Danke für deine Antwort. Ich kann mir vorstellen, dass tatsächlich schlechter Reitunterricht dazu führt, dass man sich anderweitig orientiert. So war das auch bei meiner Miteinstellerin, die mich auf die Idee der Légèreté brachte.
Ich für mich habe dann aber beschlossen (ohne die tatsächliche Theorie hinter den einzelnen Reitweisen zu kennen), dass es eigentlich ausschließlich an schlechten Reitlehrern liegt. Nur, dadurch dass es vermutlich deutlich mehr FN-lizenzierte RL als Akademiker, Légèretisten (ziemlich nervig dieses Wort mit den vielen Accents), Barocker gibt, ist natürlich die absolute Zahl an Nieten deutlich höher. Prozentual vermutlich nicht mal.
Dazu kommt, dass es auch unglaublich viele RL ohne Lizenz gibt. Das muss nicht mal etwas schlechtes sein, nur steigt dadurch die Zahl derer, die sich der klassischen Reitweise verschrieben haben und diese auch unterrichten um ein Vielfaches. Ich denke in den einzelnen - ich nenne sie mal - Unterkategorieren ist das nicht so extrem.
Ich habe selbst hier im Stall eine RL ausprobiert, von der viele geschwärmt haben. Sie unterrichtet "englisch" (wie ich diesen Begriff hasse) und der Unterricht war weder gut noch schlecht. Es war der klassische 08/15-Reitunterricht, den man in vielen Reitschulen sieht. Schritt, Trab, Galopp. Da wurde überhaupt kein Wert auf korrekte Übergänge, weicher Sitz, Schulterbalance o.ä. gelegt. Viele sind damit zufrieden. Die komplette Biomechanik zu kennen und danach zu reiten ist auch mühsam und anstrengend. Das wollen viele nicht - so ist zumindest mein Eindruck.
Und nur weil ich hier bislang niemanden gefunden habe, der so unterrichtet wie ich mir das vorstelle, habe ich die RL nach Légèreté in Betracht gezogen. Vorher hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, weil ich dachte, dass sei einfach eine eigene Art mit hoher Hand.
Dass es nicht nur das ist, habe ich dann bemerkt, als ich beim Reitunterricht zugesehen habe.
Die Hohe Hand bedeutet letztendlich nur, dass man nicht auf die Lade, sondern auf den Maulwinkel einwirken will - was besser ist, mag ich nicht zu beurteilen. Sie sieht man v.a. aber auch nur zur Korrektur. Sprich, ein Pferd, was bereits fortgeschrittener ausgebildet ist, wird man wohl kaum noch mit hoher Hand geritten sehen. Ich behaupte sogar, dass man auf den ersten Blick überhaupt nicht erkennen kann, nach welcher Reitweise nun ein gut ausgebildetes Pferd geritten wird. Zumindest kein Laie, bzw. kein Durchschnittsreiter.
Was mir so gefällt ist, dass einfach viel Wert auf die Biomechanik gelegt wird. Da hat alles einen Sinn und Zweck. Nicht, dass es bei der Klassik (FN) anders wäre. Nur da spielen eben die vielen, vielen schwarzen Schafe eine Rolle - zumindest ist das meine Meinung.
So richtig eingelesen habe ich mich in die Thematik auch noch nicht, möchte ich aber demnächst mal tun. Die Vorstellung, mit meinem Fjord irgendwann mal mit Trab-Travers über den Platz zu schweben gefällt mir.
Wie man dahin kommt, ist letztendlich wohl egal. Mir ist nur wichtig, dass es ohne Zwang und unter Berücksichtigung des Alters, des Charakters und der Motivation des Pferdes stattfindet.
Die ganze Geschichte der Reiterei, von Xenophon, über das Militär, bis hin nach Frankreich etc. finde ich total interessant und glaube - zumindest nach allem was ich bisher dazu lesen konnte - dass sich letztendlich alles irgendwie gegenseitig beeinflusst hat.