Mich wundert sehr, was Viviane Theby da schreibt
. Es wäre mir neu, dass es da irgendwelche Änderungen der Begrifflichkeiten gegeben hätte. Das, was sie beschreibt, kann schon garkeine Verstärkung sein, weil sie ja ein Verhalten verringern möchte, nicht häufiger machen (= verstärken)
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positive Verstärkung: Das gewünschte Verhalten wird durch das Hinzufügen von etwas angenehmen belohnt und damit bestärkt, so dass es wiederholt gezeigt wird.
Negative Verstärkung: Das unerwünschte Verhalten wird mit einem unangenehmen Reiz belegt, der sofort aufhört, wenn das gewünschte Verhalten auftritt. Dies bestärkt das Auftreten von erwünschtem Verhalten und vermindert das unerwünschte Verhalten vorher.
Positive Strafe: In das unerwünschte Verhalten füge ich etwas unangenehmes hinzu, so dass das unerwünschte Verhalten in diesem Moment beendet wird. Es tritt kein erwünschtes Verhalten auf, höchstens zufällig, jedoch wird das erwünschte Verhalten nicht bestärkt, nur das Auftreten des unerwünschten Verhalten unwahrscheinlicher, wenn der unangenehme Reiz stark genug ist
Negative strafe: Ich nehme etwas angenehmes weg, so dass das unerwünschte Verhalten dadurch gestraft wird.
Das fett gedruckte (von mir, zur Hervorhebung) stimmt auch nicht so ganz. Bei negativer Verstärkung setze ich einen unangenehmen Reiz ein, um ein bestimmtes Verhalten zu erreichen, nicht um ein anderes Verhalten zu beenden/verringern. Was das Tier zum Zeitpunkt des Einsetzen des Reizes tut, ist an sich egal, das Verhalten ist also nicht im eigentlichen Sinne unerwünscht, sondern ich möchte dem Tier nur gerade ein anderes Verhalten beibringen.
Beispiel: Hunde werden in Amerika häufig mit TIG (= Elektroreiz) ausgebildet, was in Deutschland ja verboten ist. Das richtige Vorgehen mit TIG wäre, den Stromreiz zu setzen, dem Hund dann ein Signal, z.B. "Sitz", zu geben, und den Stromreiz wieder auszuschalten, sobald der Hund sich setzt. Der Hund lernt dabei, dass er die "Macht" hat, den unangenehmen Reiz zu beenden, indem er schnellstmöglich auf das Signal reagiert. Der unangenehme Reiz ist dabei weder eine Strafe für das vorangehende Verhalten (bzw. soll es nicht sein, wird aber natürlich vielleicht so vom Tier empfunden), noch ist er ein Signal, dass dem Tier sagt, was es tun soll. Üblicherweise muss dem Hund entweder das Signal "Sitz" an sich schon bekannt sein, und es geht "nur" darum, dem Hund klar zu machen, dass es sinnvoll ist, dieses Signal immer und schnellstmöglich zu befolgen, oder es gibt eine zusätzliche "Hilfe" (wie auch immer die aussieht), die den Hund dazu bringt, sich zu setzen, denn der Stromreiz enthält ja keinerlei Info dazu, welches Verhalten nun erwünscht ist.
Und, WICHTIG: ich habe das Beispiel nur gewählt, weil wohl jedem klar sein dürfte, was dabei der unangenehme Reiz ist
. Nicht etwa, weil ich TIGs toll finden würde oder eine solche Ausbildung gut finde o.ä.. Also bitte auch keine Diskussion dazu, wie böse das doch ist und dass man das so auf keinen Fall machen soll. Das ist eh klar, zumal ja eh verboten. Auch ein Grund für mich, das als Beispiel zu nehmen, so kann sich nämlich niemand angegriffen fühlen. Wenn ich etwas "weicheres" (Schenkeldruck beim Reiten z.B.) gewählt hätte, könnte man darüber diskutieren, ob das nun ein unangenehmer Reiz oder lediglich ein Signal für das Pferd ist, und ab wieviel Druck der Schenkeldruck vom Signal zum unangenehmen Reiz übergeht usw.
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