, dass es kein "muss" gibt, bis auf die grundlegenden Techniken und Vorgehensweisen.

Zur Gymnastizierung denke ich dass es sehr viel schwieriger ist, das über die Prinzipien von CT wirklich biomechanisch korrekt zu erreichen, aber es ist nicht unmöglich. Und warum sollte man CT als Kommunikationselement und Trainingsprinzip aus dem Bereich Reiten ausschliessen, bloss weil Reiten über die Jahrhunderte weitgehend mit negativer Verstärkung und Strafe unter dem Begriff "klassisch" definiert wurde?
Da gibt es noch viel zu entdecken... :nick:
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: nanolino am 26. Januar 2013, 12:39:22

Ich denke dass das ein relativ normaler Prozess heutzutage ist - erst wird etwas abgelehnt, dann angenommen, dann variiert und verwässert und dann wertlos gemacht  :P im Sinne von "lohnt sich nicht dagegen anzukämpfen".
Es interessieren sich immer mehr Leute dafür, aber es gibt zu wenig gutes Informationsmaterial über die praktische Umsetzung und zuwenig Trainer.
So begegnet man jetzt schon "Phase 1, Phase 2..." als "Muss unbedingt so durchlaufen werden..."

Ich finde gerade im Clickertraining ja schön, dass es kein "muss" gibt, bis auf die grundlegenden Techniken und Vorgehensweisen.

 :uschreib:

Ich glaube auch, dass das ganz wichtige Aspekte sind. Jeder braucht ja auch einen anderen Unterrichtsstil oder eine andere Art der Informationsaufarbeitung, daher brauchen wir Formulierungen von unterschiedlichen Menschen und deren spezifischen Fähigkeiten. Jeder verwendet unterschiedliche Bilder und setzt seine eigenen Schwerpunkte. Und betrachtet das CT aus einem anderen Blickwinkel, je nachdem wo die "geistige Herkunft" der Person ist, sei es die Physiotherapiedie Humanpsychologie oder die Tiermedizin oder wie bei mir die Verhaltensbiologie. und jeder dieser Blickwinkel ist wertvoll und wichtig, um dem CT gemeinsam eine weitere pferdefreundliche Richtung zu geben.

[/quote]
Mein Eindruck:

CT wird immer mehr zu einer Methode, die bestimmte Übungen, die auf eine bestimmte Weise trainiert werden, beinhaltet. Ich hab'den Eindruck, es ist auch nur mehr wenig davon entfernt, bestimmte Level festzulegen. Und es wird fallweise zu technisch (wobei mir die Vorteile guter Technik absolut bewußt sind.)


Das empfinde ich auch oft so. Und dabei wird manchmal auch der Weg zur Übung "festgelegt", dieses oder jenes wird z.B. per Shaping trainiert, wer es nicht so macht, sondern z.B. über Target trainiert, wird fast schon schief angesehen. Ich übertreibe natürlich, aber es fällt mir schon auf, dass es eben oft um das Darstellen der eigenen Fähigkeiten geht, im Sinne von "wer es mittels Free Shaping hinbekommt ist besser als jemand der es "nur" über Target oder gar Locken schafft". und dabei ist es dann auch egal welcher Weg für dieses Pferd-Mensch-Team eventuell der schonendere gewesen wäre.

LG,
Marlitt
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Muriel am 26. Januar 2013, 14:32:09
Zitat
und dabei ist es dann auch egal welcher Weg für dieses Pferd-Mensch-Team eventuell der schonendere gewesen wäre.
ich finde "schonend" muss es nicht mal immer hauptsächlich sein. Sondern passend. So wie der gute Herr Neindorff gesagt hat: "Man muss für jedes Pferd (Ergänzung von mir: Und für jeden Mensch!) die passende Ansprache finden."
dh es ist meine Aufgabe, Wege zu finden und Fragen zu stellen, zu denen das Pferd "ja" sagen kann. 
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: nanolino am 26. Januar 2013, 14:59:17
Ja genau! Das ist eine gute Ergänzung.
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 26. Januar 2013, 17:54:49
Hallo Ihr,

Heike, das kann ich nur bestätigen!

Was meint Ihr, wieso gibt es diese Motivation beim Pferdetraining das Freie gegen das Gestufte, Limitierte, Sequenzierte Training einzutauschen? Ist es echt nur unser Sicherheitsbedürfnis alles richtig machen zu wollen?

 Ich weiß noch sehr genau wie es war, als ich das 1.Mal ClickerTraining gesehen habe. Das war bei Moni als Chrissi uns das eines Nachmittags zeigte mit Monis Ponys. Das war ein so unglaubliches Erlebnis für mich, weil die damals schon relativ alte Stute Skona nie, nie, nie gelernt hatte mitzudenken. Und nun bekam sie die Möglichkeit dazu. Es ging nur um die Konditionierung und ich habe nie wieder ein Pferd gesehen, dass so unglaublich verwundert, aber auch glücklich wirkte (wenn man das bei Pferden so sagen kann). Wir Menschen waren alle dermaßen begeistert, dass werde ich nicht vergessen.
Mir schien nach diesem Nachmittag plötzlich alles möglich und ich wusste, dass ich mit der Methode selber ein Pferd ausbilden könnte.
Es ging damals vor allem um Freiheit fürs Pferd, Freiheit mitzumachen, mitzudenken und sich selber etwas auszudenken, dass der Mensch dann nur begleitet. Irgendwie wünsche ich mir, dass CT diesen Weg nicht verlässt...

Liebe Grüße
Steffi
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: eboja am 26. Januar 2013, 19:11:55
Ich finde es sehr spannend, dass hier offensichtlich mehrere Leute die Erfahrung gemacht haben, dass das Clickertraining (allgemein, oder speziell auf Pferde bezogen?) immer "regelhafter", "Schema F" zu werden scheint. Habt Ihr dafür Beispiele?

Ich selbst kenne Clickertraining a) so, wie ich es mache und b) so, wie ich es hier im Forum lese, und sonst eher kaum. Daher wäre mir das nicht aufgefallen, hier im Forum zumindest habe ich nicht den Eindruck, dass bestimmte Übungen "nur auf diese bestimmte Art und Weise" gemacht werden "dürfen". :nixweiss:
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: verena am 26. Januar 2013, 19:23:25
Mir geht es so wie Esther, ich sehe und lebe das Clickertraining als eben diese Philosophie mit allem was 'dazugehört', so wie Steffi den konservativen Clickerweg beschrieben hat und kann jetzt auch nicht wirklich sagen, daß ich extrem regelhaftes erlebt /kennengelernt hatte bisher. Das kann aber natürlich auch daran liegen, daß ich vielleicht doch noch nicht so extrem viele  verschiedene Trainer kennengelernt hätte?  :nixweiss: , die mir einen anderen Eindruck darüber vermittelt hätten.
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: DogTeam am 26. Januar 2013, 19:52:29
Sehr spannend ... ich kenne das Phänomen aus dem Hundetraining ... für mich hat diese Entwicklung dazu geführt, dass ich das Thema Clickertraining eine Zeit lang wieder auf Eis gelegt habe, weil es mir einfach zu technisch, zu steril wurde. Wir leben ja schließlich nicht in einem Labor. Da ging es auch gar nicht mehr darum was das Tier wirklich braucht, sondern doch nur darum sein Ding durchzuziehen und weil man ja keine Strafen und keinen Druck nutzt ist das dann automatisch gut - egal wie viel Stress das Tier dann dabei hat.

Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 22 am 26. Januar 2013, 21:16:09
Hallo Esther,

Beispiele finde ich in diesem Fall schwierig, weil es dann oft um bestimmte Trainer geht. Es soll hier ja nicht um Trainerschelte gehen. Ich empfinde einiges, was ich aus der Hundeszene aufgeschnappt habe eher grenzwertig, eben weil ein gewisser Stress beim Tier akzeptiert wird.
Ich weiß, dass ich darüber vor Jahren schon mit meiner Moni bezüglich der Frustrationstoleranz bei Pferden lange Diskussionen hatte. Sie war der Meinung, dass manche Pferde durchaus eine längere Phase der Frustration aushalten können/sollten, wenn man eben einen Schritt weiter kommen will und die Pferde die Lösung selber finden sollen. Dann müssen sie viel mehr ausprobieren, was bei Exemplaren wie Mána zur totalen Frustration führen würde. Daher war ich immer eher dagegen. Das rührt bei mir auch daher, dass ich viel unsicherer beim Training bin und war als meine Freundin, die eben Profi ist.

Grüße
Steffi
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: eboja am 26. Januar 2013, 21:18:41
Ja, ich kann verstehen, dass Beispiele schnell "zu konkret" werden :nick:. Trotzdem danke für die Antwort, ich glaube, ich verstehe so ungefähr, was Ihr damit meint.
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: nanolino am 26. Januar 2013, 21:40:54
Sehr spannend ... ich kenne das Phänomen aus dem Hundetraining ... für mich hat diese Entwicklung dazu geführt, dass ich das Thema Clickertraining eine Zeit lang wieder auf Eis gelegt habe, weil es mir einfach zu technisch, zu steril wurde. Wir leben ja schließlich nicht in einem Labor. Da ging es auch gar nicht mehr darum was das Tier wirklich braucht, sondern doch nur darum sein Ding durchzuziehen und weil man ja keine Strafen und keinen Druck nutzt ist das dann automatisch gut - egal wie viel Stress das Tier dann dabei hat.



Jenny, das kann ich so gut verstehen. in der Hundeszene sehe ich dieses Phänomen auch noch viel stärker - vermutlich weil sie der Pferdeszene in Bezug auf CT so weit voraus ist. Und die Befürchtung habe ich eben, dass irgendwann auch in der Pferdeszene eine solche Wende eintritt und auch diverse Grabenkämpfe um das "richtige" CT entstehen, einzelne Personen es zu einer "Marke" machen und auch dort nur das Prinzip "höher, schneller, weiter" gilt.

LG,
Marlitt
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: cinnamon am 26. Januar 2013, 21:57:52
den letzten beitrag unterschreib ich jetzt mal!
der große vorteil von ct ist, dass es im prinzip kein falsch oder richtig und kein starres system gibt. möglcherweise auch einer der nachteile dieser "methode", weil leute dann ihr eigenes süppchen kochen und lerninhalte so weitervermitteln, wie sie sich in ihr vorhandenes weltbild einfügen.
früher war der kreis der clickerer ja ein relativ kleiner - vor ein paar jahren hat sich das ganze dann irgendwann verselbstständigt, was auf der einen seite natürlich prima ist, auf der anderen seite aber sicherlich auch gewisse nachteile mit sich bringt.
über kompromisslösungen wird man vermutlich nicht herumkommen, denn die wenigsten sind so verrückt, ihr komplettes weltbild über den haufen zu werfen. deshalb  ist es mmn am wichtigsten, informationen bereitzustellen - alles andere kommt dann eh von selbst (oder auch nicht ;-)).
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 189 am 28. Januar 2013, 08:23:12
Eine sehr interessante Diskussion!  :thup: :thup:

Ich erlebe es auch so wie Alex - bei keiner anderen Methode die ich kenne ist das Ergebnis und die Auslegung  so stark vom "Anwender" abhängig wie beim CT.
Gemischt mit "schneller, besser und am besten sofort" ist das nicht immer kompatibel, ich habe schon mehrere Leute begeistert reden gehört wie toll CT nicht ist, das sieht bei Erika und mir und unseren Pferden ja soooo toll aus - leider ist mit der Erkenntnis das da mehr als ein Wochenendkurs dahinter steckt, die Begeisterung auch schnell wieder geschwunden.

Von der Schülerseite her auf der ich stehe fände ich eine gewisse Qualtitätssicherung was den Unterricht betrifft schon überlegenswert. Nicht für diejenigen die sich bereits mit CT beschäftigt haben und den Unterschied zw. gutem und schlechten Unterricht erkennen können bzw. sich in der Szene auskennen und wissen an wen sie sich wenden können.
Aber für Laien die sich für CT interessieren, durch Pech einen abgründigen Trainer erwischen (und ja, die kenne ich) und dann zu Recht sagen, dass sie von CT nichts mehr wissen wollen.

Dass CT zu einem Schema wird wie du beschrieben hast Eboja, kann ich in meinem Umfeld auch nicht feststellen. Das ist aber zugegebenermaßen auch sehr klein..  :cheese:

Ich glaube, bzw. hoffe, dass CT nach einem sturen Schema sowieso nicht funktioniert und es daher auch nicht soweit kommen wird. Ich denke nur daran wie unterschiedlich meine beiden eigenen Pferde sind und schon allein die beiden lassen sich keinenfalls in ein gemeinsames Programm pressen.

Viele Gedanken habe ich mir aber seit letztem Sommer über die Überforderung/den Stress beim Clickern allgemein gemacht und über das "Zustandssignal" über das ich mich mit Marlitt lange unterhalten habe. Ich denke in diesem Bereich gibt es noch viel Raum für Neues und für weitere Facetten die in den täglichen Umgang mit dem Pferd übernommen werden können.
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: AbbeyWood am 28. Januar 2013, 09:12:02
Dabei verstehe ich das "schneller höher weiter und am besten sofort" denken überhaupt nicht.. Für mich ist gerade das schöne, dass ich mit meinem pferd den weg gehen kann. Und das mit ihm gemeinsam lernen...
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: Ehemaliges Mitglied 189 am 28. Januar 2013, 09:22:14
Also verstehen kann ich das schon.
Ich habe auch erst mit und durch das CT gelernt Ehrgeiz loszulassen und mehr das Zusammensein und weniger das Erreichen des Ziels zu schätzen und zu würdigen.
So habe ich den Umgang mit Pferden von Kindheit an gelernt und ich empfinde es als große Herausforderung da komplett umzudenken, geht denke ich auch nicht sofort sondern das ist eine Entwicklung auf die man sich erst einmal einlassen muss.
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: nanolino am 28. Januar 2013, 10:18:31
über kompromisslösungen wird man vermutlich nicht herumkommen, denn die wenigsten sind so verrückt, ihr komplettes weltbild über den haufen zu werfen.

Das finde ich einen wichtigen Aspekt. Jeder ist ja auf dem Weg innerhalb dieses großen Prozesses und der vielen Facetten, die das CT im weitesten Sinne hat. Da kann niemand in kurzer Zeit den Überblick und die Erfahrung einfach haben, alles sinnvoll anzuwenden. Ganz abgesehen davon ist es glaube ich immer schlecht, alle seine bisherigen "Werkzeuge" wegzuwerfen, solange man noch keine neuen wirklich durchdacht und verstanden hat. Man wird dadurch handlungsunfähig. Und es ist ja nunmal so, dass quasi niemand als Neueinsteiger täglich von einem Profi betreut wird.

leider ist mit der Erkenntnis das da mehr als ein Wochenendkurs dahinter steckt, die Begeisterung auch schnell wieder geschwunden.

Eben, und das Lernen der Methode dauert Jahre und hört nie auf. Man arbeitet immer wieder an sich selbst und an seinen Skills. Das wird bei Anfängern völlig unterschätzt. Das Prinzip haben alle schnell verstanden, aber wirklich sinnvoll einsetzen können viele CT auch nach Jahren nur punktuell und schaffen dadurch eher Stress als dass sie viel Gutes damit bewirken.

Aber für Laien die sich für CT interessieren, durch Pech einen abgründigen Trainer erwischen (und ja, die kenne ich) und dann zu Recht sagen, dass sie von CT nichts mehr wissen wollen.

Genau das kann ich auch sehr gut verstehen  :cheese:.

Viele Gedanken habe ich mir aber seit letztem Sommer über die Überforderung/den Stress beim Clickern allgemein gemacht und über das "Zustandssignal" über das ich mich mit Marlitt lange unterhalten habe. Ich denke in diesem Bereich gibt es noch viel Raum für Neues und für weitere Facetten die in den täglichen Umgang mit dem Pferd übernommen werden können.

Und das setzt voraus, dass viele Leute wirklich Prinzipien und deren Umsetzung im Alltag ausprobieren. Und da muss ich mich auch immer wieder an die eigene Nase fassen, denn es ist wirklich schwierig in einem gefüllten Alltag und neben den Projekten, die ja auch dem Geldverdienen dienen nicht aus den Augen zu verlieren, meine Forschungsprojekte und speziellen Veröffentlichungen auch tatsächlich fertigzustellen und zu veröffentlichen. Vielleicht geht es Euch auch so? 

LG,
Marlitt
Titel: Re:Clickertraining quo vadis?
Beitrag von: carry87 am 28. Januar 2013, 14:32:23
Also ich habe während meiner Clickerzeit auch eine große ENtwicklung gemacht - ich kam aus dem NHS-Bereich, habe den dann, weil es rein übers negative BEstärken bei loki nicht klappte irgendwas zu tun, ein wenig übers Clickern gelesen - habe dann das was ich eben am besten kannste (NHS) mit dem Click verbunden und habe erst langsam (auch viel durch dieses Forum) zum wirklichen CT gefunden...
Dass es eben nicht nur den einen Weg gibt ist gerade das Schöne am CT... Nur leider wird eben in vielen Büchern und auf vielen Internetseiten das ganze anders dargestellt - als gäbe es "Rezepte" wie man welche Übungen einstudiert usw...

gerade jetzt wo ich mit Vinda zu clickern begonnen habe merke ich, dass ich mich schon wieder weiterentwickle weil sie einfach ganz anders denkt und lernt als Loki.
Und das ist eben das schöne, dass man lernt anders zu denken und dem Pferd somit den für es selbst bestmöglichen Weg bietet um ihn gemeinsam zu gehen ...