@Stefanie: Ich würde mich freuen, wenn Du noch ein bisschen ausführen könntest, warum Du meine Ansichten überzogen findest. Es ist ja nicht so, dass ich mir das mal eben in einer halben Stunde überlegt habe, sondern sie resultieren aus meinen Erfahrungen, die ich über viele Jahre gemacht habe. Dazu gehört nun einmal, dass ich kein einziges Pferd kenne, das rundum gesund ist; dass bestimmt 95 Prozent der Pferde, die ich kenne, zu dick sind; dass in den Ställen, die ich kenne, sehr häufig zu viele Pferde auf zu wenig Platz gehalten werden; dass unsere Weidequalität selten dem Nahrungsspektrum von Pferden entspricht; dass trotz mannigfaltiger Informationsmöglichkeiten Pferde immer noch mit brutalen Methoden „ausgebildet“ und „erzogen“ werden. Ich hätte sehr gern ein anderes Erfahrungsspektrum, habe ich aber nun mal leider nicht.
Sicher, es gibt neue Wege, mit Pferden umzugehen, und jeder einzelne, der sie beschreitet, verbessert im Kleinen die Situation, auf dass steter Tropfen den Stein höhle und sich irgendwann auch im großen Ganzen etwas verbessere. Und ich selbst versuche das ja auch, wann immer ich mit meinem Pferd umgehe. Aber ist es nicht mein gutes Recht, für mich ganz persönlich die Konsequenz zu ziehen, kein Pferd mehr halten zu wollen, so lange ich nicht wirklich die Möglichkeit habe, ihm ein schönes und gutes Leben zu bieten?
Weißt Du, ich hätte meine Entscheidung, nach Nora nicht nochmal ein Pferd haben zu wollen, auch ganz anders begründen können. Ich hätte schreiben können, dass meine Nora und ich so seelenverwandt sind und so ein besonderes Verhältnis haben, dass ich jedem Pferd, dass nach ihr käme, bitter unrecht tun und ihm keine Chance einräumen würde, denn ich weiß genau, dass ich ihren Nachfolger immer und immer wieder mit ihr vergleichen würde. Und auch das hat einfach kein Tier verdient. Die emotionale Seite ist sozusagen die Kehrseite dessen, was ich oben an Haltungsbedingungen beschrieben habe. Mein Pferd gehört emotional so eng zu mir, dass ich mir aus Sorge um sie Herzrhythmusstörungen eingehandelt habe... Aber das, was ich für Nora empfinde, ist nicht übertragbar auf ein anderes, ein neues Pferd. Ich habe dieses Pferd nicht, weil ich ein Pferd haben wollte (wollte ich im übrigen gar nicht...) oder weil ich Pferde an sich liebe. Sondern weil ich an und mit diesem Tier etwas für mein Leben lernen sollte.
Nun ist es aber so, dass ich als jemand, der eher ein Kopf- als ein Bauchmensch ist, meine Entscheidung gegen ein Nachfolgepferd lieber mit Fakten untermauern wollte als mit meiner Gefühlswelt, die ich weder begründen noch beeinflussen kann.
LG, Iris
@solera: Bitte verzeih, aber Deinen ersten Satz verstehe ich nicht...
Ansonsten gratuliere ich Dir dazu, dass Du so tolle Möglichkeiten zur Pferdehaltung hast und offenbar Dein Leben im Sinne Deiner Pferde eingetaktet hast. Ich habe diese Möglichkeiten nicht. Auch darum habe ich mich ja entschieden, wie ich es eben getan habe, nämlich kein Pferd mehr nach dem jetzigen zu haben. Haltergemeinschaften und ähnliches, wo ich viel mitarbeiten müsste, kann ich aufgrund anderer Lebensumstände nicht stemmen, ich bin auf einen Stall mit Vollpension angewiesen. Aufgrund von Arthrose ist mein Pferd auch leider nicht mehr in der Lage in einer Stunde einen Halbmarathon zu absolvieren, und ihre Stoffwechselstörung verbietet Heu ad lib, weil sie sonst schlicht platzen würde. Leider hat man nicht immer die Möglichkeit, alles so zu machen, wie man es möchte, ich zumindest habe sehr viel, was sein muss. Auch dies spielte bei meiner Entscheidungsfindung alles mit eine Rolle.
LG, Iris