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Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle

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Mannimen
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #15 am: 20. Mai 2011, 07:07:53 »
"Mein Pferd darf nur flüchten wenn ich es ihm erlaube", sollte das heißen. Es wird insofern zu einem willenlosen Befehlsempfänge aus Gründen der Sicherheit trainiert und jegliche natürlichen Instinkte weg domestiziert. Für mich ist das dann auch kein Pferd mehr.

Wer Angst im Umgang mit diesen Tieren hat oder wem dies zu gefährlich ist, sollte das dann auch sein lassen. Wir reden hier auch nicht über Raubtiere, wie Löwen oder Tiger etc. Dennoch muss man sich seiner Sache absolut sicher sein und in jeder Situation immer die richtige Entscheidung treffen, sonst können sich diese Tiere uns auch nicht anschließen bzw. an uns orientieren.

Und ich meine auch keine Reizüberflutung, wenn ich das Tier in furchterregenden Situationen dies bewusst wahrnehmen lasse. Für mich wäre es deutlich schlimmer, wenn ich es dann auch noch unter Druck setze. Insofern halte ich den Stopp an dieser Stelle für sehr wichtig und nähere mich nur so weit der Gefahrenquelle an, wie mein Pferd das auch selbst zulässt, sich also dem nicht entziehen möchte und die Flucht ergreift, scheut oder gar steigt.

Klar steht es in diesem Moment unter erheblichen Stress, den es erst einmal bewältigen muss. Aber genau das soll es ja lernen, sich selbst unter Kontrolle zu haben und nicht vom Menschen ständig kontrollieren zu lassen. Mir ist das Selbstbewusstsein dieser Tiere wichtig. Sie sollen erkennen wozu sie in der Lage sind, was sie meistern können usw. Ich bin keine 24 Std. täglich da und es wird Situationen geben, wo sie ohne mich klar kommen müssen. Nichts ist schlimmer als ein kopflos umherrennendes Pferd.

Wir sind mal zur Koppel gekommen, als Paco außerhalb der Einzäunung völlig durch den Wind, den Eingang zurück gesucht hat. Wir haben versucht ihn einzufangen, doch der hat uns überhaupt nicht wahrgenommen bzw. erkannt. Da half nur ein beherztes in den Weg springen und eine Schlinge um den Hals legen (er hatte kein Halfter drauf). Dann langsam wieder runterkommen lassen und erst völlig entspannt zurück auf die Weide bringen, den zertörten Zaun reparieren und hoffen das so etwas nie wieder passiert. Zum Glück war kein Auto auf der Straße unterwegs und kein Mensch weiß, wie lange er so schon umher gerannt ist (er war völlig nass).

Selbst ein Leittier kann auch durchdrehen, wenn es sich nicht mehr zu helfen weiß. Mir ist wichtig, dass sie es lernen sich selbst unter Kontrolle zu haben und in Gefahrensituationen eben nicht durchdrehen, sich damit auseinandersetzen und sie meistern. Ich möchte nicht dass sie in solchen Situationen ohne mich nicht klar kommen. Antares geht seelenruhig von einem Dorf zum anderen spazieren, wenn er mal die Weide verlassen hat und lässt sich von wild fremden Menschen zurückbringen. Auch habe ich ihn noch nicht kopflos die Straße entlang rennen gesehen. Und er ist ein rangniederes Tier, welchem der Herdentheorie folgend dann eigentlich völlig die Orientierung fehlen müsste.

Es ist also ein Frage der Überforderung nicht des Ranges
Manfred

« Letzte Änderung: 20. Mai 2011, 07:39:23 von Mannimen »
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #16 am: 20. Mai 2011, 11:06:50 »
ich denke, wir reden da von äpfel und birnen.
ich rede davon, den stress auf einem level zu halten, wo er erträglich ist - der stress wäre ungefähr so groß, als ob das pferd auf der koppel steht und in 50  metern entfernung eine katze durchs gebüsch schleicht. das holt die aufmerksamkeit, schafft aber keinen stress im eigentlichen sinne.
ich rede davon, das pferd für kooperatives verhalten und entspannung zu belohnen - das kann eine leichte kaubewegung sein, die bewirkt, dass das pferd bekommt, was es möchte: weg von der "gefahrenquelle".
ich rede davon, dass das tier lernt, seine umwelt gezielt durch das eigene verhalten zu kontrollieren - es lernt, ich verhalte mich entspannt und das ding verschwindet. dadurch hat es doppelt gewonnen - es gewinnt distanz und ist gleichzeitig nicht gestresst.

in den meisten fällen ist das tier diesen auslösern ohnehin regelmäßig ausgesetzt (schüsse, traktoren, grashalme die im wind wackeln  :confused:) und gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen. wir zeigen einfach alternative verhaltensmodelle, während wir die natürliche umgebung als verstärker nutzen. das hilft dem pferd auch in der zeit, wo der mensch mal nicht zugegen ist! das hat nichts damit zu tun, dass ich als chef vorgebe, wie man zu reagieren hat, sondern dass ich gezielt ein alternativverhalten ANTRAINIERE.
das tier bekommt immer noch was es möchte und muss viel weniger aufwand betreiben, wir bekommen ebenfalls was wir möchten und müssen keinen von uns in eine gefahrensituation bringen, alle sind zufrieden.
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #17 am: 20. Mai 2011, 11:22:11 »
das hat nichts damit zu tun, dass ich als chef vorgebe, wie man zu reagieren hat, sondern dass ich gezielt ein alternativverhalten ANTRAINIERE.
:nick: :thup:

Will heißen: Ich überfahre Kind/Pferd nicht und nehme natürlich Rücksicht auf Bedürfnisse, Emotionen usw. - aber letztendlich entscheide ich in gewissen Bereichen durchaus "dikatorisch", was sein darf und was nicht. Und natürlich unterstütze ich das Pferd durch entsprechendes Verhalten meinerseits sowie Training darin, dass es gar nicht erst das Bedürfnis bekommt, bei jedem raschelnden Blatt die Beine in die Hand zu nehmen.
Ich meinte damit auch nicht, dass ich mich hinstelle und sag "Nee, abhauen is nich, kuck wie du jetzt hier mit der Situation fertig wirst.". Aber generell befinde ich Mensch kopflose Flucht für keine gute Lösung und handle/trainiere entsprechend.

Und ich meine auch keine Reizüberflutung, wenn ich das Tier in furchterregenden Situationen dies bewusst wahrnehmen lasse. Für mich wäre es deutlich schlimmer, wenn ich es dann auch noch unter Druck setze. Insofern halte ich den Stopp an dieser Stelle für sehr wichtig und nähere mich nur so weit der Gefahrenquelle an, wie mein Pferd das auch selbst zulässt, sich also dem nicht entziehen möchte und die Flucht ergreift, scheut oder gar steigt.
Mit Reizüberflutung war das "Aussacken", wie es z.B. MR betreibt, gemeint. ;) Nicht du, wenn du anhältst und deinem Pferd was zeigst.

« Letzte Änderung: 20. Mai 2011, 11:42:08 von Bettina1986 »
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Mannimen
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #18 am: 20. Mai 2011, 19:44:32 »
ich rede davon, den stress auf einem level zu halten, wo er erträglich ist - der stress wäre ungefähr so groß, als ob das pferd auf der koppel steht und in 50  metern entfernung eine katze durchs gebüsch schleicht. das holt die aufmerksamkeit, schafft aber keinen stress im eigentlichen sinne.
Also redest Du nicht von Stress.
Zitat
ich rede davon, das pferd für kooperatives verhalten und entspannung zu belohnen - das kann eine leichte kaubewegung sein, die bewirkt, dass das pferd bekommt, was es möchte: weg von der "gefahrenquelle".
Durch Kauen alleine kommt es noch nicht weg von der Gefahrenquelle. Dazu muss es schon mehr als nur den Kiefer bewegen.
Zitat
ich rede davon, dass das tier lernt, seine umwelt gezielt durch das eigene verhalten zu kontrollieren
Das kann es bereits, denn durch seine Flucht bringt es sich ja in Sicherheit. Die Kontrolle darüber ist ihm angeboren.
Zitat
- es lernt, ich verhalte mich entspannt und das ding verschwindet. dadurch hat es doppelt gewonnen - es gewinnt distanz und ist gleichzeitig nicht gestresst.
Nicht wenn das Ding sich ihm nähert, ein Jogger, ein Ragfaherer, ein Mopedfahrer, ein Auto, ein Zug, ein Flugzeug oder ein Boot am Ufer usw. Wildtiere im Wald, die selbst den Fluchtinstink besitzen, werden sich vermutlich entfernen, doch die werden seltener angetroffen als Menschen mit ihren Fahrzeugen und dem Unverständnis dazu.
Zitat
in den meisten fällen ist das tier diesen auslösern ohnehin regelmäßig ausgesetzt (schüsse, traktoren, grashalme die im wind wackeln  :confused:) und gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen.
Bei einem Schuss wird es sich erschrecken, genau wie bei einem Knall durch Überschallflugzeuge etc. Das kann ich nur verhindern, in dem ich das Pferd durch Reizüberflutung darauf desensibilisiere, wie bei Polizeipferden oder bei der Jagd. Das Geballer und gekleffe etc. bringt sie dann nicht aus der Ruhe. Dagegen sind sie gewissermaßen abgestumpft worden. Halte ich für keine Alternative, eher für eine Notwendigkeit für diesem Einsatz, den ich jedoch hier nicht meine.
Zitat
wir zeigen einfach alternative verhaltensmodelle, während wir die natürliche umgebung als verstärker nutzen. das hilft dem pferd auch in der zeit, wo der mensch mal nicht zugegen ist! das hat nichts damit zu tun, dass ich als chef vorgebe, wie man zu reagieren hat, sondern dass ich gezielt ein alternativverhalten ANTRAINIERE.
das tier bekommt immer noch was es möchte und muss viel weniger aufwand betreiben, wir bekommen ebenfalls was wir möchten und müssen keinen von uns in eine gefahrensituation bringen, alle sind zufrieden.
Und wie muss ich mir das vorstellen? Ein Baum knarrt im Wind, neigt sich in unsere Richtung, es knackt und ein Ast über uns bricht ab, Pferd stoppt, fängt an zu kauen und senkt den Kopf!
 :applaus:
Na, mein Ding wär's nicht. So antrainierte Verhaltensweisen haben eben nichts mehr mit dem natürlichen Instinkt zu tun. Sie werden bei bestimmter Reizauslösung einfach nur abgespult. Denn sie wissen nicht was sie tun. Das kann ich auch mit einer Maschine haben und immer den richtigen Knopf drücken, damit sie so funktioniert , wie ich es gerne hätte.

Antares hat uns schon vor manch einer Gefahr gewarnt, die ich nicht im entferntesten so wahr genommen hätte. Z. B. ein Verkehrsschild (große Blechtafel) am Boden unter Laub, also nicht zu sehen. Wie er das erkannt hat, weiß ich nicht, aber er weigerte sich standhaft auch nur einen Schritt weiter in diese Richtung zu gehen. Erst als ich abstieg bemerkte ich auf welches "Glatteis" wir uns da begeben hätten. Er hätte sich die Beine brechen können und ich mir das Genick.
 :click:
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strizi
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #19 am: 20. Mai 2011, 19:58:00 »
manni???? sagmal - gibts für dich was anderes als böööööses schwarz und lupenreines weiß? kannst du dir bitte mal die mühe machen, nicht das zu lesen, was zu deinen bildern im kopf passt, sondern schlichtweg NUR das, was hier geschrieben steht? cinni hats sehr gut aufn punkt gebracht - sofern man mal im stande ist, wertfrei zu lesen und nix zwischen die zeilen zu interpretieren............

gefahrlos flüchten (und damit meine ich jetzt mal das pferdchen ganz alleine - ohne reiter oben drauf) kann ein araber in der wüste............ oder ein mustang in den ewigen weiten ner prärie.
selbst die diversesten rassen (egal jetzt ob man sich die englischen pony-rassen anschaut oder die echten arbeitspferde, wie quarters oder iberer) haben  teils durch menschenhand, teils durch natürliche auslese, verschiedenste alternativverhalten zum klassischen auf-und-davon-galoppieren entwickelt. ein pony in den englischen mooren wirds nicht lange machen, wenns kopflos davon stürmt. ebenso ein connemara - der stürzt dann halt blöderweise von den kippen........... und ein iberer/quarter landet mit großer wahrscheinlichkeit in rinderhörnern oder unter deren hufen..................

alternativ-verhalten heißt doch nicht, dass sie aufhören sollen zu denken! und zu willenlosen befehlsempfängern werden.

und, ja - ich persönlich bevorzuge pferde, die auch in schreckmomenten geistig ansprechbar bleiben (was nicht heißt, dass sie einfach nur dämlich, sich dem schicksal-ergebend stehen bleiben!)
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Mannimen
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #20 am: 20. Mai 2011, 20:44:23 »
Na dann ist ja alles gut, Ursula.
Ich kann ja auch nur von dem ausgehen, was ich so kenne und das sind halt jene willenlosen Geschöpfe kreiert durch Menschenhand oder welche, die kopflos ständig durchknallen.
Insofern wäre etwas dazwischen schon was. Wobei mir die selbstbewussten, die halt nicht alles tun, was der Mensch verlangt noch lieber sind.

« Letzte Änderung: 20. Mai 2011, 20:51:08 von Mannimen »
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #21 am: 20. Mai 2011, 20:49:06 »
Ich weiss ehrlich gesagt nicht, warum Du Dir die Mühe machst, in Foren solche Dinge durchzuphilosophieren, wenn Du doch nur das glaubst, was Du unmittelbar vor Augen hast.
Scheinbar ist der Umgang, den eigentlich alle Forenmitglieder hier mit ihren Pferden pflegen, für Dich nicht existent.  ???
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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strizi
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #22 am: 20. Mai 2011, 21:00:09 »
@manni: glaub mir - ich mag die selbstbewußten pferde auch tausendmal lieber, als die toten reitmaschinen. jedoch: wer WIRKLICH selbstbewußt ist, der reagiert doch nicht panisch/kopflos.............. weder mensch noch tier! erschrecken - ja klar! aber panisch auf der flucht? wohl eher nicht - sowas zählt für mich ganz sicher nicht zum verhaltensrepertoire eines selbstbewußten pferdes. die hüpfen nämlich meistens kurz zur seite, drehen sich dann um und begutachten.

und, ja - mir wurde auch schon mal das leben durch ein pferd gerettet............... vom gutmütigesten, unschreckhaftesten und sichersten pferd auf gottes erden. der ist nämlich in einer blitzreaktion aus einer einstürzenden reithalle mit mir raus - allerdings ist er 10 m weiter stehen geblieben  - und genau DARUM gehts, oder nicht?

@muriel: D A N K E !
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Mannimen
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #23 am: 20. Mai 2011, 21:14:34 »
Ich weiss ehrlich gesagt nicht, warum Du Dir die Mühe machst, in Foren solche Dinge durchzuphilosophieren, wenn Du doch nur das glaubst, was Du unmittelbar vor Augen hast.
Scheinbar ist der Umgang, den eigentlich alle Forenmitglieder hier mit ihren Pferden pflegen, für Dich nicht existent.  ???

Bis auf wenige Ausnahmen, die ich inzwischen durch Foren habe kennen lernen dürfen, habe ich oftmals nur das gefunden, was ich eh schon kannte. Aber hier lohnt es sich für mich durchaus mehr Zeit zu investieren, weil es deutlche Unterschiede zu dem gibt, was ich kenne. Insofern trägt dieser Austausch dazu bei, mein Bild dessen zu ändern.

Es hilft mir aber auch nicht, wenn ich nur das diskutiere, wo Einigkeit besteht. Insofern greife ich die Punkte auf, die dann kontrovers diskutiert werden. Das ist sicher anstrengend und es wäre einfacher, wenn nur Konsens bestünde.

Natürlich glaube ich, dass hier Menschen durchaus bessere Erfahrungen gemacht haben als ich. Ich denke auch, dass jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln muss. Von dem Austausch können dann ja alle etwas haben.

Gruß Manfred
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #24 am: 20. Mai 2011, 21:39:13 »
Ich glaub irgendwie ihr redet (noch immer) aneinander vorbei....Der eine redet vom kompletten "abschalten" und wegrennen, der andere von einem hupfer.....

Ich, persönlich, finde einen Hupfer und "erschrecken", durchaus legitim - aber hirnloses wegrennen -> nein, das geht einfach nicht in unserer welt....

und, nein, ich stelle ganz sicher nicht den anspruch ein "leittier" für meine pferde zu sein.
Das find ich auch ziemlich wichtig....

Den Vergleich mit Eltern-Kind find ich nett...wie bei Mensch und Pferd...sie sind zwar gleichwertig, aber nicht gleichberechtigt. Weil Pferde einfach nicht wissen dass zB um der nächsten Kurve eine Schnellstraße kommt, etc.

Und ich denke gerade bei Clickerpferden steht es doch bei den meisten auch im Vordergrund dass das Pferd mehr Selbstbewusstsein in sich und die Menschen bekommt...
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Mannimen
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #25 am: 20. Mai 2011, 22:34:45 »
Wenn ein Pferd "hirnlos" davon rennt, dann ist es mit der jeweiligen Situation einfach völlig überfordert. Soweit darf ich als verantwortlicher Mensch an seiner Seite natürlich nicht kommen lassen. Das ist doch klar, denke ich.

Und da sind wir dann wieder bei den kleinen Schritten. Ich muss mir einfach sicher sein, dass das Pferd an meiner Seite, der jeweiligen Situation gewachsen ist und ihr auch nervlich standhalten kann.

Dazu gehören viele kleine Schritte zunächst mitten in seiner vertrauten Umgebung. Damit meine ich schon auf der Weide bei der Herde. Insofern werde ich kein Tier von dort wegholen, wenn es dazu nicht bereit ist, mir also nicht folgen möchte. Dorf fängt es also schon an.

Ist dies kein Problem werde ich mich weiter auf dem Hof bewegen und mich von der Herde immer mehr entfernen. Langsam sind wir dann nur noch auf uns gestellt und wenn dann immer noch alles ok ist, kommen die ersten gestellten Aufgaben hinzu, wie anbinden und auch mal angebunden stehen bleiben, erst in Gesellschaft und dann alleine usw.

Bis wir dann gemeinsam den Hof verlassen können wird also viel Zeit vergehen. Ab da gehen wir auf gemeinsame Entdeckungsreise, erst an der Hand und später im Sattel mit Begleitung bis hin zu ausgedehnten Ritten ohne Begleitung in unbekanntes Gelände.

Da stellen sich dann jede Menge Aufgaben, die es zu meistern gilt. Angefangen bei Müllbeutel über Flatterplanen bis zu echten Hindernissen, wie eine Brückenüberquerung, unter der Bote hindurchfahren vorbei an Kuhweiden, wo Kälbchen bockspringender Weise angerannt kommen etc. So ein Pferdehirn hat dort unendlich viel zu verarbeiten und daher sollten diese Ausflüge anfangs auch nur kurz (wenige Minuten) andauern und erst mit zunehmender Selbstsicherheit weiter ausgedehnt werden.

wenn man sich diese zeit nimmt und auf die kleinsten Mitteilungen seines tierischen Partners achtet, es bei der Bewältigung unterstützt, dann wird es wohl kaum zu einer Überforderung kommen. Diese tritt meist dann ein, wenn der Mensch wieder einmal mehr verlangt als das Tier leisten kann. Das erlebe ich so oft, dass ich nicht behaupten kann, es gäbe dieses Problem überhaupt nicht.

So und nun kommen die dominanten Führungskräfte daher und behaupten, ich würde dem Tier keine Orientierung geben, ich müsse ihm klar sagen und dies auch durchsetzen, was ich von ihm will. Wenn ich in dem konsequent genug bin, wird es meine Anweisungen auch nicht mehr in Frage stellen und tun was ich verlange. Dabei könne es sich mehr entspannen und mir die Verantwortung überlassen. Ja und ich bin da eben anderer Meinung.

Ist das nun richtig oder falsch, schwarz oder weiß?
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #26 am: 20. Mai 2011, 22:41:18 »
Ich weiß nicht...ich denke man kann es auch "übertreiben" bzw. "zerdenken"....Und gewisse Situationen kann ich in vertrauter Umgebung nicht üben, und manche Sachen kommen einfach plötzlich,ohne dass man damit rechnet...
Ich geb ehrlich zu, ich mach mir über so "selbstverständliche" Dinge keine bis wenige Gedanken...und bei allen Pferden hat es bis jetzt so gut funktioniert (ok..ich habe auch gerade mal bescheidene ~9 jahre Pferdeerfahrung)
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #27 am: 20. Mai 2011, 22:59:29 »
auf die gefahr hin, dass die hälfte eh wieder nicht ankommt ;-) mach ich mir nochmal die mühe:
manfred, es gibt mehr als esogedöns und reizüberflutung - da liegen ganze galaxien dazwischen! dass du dir das nicht vorstellen kannst, ist nicht mein problem, das liegt an der beschränktheit deiner gedankenmodelle (sorry) - aber glaube mir, es ist so.

ja, ein kauen bringt das pferd weg von der gefahrenquelle.

nein, es braucht keine reizüberflutung, um zu desensibilisieren - das sind methoden aus dem mittelalter und haben nichts mit lernen zu tun, bloß mit erlernter hilflosigkeit.

ja, manchmal funktioniert das warten auf eine erwünschte reaktion in der echten welt nicht, weil  wir den auslöser nicht kontrollieren können und er zu nahe ist (freilaufender hund, fahrender traktor, etc...).
das tier wäre zu gestresst, wenn es in dieser situation warten müsste und würde irgendwann das unerwünschte verhalten zeigen und beim nächsten versuch noch sensitivierter auf den auslösereiz reagieren.
die einfachere version: wir clicken für das bemerken und anschauen des auslösers und belohnen mit distanz. wir verändern die bedeutung des reizes, indem wir ihn an etwas angenehmes koppeln, wie zum beispiel futter.

wenn wir es einmal nicht schaffen, unter der reizschwelle zu bleiben und unser tier bereits das unerwünschte verhalten zeigt, rufen wir eine supereinfache übung ab und belohnen mit vergrößern der distanz.

das beispiel mit dem baum ist absurd, sei mir nicht bös. natürlich wird das pferd in einer echten gefahrensituation nicht an der flucht gehindert und wird auch, wenn es auf sich alleine gestellt ist, richtig reagieren.
das liegt daran, dass es die wahl hat. dass wir es durch diese art des lernens nicht zu willenlosen maschinen machen, wie das anderswo der fall ist.
dass wir nichts verlangen, was widernatürlich oder gefährlich wäre (ich vertraue meinem pferd in punkto bodenbeschaffenheit blind!).

das training beginnt nicht erst vor der haustür - je mehr wir die sinne und das gehirn im alltag - zb. auf der koppel fördern, desto besser können wir berteilungsgeschwindigkeit, gedächtnis - speicherung von lerninhalten, einfallsreichtum und verarbeitungskapazität fördern.
das beginnt bei ganz simplen sachen wie dosensackerl (gehör), verschiedene untergründe im auslauf, planen, holzbretter (tastssinn), flatterbänder, windräder (sehsinn) oder geruchsartikel (olfaktorische wahrnehmung).
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Mannimen
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #28 am: 21. Mai 2011, 02:11:25 »
auf die gefahr hin, dass die hälfte eh wieder nicht ankommt ;-) mach ich mir nochmal die mühe:
Wenn die andere Hälfte schon mal ankommt, hätte sich die Mühe dann doch gelohnt. :keks:
Zitat
manfred, es gibt mehr als esogedöns und reizüberflutung - da liegen ganze galaxien dazwischen! dass du dir das nicht vorstellen kannst, ist nicht mein problem, das liegt an der beschränktheit deiner gedankenmodelle (sorry) - aber glaube mir, es ist so.
magst Du mir wenigstens eine Lichtstraße in dieser Grauzone eröffnen, damit ich meinen Horizont etwas erweitern kann? :roll:
Zitat
ja, ein kauen bringt das pferd weg von der gefahrenquelle.
Nur mental oder wie?
Die Pferde, die ich kenne, stellen bei vermeintlicher Gefahr augenblicklich das Fressen ein. Denen bleibt das Futter sprichwörtlich im Munde stecken.
Ich kenne jedoch aus der TTeam-Arbeit das Lösen von Angespanntheit durch Kauen. Wenn ein Pferd z.B. erstarrt ist, kann man mit ein paar Haferkörnchen, diese Anspannung wieder etwas lösen. Meinst Du das?
Zitat
nein, es braucht keine reizüberflutung, um zu desensibilisieren - das sind methoden aus dem mittelalter und haben nichts mit lernen zu tun, bloß mit erlernter hilflosigkeit.
Ja und diese erlernte Hilflosigkeit lehne ich eben ab.
Nehmen wir mal den rasselnden Dosensack aus dem Gelassenheitstraining. Ihn kann ich, wie bei der TTeam-Arbeit selbst hinter mir herziehen und den auslösenden Reiz somit auch steuern, also sofort wieder aufhören, wenn es dem Tier zu viel wird. Oder ich kann ihn frei nach M.R. wie einen Dummi am Pferd befestigen und es damit so lange laufen lassen, bis es erkennt, dass es diesem Teil weder entkommen noch es abschütteln oder weg kicken kann. Diese Methode stammt z. B. aus dem 20. Jahrhundert, man möchte es nicht glauben und sie erfreut sich wachsender Beliebtheit, da sehr effektiv.
Zitat
ja, manchmal funktioniert das warten auf eine erwünschte reaktion in der echten welt nicht, weil  wir den auslöser nicht kontrollieren können und er zu nahe ist (freilaufender hund, fahrender traktor, etc...).
das tier wäre zu gestresst, wenn es in dieser situation warten müsste und würde irgendwann das unerwünschte verhalten zeigen und beim nächsten versuch noch sensitivierter auf den auslösereiz reagieren.
Richtig! Und warum darf es dann nicht ein paar Schritte weg davon machen? Ich befinde mich mit dem Tier doch in keinem Verkehrsstau, wo es keine freien Wege mehr gibt. In einem solchen Gedränge habe ich mit so einem Tier auch nichts zu suchen.
Wenn ich also einen Motocrossfahrer (davon gibt es bei uns leider einige, die sich die Wälder mit den Reitern teilen) kommen höre, dann bewege ich mich mit meinem Pferd weg von der Straße / dem Weg und wir schauen aus sicherer Entfernung zu, wie er an uns vorbeisaust ohne dabei in Panik zu geraten. Hätte ich diese Möglichkeit nicht, würde Kauen vermutlich auch nicht helfen und ich müsste sehen, dass ich im Sattel bleibe, wenn mein Pferd steigt oder schon vorher absteigen, sofern ich die Zeit und Gelegenheit dazu habe.
Oder ich richte mein Pferd so darauf ab, dass ich wie unsere HB damit auf den Crossfahrer losgehen kann, um ihn samt Maschine zu Fall zu bringen, ihm dann den Helm von der Birne zu reißen und bei der Polizei im Nachgang anzuzeigen (wilder Osten). :o
Zitat
die einfachere version: wir clicken für das bemerken und anschauen des auslösers und belohnen mit distanz. wir verändern die bedeutung des reizes, indem wir ihn an etwas angenehmes koppeln, wie zum beispiel futter.
Interessant! Hast Du mal ein konkretes Beispiel dazu?
Zitat
wenn wir es einmal nicht schaffen, unter der reizschwelle zu bleiben und unser tier bereits das unerwünschte verhalten zeigt, rufen wir eine supereinfache übung ab und belohnen mit vergrößern der distanz.
Etwas genauer bitte oder ein Beispiel.
Zitat
das beispiel mit dem baum ist absurd, sei mir nicht bös. natürlich wird das pferd in einer echten gefahrensituation nicht an der flucht gehindert und wird auch, wenn es auf sich alleine gestellt ist, richtig reagieren.
Es freut mich, dass Deine Vorstellungskraft dafür nicht ausreicht. Zu meiner Zeit der Ausbildung (nicht im Mittelalter) war das gängige Praxis. Der Reiter musste sein Pferd daran hindern können, es unter Kontrolle behalten und diese nicht verlieren. Ein Resultat aus dieser Praxis war, dass die Tiere überhaupt nicht mehr auf die Idee kamen, selbst etwas zu entscheiden und immer nur auf Kommando reagierten, komme was da wolle.
Dieses Training hatte seinen Ursprung im Militär, wo die Pferde sich der Schlacht auch nicht entziehen durften. In der Klassischen Ausbildung wurden sie sogar auch als Waffe eingesetzt, wie Du sicher weißt.
Zitat
das liegt daran, dass es die wahl hat.
Sofern der Reiter sie ihm nicht nimmt.
Nur wenn es tatsächlich die Wahl hat, wird es sich auch frei entscheiden, was ihm schlimmer erscheint, sich dem Willen des Reiters zu widersetzen oder von dem Unheil "gefressen" zu werden.
Zitat
das training beginnt nicht erst vor der haustür - je mehr wir die sinne und das gehirn im alltag - zb. auf der koppel fördern, desto besser können wir berteilungsgeschwindigkeit, gedächtnis - speicherung von lerninhalten, einfallsreichtum und verarbeitungskapazität fördern.
Nichts anders habe ich gemeint und auch gesagt.

LG Manfred

« Letzte Änderung: 21. Mai 2011, 02:15:45 von Mannimen »
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Re:Natürlicher Fluchtinstinkt unter Kontrolle
« Antwort #29 am: 21. Mai 2011, 10:23:48 »

Ihr redet doch alle vom selben??

Richtig! Und warum darf es dann nicht ein paar Schritte weg davon machen?

Es hat ja niemand gesagt dass das Pferd keinen Mucks machen darf  :confused:  ??? sonder das gegenteil:

erschrecken - ja klar!

Und erlernte Hilflosigkeit sieht wohl hier keiner positiv....sollte eigentlich klar sein...

 :omm: :omm: :omm:
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