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Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)

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Ehemaliges Mitglied 694
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #15 am: 13. Dezember 2016, 08:23:22 »
Gib dir selbst auch etwas Zeit. Es hört sich so an als ob du sehr ergeizig bist und es unbedingt richtig machen möchtest ( was ja auch schön ist). Und das AB JETZT.  Aber nicht du kannst das Tempo vorgeben sondern nur dein Pferd. Man spürt deine Anspannung durch den post. Was ich auch super nachvollziehen kann und das soll auch jetzt keine Anklage sein  :-*
Vielleicht ist es erstmal wirklich sinnvoll nur dreimal die Woche zu üben und ansonsten nur da sein. Sie beobachten, ein bißchen putzen und sich an ihr erfreuen. Schau dir mal wieder ihre schönen Eigenschaften an. Erzähl ihr wie toll sie ist, was ihr später mal zusammen unternehmen werdet.....
du denkst wahrscheinlich   na super, so komme ich ja nie weiter. Aber manchmal bringt ein Rückschritt erstmal die Möglichkeit überhaupt wieder nach vorne klar sehen und gehen zu können. Trau dich loszulassen!
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #16 am: 13. Dezember 2016, 09:24:32 »
Und loslassen ist ein Gewinn. :knuddel2:
Ich finde es schön,wie du deine eigenen Empfindungen wahrnimmst. :nick:
Mach Dir dein Zusammensein mit dem Pferd schön und ihr werdet es beide genießen. Pferdezeit ist Freuzeit :hug:  :cheer:
Liebe Grüße,Silvia


Anton, Brevis, Willow, Marlon, 4 Hühner, 1 Hahn
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #17 am: 13. Dezember 2016, 17:16:40 »
Ich finde du bist schon auf einem super Weg! Mit der Zeit wirst du ein immer besseres Gefühl entwickeln, welche Sachen deine Stute stressen könnten und wirst die auch immer besser managen können. Und ich find den Tipp, nur jeden zweiten Tag mit ihr zu trainiern und an den anderen Tagen dich voll um deinen Wallach zu kümmern auch sehr sinnvoll. Dann stehst du selber weniger unter Druck und hast mehr Ressourcen frei dich aufs Training zu konzentrieren.
"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst." - Mahatma Ghandi
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pepper_mill
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #18 am: 14. Dezember 2016, 19:29:48 »
Huhuuu,

erst Mal: Danke für die Tipps und eure Mühen! Ich kann viel mit euren Ratschlägen anfangen und glaube auch, dass die Kritik in weiten Teilen berechtigt ist. Ich werde sie mir zu Herzen nehmen.

Heute sieht die Welt eh schon wieder ganz anders aus. Erstens hatte ich gestern eine super Einheit in der Box mit einem hoch motiviertem Pferdchen und zweitens habe ich heute auf dem Platz mit ihr einfach nur an der kurzen Seite geübt (wo die andere Stute steht) und mich dann nach und nach entfernt. Schon war die Stute gar nicht mehr so wichtig und fast vergessen. Zum Glück, denn ich kann die Stute leider definitiv nicht weg sperren  :-\ . Ich denke, das wird sich mit ein paar weiteren Einheiten auf dem Platz von ganz alleine erledigen. So waren die ersten Male des Wiedersehens wohl einfach etwas aufregend für die beiden und sie scheinen sich langsam an die Situation zu gewöhnen.
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #19 am: 14. Dezember 2016, 19:36:15 »
 :click:
LG Tine
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Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Ehemaliges Mitglied 909
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #20 am: 14. Dezember 2016, 20:32:47 »
 :thup: Das hört sich doch super an
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #21 am: 14. Dezember 2016, 22:05:15 »
Prima!  :D :keks:

Beste Grüße,
Dörte.
Lieber breit grinsen als schmal denken!  (B.Berckhan)
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pepper_mill
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #22 am: 18. Dezember 2016, 01:46:52 »
Sooo....ich muss euch nochmal neeeerven. Sorry.

Es geht um Folgendes: Meine Stute ist vom Typ her einerseits zwar etwas grell und nervig (sprich, sie baut sehr schnell Körperspannung auf, schnorchelt, zuckt etc.), zeigt sich auf der anderen Seite aber überaus wunderfitzig und durchaus "mutig" (Gegenstand Y sieht gruselig aus -> eeeigentlich hab ich Angst *schnorchel* *aufpluster*....aaaandererseits: "Ich will da uuuunbedingt hin" *los panzer*). Ihre Tendenz dorthin zu ziehen, wo sie es besonders gruselig findet, finde ich per se nicht so verkehrt bzw. begrüße ich es, wenn sie sich damit auseinandersetzen möchte, aber es kippt dann halt auch schnell mal und ich bin nur noch Luft. Das heißt, sie geht selbstständig auf Abenteuerreise, manövriert sich irgendwo rein (weil sie sich das ja unbedingt genauer angucken muss) und merkt dann "oh oh, das ist mir ne Nummer zu heiß" und dann folgt die Explosion/Entladung.

Mittels Horsemanship-Methode hatte ich damit eigentlich kaum mehr Schwierigkeiten. Ich habe sie immer strikt auf ihre Position beim Führen geschickt (mit Druckstufensystem bzw. "Strickwackeln") und wenn es irgendwo brenzlig wurde, konnte ich sie mir so auch gut vom leib halten -> dann hüpfte sie eben im Abstand zu mir mal rum und gut war's. Die Regel war auch: Sie darf sich Dinge angucken bzw. wir gehen dorthin, aber ich entscheide das und so haben wir eben nicht jeden Tag den selben Eimer genauer untersucht, der da ständig steht....

Jetzt bin ich ja in der Situation, dass ich "nur noch mit positiver Verstärkung" arbeiten möchte und ich habe das Gefühl, dass seither das Chaos ausgebrochen ist. Sie geht eben wieder vermehrt auf "Erkundungstour". Sprich, ich will geradeaus laufen, sie folgt brav, sieht dann aber links einen Eimer stehen....schwupps....zieht sie mich dorthin, inspiziert neugierig den Eimer und hat mich komplett vergessen. Oder sie fängt an Deko abzubauen oder sonstigen Mist zu machen. Ist dann noch nen Grasbüschel daneben, ist alles zu spät. Dann komme ich wirklich nur mit kleinem Ruck am Halfter weiter (Gras ist einfach sehr verführerisch). Teils läuft sie wie ein Trüffelschweinchen mit mir über den Hof und biegt dorthin ab, wo es am tollsten riecht oder am spannendsten aussieht. Z.B. stand sie neulich mitten auf dem Misthaufen und war kurz davor sich da rein zu werfen und gestern hat sie sich spontan fast vollständig selbst verladen (weil da zufällig ein offener Hänger rum stand). Also...ja, doch..."Chaos" trifft es gerade ganz gut. Ich meine, auf dem Hof bzw. am Stall ist das alles nicht soooo tragisch, weil wir die 10 Meter vom Paddock zum Platz dann doch irgendwie schaffen, aber auf Dauer kann das so natürlich nicht laufen.
 :-X

Zudem muss ich eine Lösung finden, wie ich das Training "beende". Sie lässt sich nur noch ungerne zurück aufs Paddock bringen und beim Training in der Box versucht sie mir den Weg nach draußen abzuschneiden, wenn ich gehen will - ich komme dann nur noch mit Trick raus: so gehe ich erst nach rechts an ihr vorbei, woraufhin sie sich mitdreht und sich dann quer vor mich stellt und dann gehe ich ganz schnell nach links und an der HH vorbei, um raus zu kommen. Öhm ja. Mir ist schon klar, dass das alles mit Trainer-Fehlern zusammenhängt (für sie ist es eine Bestrafung, wenn ich ihr die Möglichkeit auf Futter entziehe -> wenn ich gehe oder sie zurück aufs Paddock kommt, ist das also für sie negativ besetzt), aber mir fehlen die Lösungsansätze. Hmmm.

Auch zweifel ich gerade, ob ich es ohne Trainer vor Ort schaffen kann wieder aus dem Chaos herauszufinden...
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #23 am: 18. Dezember 2016, 07:24:03 »
Ich habe mal Deinen Text kopiert und meine Antworten rein geschrieben (bin nicht soo gut mit Zitaten...)

Jetzt bin ich ja in der Situation, dass ich "nur noch mit positiver Verstärkung" arbeiten möchte und ich habe das Gefühl, dass seither das Chaos ausgebrochen ist.

Es ist kein Chaos ausgebrochen, ihr zwei seit in einem natürlichen Entwicklungsschritt zwischen Unterdrückung von unerwünschtem Verhalten mittels Horsemanship und trainieren von erwünschtem Verhalten mittels Clickertraining.
Das hat jeder von uns erlebt, dass die Pferde, sobald sie verstehen, dass sie eine Wahl und eine Stimme haben, beides anfänglich sehr deutlich und intensiv nutzen. Nicht ausnutzen, aber nutzen!

Ist ein bisschen so, als wärest Du Jahre in einem Land, in dem Du die Sprache nicht verstehst und dann auf einmal triffst Du jemanden, mit dem Du Dich unterhalten und alles teilen kannst, was Du erlebt hast, tun möchtest, nicht verstanden hast…..

Ich war mal für 6 Wochen in Indonesien als junge Frau. Ich habe damals zwar gut Englisch gesprochen, aber die Indonesier waren zwar nett, aber nur wenige sprachen fliessend Englisch. Bis ich Baha Indonesia gut genug sprach, war das eine ziemlich einsame Existenz. Auf Bali traf ich nach ca. 4 Wochen eine Deutsche, die dort auch in Urlaub war und wir saßen, zwei komplett Fremde, stundenlang im Cafe und haben über Gott und die Welt gesprochen. Einfach nur glücklich, die vertraute Sprache und die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster um sich zu haben.


Sie geht eben wieder vermehrt auf "Erkundungstour". Sprich, ich will geradeaus laufen, sie folgt brav, sieht dann aber links einen Eimer stehen....schwupps....zieht sie mich dorthin, inspiziert neugierig den Eimer und hat mich komplett vergessen. Oder sie fängt an Deko abzubauen oder sonstigen Mist zu machen. Ist dann noch nen Grasbüschel daneben, ist alles zu spät. Dann komme ich wirklich nur mit kleinem Ruck am Halfter weiter (Gras ist einfach sehr verführerisch). Teils läuft sie wie ein Trüffelschweinchen mit mir über den Hof und biegt dorthin ab, wo es am tollsten riecht oder am spannendsten aussieht. Z.B. stand sie neulich mitten auf dem Misthaufen und war kurz davor sich da rein zu werfen und gestern hat sie sich spontan fast vollständig selbst verladen (weil da zufällig ein offener Hänger rum stand). Also...ja, doch..."Chaos" trifft es gerade ganz gut. Ich meine, auf dem Hof bzw. am Stall ist das alles nicht soooo tragisch, weil wir die 10 Meter vom Paddock zum Platz dann doch irgendwie schaffen, aber auf Dauer kann das so natürlich nicht laufen.
Das ist keine Dauerzustand, das ist eine momentane Entwicklung auf dem Weg zu einem Pferd, das ein toller Alltagspartner werden wird.

Was jetzt nötig ist, sind noch viel kleinere Trainingsschritte. Hier hilft z.B. die Seiltechnik von Alexandra unheimlich viel, das kleinschrittige Trainieren von Alltagsverhalten, wie z.B. auf leichteste Strickanfrage dann den Kopf hochzunehmen (dauert übrigens mehrere Monate, bis das auf jedem Untergrund zuverlässig klappt  :confused:). Auch Mattentraining bzw. das Runway-Spiel hilft sehr beim Entwickeln von Selbstbeherrschung.

Es gibt hier im Forum viele Beiträge dazu, wie man das Training auf Gras aufbauen kann. Da müsste die Suchfunktion einiges für Dich hergeben.



Zudem muss ich eine Lösung finden, wie ich das Training "beende". Sie lässt sich nur noch ungerne zurück aufs Paddock bringen und beim Training in der Box versucht sie mir den Weg nach draußen abzuschneiden, wenn ich gehen will - ich komme dann nur noch mit Trick raus: so gehe ich erst nach rechts an ihr vorbei, woraufhin sie sich mitdreht und sich dann quer vor mich stellt und dann gehe ich ganz schnell nach links und an der HH vorbei, um raus zu kommen. Öhm ja. Mir ist schon klar, dass das alles mit Trainer-Fehlern zusammenhängt (für sie ist es eine Bestrafung, wenn ich ihr die Möglichkeit auf Futter entziehe -> wenn ich gehe oder sie zurück aufs Paddock kommt, ist das also für sie negativ besetzt), aber mir fehlen die Lösungsansätze. Hmmm.

Entwickle ein Ritual für das Trainingsende. Auch das ist „normal“. Ich habe mit Xee ein ganzes Jahr darüber diskutiert, dass wir bitte auf dem Heimweg von Halle oder Reitplatz nicht nach jedem Schritt frestfrieren  :o Anfänglich war ich auch der Meinung "sie soll sich nicht so haben", bis ich dann akzeptiert habe, dass wir nun eben in einer Beziehung sind, die deutlich näher an Gleichberechtigung heran reicht, als dies beim Horsemanship akzeptabel ist.

Meine Lösung war, dass ich direkt vor dem Laufstalleingang nochmal ein paar Minuten ganz einfache Dinge übe (Handtarget, Kopfsenken), dann gehen wir in den Stall, dort darf sie mir nochmal grown-ups zeigen, dann ziehe ich das Halfter aus, wir machen noch ein paar Einheiten grown-ups und Handtarget, dann kommt eine Handvoll Futter auf den Boden (bei Dir der Trog) und ich gehe raus.

Da sie nun weiß, dass das Spielen auch noch im Paddock für ein paar Minuten weiter geht, ist das festfrieren fast weg.


Auch zweifel ich gerade, ob ich es ohne Trainer vor Ort schaffen kann wieder aus dem Chaos herauszufinden...

Hattest Du nicht vor ein paar Tagen gefragt, ob sich der Online-Kurs von Alexandra lohnt (oder verwechsle ich Dich mit einem anderen Fori)? Das sind alles Dinge, die durch die Informationen im Kurs schrittweise angegangen werden können.

Ansonsten nutz' doch die Weihnachtstage und lies' Dich durch die Trainingsthemen hier im Forum (Suchfunktion mit nutzen). Denn Deine aktuellen Stolpersteine haben fast alle Fori's hier mit ihren Pferden auch erfolgreich gelöst  :nick:
Sabine
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4 Highlandponies, 4 Zughunde und 5 Packziegen auf Tour

„A horse can't do "nothing", so it makes sense to choose the "something" he's be doing when he's around me.“ (Alexandra Kurland)
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pepper_mill
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #24 am: 18. Dezember 2016, 14:34:15 »
Ja, genau. Ich hatte nach dem Kurland Kurs gefragt und bekomme diesen auch zu Weihnachten.

Ich glaube, dass ich kleinschrittiger vorgehen muss und habe beschlossen jetzt tatsächlich vorerst nur noch in der Box zu üben. Ausserhalb ist sie zu sehr abgelenkt. Platz ist auch schier unmöglich wegen der Situation mit der anderen Stute. Da hatte ich heute erst wieder Draaaama. Das geht leider absolut nicht.

Der einzige Ort, wo ich momentan frei (ohne Strick) mit ihr trainieren kann ist die Box. Allerdings habe ich da meist das Problem, dass sie total satt ist (die kommen gegen 16.30Uhr rein und hauen sich die Mägen voll...), sodass sie mir da mit dem Clickerfutter manchmal rum mäkelt bzw. alles entgegen spuckt. Also das ist auch nicht immer sooo der Hit. Mittags ist sie motivierter. Tagsüber in die Box gehen, sie dort losmachen und die Türe schliessen führt zu Panik (die anderen sind ja draussen und sie allein im Stall). Der Paddock mit der ganzen Herde drauf ist zu beengt, um da mit Futter zu arbeiten.

Es ist alles echt blöd zu managen für mich. Ein Reitplatz, wo sie sich "normal"/"entspannt" zeigt, wäre super, aber das kann ich knicken.

Jetzt schau ich mal, wie weit ich in der Box komme und ich hoffe, dass uns der Kurs weiter bringen wird. In der Nachbarbox gestern sind übrigens (wieder mal) neue Pferde eingezogen.

« Letzte Änderung: 18. Dezember 2016, 14:36:58 von pepper_mill »
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #25 am: 18. Dezember 2016, 15:38:30 »
Mir fällt in deinen Beiträgen noch was auf, was ich früher auch immer gemacht habe: du siehst überall nur Probleme und nur ein winzigkleines Fenster, in dem du überhaupt sinnvoll mit deiner Stute arbeiten kannst.

Mir gings früher auch so, in meinen Augen war die ganze Situation am Stall ein großes Problem, welches mich vom trainieren abhielt. Das hat mich natürlich furchtbar frustiert und wenn wir dann mal gearbeitet haben, hab ich die ganze Zeit nur drauf gewartet, dass wieder etwas passiert, was das Arbeiten unmöglich macht (bei uns zB das Auftauchen von irgendeiner Person, und das an einem Stall mit gut 100 Einstellern..). Mein Pferd und ich standen dauernd unter Strom und wir machten eigentlich nur Rückschritte, die positiven Erlebnisse waren sehr wenige. Es ging so weit, dass Ich mehrfach Leute am Stall wegen einer Bemerkung angeschrien habe, das Pferd in die Box gesteckt und heulend nach Hause gelaufen bin.

Wir haben dieses Problem mittlerweile weit hinter uns gelassen. Wie? Ich habe aufgehört, überall Probleme zu sehen ;)
Ich weiß, das klingt VIEL einfacher, als es ist und im Moment denkst du wahrscheinlich, dass das bei euch nicht klappen wird.
Aber auch das ist ein Prozess, den man beim Clickertraining durchläuft. Man fängt an, die positiven Dinge zu sehen, die negativen ignoriert man mehr und mehr oder man lernt, damit umzugehen bzw sogar zu seinem Vorteil zu nutzen.

Zum Thema "Ruck am Halfter": ich habe auch so einen Büffel der einfach mal irgendwohin zieht. Der Trick ist, für den Ernstfall zu üben wenn alles entspannt ist.
Unser Weg war so: Ich übte an einem sicheren Ort (bei euch zB die Box) das Nachgeben auf Zug am Strick. Erst stand ich neben dem Kopf, dann auf Höhe der Schulter und ging dann immer weiter nach hinten, bis ich hinter dem Pferd stand und durch ganz leichten Zug am Strick das Pferd einmal um 180° drehen konnte (das ging über Wochen hinweg bis wir soweit waren). Da ich das so hoch bestärkt habe, funktioniert das mittlerweile sogar, wenn der Herr sich erschreckt und losrennen will. Er kommt nur so weit, bis ich direkt hinter ihm stehe, dann ist der Strick zuende, er spürt den Zug am Halfter, stoppt und dreht sich um bis er wieder mit dem Kopf bei mir ist (den Ruck am Halfter habe dann nicht ich, sondern er sich selber gegeben). Klappt natürlich auch, wenn er meint, er müsse nun unbedingt irgendwas untersuchen gehen (oder Gras fressen). Je nach Situation gehe ich dann danach gemeinsam mit ihm zu dem Objekt und wir schauen zusammen - so hat er über die Zeit immer seltener die Entscheidung selber in die Hand genommen, sondern erstmal bei mir angefragt, ob wir da nicht mal gucken gehen können.

Das alles geht natürlich nicht von heute auf morgen. Dafür lasse ich dir auch mal eine Ladung Durchhalte-Kekse hier  :cookiesbig:
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #26 am: 18. Dezember 2016, 19:39:16 »
Du musst ja auch nicht gleich alles schaffen. Wenn du nochmal am Halfter ruckst oder sie einfach festhälst damit sie nicht überall hin läuft, wird sie nicht zusammenbrechen.
Natürlich ist das nicht positiv verstärkt aber das wirst du auch nicht gleich schaffen euer komplettes Zusammensein jetzt plötzlich komplett umzustellen.  Genauso wie du im Training mit dem Pferd in kleinen Schritten vorangehst, genausoviel Zeit musst auch du dir geben. Sonst überwältigt es einen und man gibt auf.
Ich würde an sicheren Orten/ Situationen im Training nur noch positiv arbeiten, im normalen Alltag vielleicht mischen damit du erstmal nicht hilflos bist und eBen das Chaos vermieden wird. Nach und nach werden dir immer mehr Ideen und Fähigkeiten zur verFügung stehen, und du kannst dann Stück für Stück immer mehr nur positiv arbeiten.
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #27 am: 18. Dezember 2016, 19:44:17 »
:uschreib:

Die Box ist ein toller sicherer Ort für den Anfang (und für mich und meine Stute auch nach Jahren noch) - toll dass du dir den Kurlandkurs holst! Damit seid ihr sicher den Winter über gut beschäftigt :hug:
LG Tine
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #28 am: 18. Dezember 2016, 23:37:13 »
Danke!

Hmmm, ihr habt vieles gesagt, was definitiv zutrifft. Ich bin etwas übermotiviert ins Training gestartet, weil die Stute prompt sehr positiv aufs Clickern ansprach. Dadurch, dass wir sehr viele Baustellen haben, die ich gerne angehen möchte (die Stute ist das, was man unter "Problempferd" einsortieren kann), habe ich das Gefühl etwas den Faden verloren zu haben. So habe ich einige Übungen etc. angefangen, aber irgendwie keine so richtig klare Linie mehr verfolgt/verfolgen können. Daher hoffe ich, dass uns der Kurland-Kurs etwas "an die Hand nehmen" kann.

Dazu kommt, dass ich den Anspruch hatte nun - am besten "sofort!" - von negativer Verstärkung und positiver Strafe komplett auf positive Verstärkung und negative Bestrafung umzuschwenken. Auch deshalb, weil mir von mehreren Seiten gesagt wurde, dass man beide Methoden nicht vermischen sollte (in Sadys Buch wird das auch super erklärt...Stichwort "Crossover-Pferd"). Nun stelle ich aber fest, dass das im Alltag für mich (als "Anfänger") nicht umzusetzen ist, und bin schnell frustriert. Wie ihr schon richtig sagt - ich muss es als Prozess sehen. Wir sind ja noch ziemlich am Anfang. Ich werde nicht alles von heute auf morgen erreichen können und ich weiß auch gar nicht, warum ich mich nun so stresse. Vermutlich tut es uns beiden besser, wenn ich meine Ansprüche insgesamt runter fahre und nicht mehr mit zu großer Erwartungshaltung zum Pferd gehe. Vielleicht wären zur Auflockerung auch mal ein paar "Spaßübungen" hilfreich, um die Verbissenheit wieder etwas zu lösen. Ich habe vorhin den neuen Artikel von Marlitt Wendt gelesen und mich sofort wieder erkannt ("Die perfekte Zeitverschwendung")...

Was ich nicht so ganz unterschreiben kann, ist der "Vorwurf" (nicht negativ gemeint!) Probleme zu machen, wo keine sind.
Meine Stute wurde mir nicht grundlos als "unreitbarer, unberechenbarer und gefährlicher Problemfall" (mit dem Rat das Tier doch besser zum Metzger zu bringen..) aus dem Beritt übergeben. Ich glaube, dass sich die meisten Leute das nicht vorstellen können, die noch nie mit solch einem Pferd zu tun hatten. Das ist eine völlig andere Welt. Diese Stute ist durch ihre Unsicherheit und Sensibiität in Kombination mit unglaublichen körperlichen Möglichkeiten und einem ordentlichen Schuss Temperament/Feuer halt nicht ganz "ohne". Dinge, über die man sich mit normalen Pferden gar keinen Kopf macht, weil sie total banal erscheinen, sind für meine Stute schon eine riesige Herausforderung. Wenn sie mal austickt, ist das einfach ein völlig anderes Kaliber als ein 0-8-15 Pferd, das mal "ein bisserl" nervös oder unruhig wird. Dieses Pferd ist dann quasi nur noch in der Luft, die Hufe sind überall, der Körper in alle Richtungen verdreht und man weiß selbst nicht mehr, wo oben und unten ist beim Pferd. Ich bin durch sie so was von abgeklärt und ruhig geworden...wenn man diese Stute erlebt hat, schockt einen nichts mehr so schnell. Hektisch werde ich nur noch dann, wenn ich merke, sie bringt sich gerade selbst oder andere in Gefahr. Da ich keine Therapien oder Behandlungen ernsterer Verletzungen bei ihr vornehmen lassen werde, würde das automatisch ihr Aus bedeuten.

Im Gegensatz zum Horsemanship habe ich momentan leider nur noch die Möglichkeit während ihrer Explosionen "weg zu gehen" bzw. aus der Schusslinie zu schlurfen, die Ausbrüche abzuwarten und sie dann halt wieder einzusammeln, wenn ich gefahrlos wieder ran kann (so ist's z.B. momentan auf dem Platz, wenn sie wegen der anderen Stute überschnappt...da brauche ich nicht daneben stehen, sonst habe ich am Ende nen Huf im Hirn). Es war bisher auch nicht so, dass ich im Voraus bei jedem Pups dachte "ohhh, da muss ich aufpassen, weil die Stute wieder kopflos werden könnte", sondern ich bin unbedarft in die Sch**** gedappt und habe den Vulkanausbruch dann halt in Horsemanship-Manier abgefangen, aber diese Option ist ja jetzt gestrichen.

Als Clicker-Mensch bin ich quasi gezwungen noch vorausschauender zu agieren, weil ich - wenn sie dann erst mal im Hysterie-Modus angelangt ist! - im Extremfall halt total aufgeschmissen und "machtlos" bin, sofern ich den Einsatz von positiver Bestrafung und negativer Verstärkung möglichst umschiffen möchte. Klar, im Zweifel geht meine Sicherheit immer (!) vor, aber wenn ich öfter zu bestimmten Mitteln greifen muss, ist das nicht vertrauensfördernd und mein bisheriges Training war am Ende für die Katz. Natürlich sehe ich jetzt also deutlich mehr Probleme im Umfeld/in der Umgebung als zuvor, aber das wird beim Clickern fast schon "gefördert". Denn ich bin als Trainer schliesslich dafür verantwortlich möglichst optimale Trainingsbedingungen zu schaffen und somit muss ich automatisch ein Bewusstsein dafür entwickeln, was für meine Stute problematisch werden könnte und muss entsprechende Vorkehrungen treffen. Da in ihrem Fall quasi fast "alles problematisch" ist, ist's nur selten möglich wirklich "ernsthaft" und konzentriert mit ihr zu trainieren. Ich spekuliere aber darauf, dass sich das "bessern" wird, umso gefestigter unser Training im "sicheren Umfeld" (Box) wird. Also ist der Plan jetzt quasi so oft und so lange wie möglich auf "sicherem Terrain" zu üben und dann Stück für Stück Umweltreize dazu nehmen...und die Dinge, die sich halt im Alltag nicht umschiffen lassen (sie muss sich von A nach B führen lassen bzw. besteht ihr Leben halt nicht nur aus dieser Box..), werde ich irgendwie "intuitiv" lösen müssen.

« Letzte Änderung: 18. Dezember 2016, 23:42:14 von pepper_mill »
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Re: Optimale Trainingsbedingungen schaffen (Problemfall)
« Antwort #29 am: 18. Dezember 2016, 23:51:50 »
Ich empfehle Dir ziemlich dringlich ;) in der Pause mal das /die Tagebücher von noothe/Chance zu lesen.   :nick:

und ansonsten gilt immer: safety first! Im notfall arbeitest du hinter einer Absperrung. Und übst rudimentäre Dinge, die Euch Routine und Sicherheit im Augenblick bringen.
So wie ich das verstehe hat sie ja genügend Auslauf mit der Herde, insofern ist der Bewegungsaspekt nicht so dringlich.

Good Luck! :thup:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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