Ich versuche mal meine Gedanken hierzu irgendwie hinzuschreiben. Achtung Wirr.
Unter anderem im Vergleich WWYLM (Kurlandarbeit) und FIS habe ich festgestellt, dass es für das Pferd einen Unterschied macht, ob es einen Anlehnungspunkt (Hand am Kappzaum) hat oder nicht. Die Muskeln arbeiten anders, wenn sie irgendwo einen Stützpunkt haben. Die Hand muss dann so geschickt sein, diese Arbeit zu unterstützen und nicht zu behindern, also das An-und Abspannen "effektiver" zu machen, nicht zu behindern.
In Kombination mit anderen Übungen (wie zb dem Bauchheben, der Pose) und immer wieder Kräftigungsübungen für den Rücken (wie zb das Angaloppieren) hat Mirko im Lauf der letzten beiden Jahre eine recht gute Tragemuskulatur entwickelt.
Durch die intensive Zügelarbeit, die Grundlage der Kurlandtechnik ist, hat er eine Feinheit am Zügel bekommen, so dass er sich - wenn entsprechend gestimmt - mit einem durchhängenden Zügel dirigieren lässt.
Durch die Kombination von allen anderen übungen bekommen wir hier etwas, das einer Selbsthaltung schon recht nahe kommt. Aber es fehlt ihm noch unheimlich viel, so dass er immer mal aus der balance kippt - sei es insgesamt, oder sich in der halsmuskulatur ein wenig überspannt.
Hab ich eine konkrete Anlehnung, bei der sich das Pferd vertrauensvoll in die Hand hineindehnt und sich daran durch Kauen abspannt und den Spannungsbogen aufbauen kann, kann ich hier auch konkrete Rahmenerweiterungen vorgeben.
Das kann ich zb derzeit nur wenig. Das ist ein Preis denn ich für die freiere Arbeit zahle. Aber Mirko hat durch die Arbeit ein ganz neues Verständnis vom Zügel entwickelt.
Früher hatte ich sehr viel mehr Gewicht in der Anlehnung, weil er sich nicht stabil balancieren konnte und den Zügel dafür "brauchte". Ich hab das nie geglaubt dass das so sein muss und nicht anders geht, und stelle fest dass ich Recht behalten habe mit meinem Gefühl.
Aber die Voraussetzungen beim Pferd zu erarbeiten ist sehr schwer und geht aus meiner derzeitigen, eher muskelorientierten Sicht hauptsächlich über kleinschrittige Kraftübungen, die die Haltemuskulatur der Vorhand aufbauen.
die verschiedenen Reitlehren haben natürlich unterschiedlichen Fokus, auch wenn sie alle mit dem biomechanischen System Pferd arbeiten.
Die Selbsthaltung der Westernreiter ist oft keine echte Selbsthaltung. Da wird oft ein Rahmen gesetzt und in dem muss das Pferd dann über die Jahre lernen, sich zu tragen - bzw nicht an die gesetzten Grenzen zu stoßen.
Die innere Anspannung, die ein erregtes Pferd zu ansprechender versammelter Bewegung bringt, in eine positive Tragehaltung umzuformen, die es uns willig zur Verfügung stellt, wann immer wir das wollen, ist sicher eine Lebensaufgabe.
An Mirko meine ich zu sehen, das es ihm sehr wohl gefällt, sich so präsentieren zu können. Dabei muss ich ihm auch ein Maß an Experimentieren zugestehen, und versuchen dass eben durch gezieltes Clickern dahin zu formen wo ich hinmöchte.
Tja, ist das hilfreich? Es ist ein unendlich spannendes Thema, und ich hab auf dem Weg in den letzten Jahren sehr viel entdeckt, was ich für uns nicht für möglich gehalten hätte. Insofern denke ich nicht dass ein Widerspruch besteht zwischen Anlehnung und Selbsthaltung.
Wenn die Selbsthaltung sehr weit fortgeschritten ist und die Losgelassenheit in der Versammlung einen sehr hohen Grad erreicht hat, wird die Anlehnung wohl federleicht sein können. Bis dahin wird man immer wieder einen gewissen Stützpunkt geben müssen, wobei der nicht statisch sein sollte.
Im Idealfall besteht die Anlehnung letztendlich dann nur noch am Sitz.