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Angst vor der Leine

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Angst vor der Leine
« am: 24. Januar 2019, 14:40:24 »
Da es hier ja auch viele Hundeleute gibt, erzähl ich mal von einer unserer Hundebaustellen, vielleicht ergibt sich ja der eine oder andere Ansatz.

Unser Problemkind ist unsere Hündin Hexe. Sie ist jetzt etwa 4 Jahre alt und ist in einem rumänischen Tierheim geboren und auch aufgewachsen. Das heißt, dass für sie Menschen überhaupt nichts tolles sind. Nach 2 Jahren darf sie mein Sohn immer streicheln und ich meistens (sie kommt von selber), mein Mann nur wenn er sie in die Ecke drängt. Sie hat das erste 3/4 Jahr bei uns auf dem Hof draußen gelebt und hat sich anfangs nur raus gewagt, wenn wir nicht da waren, das wurde dann (mit Hilfe von Futter) immer besser.
Vor dem Winter haben wir sie dann doch ins Haus getrieben. Ich habe ihr irgendwann unter großer Angst ihrerseits Weihnachten 2017 ein Geschirr angezogen.
Hexe geht gerne spazieren und man kann sie auch freilaufen lassen. Tatsächlich ist der Freilauf für sie viel entspannender als an der Leine zu laufen und das ist mein Problem.

So bald Zug auf die Leine kommt, hat sie Stress. Zu nah am Menschen laufen mag sie nicht, weil Mensch nicht so toll. Wenn sie sich doch mal die Leine um den Fuß wickelt verfällt sie in kopflose Panik, fiept und versucht sich die Leine vom Fuß zu beißen. Geschirr anfassen geht nur zum Anleinen (mit Stress) oder zum Rücken kratzen, aber da darf man nur drunter und es nicht anfassen.
Clickern und Training mit Leckerlies klappt nicht so gut bei ihr, da der Faktor Mensch bei ihr immer noch massiv Stress auslöst. Ich hab es schon mit diversen Globuli, Pheromonhalsband und Bachblüten probiert. Aber bisher hilft nichts wirklich. Bisher hatte ich die Hoffnung, dass es sich wie viele Probleme bei ihr, von selbst gibt, wenn sie merkt, dass ihr bei uns nichts passiert. Dem ist aber in dem fall nicht so. Da sitzt die Angst einfach zu tief.

An sich ist sie ein sehr wuseliger Hund, als ich im Sommer mit ihr Nasentarget geübt hab, ging das für maximal 2 Berührungen. danach ist sie wie ne irre durch den Hof geprescht und hat sich dann auf ihre Aussichtsplattform verzogen. Daher bin ich echt planlos wie ich das angehen soll.

[EXTERNER BILDLINK ⤤
https://up.picr.de/34910604xu.jpeg

« Letzte Änderung: 24. Januar 2019, 14:48:43 von Monika »
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #1 am: 24. Januar 2019, 15:27:46 »
hmm, da spielen vermutlich noch viel mehr Faktoren, als nur Angst, mit hinein.

Clickern bzw. systematisches Gegenkonditionieren und Desensibilisieren wird euer einziger Weg sein, langfristig positive Änderungen zu sehen.

Kein "in die Ecke drängen" mehr seitens Deines Mannes.

Euer Einstieg in Training wird meiner Einschätzung nach nur über Kooperationssignale und Distanzarbeit funktionieren.

Tageting - ja. Aber nicht Nasentarget auf Nähe sondern z.B. betreten einer Matte und Futter so geworfen, dass sie wieder Distanz aufnehmen kann.

Oder ein Target mit der Nase berühren, dass alleine irgendwo im Hof steht, Du weit genug weg, dass sie sich nicht gestresst fühlt. Futter wieder geworfen und zwar VON DIR WEG.

Distanzverringerung geht nur von ihr aus, wird weder über Futter "versüsst" noch über Beengung erzwungen.

Ich würde Dir raten, Dich intensiv mit Clickertraining in Zoo-Umgebungen zu  beschäftigen. Da gibt es einiges an Videomaterial im Netz, wie Trainingssituationen aufgebaut werden können mit Wildtieren.

Bis Leinentraining kommen kann, ist noch eine Menge an Grundarbeit nötig.
Sabine
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #2 am: 24. Januar 2019, 15:57:37 »
Matte wird schwierig, da sie fremde Untergründe meidet. Daher wird es etwas sein müssen, was mit der Nase berührt werden kann.

Ich werde mich mal mit den Videos schlau machen. und dann versuchen meinen Mann zu instruieren  :lol:
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #3 am: 22. Februar 2019, 13:46:03 »
Ich hab vom heutigen Training mal ein kleines Video gemacht. Ich merke, dass ich bei den Hunden viel unsauberer clicke als bei Davy.

Letztendlich hab ich doch wieder das Handtarget genommen, da andere Targets ihr im Moment zu viel Angst machen. Da versteckt sie sich dann hinter mir oder kommt gar nicht.

https://youtu.be/jjvoD8B2kZ4
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #4 am: 22. Februar 2019, 13:52:59 »
Ja man sieht auch sehr schön, wie, sobald eine kleine Unsicherheit dazu kommt (die falsche Targethand in der Mitte vom Video), das Verhalten sofort zusammenbricht. Um es euch beiden einfacher zu machen könntest du ihr Handtarget (mit rechts) und Futter (mit links) so präsentieren, dass sie dazu gar nicht aufstehen und herumlaufen muss, sondern quasi im Sekundentakt die eine Hand berühren und aus der anderen fressen kann. Ich denke das würde viel Verwirrung herausnehmen und ihr damit helfen, dass der Ablauf vorhersehbar und berechenbar bleibt :nick:
LG Tine
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #5 am: 22. Februar 2019, 13:58:12 »
Danke Tine.
Man merkt auch erst wie konfus manches ist, wenn man es im Video sieht.
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #6 am: 22. Februar 2019, 14:03:16 »
Ohja. Das wird auch nicht wirklich besser, egal wie viel man weiß und dazu lernt :kicher:

Bob Bailey hat mal (sinngemäß) gesagt "Die wichtigste technische Trainingshilfe/erfindung ist die Videokamera" - eben weil man da von außen sehen kann, was man wirklich tut, während die eigene Wahrnehmung immer nur eine Interpretation dessen ist, was man vorhatte zu tun.
LG Tine
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #7 am: 22. Februar 2019, 14:12:44 »
ein paar Ideen:

Fressen aus der Hand: das stresst sie. Du siehst, wie sie mehr Latency zeigt = Beschwichtigungsverhalten, Schnüffeln, usw.

ggfs. wendest Du zwei verschiedene Markerworte an. Eines, das signalisiert "Futter wird geworfen", ein anderes für "Futter ist in der Hand"

Sie wird im Verlauf des "aus der Hand fressens" immer hektischer. Ich denke, es versetzt sie in einen Konflikt. Futter hätte sie schon gerne, aber aus der Hand ist ihr unheimlich.

Würde daher das Futter aus der Hand immer nur zwischendurch machen und danach sofort zurück zum Futter werfen wechseln.

Als sie nach dem Wechsel der Targethand so unsicher wird, könntest Du die Belohnungsrate hoch halten, indem Du z.B. nur Blickkontakt clickst oder das hinsetzen. Damit verdient sie sich ein paar leichte Clicks, bleibt im Spiel und Du kannst die Anforderung langsam wieder hochsetzen ohne zu lange Leerlaufzeiten zu haben, wo sie jede Menge unerwünschtes Verhalten zeigen kann.

Und ab 2:30 hätte ich aufgehört.

Bei Gruppentraining IMMER beide Tiere belohnen. Das eine für's signalisierte Verhalten, das andere für's Warten, denn das ist anstrengender.
Sabine
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #8 am: 22. Februar 2019, 16:54:10 »
ein bisschen OT: Wie süß sind die beiden Hunde bitte? Die schauen sich so ähnlich, nur in groß und klein :love:
Liebe Grüße!
Seelenpferde hat jemand einmal Pferde wie dich genannt- Pferde, die es nur einmal geben wird im Leben, die man begleiten darf und die einen auf andere Wege führen.
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #9 am: 22. Februar 2019, 19:27:30 »
Mal zum Vergleich

das war im November 2017 nach etwa einem halben Jahr bei uns
[EXTERNER BILDLINK ⤤
https://up.picr.de/35130080xe.jpg

[EXTERNER BILDLINK ⤤
https://up.picr.de/35130121mm.jpg


und das im April 2018
[EXTERNER BILDLINK ⤤
https://up.picr.de/35130123ap.jpg
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #10 am: 23. Februar 2019, 09:43:59 »
Ich unterschreibe bei Sabine. Ich würde auch beim Futter-Werfen bleiben und nur ganz selten mal zwischendrin (quasi sie "aus Versehen") aus der Hand füttern.

Und wenn Du clickst, egal für welchen Hund der Click galt,  immer beide füttern. Sonst weiß sie ja nie, ob es nach einem Click jetzt Futter gibt oder nicht. Oder unterschiedliche Clicks für die beiden Hunde einführen. Besser finde ich aber, beide zu belohnen (wie Sabine ja auch schon schrieb).
Viele Grüße,
Esther
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #11 am: 25. April 2019, 13:04:47 »
Mal hier ein kleines Update.

Ich mache mit Hexe inzwischen den dritten Kurs Slow-Motion-Agility. Im ersten Kurs ging es nur darum, ich gehe an die erste Stufe des Hochparcours. (Der Kurs bestand zum Glück nur aus 3 Leuten und 4 Hunden).
Der 2. Kurs war dann in trau mich auf eine Stufe und "oh Gott sind da viele Menschen".
Der 3. Kurs besteht aus genau 2 Leuten. Ich kann bei Hexe die Leine abmachen und das macht sehr viel aus. Man kann die Nase durch einen Flattervorhang stecken oder ein Pfötchen auf eine Wippe stellen.
Tja und der Hochparcours steht absolut nicht unter Signalkontrolle  :cheese:
[EXTERNER BILDLINK ⤤
https://up.picr.de/35603102ch.jpg
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #12 am: 25. April 2019, 13:07:25 »
Was für ein cooler Kletterparcours :thup:
LG Tine
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #13 am: 25. April 2019, 13:08:25 »
oh, wenn ich nur Platz hätte. Was ein toller Parcours!
Sabine
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Re: Angst vor der Leine
« Antwort #14 am: 25. April 2019, 13:10:04 »
Der Parcour ist echt toll. Und die Trainerin stellt den jede Woche um oder ergänzt was.

Und sie macht auch immer alternative Wege, also nen leichten und nen schweren.
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