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Schulhalt

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Schulhalt
« am: 21. Mai 2012, 13:28:32 »
aus Katjas Tagebuch, aus der Präsentation des Videos entstandene Diskussion:

Ein neues Video - der Zusammenschnitt des ersten Teils eines Langzeitprojekts...

Clickertraining mit Hylling 68

Das ist mein Vorbild-Video.

Ich hab's gesehen und :willwill: :bitte2:

Und dann hab ich angefangen zu üben... Und mehr weiß ich auch nicht als das, was Bettina schon geschrieben hat. Allerdings glaube ich nicht unbedingt, dass "ein Vorderbein heben" ein Ziel ist, sondern vielleicht einfach eine Zwischenstufe zur Levade.

Vielleicht kann ich da etwas Aufklärung liefern  :cheese:
Beim Schul-Halt ist das Heben des Vorderbeins eine Folge der Hankenbeugung, die hinten stattfindet. Dabei senkt sich die Hüfte (vor allem auf der inneren Seite, weil man zunächst in Stellung/Biegung arbeitet). Da die innere Hüfte dadurch noch ein bisschen tiefer kommt, als die äußere, kommt das Pferd schlichtweg vorne irgendwann nicht mehr auf den Boden. Das Bein hätte sozusagen vorne keinen Bodenkontakt mehr, WEIL die Hüfte hinten tief kommt. Die Levade entsteht dann letztlich, wenn sich das Pferd hinten so setzt, dass beide Vorderbeine eben nicht mehr am Boden bleiben können.
Wichtig dabei ist noch, dass das Pferd nicht die Lende nach oben rausdrückt, sondern wirklich die Gelenke in den Hinterbeinen beugt

Hallo Anja,

danke für die Aufklärung. Stimmt, das klingt logisch mit der Stellung/Biegung.
Und weil du dich auskennst, hab ich gleich noch eine Frage:
Warum wird zunächst in Stellung/Biegung gearbeitet? Um die Hinterbeine zuerst abwechselnd "einzeln" zu trainieren?

VG
Katja

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Schulhalt
« Antwort #1 am: 21. Mai 2012, 13:29:05 »
Darf ich noch ergänzend hinzufügen, dass die Hankenbeugung alleine dazu noch nicht genügt. Es ist auch eine Verlagerung des Gewichtes nach hinten, wie auf dem Video sehr schön zu sehen, erforderlich.

Und das Senken der Hüfte muss beidseitig erfolgen, denn wenn sie nur einseitig sich absenkt, bedeutet das, dass sich die andere Seite in der Stützphase befindet und die abgesenkte Seite in Entlastung.

Nur der Vollständigkeit halber ;)

Hallo Anja,

danke für die Aufklärung. Stimmt, das klingt logisch mit der Stellung/Biegung.
Und weil du dich auskennst, hab ich gleich noch eine Frage:
Warum wird zunächst in Stellung/Biegung gearbeitet? Um die Hinterbeine zuerst abwechselnd "einzeln" zu trainieren?

VG
Katja

Inzwischen hab ich mir das Video auch angeschaut  :tuete:
Anfangs sieht man ein paar mal, dass die Lende nach oben rausdrückt (bei gleichzeitig zu wenig Hankenbeugung), aber später sind echt ein paar sehr schöne Ansätze dabei! Das wird gut!  :cheese:
Das ist eine ziemlich "große" Frage - wozu Stellung und Biegung. Da könnte man vermutlich problemlos mehrere Stunden drüber referieren  :les:
Ich würde sagen, einer der Hauptgründe ist das Erarbeiten des Rückenschwunges - denn - wenn man versammeln möchte, möchte man aus einer großen, schwingenden Bewegung bei gleicher Energie eine kleinere schwingende Bewegung machen. Ich kann aber nichts kleiner machen, was nicht stattfindet und die Stellung und Biegung sind ein gutes Werkzeug, um das Pferd zu lösen und durchlässig zu bekommen. Es ist zudem die Voraussetzung für sinnvolle Seitengänge (das wäre dann der Punkt, wo man erarbeitet, gezielt ein inneres oder äußeres Hinterbein anzusprechen und unter den Schwerpunkt zu holen).
Der Schul-Halt ist ja nun eine sehr versammelnde Geschichte und die Kunst ist, dass das Pferd so durchlässig ist, dass die Hilfe, die du der Hinterhand gibst, vorne in der Hand zu spüren ist und umgekehrt - gibst du vorne eine Parade, soll diese direkt auf dem Hinterfuß landen. Wenn man das ganze frei formt, muss man also ein gutes Gefühl entwickeln, wann das Pferd sich fest macht, und vorne "nur" hoch kommt und wann das Pferd locker und geschmeidig hinten Last aufnimmt und sich soweit setzt, dass das innere Vorderbein den Boden nicht mehr erreicht. Setzt es sich soweit, dass kein Vorderbein mehr den Boden erreicht, wäre das die Levade. Man kann sowohl den Schul-Halt als auch die Levade in Stellung/Biegung oder Gerade machen. In Stellung/Biegung ist es aber einfacher zu beobachten, ob das Pferd noch locker und durchlässig dabei ist (das ist deshalb der Fall, weil du nur bei einem durchlässigen Pferd über die Stellung eine Biegung erzeugen kannst - gibst du dem Pferd Stellung und das Pferd ist locker und durchlässig, kommt durch die Rotation der Wirbelsäule die innere Hüfte nach vorne und es entsteht Biegung).

Huch - soviel wollte ich gar nicht schreiben  :rotw:
Hoffentlich hab ich jetzt nicht noch mehr Verwirrung gestiftet.

@Mannimen
Das ist so nicht ganz richtig - das Pferd macht nicht Hankenbeugung UND nimmt hinten Last auf, sondern das Pferd nimmt hinten Last auf WEIL es die Hanken beugt  ;)
Und ja - natürlich muss sich die Hüfte auf beiden Seiten senken. Die innere wird aber beim gestellten und gebogenen Pferd immer aufgrund der Rotation in der Wirbelsäule einen Ticken tiefer kommen als die äußere.


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Schulhalt
« Antwort #2 am: 21. Mai 2012, 13:29:34 »
Sehr interessantes Thema, könnte man evtl auch abspalten, damit das nicht so untergeht, oder? *zukatjaschielt*

Die Beugung der Hüfte in verstärkter Form ist eigentlich nur durch die Biegung und die dadurch stattfindende Rotation der WS möglich. Durch die Biegung wird bei vollständiger Durchlässigkeit eigentlich der erste Impuls zur Beugung der Hüfte überhaupt erst möglich. Findet diese Bewegung beidseitig statt, also ein Abkippen des Beckens, kommt das eher aus der Lendenwirbelsäule. Dabei werden bestimmte Muskeln aber eher festgestellt (die für das "heranziehen" des Beckens verantwortlich sind), das würde also die Hankenbeugung in dieser Form eher blockieren.

Mich erinnert die ganze Bewegung so ein bisschen an einen Läufer, der im Startblock Aufstellung nimmt.


Katja, ich finde das total :cool: das Du die ganze Entwicklung filmisch festgehalten hast!!! :cookiesbig: :danke2: Das ist soo interessant zu sehen und mancher kann sich vielleicht mehr vorstellen, was es bedeutet, Ansätze von Bewegung zu bestärken, die erst sehr sehr sehr viel später zu sehen sind in der Auswirkung. :thup:

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Re:Schulhalt
« Antwort #3 am: 21. Mai 2012, 13:36:41 »
@Mannimen
Das ist so nicht ganz richtig - das Pferd macht nicht Hankenbeugung UND nimmt hintean Last auf, sondern das Pferd nimmt hinten Last auf WEIL es die Hanken beugt  ;)

Eigentlich möchte ich nur ungern widersprechen aber damit hat Lastaufnahme nichts zu tun. Sie hängt einzig und alleine von der Lage des Schwerpunktes ab, denn das hat mit der Gewichtsverteilung zu tun. Man kann mit Muskelkraft alleine kein Gegengewicht erzeugen, sondern nur halten. Es muss also auch vorhanden sein, um es halten zu können. Durch die Beugung der Hanken, vergrößert sich kein Gegengewicht, sondern nur die Spannung es auch halten zu können.

Wenn ein Pferd steigt, nehmen die Hinterbeine auch die volle Last auf und sind nicht zwingend gebeugt. In der Levade hingegen kann durch diese Beugung soviel Spannung aufgebaut werden, dass dieses Gewicht auch etwas vorlastig gehalten wird. Würde sich dabei der Schwerpunkt jedoch weiter nach vorne verlagern, fällt das Tier wieder auf seine Vorderfüße, egal, wie groß diese Spannung dann noch ist. Insofern muss der Schwerpunkt immer so weit nach hinten verlagert werden, dass das auch in Balance gehalten werden kann.
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Re:Schulhalt
« Antwort #4 am: 21. Mai 2012, 13:37:35 »
So, ich hoffe es steigt nun noch jemand durch  :confused:
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Mannimen
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Re:Schulhalt
« Antwort #5 am: 21. Mai 2012, 15:00:55 »
Ich denke schon. :keks:

Also Gewichtsverlagerung nach hinten, für mehr Lastaufnahme an der Hinterhand führt zur Versammlung und damit auch zur Reduzierung der Bewegung nach vorne bei gleicher Gangart bis hin zum HALT.

Richtig wäre insofern, wenn das Pferd lernt, den Schwung mit der Hinterhand abzufangen und dabei eben nicht auf die Vorhand zu fallen. Es wird daher gerne in der Bewegung nach vorne durch den Zügel begrenzt und das Gewicht des Reiters etwas nach hinten verlagert.

Doch genau das verhindert ein Aufwölben des Rückens, um der Hinterhand den nötigen Raum zum vermehrten Untertreten zu geben! Wie kann ich dieses Problem lösen?
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Re:Schulhalt
« Antwort #6 am: 21. Mai 2012, 15:06:05 »
Manfred, hast du auch das zweite von Katja verlinkte Video gesehen? Ich glaube du hast etwas völlig anderes im Kopf als das, was hier das Ziel ist.
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Re:Schulhalt
« Antwort #7 am: 21. Mai 2012, 15:23:26 »
 :neinnein:

Da verstehe ich leider nicht um was es geht, bzw. was das Ziel ist.

:tuete:
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Re:Schulhalt
« Antwort #8 am: 21. Mai 2012, 18:22:15 »
das hab ich mir gedacht  ;) weil wir reden ja von dem, was in dem Video erarbeitet wird. Nicht vom "Anhalten".

Der Schulhalt, so wie ich ihn verstehe, ist eine Zwischenstufe zur Levade oder Pesade. Normalerweise wird diese über die Piaffe vorbereitet - hier soll die in der Piaffe erreichte Hankenbeugung über das langsame "sich setzen" erreicht werden.
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Mannimen
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Re:Schulhalt
« Antwort #9 am: 22. Mai 2012, 07:59:42 »
Hmm,

meist werden die Hanken auch in der Piaffe längst nicht gebeut. Da sieht man häufig nur ein "Rumgetrampel" im Stand. Dabei wird die Bewegungsenergie nicht gesammelt sondern nach unten raus gelassen. Um, die Hanken jedoch beugen zu können, wird mehr Versammlung benötigt, mit der die Spannung gehalten werden kann. Daher finde ich die Erarbeitung aus der Bewegung mit halben Tritten vor und zurück zielführender. So geht die Energie nicht mehr nur nach unten raus, sondern wird nach vorne und hinten mehr und mehr versammelt. Die dabei erreichte Aufrichtung vorne und ein Verschieben nach hinten hilft dem Tier sich vermehrt zu setzen und dabei seine Hanken zu beugen. Die Beine heben auch nicht mehr trampelnder Weise vom Boden ab, sondern beginnen lastaufnehmend hin und her zu wippen. Das kann dann mit mehr Energie und Schwung noch verstärkt werden, bis die Vorderfüße soweit entlastet sind, dass sie auch abheben können, womit wir den Übergang zur Levade hätten. 8)
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Phanja
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Re:Schulhalt
« Antwort #10 am: 22. Mai 2012, 08:15:50 »
das hab ich mir gedacht  ;) weil wir reden ja von dem, was in dem Video erarbeitet wird. Nicht vom "Anhalten".

Der Schulhalt, so wie ich ihn verstehe, ist eine Zwischenstufe zur Levade oder Pesade. Normalerweise wird diese über die Piaffe vorbereitet - hier soll die in der Piaffe erreichte Hankenbeugung über das langsame "sich setzen" erreicht werden.

Exakt  :cheese:
Ich bastle allerdings selber auch noch ein wenig herum. Uns fehlt eben die Hankenbeugung in der Piaffe und ich versuche grade, über den Schul-Halt meinem Pferd zu erklären, worum es geht. Das geht mal gut und mal drückt er nur den hinteren Rücken hoch ohne die Hanken zu beugen. Insofern kann auch ein Wechsel zwischen halben Tritten und Schul-Halt oder zwischen Schulschritt und Schul-Halt gut funktionieren.
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Re:Schulhalt
« Antwort #11 am: 22. Mai 2012, 09:19:15 »
Unter welchem Namen findet man denn den Schulhalt in der Literatur? ich kann da nix finden... oder ist der eine neuere Entwicklung (was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, BB ist ja sehr literarisch orientiert)
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Mannimen
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Re:Schulhalt
« Antwort #12 am: 22. Mai 2012, 09:25:03 »
Das geht mal gut und mal drückt er nur den hinteren Rücken hoch ohne die Hanken zu beugen.

Dann stemmt er sich dagegen und lässt die Hilfe (Rückwärtsverschiebung) nicht durch, vermutlich aus Sorge, die Balance zu verlieren oder aus Mangel an Kraft sie halten zu können.
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Mannimen
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Re:Schulhalt
« Antwort #13 am: 22. Mai 2012, 09:32:37 »
Unter welchem Namen findet man denn den Schulhalt in der Literatur?

Ich kenne dies so auch nicht, allerdings bin ich da auch nicht so belesen. :-X

Mir ist nur der Weg über die Versammlung mit halben Tritten bekannt. Klassisch auch als Aufbau des Spannungsbogen, welches ich wieder nicht so nachempfinden kann, denn ich möchte keinen gespannten Rücken dabei haben. Allerdings muss das Pferd die Masse ja auch irgendwie halten können. Insofern schreite ich mal wieder zum Selbstversuch und schau mal, was sich wie anfühlt, auch wenn ich nicht ganz so gebaut bin. Und dabei stelle ich fest, dass es sowohl mit einem angespannten und durchgedrückten Rücken als auch mit einem aufgewölkten und entspannten Rücken geht. Letzter erfordert jedoch eine stärkere Hankenbeugung, Aufrichtung und Setzung zum Ausgleich der Kräfteverhältnisse. Schnell wird klar, warum man eher die angespannte bzw. verspannte Variante zu sehen bekommt. ;)
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Phanja
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Re:Schulhalt
« Antwort #14 am: 22. Mai 2012, 13:26:54 »
Unter welchem Namen findet man denn den Schulhalt in der Literatur? ich kann da nix finden... oder ist der eine neuere Entwicklung (was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, BB ist ja sehr literarisch orientiert)

Es gibt dazu scheinbar nicht wirklich viel nachzulesen. Grade solche "Übergänge" waren damals scheinbar so selbstverständlich, dass man es wohl nicht für nötig befand, das großartig zu beschreiben. Auf Bildern von Baron von Eisenberg ist der Schul-Halt z.B. zu sehen: http://www.luederhniemeyer.com/riding/15159_d.php
Und auch von Max Ritter von Weyrother ist dabei abgebildet: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7f/Gottlieb_von_Weyrother.jpg

Man hat zu dieser Zeit (wenn man die Literatur betrachtet) viel weniger in Lektionen gedacht und mehr die Form beschrieben, die man dem Pferd geben soll - woraus am Ende zwar Lektionen werden, aber man sah das wohl nicht so abgegrenzt, wie das heute der Fall ist. Und das macht es für uns heute auch viel schwieriger, bestimmte Beschreibungen der alten Meister aus Texten, Lektionen zuzuordnen.
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