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Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format

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Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« am: 05. September 2023, 22:56:45 »
Hallo zusammen,

Ich habe eine Frage in Bezug auf Wiesen-/Weidepflege in Eigenregie.

Die Ponys stehen in Vollpension und haben zu zweit ihr eigenes, kleines Separee. An diesem liegt eine Wiese, die ich mehr oder weniger ganz für Sissi allein habe. Es handelt sich um einen Hang (0,0 qm ebener Boden), weswegen ich die Wiese auch nur als solche nutze. Ich hab schon ein paar Mal überlegt, sie ausbruchsicher zu machen und ganzjährig als Paddockerweiterung zu nutzen, aber dann haben wir in den nassen Jahreszeiten ein Thema mit Wasser, das den Hang runter in den Paddock läuft.

Jedenfalls würde ich gerne das beste aus der Fläche herausholen. Es steht ein Eichenbaum drauf und der ein oder andere Strauch, ansonsten ist nichts besonderes gesät. Der SB kippt bloß die Samen aus dem Heu rüber und dann wächst da, was sich durchsetzt. Aktuell neben Graukresse, bei der ich aus dem Rausziehen kaum rauskomme, noch Sauerampfer und sehr viel Spitzwegerich. Es wachsen auch sehr viele, sehr diverse Heugräser, ein paar Kräuter und sehr viel stinknormales langes Gras, welches Sissi allerdings nicht anrührt.

Und damit kommen wir zum „Problem“. Sissi frisst immer die selben 3 oder 4 Stellen ab und nutzt die meiste Fläche gar nicht. Es steht teilweise wirklich schön aussehendes Gras in Massen herum, ohne, dass diesem Beachtung geschenkt wird. Gleichzeitig sprießen überall so viele Pflanzen aus dem Boden, die ich da gar nicht haben will. Im Frühjahr habe ich mit meinem Rasentrimmer das alte Gras vom Vorjahr komplett runtergemäht und dann aufwändig die ganze Wiese geharkt, um sie vom Eichenlaub zu befreien. Ich hatte das Gefühl, dass sich das positiv auf das Wachstum diverser Gräser, aber auch auf das Wachstum der Unkräuter ausgewirkt hat  :confused:

Was sind denn so die absoluten Basics, die auf jeden Fall zu einer simplen Weidepflege gehören?

Diese Jahr wächst alles so toll und ich mag die Wiese noch so lange wie möglich nutzen. Sollte ich alles verschmähte Gras jetzt nochmal runtermähen? Kann ich für dieses Jahr überhaupt noch etwas tun?

Was fällt im Herbst, Winter und Frühling an, was man kostengünstig ohne große Maschinen umsetzen kann? (Ich habe Trimmer, Harken und die eigene Arbeitskraft :P )

Wie handhabt ihr das so mit euren eigenen / selbst bewirtschafteten Wiesen?

Gibt es dazu gute Lektüre, Kurse o.ä.?

Liebe Grüße
Liebe Grüße, vermouth

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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #1 am: 06. September 2023, 14:22:12 »
Huhu, ich hab auch eine kleine Wiese für meine zwei Wallache und außerdem viele Agrarwissenschaftler als Kollegen, deshalb kann ich Weidepflege mittlerweile ganz gut :D

Du solltest das, was nicht gefressen wird, auf jeden Fall abmähen. Im Herbst kann man außerdem am besten nachsäen, wenn der Bestand lückig ist, damit sich da nicht so viele Unkräuter reinsetzen. Der Heustaub ist da nicht ideal, da dort in der Regel auch sehr viele Unkrautsamen mit drin sind. Besser wäre eine spezielle Saat für Pferdeweiden. Bei Nutzung durch nur 1 Shetty muss da auch kein Weidelgras mit drin sein, der Vertritt dürfte sich ja in Grenzen halten.

Die Stellen, die so saftig grün aussehen und nicht gefressen werden, sind Geilstellen. Da verrichten die Pferde ihr Geschäft und gehen auch erst einmal nicht mehr ans Gras (teils über Jahre). Da hilft nur penible Weidepflege, um die Stellen klein zu halten. Aber ganz weg bekommt man sie nur, wenn man mit strenger Portionsweide arbeitet und den Pferden nicht so die Wahl lässt (so mach ich das, aber ich hab auch zwei ultra leichtfuttrige Kandidaten).

Im Winter kann man gut Bodenproben ziehen, wenn einen interessiert, wie man angepasst düngen könnte. Wenn das für dich vom Aufwand her nicht infrage kommt, würde ich im Frühjahr einfach zeitig Kalkstickstoff ausbringen, um Parasiten und Unkraut etwas zurückzudrängen und dem Boden etwas Stickstoff zu geben. An sich schleppt man im Frühjahr auch die Wiese einmal ab, aber das kann am Hang schwierig werden.

Gegen Ampfer hilft nur ausstechen. Ich mache das mittlerweile im Frühjahr und im Herbst. Im Herbst sähe ich über die Stellen dann direkt drüber. Im Sommer kappe ich alle Blütenstände bevor sie Samen bilden, da sich das Zeug verbreitet wie die Pest. Bei den meisten anderen Unkräutern hilft Ausmähen meist auch ganz gut, da muss man einfach dran bleiben.

Das Allerwichtigste ist: Abmisten, abmisten, abmisten, nicht überweiden (sonst kommt u.a. der Hahnenfuß und der Spitzwegerich wird auch immer mehr) und die nicht abgefressenen Stellen und Unkräuter möglichst abmähen, bevor sie sich aussähen.

Das Gras, das nicht gefressen wird, könnte eine Rispenart oder Wiesenfuchsschanz sein. Das mögen die meisten Pferde nur jung. Auch Schilfgräser sind meist nicht so beliebt.

Wie viel man wirklich reininvestiert an Pflegemaßnahmen, hängt natürlich auch davon ab, ob man die Fläche den Futterwert betreffend größtmöglich ausnutzen will. Bei mir ist das der Fall und daher bin ich seeehr penibel und habe außenrum einen Trail, der bei Trockenheit immer offen ist und innen lasse ich ganz kleine Portionsweiden innerhalb weniger Tage abweiden, dann hat die Fläche wieder Ruhe. Dadurch hat sich der Ampfer-Hahnenfuß-Acker über die letzten drei Sommer in eine vorzeigbare Weide verwandelt. Aber wenn ich mehr Platz hätte, wäre ich wohl weniger hinterher mit der Unkraut- und Lückenbekämpfung  :nick:
Liebe Grüße
Celina
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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #2 am: 06. September 2023, 19:59:29 »
Du kennst ja meine Wiese. Da ich sie nicht als wichtige Futterquelle ansehe, bin ich sehr zurückhaltend bei der Pflege.

Nicht gefressenes Gras entferne ich teils im Spätherbst, aber das Meiste lasse ich bis in den Frühling stehen (als Überwinterungsmöglichkeit für Insekten/Raupen etc.).

Wenn ich es zeitlich schaffe, dünge ich im Herbst oder noch besser im Vorfrühling mit kompostiertem Pferdemist (dabei lasse ich halt die Stellen mit hohem Gras aus).

Ampferpflanzen mähe ich ab, spätestens bevor sie blühen. So lassen sie sich gut in Schach halten.

Ich lasse auch einige Disteln wachsen, als Nahrung für Insekten und Vögel, aber auch als Leckerbissen für die Ponys. Wenn sie sich mal zu sehr ausbreiten, entferne ich sie mit einem Unkrautstecher, das geht ganz leicht.

An manchen Stellen wachsen inzwischen Himbeersträucher. Einen Teil davon mähe ich ab und an mit der Sense und verteile sie als leckere Beschäftigung im Auslauf.

Die Brennnesseln muss ich auch regelmässig mähen. Immerhin: auch was leckeres für die Rösser.

Auch wir haben Bereiche, wo das Gras nicht gefressen wird. Und zwar schon von Anfang an. Definitiv keine Geilstellen, weil ich täglich abäpple (und eh selten auf der Wiese geäppelt wird). Vermutlich eine Grassorte, die nicht schmeckt. Das sind dann auch die Stellen, wo ich keinen Kompost verteile. Vielleicht hilft das irgendwann...

Mir gefällt es, dass sich mit der Zeit verschiedene Pflanzen einfinden, wie z.B. der kleine Wiesenknopf. Nur einer nervt gewaltig: der Gundermann! Der breitet sich doch etwas zu sehr aus. Um ihn loszuwerden, müsste ich vermutlich mähen oder mulchen und striegeln.

Das Laub von Weide, Apfel-, Zwetschgen- und Marillenbaum lasse ich liegen. Das Kirschbaumlaub reche ich auf den Trail, weil Delikatesse!

Walnusslaub hingegen entferne ich im Herbst. So würde ich es auch mit Eichenlaub machen. Lieber nicht bis in den Frühling liegen lassen (wegen der Gerbstoffe).
Liebe Grüße aus Niedersachsen - Fjord Freddy, Muli Ambra, New Forest Pony Asmara & Laura
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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #3 am: 08. September 2023, 23:42:12 »
Hi ihr beiden, danke für die ausführlichen Antworten  :)

Tatsächlich sind echt viele verschiedene Pflanzen auf der Wiese, einige kenne ich gar nicht und muss sie immer wieder recherchieren :lupe: Ich versuche so viel brauchbares wie möglich stehen zu lassen, auch die Disteln.  :nick:

Aber ich werd wohl echt noch mal mähen. Geilstellen sind es bei uns wohl auch eher nicht, Sissi ist sehr sauber auf der Wiese (aber ich weiß natürlich auch nicht, was da vor unserem Einzug vor ca 2 Jahren gewesen ist....). Es ist so ein kräftig grünes, langes Gras, ca. Kniehoch, welches sich zum Teil aber komplett zum Boden biegt, statt aufrecht nach oben zu wachsen. Das frisst nicht mal Allesfresser Elmo, wenn ich es pflücke. Leider besteht wirklich der Größte Teil der Wiese daraus, ich hab noch mal geschaut. Habe versucht Fotos zu machen, die lade ich morgen hoch.

Zwischen diesen langen Gräsern sind viele kahle Stellen, da kann ich nach dem Mähen dann versuchen etwas nachzusäen und dann alles zu düngen. Und ja, diesen Herbst entferne ich dann auch die Blätter der Eiche, guter Punkt. Das hatte ich im letzten Jahr alles gar nicht so auf dem Schirm, weil die Wiese nach einem Monat eh vertrocknet ist und ich nie gedacht hätte, was da möglich sein könnte  :lol: Und bei den Unkräutern versuch ich auch konsequenter von Anfang an zu sein. Leider wird die Wiese nebenan gar nicht gepflegt, da fliegt einiges an Samen rüber...

Mir gehts da tatsächlich auch um keinen speziellen Futterwert, ich find es einfach schön für Sissi, wenn sie da ein wenig klettern und fressen kann.  :) Daher bin ich schon bereit etwas mehr Arbeit reinzustecken, wenn es auch *kurzfristig* Verbesserungen bringen kann, aber auf Bodenproben z. B. Werd ich verzichten.
Liebe Grüße, vermouth

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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #5 am: 10. September 2023, 20:12:50 »
Danke für die Fotos! :)

Sieht schon ähnlich aus wie meins, ich finde es aber eh sehr schwierig, die Gräser auseinander zu halten (vor allem, wenn sie nicht blühen). Eigentlich wollte ich schon seit längerem bestimmen, was für ein Gras bei uns nicht gefressen wird, passiert ist es bisher nicht...  :rotw: :lol:

Vielleicht ist es Glatthafer/Raygras, das fressen Heikes Ponys z. B. auch nicht.
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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #6 am: 11. September 2023, 08:17:51 »
 :nixweiss: Ich kann es auch nicht erkennen.

Als Bestimmungsbuch für Gräser kann ich übrigens wärmstens von Ernst Klapp: Taschenbuch der Gräser empfehlen.  :nick:
Hat mir im Studium super geholfen und lässt auch Bestimmung von Gräsern im nicht-blühenden Zustand zu. Das ist tatsächlich manchmal viel einfacher.... :rotw:
Gewinke von Sonja
Winzis Tagebuch

Gandalf:   Ja, aber wissen wir das?  Aragorn:   Was sagt dein Herz dir?
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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #7 am: 11. September 2023, 14:05:58 »
Ich kann es leider auch nicht erkennen, bin da aber auch nicht so gut drin. Da müssen mir immer meine Agrarler-Kolleginnen helfen beim Bestimmen  :cheese:

Wenn du auf einen hohen Futterwerte der Fläche nicht angewiesen bist, dann würde ich wohl zum Ende der Weidesaison einfach ausmähen, was nicht gefressen wurde und ansonsten beobachten, dass sich nix böses etabliert (Herbstzeitlose, JKK etc.).
Liebe Grüße
Celina
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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #8 am: 11. September 2023, 15:59:37 »
Oh man, klar dass man es nur durch die Blätter nicht wirklich erkennt :tuete: ich versuche noch etwas mit Rispen/Blüten (?)  zu finden  :lol: Ansonsten muss ich mich im kommenden Jahr darum kümmern...

Danke für die Buchempfehlung!  :)
Liebe Grüße, vermouth

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Re: Wiesen- und Weidepflege in kleinem Format
« Antwort #9 am: 11. September 2023, 20:54:12 »
Dankeschön für die Buchempfehlung, liebe Sonja! :keks:
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