Gerade lese ich ein Buch zu Ängsten bei Menschen. Im Abschnitt zu Konfrontationstherapie steht etwas, das gut zu "Situation aushalten und erst weg gehen wenn Entspannung kommt" passt. ob das natürlich 1:1 auf ein Pferd übertragbar ist weiß ich nicht, aber warum nicht. es kommt mir logisch vor.
"Bei der Konfrontationstherapie entstehen zwar viele neuronale Verbindungen in ihrem Kopf, aber bedauerlicherweise überwiegend in die falsche Richtung. Während so einer Konfrontation führt und begleitet ein Therapeut sie in eine Situation, vor der sie besonders Angst haben. Sie sollen dadurch lernen, dass ihre Angst unbegründet ist, schließlich haben sie die Situation ja überlebt. Je öfter sie diese Tortur nun über sich ergehen lassen, umso mehr soll ihre angst abstumpfen. Das funktioniert jedoch nur sehr bedingt und ausschließlich in einer sehr frühen Phase der Angsterkrankung. in sieben von zehn Fällen hingegen wird die Angst hingegen noch verschlimmert. Denn während sie auf der einen Ebene lernen, dass die angstbesetzte Sitation sie nicht tötet, durchleben sie auch mehrere Stunden voller Angst und Fluchtgedanken.
Da sich aber jeder Gedanke neuronal im Gehirn vernetzt und diese Vernetzungen umso leistungsfähiger werden, je stärker die Emotionen sind, die den Gedanken zugrunde liegen, bilden sie mit jeder Konfrontation neben ein paar Hundert positiven Synapsen auch Tausende von negativen neuronalen Verbindungen. Somit ist es klüger zuerst in einer sicheren Umgebung ihren Kopf neu zu vernetzen und anschließend völlig entspannt zu erleben, dass sie wieder alles machen können, ohne dass noch Angst aufkommt...."
Das Neuvernetzen, welches im Buch für Menschen beschrieben wird, kann man nicht auf Pferde anwenden. Trotzdem ist das für mich ein großes Plädoyer für das Trainieren unter der Reizschwelle, bzw. des Belegens eines angsteinflösenden Reizes mit etwas Positivem, denn je öfter die Angst hochkommt, desto mehr manifestiert sie sich, auch wenn die Situation irgendwann aufgelöst wird. Wirkliche Entspannung wird ja in einer angstbesetzten Situation kaum erreicht, es ist nach meiner Erfahrung (an mir selbst) eher ein "so erschöpft sein", dass man sich ergiebt und duldet.
Vielleicht könnte es eine Hilfe sein, das Pferd erstmal nicht der Angst auszusetzen ( bzw. wirklich unter der Anspannung zu bleiben), sondern es emotional aufzubauen und zu stärken. wenn es sich allgemein selbstsicher fröhlich und gesund fühlt, wird es gerne neue Aufgaben in Angriff nehmen.
Ob das im Alltag so umzusetzen ist, weiß ich nicht. Wir leben ja nicht im Labor aber ich denke, das ist der einzige Weg der auf Dauer sinnvoll ist...