Hallo,
Das Thema, denke ich, haben wir fast alle mal erlebt. Auch die hilflosen Versuche, etwas DAGEGEN zu tun.
Meine Stute früher ging das erste halbe Jahr fast immer auf dem Heimweg durch, mit Steigen, wenn ich sie zurückhalten wollte. Krass und echt gefährlich.
Ich hab, wie Waldgeist schon geschrieben hat, vollkommen von vorne angefangen.
Ausreiten, egal ob alleine oder mit anderen, anfangs nur Miniründchen, nur im Schritt. Zuvor etwas gegenseitige Einstimmung im Reitplatz, oder wo wir den nicht hatten, in der Koppel, mit konzentrierter Arbeit, ebenfalls hauptsächlich Schritt, wenig Trab, Galopp gar nicht.
Daneben achtete ich drauf, dass sie vor den Ritten auf alle Fälle viele Stunden schon draußen verbracht hatte und sich auslaufen und ausbuckeln konnte. Wir hatten damals eine 4er Gruppe, die ich täglich mindestens eine halbe Stunde miteinander frei "getrieben" habe, aber gezielt in den Gangarten, viel Handwechsel, Tepiwechsel, nicht nur gesprengt.
Ging ich dann mit ihr raus, dann anfangs nur in Sichtweite (obwohl ich dachte, sie klebt eigentlich nicht), im Schritt, wie lindalotze schrieb, konzentriert, an den Hilfen beschäftigt.......Schlangenlinien, Seitwärtsgänge, Volten, Kehrtwendungen usw. Dabei gabs ganz viel Bestätigung und Belohnung und der heimweg wurde aus einer der Übungen heraus eingeschlagen...auch dabei wieder Wendungen, ein paar Meter weg..wieder Richtung Heimweg usw. Dabei hab ich drauf geachtet, dass der Drang erst gar nicht hochkommt, weils Pferdi so beschäftigt war mit Aufgaben erfüllen, konzentriert sein und Erfolgserlebnisse sammeln.
Fürs Pferd warens vielleicht gar keine Ausritte, sondern mehr Arbeit außerhalb des Platzes, die wir quasi immer weiter ins Gelände verlegt haben.
Ich versuchte immer unterhalb der Reizschwelle des Pferdes zu bleiben, bevor der Stalldrang ausgelöst wurde.
Ein weiterer Faktor: Du schriebst, dass vielleicht ein Zusammenhang zwischen Futterzeit und Stalldrang bestehen könnte.
Hat Dein Pferd die Möglichkeit draußen an Rauhfutter zu kommen, oder hat es draußen stundenlang nichts zu futtern?
Dann würde ich nämlich vor den Ritten dem Pferd die Möglichkeit geben, das Kaubedürfniss zu befriedigen und den Magen etwas aufzufüllen.
Evtl ein Pfund Heucobs vorab verabreichen und während des Putzens einen Haufen Heu fressen lassen.
Schon die Vorbereitung absolut unaufgeregt und ruhig gestalten. Vielleicht bist Du selbst vor den Ausritten schon in angespannter Erwartungshaltung?
Mit Pferden, die zum Durchgehen neigen hab ich immer eine lange Zeit von nur Schrittreiten im Gelände eingelegt. Bei einem Ex-Rennpferd eines Bekannten zB. über ein Jahr!
Erst dann, wenn der Schritt auch in Richtung Heimat ruhig bleibt, mit Trab anfangen. Ganz gezielt, auch mit anderen zusammen daran arbeiten, dass er unabhängig geht, sich also auf Dich konzentriert und nicht nur nachläuft.
Dabei aber nie soweit ausreizen, dass er sich aufregen und Angst haben muß, dass ihm die anderen weglaufen, so dass es nie soweit kommt, dass sich der Reiter mit den Zügeln festzieht.
Ich hab sie ganz oft erleben lassen, dass wir, selbst wenn wir mal ein wenig abweichen oder zurückbleiben, nie den Anschluß ganz verlieren und dass wir auch nie nötig haben, nachzurennen, sondern in ruhigem Tempo den Anschluß wieder bekommen.
Das war ne Menge Arbeit, die sich auf alle Fälle gelohnt hat, so dass wir uns später sogar im Schritt, Trab oder Galopp, links und rechts von wild galoppierenden Pferden überholen lassen konnten, ohne dass sie (oder auch Robin) nur dran gedacht hätte, von sich aus nachzulaufen.
Geduld braucht man da unheimlich viel und auch das Gespür für die Reizlage, das Empfinden des Pferdes.
Und was bei uns immer eine Art Lebensversicherung war: Ich hab sie schon vor dem Einreiten auf Stimmsignale geprägt, so dass die fast wie Reflexe funktionierten, ohne dass ich mit Händen und Körper "halten" musste. Dadurch wurden sie nicht noch zusätzlich aufgeregt, wenn es mal was beängstigendes gab => es kam nicht soweit, dass Druck seitens der Pferde mit Gegendruck beantwortet werden musste.
LG, Angie