Ich reite seit einem Jahr mehr oder weniger das Pony und mache immer noch fast nur Schritt ... Ich weiß auch nicht, was es ist. Vielleicht die Angst, wenn man älter wird und überall Gefahren sieht, das mehr Wissen über Trageerschöpfung und was weiß ich noch alles? Dass ich mich nicht schlank genug fühle?
Tatsächlich ist bei solchen sorgenvollen Gedanken vielleicht der Gedanke hilfreich, dass "nur Schritt reiten" zum Thema Trageerschöpfung und viel menschliches Gewicht ziemlich kontraproduktiv ist Da sind längere Trabstrecken und mal ein Galöppchen, um den Rücken aufzuwölben und die Bauchmuskulatur in Aktion zu bringen, erheblich sinnvoller.
Wenn ich (was ja sehr sehr selten ist) mal auf Jacks Rücken Platz nehme, und wir nur Schritt reiten können, steige ich bald wieder ab und frage Trab und Galopp, bevor ich wieder aufsteige.
Ja, sag ich ja, ich steige auch immer wieder ab, steht da ja auch ... Und die Sache mit dem Gewicht ist eigentlich auch mehr meine Selbstwahrnehmung fürchte ich als tatsächliches krasses Übergewicht
Ich persönlich würde mich da tatsächlich an den Zahlen orientieren, die unter Tierschutzaspekten festgelegt wurden. Das bedeutet, dass mMn alles bis 15 Prozent des Eigenidealgewicht des Pferdes als Belastung von Reiter + Ausrüstung unproblematisch ist. Mein Tinker mit +- 480 kg Idealgewicht ist also bis 72 kg uneingeschränkt belastbar, mein Fjordpferd mit +- 420 kg bis 64 kg. Zwischen 15 und 20 Prozent des Eigengewichts sollte man dann schon beachten, dass das Pferd gut trainiert und in Form sein sollte, wenn man es regelmäßig mit dem Gewicht belasten will. Über 20 % sollte dann Reiten wenn überhaupt nur kurz und sporadisch erfolgen. Bedenken sollte man auch, dass man bestehendes stärkeres Übergewicht beim Pferd letztlich zum Reiter- und Ausrüstungsgewicht hinzuaddieren muss.
Tatsächlich setzt das bei den kleineren Robustrassen schon eher kleine und leichte Reiterinnen voraus, wenn man viel reiten möchte. Die liegen ja meist unter 500 kg, oft sogar nur um die 400 kg. So sehr ich die kleinen, handlichen Pferde mag, werde ich z.B. ein Nachwuchspferd eines Tages mit einem Idealgewicht von mind. 550 kg suchen, da mein Freund über 80 kg wiegt und für meinen Tinker streng genommen etwas zu schwer ist. Zwar noch unter den 20 %, aber merken tut man das dennoch.
Ich würde jetzt grundsätzlich nicht täglich 1 - 2 Stunden oder sogar länger auf einem Pferd reiten, auch wenn das Gewichtsverhältnis gut passt. Bei 15 - 20 Minuten halte ich es aber bei einem trainierten Pferd für völlig unproblematisch, wenn man eben unter diesen 15 Prozent Gewichtsbelastung liegt. D.h. wenn man im Gelände auch mal Strecken nebenher läuft oder am Platz warmführt / Handarbeit vor dem Reiten macht, halte ich sogar tägliches Reiten nicht prinzipiell für problematisch.
Das ist vergleichbar mit einem 70 kg Menschen, der für 20 Minuten pro Tag einen gut sitzenden Rucksack mit 10 - 11 kg Gewicht auf den Schultern trägt. Schon etwas anstrengend, aber sicher nicht schädigend, wenn das Fitnesslevel passt.
Früher war ich echt gehfaul beim Ausreiten, aber wenn man sich an das Mitwandern erst mal gewöhnt hat, dann finde ich es ziemlich bereichernd
Man lernt die Pferde noch mal anders kennen und es tut einem selbst auch gut, mal die eigenen Beine zu trainieren. Ich führ z.B. prinzipiell längere Etappen steil bergab und gerne auch einfach mal 20 Minuten vor und nach dem Reiten, wenn ich mehr Ausdauertraining im Trab geplant habe, um den Rücken zu entlasten. Theoretisch hätte ich bei einem meiner Sättel auch die Option einfach umzusatteln unterwegs, da ich idR mit beiden Pferden unterwegs bin und der praktischerweise auf beide sehr gut passt. Aber in der Realität kam das fast noch nie vor
Wenn ich viel reite, dann eher einen Tag den einen und den anderen Tag den anderen. So hat jeder immer einen reitfreien Tag. Aber so viel Zeit habe ich leider eh fast nie.