So, Vorab:
Ich habe die Ausführungen begonnen, weil ich öfters danach gefragt werde. Nicht um mich jetzt in die gesamte Pro- und Contra-diskussion zu begeben.
Vieles ist erst nach intensivem Erleben und Durchleben und Durchdenken verständlich. Vieles ist gewöhnungsbedürftig, weil es nicht mit unseren inneren Bildern vom "schön in Beizäumung gehenden Dressurpferd" übereinstimmt.
Vieles hat Auswirkungen, die derjenige, der noch nicht einmal ein Buch gelesen hat über das Thema, es in einem vernünftigen Unterricht erlebt oder selbst von PK erklärt, überhaupt nicht verstehen kann. Nicht können kann.
Deshalb finde ich solche Urteile vorschnell und unsachgemäss.
Um da besser zu diskutieren, hab ich den Thread begonnen. Wobei ich nicht erwarte, daß man es rein theoretisch überhaupt verstehen kann.
Mit dem was ich bisjetzt erklärt habe, hab ich ca 5 % abgedeckt. (nur zur Erinnerung).
Und ich möchte nicht damit behaupten, daß jeder so reiten muss noch daß alle anderen Reitweisen schlecht, unnütz sind oder diese die einzig wahre ist.
das was ich niederschreibe ist meine Erfahrung, mein Erleben und das Ergebnis aus unzähligen Diskussionen und einigen Kursbesuchen.
Ich habe allerdings ein paar Fragen dazu, bzw. kritische Anmerkungen. Ich kenne Pferde, die zu kauen anfangen, wenn sie reell, so wie Du es beschreibst, geritten werden OHNE das vorher diese Abkauübungen gemacht wurden. Hältst Du diese Übungen für zwingend?
das Kauen ist ein ganz normaler Vorgang, wenn sich die Pferde mit dem Gebiss auseinandersetzen bzw sich über das Genick lockern und die Ohrspeicheldrüse anfängt zu arbeiten. Ist nicht von Abkauübungen abhängig und nicht zwingend notwendig. Zwingend ist gar nichts, wieso auch?
Allerdings gibt es Pferde so wie meinen, der jahrelang das Gebiss spazierentragen kann ohne sich damit im geringsten auseinanderzusetzen.
Und bei dem man alleine durch die Anwendung der Abkauübungen schon eine vermehrte Lockerheit im gesamten Hals/Schulterbereich feststellen kann.
Früher waren die Abkauübungen übrigens auch bei der FN gang und gebe, in den Richtlinien für Reiten und Fahren waren sie bis 1955 noch enthalten und ich habe sie in meiner Reitschulzeit noch kennengelernt.
Nicht ganz so wie PK sie beibringt, aber sehr ähnlich.
Ich habe bislang wenig bis fast gar keine Pferde gesehen, die bei diesen Abkauübungen fröhlich drein schauten. Ein gewisser Stress, eine Unlust, eine Unruhe war sichtbar. Auch bei Mirko, wie ich finde. Auf Deinem Video dazu.
Ja, es ist für ihn ganz schön Arbeit. Aber schau nachher noch mal das neue Video an, was ich im Thread verlinke und sage mir ob er noch genauso missmutig schaut.
Ich finde genau aus dem Grund das CT in dieser Arbeit sehr wichtig.
Denn bei Pferden die nicht gerne kauen oder bei unsensibler anwendung kann es durchaus zu Stress kommen. Wie bei jeder unsensiblen Anwendung von reiterlichen Hilfen.
Ich bin auch Deiner Meinung, dass man mit CT hier viel schenller zum Erfolg kommt und den Pferden die Unlustgefühle in höherem Maße ersparen kann, aber ich frage mich halt immer wieder, warum überhaupt diese Arbeit so beginnen? Dabei unterschreibe ich vollkommen, was Du an theoretischen Überlegungen und Grundsätzen voran gestellt hast. Mir gefällt nur die Praxis nicht. Jedenfalls die von P.K. und Leuten, die nach ihm arbeiten.
ich bin noch nicht fertig mit meinen Erkenntnissen.
warte noch ein wenig, vielleicht erschliesst sich Dir der Sinn dann.
Ich weiß, ich begebe mich da auf dünnes Eis, aber ich denke, CT ist ja eine Ausbildungsform, bei der schon auf Freiwilligkeit gebaut wird. Und da erlaube ich mir die Frage, inwieweit ich meinem Pferd solche Übungen zumuten sollte/darf.
ja, ich nehme an Dein Pferd hat sich beim ersten Aufsteigen unter Dich geschoben? :wink: :wink:
das gehört aber eher in den anderen Thread über Reiten.
Denn wenn ich davon ausgehe, daß beim Reiten alles vom Pferd ausgehen soll, wie überlebe ich im Gelände, wenn mein Pferd beschliesst auf die Autobahn zu rennen? oder sich überhaupt nicht vom Gras wegbewegt?
Ich mute
meinem Pferd diese Übungen zu, weil ich merke, daß sich dadurch seine Gesamtrittigkeit enorm verbessert.
Was Du Deinem Pferd zumutest ist natürlich Deine Sache.
was ich bisher von der materie verstanden habe sind karl und baucher nicht gleichzusetzen. vom grundprinzip schon, aber dann gehen sie schon auseinander. alleine die hohe hand, was ich bis heute noch nicht ganz verstehe, spricht bände für sich.
Ich weiss zwar nicht was die Hohe Hand für Bände spricht, aber ich bat noch um ein wenig Geduld.
Ich komme noch dazu, aber dazu muss eben vorher einiges erklärt werden.
Auch weil es mir ohne mehr theoretischen Hintergrund irgendwie nicht recht klar wird, warum das Pferd durch Kauen zur Balance findet?
Es leuchtet mir ein, dass ein entspannter Unterkiefer sowohl ein zeichen für innere Ausgeglichenheit und Losgelassenheit (hihi) ist und dass er auch physische Auswirkungen auf das Genick und die HWS und die Muskulatur haben kann.
Die Zunge ist am Zungenbein befestigt. Dieses ist muskulär mit der Halsmuskulatur verbunden und diese mit der Brustwirbelsäule.
Durch das Kauen kann sich also Muskulatur lösen, an die ich sonst reiterlich überhaupt nicht herankomme.
Von hinten nach vorne geritten bedeutet ja in der Regel den Focus auf Hinterhand, Rücken, Genick zu haben.
Die Schulter- oder Halsmuskulatur kommt dabei eher sekundär in Bearbeitung, ich wüsste jetzt aus dem Stegreif keine Übung (ausser dem spanischen Schritt), um diesen Bereich irgendwie zu lösen (auf reiterlichem Weg - natürlich gibt es ein Dutzend Möglichkeiten, aber hier geht es ja ums Reiten).
Aber ist dieser Einfluss wirklich soo groß, dass man deshalb doch wieder eher von vorn nach hinten reitet? (Korrigier mich, aber vom Fokus mit dem man beginnt, beginnt man dann ja eben vorne...)
Richtig, vom Fokus.
Aber das Pferd wird genauso von hinten nach vorne geritten, aber eben nicht gleichzeitig.
Erst wird der Maul-Halsbereich angesprochen. Dann die Schulterbalance.
dann in der Bewegung kommt die aktive Hinterhand dazu.
Auch wenn der Focus von vorne nach hinten liegt, wird dennoch nicht von vorne nach hinten geritten.
Und es kann ja locker im Kiefer, Genick und der WS sein, aber dennoch nicht in Balance? Oder ganz ausbalanciert auf der VH ;-)
nein. Und ausbalanciert heisst eben nicht auf der VH.
Ein kleines Beispiel dafür:
Ich konnte jahrelang bei Mirko nicht vom Sattel aus nachgurten.
In dem Augenblick wo ich mich nach unten beugte, ist er immer nach vorne marschiert.
Seitdem wir mit Flexionen und Aufrichtung der Schultern begonnen haben, kann er stehenbleiben. Weil er ganz anders ausbalanciert ist und nicht das Gleichgewicht nach vorne verliert, sobald ich mich bewege.
Du verstehst mich richtig, gell? Das sind reine Interessensfragen!!
ja klar.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man gebisslos nichr die gleiche Lockerheit hinbekommen kann.
Bzw. Du schreibst ja, dass es auch mit Sidepull z.B. geht.
Ich denke mal, daß wenige wissen, wie sich echte Lockerheit anfühlt. ich durfte es ein paar Mal erleben, es ist eine völlig andere Bewegungsqualität. wer das nicht kennt, kann es sich einfach nicht vorstellen. Und wer ein nach anderen Maßstäben lockeres Pferd als das NonPlusUltra kennengelernt hat, wird sich auch schwertun zu erkennen daß es noch etwas darüber gibt.
Soll dann der Zügelimpuls am Sidepulll/LG Zaum das Kauen auslösen?
Das reine Kauen geht auch beim Longieren mit Kappzaum. Das ist ein anderes Kauen als das was über den Unterkiefer geht.
Ich schreibe deshalb, daß es geht, weil ich es bei meiner RL gesehen habe. Da werden dann noch andere Prinzipien angewendet, schliesslich ist die Reitweise ja nicht ausschliesslich Kauen und Flexionieren, auch wenn es manchem so scheinen mag.
Allerdings werden die besseren Ergebnisse mit Gebiss erzielt.
Kann man sicher alles beibringen, aber verstehst, dass sich das dann wie irgendwie zuviel Betonung aufs Kauen legen anfühlen kann?
es ist viel Betonung aufs Kauen, weil es ein Schlüssel ist. Muss man so annehmen oder man lässt es. Ich empfehle in dieser Hinsicht jedem der sich
wirklich dafür interessiert die Lektüre von Faverot de Kerbrech, der das sehr schön darlegt.
Ich kann auch ohne Kauen ja ein ganz weich dem zügel in alle Himmelsrichtungen folgendes Pferdl bekommen...
Klar, hab ich auch nicht bestritten. Hat Mirko auch gemacht, aber sich trotzdem nicht damit auseinandergesetzt.
Hach, würd am liebsten gaanz viele Seminare bei den verschiedenen Meistern machen und gaanz viel dazu lesen.
Ich lade alle herzlich ein, mal ein WE-Seminar bei meiner RL zuzuschauen (Termine monatlich).
da sieht man viele schöne Beispiele von zufriedenen, schwungvoll und im Gleichgewicht laufenden Pferden - alle nach PK gearbeitet.
ich betreibe momentan RL-Watching, um zu sehen wie andere PK-Lehrer das umsetzen. Und da hat halt jeder seine eigenen Aussprägungen und Hintergründe. Und bisher gefällt es mir bei meiner RL am allerbesten. Und selbst sie ist sich in einigem mit PK uneinig :wink:
PS: Weißt Du was die Unterschiede zwischen Branderups Ideen und PKs sind??
Und kannst sie für uns auch so toll mal kuuurz zusammenfassen??
äh, nein.
aber mach doch dazu ein Thema auf, nur ob das hier mit CT zu tun hat ist dann noch die Frage. Ich kenne nur einige, die von Branderup auch wieder weg sind. Er selbst ist sicher gut, aber da ist das selbe wie mit PK - schlechte Schüler machen ein schlechtes Gesamtbild.