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Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"

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Sve
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Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« am: 05. Januar 2017, 09:27:07 »
Hallo ihr,

ich bin neu im Forum und habe nun eine Weile überlegt, ob ich mich an den Thread zum Zügeltarget dran hänge, oder doch ein eigenes Thema eröffne. Da ich aber nicht einschätzen kann, in welche Richtung sich die Antworten bewegen, habe ich mich für einen eigenen entschieden.

Vor etwa 3 Monaten habe ich mich dafür entschieden, mit meinem älteren Pferd auch das Reiten umzustellen und dabei zu clickern. Ich reite 1-3x pro Woche und habe zwischendurch auch mal 1,5 Wochen gar nichts gemacht, also gab es noch gar nicht sooo viele Einheiten dazu.
Mein Pferd hat seit ich ihn kenne die Standardreaktion auf den Zügel, dass er sich, ohne viel Kontakt zuzulassen, nach oben entzieht, also den Rücken weg drückt und er gleich unsicher wird, sobald ich den Zügel anfasse. Das ist seit 12 Jahren so, ich besitze ihn seit 8 Jahren und habe das nie aus ihm raus bekommen. Egal was ich gemacht habe, auch Reiter die das Problem mit Riegeln / harter Hand lösen haben da nie einen "Erfolg" verbuchen können, der länger als für die gleiche Reiteinheit hielt.

So. Und nun kam das Clickern. Und ich habe mir innerhalb der ersten 1-3 Probeeinheiten gleich ein neues Problem herangezogen, bei dem ich eure Hilfe benötige :help: Ich muss die ersten Male erfolgreich "Kopf-Arm-Muskel anspannen" geclickt haben, denn plötzlich habe ich ein Pferd, das sich massiv einrollt :gaa: :panik: :why: Und meine einzige Strategie, die ich aus Reitschulzeiten kenne, wäre ja jetzt: Vorwärts und Gerte, damit die Nase vorn wieder hoch kommt  :neinnein: :watch:

Also Erkenntnis 1: Mein Pferd hat beim Reiten noch NIE verstanden was ich von ihm will, der ist nämlich hoch motiviert und immer bemüht, zu gefallen.

Erkenntnis 2: "Einfach mal eben so" umstellen aufs Clickern beim reiten funktioniert halt auch irgendwie nicht.

Erkenntnis 3: Irgendwie muss ich 20 Schritte zurück - aber wo hin? Wo fange ich an?

Gestern habe ich nach einigen Runden im Schritt und Trab aufgegeben. Wir haben uns in die Zirkelmitte gestellt, haben Stellung auf Zügelhilfe geclickt (hier rollt er sich nicht ein) und dann noch Schenkelhilfen erklickt (Weichen, wenn ich mein Bein zurück lege). Auch hier sind die ersten enormen Erfolge seit ich ihn besitze, er scheint noch nie verstanden zu haben, was das eigentlich alles soll.
Jetzt habe ich von Marlitts Zügeltarget gelesen und davon, dass sie anfangs eigentlich ohne Zügel reitet und sich eine konstante Dehnungshaltung in allen Gangarten erklickt. Na wenn ich das könnte, hätte ich wohl eher nicht das Einrollproblem...

Das heißt ich habe überlegt, ob ich nicht doch erstmal am Boden die Zügelhilfen erkläre. Eigentlich wäre mein Ziel, eine leichte Anlehnung an den Zügel und wenn ich nachgebe, dass das Pferd den Zügelkontakt dann versucht, wieder so herzustellen, wie vorher. Wenn das verständlich ist. Da ich aber so neu bin beim Thema positiver Verstärkung, weiß ich 1. nicht, ob ich da nicht wieder zu sehr in alten Mustern denke und 2. wie ich das am klügsten aufbaue, also dem Pferd im ersten Schritt erklären, was ich für eine Verbindung möchte... Vielleicht ist das ja auch gänzlich dämlich?

Und, habt ihr eine Taktik, von oben zu merken, ob das Pferd grad in einer ordentlichen Haltung über den Rücken läuft? Was wären Zwischenschritte da hin, die man sich erklickern kann?

Nach der echt schrägen Einheit gestern mit dem vielen Einrollen habe ich jedenfalls beschlossen, erstmal nicht mehr wirklich zu reiten, sondern vom Boden weiter zu machen bzw. im Stand...
Ich hoffe der Text war nicht zu wirr, aber ziemlich genau so sind derzeit meine Gedanken dazu. Und da möchte ich Klarheit rein bekommen, sonst verwirre ich nur das Pferd  :kerze:
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #1 am: 05. Januar 2017, 10:44:57 »
hast du ein video vom reiten? ich würde mir da ehrlich gesagt guten unterricht vor ort holen, sofern vorhanden - ev. auch beritt. das kann an so vielen faktoren liegen wie geht das pferd denn an der longe - kommt da ein spannungsbogen zustande, geht es über den rücken?
der trainer kann dir dann auch von unten die bestätigung geben, wann das pferd gut läuft und das mit deinem popometer abgleichen.
haltung ist nichts, was man jetzt mal eben erclickern kann - außer man strebt einen schenkelgänger an, der dann ohne zusammenhängende einzelteile in pose-haltung daher kommt.
natürlich kann man zum besseren verständnis gezielt elemente markern und verstärken - das ergibt sich aber mehr oder weniger aus der gesamtheit heraus. irgendeine kopfhaltung oder ein nachgeben zu markern, führt meistens zu einem statischen köperteile hin halten, einrollen und mechanischen bewegungen.
auch die anlehnung ist im prinzip nur eine folge von dem, was man über die hinterhand erzeugt und mit dem sitz (und etwas hand) bündelt. ich wäre da vorsichtig, das pferd von hinten aufzuzäumen.
ich würde mich nach gutem unterricht umsehen und das dann selbst mittels clicker ggf. nochmal genauer beim üben aufdröseln.
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Sve
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #2 am: 05. Januar 2017, 11:34:32 »
Nein derzeit habe ich kein Video, von vorher hatte ich einige. Es war die letzten Jahre über so, dass ich über normales Reiten, die meiste Zeit mit Reitunterricht, etwa nach 30 Minuten (häufig aber auch gar nicht) ein über den Rücken gehendes Pferd irgendwie hinbekommen habe. Ohne ziehen vorne o.ä. Also von hinten nach vorne über Übungen erritten, aber seit Jahren auf einem Stand festgefahren. Wir kommen einfach nicht weiter. Mir fehlt es nicht am Gefühl für die richtige Haltung am Ende, sondern ich weiß nicht, wie ich diese erreiche, wenn ich ohne Druck arbeiten möchte.

Über die ersten Einheiten mit dem Clicker habe ich festgestellt, er versteht mich nicht. Er versteht nicht, was ich mit meinen Beinen sagen möchte, er versteht nicht, was ich mit den Zügeln meine (z.B. Stellung) etc.
Jetzt habe ich einfach naiv angefangen, "Haltung" zu clickern, weil ich ihm ja sagen wollte, was ich will (er kann ja über den Rücken laufen, aber für ihn war bisher nicht klar, dass das die Wunschhaltung ist in der ich ihn haben möchte). Das war aus verschiedenen Gründen doof, daher dieser Thread.

Vielleicht ist die Lösung "einfach": Hilfen erclickern und dann zusammensetzen. Also "von vorne", da er mich ja offensichtlich nicht versteht, sondern wir beide nur friedlich co-existieren...

Deinen letzten Tipp versuche ich im Prinzip zu befolgen, aber ich weiß nicht, wie ich das Gelernte mit dem Clicker nochmal aufdrösel.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #3 am: 05. Januar 2017, 11:53:31 »
ja das ist so ein bissl das dilemma - einerseits möchte man die dinge eben erklären, andererseits kann man jetzt vereinfacht gesagt körperteile nicht irgendwo hin clickern in der hoffnung, dass das dann automatisch biomechanisch korrekt abläuft. so ein spannungsbogen muss sich erstmal aufbauen und das pferd muss auch locker und geschmeidig genug sein, los zu lassen, sich zu dehnen, zu biegen und zu beugen.
ich würde mir da mal gezielt ein kriterium raus suchen und dieses verstärken. im falle einer gleichmäßigen anlehnung wäre das also zb. gleichmäßiger kontakt an beiden zügeln.  also zügel auf ein gleichmäßiges und konstantes maß aufnehmen, am besten die augen dabei schließen (ev. mit hilfsperson am boden) und die aufmerksamkeit darauf richten, was da passiert. hat man an beiden zügeln exakt gleich viel anlehnung, gibt es einen zügel, an den das pferd nicht ran tritt oder einen, auf den es sich drauf lehnt? hat man überhaupt kontakt am zügel, ist der kontakt zu inkonstant oder zu stark? dabei auch immer mal auf die eigenen einzelteile achten - die bewegung des beckens, das federn durch die fußgelenke, die gewichtsverteilung auf die sitzbeinhöcker, atmung, brustkorb, schultergürtel, etc...
wenn du ein gutes gefühl hast, würde ich das mit dem bodenpersonal abgleichen und dann markern und belohnen. wobei ich nicht unbedingt einen exakten marker verwenden würde, da man dann wieder die gefahr schafft, dass sich das pferd gezielt in ein detail verrennt: zb. den kopf so oder so hin zu halten.
das nächste kriterium wäre dann eine leichte stellung im genick. vielleicht kannst du trotzdem mal ein video machen, damit man die situation besser einschätzen kann.
klappt es am boden besser? wenn das pferd sehr lange braucht, um sich zu lösen, würde ich auch immer gesundheitliche dinge im auge behalten.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #4 am: 05. Januar 2017, 15:07:32 »
Zitat
haltung ist nichts, was man jetzt mal eben erclickern kann - außer man strebt einen schenkelgänger an, der dann ohne zusammenhängende einzelteile in pose-haltung daher kommt.

:uschreib:

Den Kopf hinter die Senkrechte zum Dahinhalten zu clickern ist so leicht wie atmen, oder so  :confused:
Klarer Fall von blöd gelaufen, aber auch klarer Fall von rechtzeitig gemerkt. ich würde an Deiner Stelle auch das Reiten erst mal hinten anstellen.

Mit meinem Connemara, der sich auch "immer schon" (=seitdem ich es ihm in seliger Unwissenheit als "leicht am Zügel werden" als Jungpferd beigebracht habe) gerne aufrollt, arbeite ich aktuell auch wieder daran.
Dazu gehen wir nebeneinander (zb rechte Hand)  Strick ist normal am Halfter unten eingehängt, aber als Zügel geknotet (also um den Hals laufend). Möglich ist auch ein seitlich eingehängter Zügel. Dann streiche ich am Zügel entlang mit der rechten Hand, die linke ist ebenfalls am Zügel weiter hinten und hält ihn nur lose) und sobald die Nase ein wenig nach vorne geht, C+B. Hier kann ich mir auch einen Punkt erclickern, in dem ich sage "C+B wenn du den Strick spannst".
Dh ich würde durch das Hinstreichen ein Signal geben, das dem Pferd sagt "Nase nach vorne bis Strick Ende" (grob gesprochen, natürlich ist das ein feines "Ende".
Der Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass ich das genauso später vom Sattel machen kann. Das Entlangstreichen ist etwas dass sie sehr konkret wahrnehmen können und das ich mit verschiedenen Bedeutungen belegen kann, je nachdem wie ich es mir erarbeite.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #5 am: 05. Januar 2017, 21:50:16 »
Ich erarbeite mir die Zügelhilfen am Boden aktuell mit den Abkauübungen von Phillipe Karl. Hier kann man gut die Reaktion clickern. Im Stand vom Sattel aus auch sehr gut möglich, danach im Schritt weiß Herr oder Frau Pferd eigentlich schon worum es geht, und wann ich nachgebe.

Irgendeine Seite erklärt auch das klassische (barocke) Reiten mit dem Clicker, ich weiß jetzt nur nicht mehr welche. :-\
 
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #6 am: 27. August 2018, 15:23:24 »
 :feg: :wegfeg:
Hier hänge ich mich jetzt mal dran, weil die Überschrift genau passt.

Auf dem Forumstreffen bei Heike wurde das Thema mit Sady ja schon angesprochen: Irgendwann kommt der Punkt, an dem das Pferd kein Crossover mehr möchte. Dieser Punkt ist möglicherweise bei uns jetzt erreicht :juck:
Daher mache ich mir derzeit Gedanken, wie ich Lucca umstellen könnte und ihn auch beim Reiten clickern kann, ohne mir alle 5 Schritte eine Vollbremsung zwecks Keksverschnabulieren einzuhandeln.
Er ist englisch ausgebildet und wird jetzt auf Western umgestellt, was ja eigentlich eine nette Grundlage bietet für die Einführung des Clickerns auch beim Reiten. Da wir aktuell keinen richtigen Reitunterricht haben (M. unterrichtet uns, wenn sie denn mal zur gleichen Zeit kann wie ich), könnte ich ja prima mit grundlegenden Dingen anfangen, die ich auch alleine machen kann. Denn dieses Crossover-Reiten (wenglisch oder engstern, je nachdem) finde ich extrem anstrengend und unbefriedigend.
Allerdings möchte ich das Reiten nicht komplett neu aufbauen, genausowenig wie das Longieren, denn Bewegung brauchen wir trotz allem, sonst wird das Pony zu mopsig  :-X
Jetzt habe ich schon viel gelesen mit Matten hinlegen etc., dafür müsste aber ja das Mattentraining vorab schon gut sitzen, nehme ich an. Daran arbeiten wir  :nick: Gibt es trotzdem Dinge, die ich clicken kann beim Reiten, eben ohne mir die Vollbremsung anzuerziehen? :juck:
Und gibt es eine Möglichkeit, Lucca positiv zu verstärken während des Reitunterrichts, wenn die RL nicht so viel vom Clickern hält?  :bitte2:
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #7 am: 27. August 2018, 17:28:30 »
Ich verstehe das ehrlich gesagt immer gar nicht, dass die Leute so ein Problem mit Bremsen haben. Reiten ist doch wie jedes andere Verhalten auch. Bei jedem anderen Verhalten bestätigt man ja auch nicht von vornherein die Dauer und arbeitet mit einem Verlaufslob. Das Bremsen erzieht man sich ja auch nicht an, sondern das folgt auf den Klick und ist ja auch gewollt, damit das Pferd seine Belohnung in Empfang nehmen kann. Unter dem Sattel gibt es ja keine andere Option als im Stand, von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Insofern wäre der Weg simpel erstmal das Verhalten zu erklären, bevor man dem Pferd sagt "Mach mal mehr davon". Letzteres macht ja auch keinen Sinn, bevor man das Verhalten erklärt hat, denn wenn das Pferd nicht weiß, wovon es mehr zeigen soll, kann es das auch nicht tun und dann macht auch ein Verlaufs Luv keinen Sinn. Dann landet man wieder in der alten negativ verstärkten Spirale, weil der Schenkel eben nicht positiv aufgebaut oder mit negativer Verstärkung zumindest gemischt wird. Die Idee ist also auch hier, kleinschrittig aufzubauen und dann die Dauer langsam auszudehnen. Wenn man das Verhalten tatsächlich positiv verstärkt erhalten oder aufbauen möchte, geht das nur extrem kleinschrittig, denn das Verhalten hat ja eine riesige belohnungs Geschichte mit negativer Verstärkung.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #8 am: 27. August 2018, 18:24:02 »
Man kann das Anhalten für den keks ja auch positiv sehen: Du hast jedesmal die Möglichkeit, das Antreten zu üben.  :cheese:

Aber ich kann es tatsächlich ganz gut verstehen. Man möchte nicht etwas, das ja "irgendwie" funktioniert, komplett zusammenbrechen lassen, um "auch hier von vorne" zu beginnen. Man "Kann" ja schon was.
Nun gibt es die Möglichkeit, zu sagen, ich reite halt irgendwas, halte an, und das Pferd bekommt dann einen Pausenkeks. Das ist dann "Reiten mit Keks". Kann die Motivation auch schon ziemlich erhöhen.
Ich stand vor vielen Jahren auch vor dem Thema und hab immer "irgendwie" das Reiten mit Kekseinwurf verbunden, bis ich aufgrund körperlicher Probleme (Rückenentzündung) nur noch Schritt reiten konnte. Erst da war ich bereit ("jetzt geht eh nichts mehr") das Reiten von Grund auf Neu aufzubauen.

Das "Problem" ist, dass man beginnt, anders zu denken. Alexandra sagt: "Bodenarbeit ist Reiten, wobei Du läufst. Reiten ist Bodenarbeit, wo Du Platz nimmst". Dh. das, was wir vom Boden aus machen, also ein bestimmtes Thema, eine Anfrage in den Vordergrund zu stellen, das macht man auch erst mal von oben.  Da geht es also erst mal weniger um " fünf Meter Reiten, :click:, 10 Meter reiten, :click: , sondern um gezielte Fragen über das "Wie". Und das macht es einem wieder einfacher, Clicks zu geben (und anzuhalten), weil sich der Fokus ändert darüber, dass das Pferd lernt, den Reiter zu tragen, statt vorauszusetzen dass es verdammt noch mal sein Job ist, zu laufen mit Mensch, und man als Mensch das noch ein bisschen netter macht ;)
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #9 am: 27. August 2018, 19:35:29 »
sorry bin bei meiner Mutter und kann nur in Abschnitten schreiben  :)

Es ist also hilfreich, sich zuerst mal zu fragen: Was bedeutet die "Umstellung von Englisch auf Western" eigentlich? Was ist anders, was ist neu? Wie lassen sich die Anforderungen für das Pferd definieren?
Dann ist es hilfreich  in "Was", "Wie" und "wohin" zu unterscheiden. Also "ich reite von A nach B" "bin bei B angekommen" :click:  oder "Können wir einen Zirkel reiten? Kommen wir an Zirkelpunkten an"
"Wie fühlt sich Durchlässigkeit an" - Click für etwas, das sich danach anfühlt. Click für Kopf fallen lassen etc.

ich könnte z.b.  einen Zirkel reiten und meinen Fokus auf "Hals entspannt, Nase nach vorne" legen. Das mache ich vielleicht zwei Zirkelrunden, dann reite ich geradeaus und trabe danach zwei Runden "einfach vorwärts" - :click:

So kann man immer mal an etwas üben, und im "einfachen Vorwärts" - wenn es denn für das Pferd auch tatsächlich einfach ist - kann es seinen Kopf entspannen.
zudem ist es hilfreich ein Verlaufslob einzuführen, das sagt "Genau richtig - wenn du so weitermachst, kommt irgendwann ein Click". Ein Verlaufslob hat nie Anhalten und Futter, aber es weist immer auf einen Click hin, denn Du dann setzen kannst, wenn es taktisch passt.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #10 am: 28. August 2018, 22:39:59 »
Hallo,
ich melde mich jetzt auch mal hier zu Wort und mache mich ein bisschen unbeliebt  :cheese:

Du hast geschrieben: "Allerdings möchte ich das Reiten nicht komplett neu aufbauen, genausowenig wie das Longieren, denn Bewegung brauchen wir trotz allem, sonst wird das Pony zu mopsig  :-X"

Und genau das ist für mich der Knackpunkt.
Mir fehlt es einfach an Beispielen von hobbymäßig clickernden Menschen, die das Reiten bei einem Crossover Pferd erfolgreich umgestellt haben. Die meisten reiten dann entweder ewig lang von einer Matte zur nächsten ohne jemals wirklich voran zu kommen oder sie geben das Reiten über kurz oder lang komplett auf. Und die, die wirklich noch reiten, tun dies meist konventionell mit so wenig Druck wie möglich, kleinschrittigem Erklären und Keks.
Alles ist völlig legitim, aber man sollte sich vorher überlegen, wie wichtig einem das "normale" Reiten wirklich ist und wie viel Zeit man sich und dem Pferd einräumen möchte, bis man diesen Stand halbwegs wieder erreicht.

Bei einem Pferd ohne Vorerfahrung, das von sich aus einen guten Vorwärtsdrang hat, kann ich mir ein komplett positiv aufgebautes Reiten wunderbar vorstellen, aber bei "Energiesparmodellen", die plötzlich lernen auch "Nein" zu sagen, fehlt mir dafür einfach die Vorstellungskraft.
Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen  :cheer:
LG Kim & Flöckchen & Miss Elly & Trixi

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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #11 am: 28. August 2018, 22:50:23 »
Momo ist, was das reiten angeht, ja auch ein Crossover Clickerpferd. Ich habe zu Anfang auch nur hier und da einen Keks eingeschoben, wenn ich fand, das es passte. Irgendwann bin ich dann die Sache gezielter angegangen und habe das antraben, weil das unsere Schwachstelle war, belohnt. Das ging dann zu Anfang, wie auch am Boden, sehr Kleinschrittig. Momo trabt auf Signal (konventionelle Schenkelhilfe) an= :keks:
Sie hat das Prinzip sehr schnell verstanden und ich bin dazu Übergegangen ein paar mehr Schritte zu clickern. Bei den Schritten habe ich das von Heike erwähnte Verlaufslob eingebaut und dann geclickt. So sind wir schnell zu einer Runde gekommen.
Im Laufe der Zeit habe ich dann meinen Fokus nicht mehr auf das Traben an sich, sondern auf ihre Haltung gelegt, nach einer neuen Lektion zB einer Volte oder dem ersten Schenkelweichen geclickt.
Das Verlaufslob ist bei mir allerdings etwas Verschütt gegangen und ich sage mittlerweile eigentlich immer "fein, prima, super, gut so usw." und kraule sie dabei am Widerrist oder am Hals. Der Click kommt dann für die Übung, die ich gerade clicken möchte. Momo bekommt zurzeit Clicks fürs flotte vorwärts traben mit lockerer Haltung und wenn es sich für mich gerade sehr gut anfühlte.
Das loben hat sie mittlerweile auch als Verstärker angenommen und wird nicht langsamer oder bleibt stehen. Teilweise motiviert es sie sogar noch mehr und sie wird noch flotter :kicher:

Edit: Das anhalten für den Keks stört uns im übrigen überhaupt nicht. Wie Heike schon geschrieben hat, kann man dadurch sehr fein am erneuten antreten und antraben arbeiten :nick:
LG, Steffi und Haflingerin Momo

Wir sind nicht perfekt und wollten's nie sein.
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #12 am: 29. August 2018, 09:13:57 »
Danke Ihr Lieben  :grouphug: Das ist mal eine Menge Input und sehr nette Gedanken zu dem Thema.

Kim, wieso machst Du Dich denn unbeliebt, wenn Du Deine Meinung teilst? :hug: Ich persönlich finde es sehr gut, differenzierte Meinungen/Erfahrungen zu lesen. Mir fehlt nämlich auch die Vorstellungskraft, das klassische Reiten ohne kompletten Neuaufbau zu clickern, ohne dass es Heikes und Dein besagtes "Reiten mit Keks" wird. Wobei dieses Reiten mit Keks für mich zumindest momentan eine annehmbare Situation darstellt, aber wahrscheinlich mein Pony anderer Meinung ist. Der hat nämlich seine eigenen Vorstellungen, wann es Kekse gibt (alle 2 Schritte oder am besten ganz im Stehen  :lol: ).

Steffi, das klingt alles sehr logisch bei Dir und ist für mich gut nachvollziehbar  :nick: Dieses "hier und da einen Keks eingeschoben, wenn ich fand, das es passte" praktiziere ich auch gerade im Gelände und habe dadurch ein Pony, das sehr verhalten vorwärts läuft, weil es jeden Schritt auf einen Keks spekuliert  :confused: Wenn es von Anfang an keine Kekse gibt, ist es völlig ok und wir wandern unserer Wege. Deswegen ja meine Knoten im Hirn  :rotw:

Heike, teilweise verstehe ich, was Du meinst, und teilweise verstärkt es meine Knoten nur :shy:
"Verdammt nochmal sein Job" ist es nicht, sonst würde ich mir wahrscheinlich diese Gedanken gar nicht machen (war überspitzt von Dir gemeint, denke ich, zur Verdeutlichung). Aber ein gewisses Maß an Bewegung muss leider sein, das kennen hier ja die meisten, und das Müssen möchte ich ihm so angenehm wie möglich gestalten und darauf hoffen, dass daraus Freiwilligkeit wird. Bisher habe ich überwiegend mit Stimmlob und Pausen und seit Neuestem auch mit "ganze Bahn" als Verschnaufpause gearbeitet, das klappte gut, zumindest an der Longe. Reiten ist bei uns ja leider nur unregelmäßig auf dem Stundenplan, mangels Zeit und/oder Lust oder aus gesundheitlichen Gründen.
Habe auf dem Handy jetzt Videos vom Reitunterricht gefunden, da lief Lucca so klasse... Das fehlt schon definitiv. Und damals wusste ich vom Clickern noch nichts, das wurde alles klassisch erarbeitet, daher kann ich mir nur ausmalen, wie es mit V+ werden kann :jaso:

Die Umstellung von Western auf Englisch ist für uns beide eine Umstellung in der Hilfengebung. Für mich ist es logischer, dass ein Pferd dem Druck (= z.B. angelegter Zügel beim Neckreining) weicht, anstatt sich um den Schenkel zu biegen  :confused: Und mich stört im Englischen dieses ständige Treiben. Für mich ist es logischer, dem Pferd zu erklären, was ich möchte, und auf meine Anfrage hin tut es das im besten Fall, ohne dass ich ständig erneut bitten muss (bitte nicht verwechseln mit dem Kadavergehorsam!!!! :neinnein: , nur zur Unterscheidung der Reitweisen). Lucca kennt aber nur das Klassische, dementsprechend ist es für ihn auch neu und er muss es erst lernen. Also bauen wir quasi nicht das Reiten (=Tragen des Reiters) an sich neu auf, aber die Hilfengebung, also das "Wie"; und das könnte man (zumindest in meinem Kopf) sehr gut mit dem Clicker erarbeiten. Mir würde es mit Sicherheit helfen, das Timing der Hilfengebung zu verbessern und auch kleinste Ansätze schon zu bestärken, wie eben am Boden auch  :nick:

Sady, Deine Aussage interpretiere ich so, dass man Reiten komplett neu aufbauen MUSS, um das bisher negativ erarbeitete mit positiver Bestärkung zu überlagern :juck: Korrigiere mich bitte, wenn ich da falsch abgebogen bin. Die Kleinschrittigkeit ist ja grundlegend für das Clickertraining an sich, daher auch für das Reiten mit dem Clicker. Wenn aber z.B. das Antraben konventionell super klappt (kein Stress), könnte man da nicht dann den Click hinzufügen, um das Ganze positiv zu verstärken? Wie Heike eben schon schreibt, nach z. B. einer halben Zirkelrunde oder eben direkt nach dem Antraben und dann nach und nach mit Verlaufslob die Dauer bestärken :juck: Wobei das in meinem Kopf viel komplizierter erscheint als die Erklärung von Heike  :confused:
Liebe Grüße, Lena

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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #13 am: 29. August 2018, 09:29:19 »
Zitat
Wenn es von Anfang an keine Kekse gibt, ist es völlig ok und wir wandern unserer Wege.

Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, klingt das nach einem Fall von unklaren Kriterien. Wenn er nicht sicher "weiß" wofür der Click kam, dann wird er alles was ihm dazu einfällt ausprobieren. Und im wahrscheinlichsten Fall eben Stehen, weil das Stehen war unmittelbar vor dem Keks und das einzige "sichere" zuordnenbare Verhalten.

Kein Click = vorhersehbar

Click alle zwei Schritte = vorhersehbar

Click für irgendwas, was der Mensch gerade gut findet = vollkommen unberechenbar

Wenn du eh auf neue Hilfen umstellst, dann würde ich mir eine(!) davon raussuchen und anfangen, die kleinschrittig aufzubauen und dann konsequent zu verstärken.

Vielleicht zunächst einmal nicht das angehen oder anhalten, sondern eine seitwärts weisende Zügelhilfe, oder oder oder.

Damit für Lucca und für dich klar ist, welches Kriterium Clicks bekommt.

Wenn das dann gut sitzt, dann kommt die nächste dazu, und du kannst die vorher aufgebaute Hilfe schon zusätzlich zum Click als Verstärker nutzen, um den Bewegungsfluss zu erhalten.
LG Tine
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Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Re: Reiten umstellen - von "klassisch" zu "clicker"
« Antwort #14 am: 29. August 2018, 09:40:50 »
 :aha: Das macht sehr viel Sinn, Tine, vielen lieben Dank :hug:
Liebe Grüße, Lena

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