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CT mit (Deck-)Hengsten

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Tupfentier
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CT mit (Deck-)Hengsten
« am: 12. Oktober 2011, 16:01:23 »
edit

« Letzte Änderung: 13. Januar 2012, 09:01:17 von Tupfentier »
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Ehemaliges Mitglied 43
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #1 am: 12. Oktober 2011, 19:49:10 »
Hallo Caro,

auch von mir herzlich willkommen hier - toll, dass du deinem Jungspund mit CT fröhliches, aktives lernen ermöglichen willst.

Ich habe keine Erfahrung mit Hengsten, steuere aber ein paar grundsätzliche Gedanken bei:

- Jedes Tier hat "irgendwelche" Bedürfnisse, die es unbedingt und ganz und gar jetzt haben möchte. (bspw. Jagdverhalten beim Hund, Hunger beim Pony  ;), Ressourcen usw)  Ist es ein Verhalten? dann ist es trainierbar...!

- Mit CT kann ein Tier ein Konzept (!) von Selbstkontrolle lernen!! Stichwort ist hier zB auch "Premack Prinzip".
In je mehr Lebenssituationen es diese Selbstkontrolle einsetzen "muss", um etwas zu bekommen, desto mehr generalisiert sich das Verständnis dafür. Daher würde ich mit einem Hengstle an Selbstkontrolle generell arbeiten! Vor Durchgängen, vor der Gabe vom Futter, vor dem Freilassen auf die Koppel ... das Ganze ist keine Triezerei!!
Das Tier erhält die Möglichkeit etwas zu tun! um etwas, das es möchte, zu bekommen.
Gerade einem jungen Hengstle werden sicherlich ruhige Alternitivverhalten sehr gut tun - nicht nur für den Umgang  mit Stuten dann später, sondern auch für seine jugendliche Energie, seine Frusttoleranz, Geduld usw.
Mögliche Alternativverhalten, die sinnvoll sein könnten, sind sicher
- Kopfsenken (schüttet ab einer bestimmten Tiefe u Dauer beruhigene Hormone aus)
- Kopfabwenden (zb bei Futter)
- Nase an ein Target positionieren und dort lassen
- rückwärts
- Entspannungssignale wie Gähnen, Blinzeln, Schütteln, Unterlippe hängen lassen (erfordern einen geduldigen Trainer  8))
Je beständiger du bist bei der Abfrage der Alternativverhalten (also immer in der Situation x das Verhalten y abfragst), desto berechenbarer wird es für das Pferd. Es wird also viiiele kleine Erfolgserlebnisse haben, die wiederum seinem Gemütszustand und seinem Selbstvertrauen gut tun und es ihm leichter machen zu denken und zu entspannen.

- CT macht Pferde stark - sie bekomen Selbstvertrauen, vertrauen auf sich selbst! Dadurch werden sie gelassener und ruhiger! Weil sie a) keine "aversiven" Folgen durch den Menschen befürchten müssen, wenn sie mal falsch geraten haben und b) weil lernen und Erfolgserlebnisse haben schlau macht.

- Es gibt viele Pferde, die in dem Moment in dem sie den CLick hören "brummeln/blubbern" oder auch viele Wallache schachten dabei aus. Das heißt, dass sie sich "toll" fühlen, dass sie es genießen "Recht" zu haben - gleichzeitig kann CT also auch eine Art "Ersatzbefriedigung" sein. Und es geht bei sehr erfahrenen CT-Pferden oft gar nicht mehr so um die Belohung, sondern sie wollen dann nach der B. am liebsten gleich wieder weitermachen...
Bezogen auf Hengsti könnte ich mir vorstellen, das zB irgendwann das Hinschauen zur Stute eine B sein könnte ...

- Kennst du die Idee von Click für Blick? Das kommt zwar eher aus dem Anti-Angst-Training oder Anti-Agressions-Training, könnte hier aber auch funktionieren... Dafür muss die Bedeutung vom Click aber schon sehr gut in einer ablenkungsarmen Umgebung manifestiert sein, mit verschiedenen spielerischen, positiven Erfahrungen/ÜBungen aufgeladen sein. Dann kann man in sehr!! großer Entfernung für die reine Wahrnehmung des Reizes clicken und dann mit einer supertollen Belohnung belohnen... (bei Angst oder Aggression würde man sich gleichzeitig noch entfernen und so zusätzlich belohnen in deinem Fall eher nich :confused:) Irgenwann kommt dann der Moment, in dem das Pferd anfängt absichtlich, um einen click zu bekommen hinzuschauen - das ist der entscheidenden Schritt weg von der rein emotionalen Handlung hin zur absichtsvollen, überlegten Handlung. Das Hirn ist wieder aktiv 8)
Das wäre über wirklich seeehr kleine Schritte und laaaangsame Annäherung aufzugebaut sicher eine gute Idee.

- ich würde vor allem zu Anfang nicht nur "freeshapen". Und vor allem nicht in einer Situation, in der Stuten/der bevorzugte Reiz auch nur annähernd vorhanden ist. Das könnte eventuell zu schwierig sein.
Stell dir vor, du musst erstmal ne halbe Stunde warten, bis dein Kleener überhaupt auch nur mal mit einem Ohr wegschaut von den Stuten und du was zum Clicken hast... das ist keine ideale Lernsituation.
Natülich wäre es sinnvoll ein ganz besonders beliebtes, ruhiges Verhalten als Kuscheldecke/"im Zweifel biete ich DAS an"-Verhalten und mehrere andere Verhalten in einer ablenkungsarmen Situation kleinstschrittig freezushapen, klaro :-) Und die dann vielleicht sogar schon mit Signal zu belegen.
Dann hast du, wenn du das erste Mal eine trainingseinheit mit Ablenkung am Horizont! angehst, eine Chance ihm zu helfen auch wieder rauszufinden aus der Ablenkung.

- Insgesamt empfiehlt es sich ganz deutlich unterhalb eines Erregungslevels (egal welche Erregung ;-)) zu trainieren! Nur dann findet echtes Lernen statt. Mit Erregungs-Zugabe ist es eher Management. Gegen gutes Management spricht überhaupt nix, versteh mich nicht falsch!

- Durch bedachtes Training kann man bei einem aktiven, jungen, lebhaften, manchmal unsicheren Pferd die Anwesenheit des Menschen und/oder die Trainingssituation und/oder das Geräusch des Clicks idealerweise mit Ruhe, Geduld und Selbstkontrolle verknüpfen. Es kann auch genau das Gegenteil passieren - das Gegenteil passiert sogar leichter und schneller!
Viele Tiere verbinden den Click, gerade zu Anfang, mit einem Hochgefühl, mit Action, mit einer aufgeputschten Stimmung, mit aktiv werden... aber das muss nicht sein, wenn man von Anfang an auf die Balance der gewählten Übungen, auf die Anpasung der Wertigkeit des Futters und auch auf seine eigene Körperlichkeit achtet!
Man kriegt, was man clickt ... und mehr!
Stell dir vor man clickert zu 70% ruhige, entspannende Dinge, bleibt dabei selbst sehr ruhig und verstärkt die ruhigen Dinge hochwertig aber nicht SabberundScharrattacken auslösend ...
und jetzt stell dir vor man clickt Spanischen Schritt, freies Nebeneinanderherlaufen, kopfschüttelnd Ja-Sagen, Losgehen, Antraben aus dem Rückwärts, Seitengänge, füttert nach dem Click leckerste Äpfel und freut sich dabei jedes Mal laut und herzlich...
Die Balance machts ;-)

So viel fällt mir grad spontan ein... Lass dir Zeit bei Eurem CT-Start! Lege gute Grundsteine, vertraue der Kraft des CT, achte darauf ob dein bisher NH-geprägtes Pferdl versteht, dass es jetzt ausprobieren darf und überlege ob es SInn macht, dass du euer ClickertTraining möglichst so organisierst/managst, dass du weder Abstand zu ihm aufbauen musst, noch die gewohnten Ausrüstungsgegenstände mit dabei hast.

Und ganz viel Spaß dabei!!!!

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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #2 am: 12. Oktober 2011, 21:57:51 »
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #3 am: 12. Oktober 2011, 23:47:09 »
:thup: :thup: :thup:
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Mannimen
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #4 am: 13. Oktober 2011, 07:51:16 »
 :resp:

Dem ist wohl kaum noch etwas hinzuzufügen.

 :danke2:
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Ehemaliges Mitglied 189
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #5 am: 13. Oktober 2011, 23:47:55 »
- Kennst du die Idee von Click für Blick? Das kommt zwar eher aus dem Anti-Angst-Training oder Anti-Agressions-Training, könnte hier aber auch funktionieren... Dafür muss die Bedeutung vom Click aber schon sehr gut in einer ablenkungsarmen Umgebung manifestiert sein, mit verschiedenen spielerischen, positiven Erfahrungen/ÜBungen aufgeladen sein. Dann kann man in sehr!! großer Entfernung für die reine Wahrnehmung des Reizes clicken und dann mit einer supertollen Belohnung belohnen... (bei Angst oder Aggression würde man sich gleichzeitig noch entfernen und so zusätzlich belohnen in deinem Fall eher nich :confused:) Irgenwann kommt dann der Moment, in dem das Pferd anfängt absichtlich, um einen click zu bekommen hinzuschauen - das ist der entscheidenden Schritt weg von der rein emotionalen Handlung hin zur absichtsvollen, überlegten Handlung. Das Hirn ist wieder aktiv 8)
Das wäre über wirklich seeehr kleine Schritte und laaaangsame Annäherung aufzugebaut sicher eine gute Idee.

So ein super Beitrag, auch als nicht Hengst Besitzerin war da viel für mich dabei, Danke!!

Eine Frage noch zu dem Click für Blick.... Habe ich das richtig verstanden?
Pferd fürchtet sich vor Situation X, aber ich bestärke nicht das Ignorieren der Gefahr sondern ein Hinwenden zu dieser? Und das tue ich so weit davon entfernt dass Pferd sich X ansehen kann ohne sich zu fürchten? Und dadurch sollte das Pferd dann lernen sich ein Monster bewußt anzusehen und nicht nur hysterisch anzuglotzen.
Ich nehme an die Enfernung wird dann immer geringer bis Pferd sich auch neue Monster ruhig ansieht da es gelernt hat zu überlegen und nicht nur zu flüchten.
Das hört sich sehr interessant an, wenn ich auch befürchte dass es meine momentanen Trainer-skills ein wenig überfordert.. *hüstel*  ;)
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #6 am: 23. Oktober 2011, 19:21:27 »
Hallo,

schön, dass das CT mit deinem Pferd so gut klappt!

Da ich auch immer wieder Verladen übe, weil das Thema noch nicht komplett durch ist, hier mal ein paar meiner Immer-wieder-geclickten-bzw.-angefragten Verhalten beim Hängertraining:
- Kopfsenken
- Hänger-Target (d. h. mein Pony darf alles im Hänger mit der Nase berühren, was es will und kriegt C/B, z. B. Wand, Plane, Mittelstange, Bruststange, Oberseite Sattelkammer etc.)
- Hand-Target als Kuscheldecke
- einfache Übungen als Kuscheldecke (Flehmen, Gähnen)
- Rückwärts-Vorwärts-Übung: Ich schicke mein Pony zurück und frage im Rückwärts wieder Vorwärts an. C/B gibt es für's Vorwärts. So arbeite ich mich mit ihr langsam aus dem Hänger raus (zwei Schritte zurück, einer vor z. B.), um das Rausrennen aus dem Kopf zu bekommen. Wenn sie das nicht "schafft", hat sie noch Stress. Interessanterweise kann ich sie auch ins Vorwärts bekommen dadurch (wenn sie nicht zu viel Stress hat): Rückwärts anfragen, daraus vorwärts, aber in der Summe mehr Schritte vorwärts als Rückwärts.
- Rückwärts von der Klappe runtertreten hab ich auch schon öfters extra geübt - ok, bei dem Hänger, den ich meistens benutze, ist es großes Problem, aber bei einem, mit dem ich mal geübt hab, war das eine Stufe von der Höhe eines hohen Bordsteins).

Zum Berühren mit der Nase:
Du könntest entweder ein Stimmsignal einführen und wirklich nur noch belohnen, wenn du das Stimmsignal gibst. (Da würde es bei mir mit der Konsequenz wahrscheinlich scheitern...) Oder du könntest einen bestimmten Target-Gegenstand einführen, vielleicht auch als Zwischen-Lösung zur ersten Variante, für den du C/B für's Berühren gibst, und für alles andere nicht. Wenn du es als Zwischen-Lösung nimmst, könntest du dann mit dem Gegenstand das Signal einführen und später wieder auf alles andere übertragen. Ist möglicherweise einfacher, die ganze Geschichte auf einen Gegenstand zu konzentrieren? Aber das ist nur eine Vermutung von mir.

Zum CT in Stutennähe:
Vielleicht wäre als "Bettel-Übung", also eine Übung, die er im Zweifelsfall immer anbietet, wenn er etwas haben möchte, auch Rückwärts eine Möglichkeit? Nur mal so ins Unreine undurchdacht hingeschrieben. Muss ja nicht gleich zehn Schritte sein, sondern so zwei, drei einfach als "Meinungsäußerung". Rückwärts jetzt nicht als "Dominanzgeschichte" gesehen, sondern als relativ neutrales ungefährliches Verhalten. Jetzt noch die "Aber Vorsicht-Meldung": Gegner von Rückwärts-Übungen befürchten, dass Pferd daraus anfangen könnte zu steigen. Schätze, das kommt auf's Pferd an. Allerdings (fällt mir grad ein) könntest du natürlich Rückwärts mit Kopfsenken kombinieren - daraus geht Steigen nicht, denke ich ;)

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Katja
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #7 am: 26. Oktober 2011, 21:31:46 »
Klasse, dass Du solche tollen Erfolge mit Deinem "Buben" hast! :thup: :dops:
Viele Grüße,
Esther
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #8 am: 26. Oktober 2011, 23:26:42 »
Toll, dass das mit dem Spaziergang geklappt hat! Da werdet ihr zu zweit dann wohl nach und nach noch weiter die Gegend erkunden...
Das mit dem "alle offene Hänger anpeilen" kenne ich auch - aber meist gibt es dasselbe Problem wie bei dir. Und wenn die Hänger angehängt sind, sollte ich auch nicht unbedingt fremder Leute Hänger zum Üben benutzen... Aber so ein bisschen C/B für zwei Hufe auf der Rampe oder so geht ja immer...

Und : Danke :)
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Re:CT mit (Deck-)Hengsten
« Antwort #9 am: 28. Oktober 2011, 21:55:35 »
Klingt ja echt klasse! :cheer:

Als Alternativverhalten habe ich mir das Kopfsenken ausgesucht, schwierig dabei wird es, wenn man auf einer Wiese steht, da lockt dann das Gras bzw. möchte er dann lieber Grasen als ein Leckerli. wie reagiert ihr in einem solchen Fall?
Kommt darauf an, wie gut sich das Pferd dann vom Gras wieder wegholen lässt. (Wobei das ja dann ggf. auch was wäre, was man trainieren kann... :pfeif: *andieeigenenasefass*) Wenn das kein Problem ist, sähe ich auch keins darin, das Pferd nach dem Click gleich ein Maul voll Gras nehmen zu lassen. :juck: Vielleicht sagt ja sonst noch jemand was dazu?
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