Wir hatten letztens diverse Dinge auf dem Reitplatz aufgebaut, die für Pferde ungewöhnlich waren: Flattervorhang, Engpass, Rappeleimer, Schirm und unterschiedliche Dinge auf dem Boden.
Ein Miteinsteller war mit seinem Haflinger dabei, der wegen des Schirms (steckte aufgeklappt in einem Pylon) fast den Platz ohne Besitzer verlassen hätte - er fand ihn wirklich wirklich unfassbar gruselig und kaum ertragbar in seiner Nähe.
Wir haben ihn dann den Schirm verfolgen lassen, d. h. ich bin mit dem zugeklappten Schirm rückwärts vor ihm weggegangen und er hat ihn verfolgt. Hin und wieder bin ich stehen geblieben und er konnte sich damit im stehen auseinander setzen.
Peu à peu habe ich den Schirm dann immer weiter aufgemacht - immer so weit, dass es für ihn noch okay war.
So konnte er den Schirm am Ende vollaufgeklappt anschnüffeln und der Besitzer durfte ihn sich über den Kopf halten.
Das war schon ziemlich spannend zu sehen, was da beim Haflinger im Verhalten gegenüber dem Schirm passierte. Kekse gab es übrigens nicht dabei.
Eine ältere Haflingerdame, mit der ich als Urlaubsvertretung mal Dinge geübt habe, fühlte sich beim draufsteigen auf etwas podestmäßiges verbunden mit Gejubel meinerseits unfassbar großartig!
Sie war da nicht ängstlich, aber konnte erstmal nichts mit der Gymnastikmatte bzw. Wippe anfangen.
Das ist jetzt nichts speziell mutmachmäßiges, aber ist von mir eher in die Richtung gedacht: was lässt Pferde wachsen? (Wobei das auch durchaus in dieselbe Richtung geht
)
Dazu gehört für mich das Entdecken von bisher unbekannten Gegenständen oder auch Bewegungen, die belohnt werden und dem Pferd eine gewisse Basis geben, dass es gut ist, sich damit sinnhaft auseinander zu setzen.
Unvergesslich auch Freia, die in einem Gelassenheitsparcours den Rappelkanister am Griff hochhob und schüttelte. Sie fand es toll - alle anderen Pferde bekamen Herzinfarkte und stoben beiseite
Das war etwas, was ich so nie mit ihr geübt hatte - also das hochheben von Gegenständen schon, aber nicht in Kombination mit geräuschmachenden Dingen.
Freias Angst gegenüber den flatternden Tauben in der Halle, die immer wieder für Erschrecken ihrerseits sorgten, weil sie die Geräusche nicht zuordnen konnte, konnte ich damals über Clicks in diesen Situationen deutlich reduzieren (da gibt es auch einen thread zu - geht dann in Richtung Gegenkonditionierung). Das mache ich beim Winzi bei Begegnungen mit Fahrzeugen auch: das Auto oder der LKW wird dann zum Ankündiger für den Click und den Keks.
Aber das ist allerdings nichts "aktives" von seiner Seite aus, was ihn "aktiv" mutiger macht.
Ich könnte mir vorstellen, dass je mehr Erfahrungen in ungewöhnlichen Situationen zusammen mit dem vertrauten Menschen an seiner Seite positiv erlebt werden, diese "Bank" eine gute Grundlage bildet mutig zu sein.