das kann man doch so gar nicht sagen, da jeder huf anderes aussieht. der eine geht unter guten vorausetzungen in die neue behandlung, der eine mit ultra schlechten hufen.
bei uns haben bisher 2x gereicht um ne verbesserung zu sehen. kommende woche ist er wieder dran. und das erst seit diesem jahr.
Hi Mel,
sicher sieht der Huf auch schon nach der ersten Bearbeitung recht gut aus, doch damit ist nur äußerlich etwas getan und noch lange nicht die Ursache für vorhandene Spannungen in der Hornkapsel beseitigt. Es dauert ca, ein Jahr, bis sich das ganze Horn komplett erneuert hat. Wurde es in dieser Zeit ständig fachgerecht und zielgerichtet bearbeitet, kann man erst von einer erfolgreichen Korrektur sprechen. Und gegen radikale Behandlungen, wie sie leider auch vorkommen, bei denen schon in der ersten Behandlung die Stellung komplett verändert wird, habe ich etwas.
Stell dir mal vor, ein Pferd hat über Jahre hinweg einen Bockhuf und die Knochen haben sich dieser Hufstellung langsam angepasst (z. B. der Ansatz der Strecksehen hat sich zueiner kleinen Spitze am Hufbein geformt, um dieser Dauerbelastung dort etwas entgegen zu wirken). Nun kommt ein Barhufbearbeiter und soll das möglichst schnell korrigieren. Der setzt also einen Winkelmesser an und kürst die Trachten soweit runter, bis die Zehe wieder annähernd unter 45° steht. Hufbein und Fesselbein sind damit radikal zu einander verschoben worden und die Strecksehne wurde stark entlastet, während die große Beugesehne nun deutlich mehr Vorspannung erfährt. All das ist ja äußerlich nicht zu sehen und das Tier sagt auch keinen Mucks. Reiterlein freuht sich und nimmt an der nächsten Jagd teil. Das Pferd läuft wieder prima und so wagt man auch einen flotten Sprung und das war's dann. Plötzlichgeht das Pferd lahm! Was ist passiert? ...
Da die zuvor gedehnte Strecksehe keinen ausreichenden Gegenzug mehr aufbauen konnte, weil sie sich so schnell nicht wieder zusammen ziehen kann, wurde die Beugesehne etwas zu weit überdehnt. Die gewachsene "Nase" am Ansatz der Strecksehne ist somit gegen das Fesselbein gehebelt worden und dort beim Aufprall abgebrochen. Jetzt hat das gute Tier eine Fraktur im Bein und die Strecksehne kaum noch Halt am Knochen. War das nötig? Nur weil man möglichst schnell ein sichtbares und spürbares Ergebnis haben wollte. Hätte man zuvor ein Röntgenbild von diesem Huf gemacht, wäre sicher aufgefallen, dass er in seiner Stellung nicht mehr korrigiert werden kann. Was jetzt nicht heißen soll, dass kein Bockhuf mehr korrigierbar ist. Aber man sollte sich zuvor schonmal die Knochen etwas genauer ansehen, ob sie bereits Verknöcherungen aufweisen oder noch nicht. Auch das Strahlbein, welches bei so einem Huf stark eingeklemmt wird, kann nicht einfach so von Heute auf Morgen wieder frei gelegt werden. Das muss alles über die zeit sich langsam wieder zurück entwickel und Verknöcherungen tun das eben nicht mehr von selbst. Da hilft dann nur noch eine OP oder man lebt damit und nimmt darauf einfach mehr Rücksicht.
So, damit habe ich doch schon Stellungskorrekturen angesprochen. Aber eigentlich habe ich mir gewünscht, dass ihr an Hand der Seite, die ich dazu verlinkt habe, erst einmal Fehlstellungen erkennt und euch vorstellen könnt, was da genau passiert, wenn die Knochen eben nicht mehr in einer Achse gerade zu einander stehen, sondern abknicken. Jeder Knick bedeutet eine Kraftumlenkung nach dem Hebelgesetz. Die Kräfte nehmen also stark zu und müssen irgendwo abgetragen werden. Sie beginnen also am Ende, bevor sie in dem Boden durch entsprechende Gegenkräfte ausgeglichen werden im Horn zu schieben. Jeder von euch kennt untergeschobene Trachten und abgeflachte Eckstreben etc. Es entstehen die tollsten Verformungen im Huf!
Was liegt also näher, diesen in seiner Stellung zurück zu korrigieren, doch teilweise mit sehr fatalen Folgen, siehe oben. Das muss sehr genau untersucht und überlegt werden, wie was wo verändert wird, um hier langfristig und nicht sofort eine Korrektur durchzuführen. All diese Hebel können ja auch nicht alleine nur durch Einkürzen oder Unterfüttern des Tragrandes ausgeglichen werden, da dies ja nur eine vertikale Veränderung bedeutet. Und so läuft das Pferd ja auch nicht. Die bewegungen des Hufes verlaufen in mehrere Richtungen und verursachen damit auch unterschiedliche Spannungen. All das kann ein gesunder Huf gut ausgleichen. Verstärken sich die Spannungen an einer Stelle zu sehr, reagiert er mit Verformung darauf und zwar nicht nur in der Höhe sondern vor allmen auch in der Breite. Wie will ich das korrigieren, wenn ich nur an der vertikalen Stellung arbeite? Und die verformte Hornwand einfach wegschneiden und auf Neubildung setzen, dürfte ja auch kaum in Frage kommen (leider kenne ich das auch und lehne es kathegorisch ab). Solche Leute frage ich dann, ob es nicht besser wäre das Tier ein Jahr einfach aufzuhängen und einen völlig unbelastetet Huf naturgetreu wieder runterwachsen zu lassen. Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Lieber schnitze ich gezielt an bestimmten Stellen solange rum, bis die vorhandenen Spannungen, die ursächlich sind für die jeweilige Verformung, sich durch Entlastung über einen längeren Zeitraum langsam aber sicher wieder abgebaut haben, bzw. das Horn an bestimmten Stellen "trainiert" und stärker geworden ist.
Wer das gut kann hat in meinen Augen echt was drauf und ich habe schon viele Hufbearbeiter in die "Wüste" geschickt. Aber bei der HO bin ich dann geblieben und ihr auch sehr dankbar, dass sie immer so weit zu uns fährt. Nun bilde ich mich selbst in diese Richtung weiter und unterstütze sie bei der Hufbearbeitung an unseren Pferden, damit die Bearbeitungsintervalle größer werden und sie auch wieder neue Kunden annehmen kann. Aber auch das wird noch so seine Zeit dauern. Momentan haben wir von 4 Wochen auf 5 Wochen verlängert. Ganz zu Anfang musste sie alle 2 Wochen kommen. Das war schon sehr extrem bei meinem Pferd. Und inzwischen haben wir ein völlig normales Maß erreicht. Allerdings macht sie diese Arbeit bei uns auch schon über drei Jahre und Antares hat keine geschüsselten Tellerhufe mehr, die sich in alle Richtungen verschoben haben. Es gab an diesem Pferd keine zwei annähernd gleiche Hufe (spiegelbildlich betrachtet natürlich) und jeder Huf hat seine spezielle Einzelbehandlung gebraucht, um sich in die gewünschte Richtung zurück zu entwickeln. Damit sind dann auch endlich die enormen Balanceprobleme meines Pferdes verschwunden, wo ich schon an meinen Reitkünsten gezweifelt habe.
Ja, es ist ein Gesamtpaket, was da eine Rolle spielt und ich lach mich schief, wer da meint nur den Tragrand ausgleichen zu müssen, oder gar Eisen anzunageln, um all diese Dinge nachhaltig in den Griff zu bekommen. Das ist eine echte Wissenschaft für sich ganz alleine und ich denke, dass da noch lange nicht alles erkannt wurde, was machbar wäre. Dazu müssen immer noch ganz viele Erfahrungen zusammengetragen und ausgewertet werden. Aber das ist bei "Fließbandarbeit" alle 6 bis 8 Wochen wohl eher nicht möglich. Da kann sich Einer tatsächlich einen Keks in den Bauch frreuen, wenn er ein Pferd mit absolut gesunden Hufen, die sich das Pferd selbst formgerecht abläuft und nur ei paar Kontrollen pro Jahr erfordern.
Echt cool das!
Manfred