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Gebell im Training - wie wegtunen?

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lindalotze
*

Gebell im Training - wie wegtunen?
« am: 18. Juni 2010, 19:01:26 »
Liebe Hundlerfraktion, im Auftrag meines Bruders eine Frage:

Ares-Wauzel kann (im heimischen Garten, in Trainingslaune) zwei Signale leidlich unterscheiden: sitz (Wort + Geste kombiniert) und platz (Wort und vermutl. Körpersprache kombiniert). Beide Signale wurden bislang nur trainiert, wenn sich Hund und Trainer gegenüberstehen/ -sitzen, mit etwa 1m Abstand.
Ares neigt generell zu lautstarken Meinungsäußerungen und glaub derzeit steif und fest, man müsse immer einen Kläffer tun vor dem Platzlegen. Wenn der Kerl mit dem Futter nicht schnell genug clickt, muss man weitere Kläffer und Knurrjaulgeräusche machen. Und wenn der Kerl nicht bei Zeiten Signale ausspuckt, dass man sich was verdienen kann, dann auch.  Und wenn der nicht weitertrainieren will und nix mehr rausrückt, muss man auch laut schimpfen und wie ein Gummiball springen.

Mehr Ruhe ins gesamte Training reinzubringen hab ich bereits versucht, aber zumindest der "Pflichtkläffer" vor dem Abliegen kommt immer. Der ertönt sowohl, wenn man das Signal aus der Hocke als auch aus dem Stehen gibt. (Wir haben anfangs mit Leckerlie in der Faust die ersten Platzer gelockt, dann die Faust als Target benutzt und beim Vorwerfen Richtung Fausttarget kamen schon Geräusche aus dem Tier.)

Wie soll das Training gestaltet werden, damit der Sound möglichst unterbleibt und "stille Verhalten" geclickt werden können?
Geht das überhaupt noch, oder sollten wir "Platz" neu aufbauen?
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Melle
*

Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #1 am: 18. Juni 2010, 19:59:19 »
ich denke da grade an den hundeprofi, der einen hund trainiert hat, der ständig gejault hatte und gebellt, wenns telefon ging (waren sogar zwei hunde).

lass mich mal überlegen.

der hat erst alles provoziert und das telefon durchläuten lassen. hunde bellten lautstark. dann wenn die hunde nur 1 sekunde ruhig waren, lobte er sie. später bekamen sie ihr lob/leckerlie erst im körbchen.

also: telefonklingeln - bellen - ab auf dein platz - leckerchen.

also jeder hund der bellt oder mal jault wird auch wieder still sein und genau dann würde ich erst belohnen.

passt der hund in ein korb oder nimm einfach ne decke und bring ihm doch bei, dass er erst dort auf der decke sein leckerchen bekommt.

sind nur ideen grade evtl. hat wer ja bessere ratschläge  ;)


« Letzte Änderung: 18. Juni 2010, 20:01:15 von Melle »
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Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #2 am: 19. Juni 2010, 10:45:00 »
Hallo Linda,

bellen beim Training kann (!) ein Zeichen von Stress sein. Kann mein Hund auch besonders gut: wenn er nicht weiss, was denn nun Erfolg verspricht, fängt er an "zu schimpfen". Ganz klarer Trainer-Fehler!
Zunächst mal zu den Kommandos: Sitz und Platz sind unheimlich leicht zu verwechseln für den Hund (SiZT und PlaTZ), was es für ihn natürlich schwierig macht. Da würde ich über eine Änderung des Befehls nachdenken. Falls eine VDH-Begleithundprüfung angestrebt wird, bei der diese Befehle verwendet werden müssen, empfiehlt sich "sit" (mit relativ scharfem S ausgesprochen), der Unterschied fällt einem Richter nicht wirklich auf. Ansonsten Down statt Platz, gäbe Euch auch die Möglichkeit, das Platz nochmal neu aufzubauen.

Ansonsten: Belohnungsrate sehr hoch halten, genauso die Rate der Befehle. Also den Hund nicht lang warten lassen, sondern schnell nach dem Leckerchen gleich das nächste Kommando. Wobei es sich empfiehlt, nicht immer im Wechsel Sitz und Platz zu machen, sondern vielleicht auch mal Pfote geben, Rolle, oder
was der Hund halt sonst noch kann. Sonst meint hund nämlich schnell, er wisse eh schon, was als nächstes kommt. Und wenn das dann falsch war, sorgt das wieder für Frust, ergo Bellen.
Vielleicht auch ein ganz klares Start- und Endsignal für die Trainingseinheit, damit er lernt, wann es sich was zu verdienen gibt, und wann eben nicht. Jedes Bellen nach Ende der Trainingseinheit knallhart ignorieren, überhaupt den Hund nach dem Endsignal völlig links liegen lassen, damit er lernen kann, dass Ende Ende bedeutet. Die Trainingseinheiten dann recht kurz (je nachdem 2 bis max. 15 Minuten) halten, aber in der Zeit hochkonzentriert (Mensch) und schnell (Mensch) arbeiten.

Ansonsten habe ich den Eindruck, dass er zumindest beim Platz der Meinung ist, das Bellen gehört dazu. Ist das der Labrador? Dann trägt er doch vermutlich sehr gerne Dinge, oder? Ihr könntet es versuchen, ihm was ins Maul zu geben, was er wirklich gerne hält, und ihn dann ins Platz zu "beordern". Dabei die Anforderungen wieder ganz weit runter, gegebenenfalls wieder runterlocken, weil das mit "gefülltem Fang" gleich was ganz anderes ist. Idee dahinter: das Bellen ist deutlich erschwert, wenn er was im Fang hat. Vielleicht bekommt ihr so die Verknüpfung raus.

Berichte mal weiter, wie es sich entwickelt!

Edith meint (toller Spruch!  :cheese:), dass das Belohnen von kurzer Ruhe nach dem Bellen klappen kann, die Gefahr einer Verhaltenskette (bellen, bellen, bellen, kurz Ruhe, Belohnung essen, bellen, bellen, bellen, ....) sehr hoch ist. Bei dem Beispiel von Melle ist vermutlich der Haupteffekt, dass der Hund gelernt hat, auf das Signal "Telefon" ein bestimmtes Verhalten (ins Körbchen gehen) zu zeigen. Das Bellen wird dann überflüssig, weil Hund hat ja schon einen Job.

« Letzte Änderung: 19. Juni 2010, 10:47:12 von eboja »
Viele Grüße,
Esther
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Melle
*

Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #3 am: 19. Juni 2010, 11:01:46 »
Edith meint (toller Spruch!  :cheese:), dass das Belohnen von kurzer Ruhe nach dem Bellen klappen kann, die Gefahr einer Verhaltenskette (bellen, bellen, bellen, kurz Ruhe, Belohnung essen, bellen, bellen, bellen, ....) sehr hoch ist. Bei dem Beispiel von Melle ist vermutlich der Haupteffekt, dass der Hund gelernt hat, auf das Signal "Telefon" ein bestimmtes Verhalten (ins Körbchen gehen) zu zeigen. Das Bellen wird dann überflüssig, weil Hund hat ja schon einen Job.

mag gut sein. ich habe es ja nur gesehen und nicht selbst ausprobiert.

vielleicht finde ich das video ja dazu....
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Ehemaliges Mitglied 32
*

Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #4 am: 21. Juni 2010, 19:42:42 »
Der vorige Hund der Schwiegermutter hat auch ständig gebellt. Auslöser waren bei ihr alle Leute außer Frauchen. Da mein Freund und sein Vater auch in dem Haushalt leben und ich fast jeden Tag da bin, gabs ständig gebellt. Uns wurde damals empfohlen, den Hund immer abzulegen wenn er bellt weil angeblich bellen Hunde nicht im Liegen. Sind leider nicht dazugekommen, das zu testen weil der Hund unerwartet gestorben ist.

Aber ich schätz auch, das man da leicht eine Verhaltenskette zusammen bekommt. Hund bellt, macht Platz, kriegt ein Leckerchen und bellt dann wahrscheinlich gleich weiter.
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Anke
*

Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #5 am: 21. Juni 2010, 20:41:16 »
Hi,

den Quatsch mit dem "Hunde können im Liegen nicht bellen" hab ich auch mal irgendwo gelsen, ich kenne aber nur Hunde, die das sehr wohl beherrschen  :watch:

Ich würde gezielt Ruhe in Trainingssituationen üben. Also nix außer Stille clicken und wenn der Hund doch bellt, dann gibt es einen No-Reward-Marker oder auch gleich ne Auszeit, HF dreht sich ab. Mit jedem weiteren Beller geht der HF einen Schritt weiter weg. Herrscht Ruhe, Click und HF dreht sich wieder zum Hund (kann auch zusätzlich noch Lecker geben). Bleibt der Hund ruhig (anfangs kleine Zeiteinheiten) wieder Click und näher treten (evtl. inkl. Leckerwurf).... So kriegen die Hunde meist ziemlich schnell raus, dass sie sich ihre Chancen durchs Bellen verderben.

ciao
Anke
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lindalotze
*

Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #6 am: 22. Juni 2010, 11:46:29 »
Danke für Eure Gedanken.
Gestern haben wir geübt, mit und ohne Gebell. Herr Hund bellt tatsächlich aus Frust, wenn er was nicht gleich versteht. Außerdem bellt er, wenn er eine Art inneren Konflikt empfindet, z. B. das Bedürfnis, Rumzuspringen oder zu Betteln, während Abliegen eigentlich zum C+B führen würde.
Aber mit viel Prompting und Pause und "Stimmungsmanagement" gehts tatsächlich auch leise. :yess:

Nachdem Ares das Handzeichen für Platz scheinbar komplett vergessen und nur die Hand angesprungen und angejault hat, hab ich auf Fußtarget umgestellt. (Tippen mit dem Vorderfuß auf den Boden, er haut dann Pfoten und Nase auf meinen Schuh.) Prompt verschwanden sämtliche Lautäußerungen - ich nehme an, weil er sich dem Fußtarget zuwenden durfte und ihm das viel leichter fällt, als sich von der futterduftenden Signal-Hand abzuwenden und runterzuliegen. Also konnten wir das Platzen schon mal "still" clicken.
Jetzt muss ich das Tier nur noch vom Fußtarget entfernen, dann kann das Tappen mit den Zehen als Signal fürs Platzliegen dienen....irgendwann mal...
Das Wortsignal allein hab ich gar nicht erst angefragt, es hätte vermutlich zu nichts als Lautäußerungen geführt.

Wenn ich das Gefühl hatte, er muss gleich Hochspringen vor lauter Energie, anstatt zu platzen, sind wir ein paar Schritte gelaufen, damit er sich abreagieren kann und die Sequenzen nicht zu lang werden. Das hat glaub auch ganz gut getan. Sitz hab ich gar nicht angefragt, um nicht noch einen Bell-Faktor reinzubringen.

Als zweite Übung hab ich neu ein stationäres Target eingeführt, einen im Boden steckenden Stecken ;-), der vorher schon als Targetstick genutzt worden war.
Anfangs war die erste Reaktion im Shaping-Prozess, wenn nicht sofort ein Click kam, natürlich auch Kläffen und an mir hochspringen. Ich musste ziemlich helfen, direkt neben dem Stecken in die Hocke gehen  und den Stecken im Boden wiederholt antippen und seinen Blick drauf lenken, sonst hätte Ares mir bestimmt aus Frust die Nase abgebissen. Bei Gebell bin ich erst mal in stumpfer Ausdruckslosigkeit versunken und hab den kleinen Wüterich mit meinen Unterarmen abgeblockt.  :omm:

Nach den ersten Ausbrüchen flutscht es dann ganz gut, ich kann mich zentimeterweise vom Targetstick wegschleichen, bis der kleine Fresssack tatsächlich AUFSTEHEN muss, um vom Target zum Futter und zurück zu gelangen. (Bis dato war er nämlich so dicht an mir und am Target, dass er im Sitzen erfolgreich sein konnte.)
Eine derart unverschämte Steigerung der Kriterien hat wieder eine kurze Bellorgie zur Folge, dann Besinnung, dann Touchen und C+Jackpott. Es flutscht wieder. Ich rücke weiter ab vom Target. Jetzt bin ich so weit weg, dass Ares den Stecken aus dem Blickfeld verliert,  wenn er sich zum Futter wendet. Das führt dann zu einem kurzen Ausflug ins Platz und zu kleinem Frustgebell, weil ich nicht clicke. Zum Glück springt er dabei auf und findet das Target wieder. Am Ende der Futterration (15 Minuten? Ich muss echt mehr auf die Uhr achten!) bin ich ca. 80cm vom Target entfernt und Ares toucht etliche Male in Folge zuverlässig und vor allem leise.

Jetzt muss ich nur noch meinem Bruder beibringen, wie man einen leicht frustrierbaren Trainee im Spiel hält, ohne die ganze Zeit das Kläffen mitzubestärken. Das könnte die schwierigere Aufgabe werden!  ;D
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Re:Gebell im Training - wie wegtunen?
« Antwort #7 am: 22. Juni 2010, 13:05:11 »
Das klingt doch schon richtig gut!  :jubel: :yess:

Allerdings teile ich Deine Bedenken hinsichtlich der Schwierigkeit des Bruder-Trainings. Tiere sind ja soooo viel einfacher zu erziehen, als Menschen. :lol:
Viele Grüße,
Esther
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