Was würde es denn bedeuten, es auf Mikro- oder Makroebene zu betrachten?
Ansonsten bin ich dankbar für diese Nachfragen und die Diskussion! Da es ja in der Tat eigentlich um einen Buchtipp geht, mochte ich bisher nicht nachfragen; aber ja, Katja, ich habe mich auch die ganze Zeit gefragt, was Du jetzt an den von Dir geschilderten Situationen mit Nio als so anders als Training über positive Verstärkung empfindest. Ich glaube, ein bisschen klarer ist es mir geworden aus Deinen Antworten; Fragen bleiben aber immer noch.
Ich denke ja, dass Training (oder einfach Umgang mit Pferden tatsächlich) niemals wirklich gut wird, für beide Seiten, wenn ich als Mensch nicht grundsätzlich 'Pferdeverstand' entwickle, wenn ich nicht anfange, Pferde an sich zu sehen und zu verstehen, auch unterschiedliche Pferde aus der Nähe erlebe und mich einlasse. Soweit würdest Du vermutlich zustimmen, Katja, oder?
Ich frage mich an der Stelle dann nur auch, ob es dazu immer irgendwelche besonderen Menschen braucht, die Bücher schreiben und ganz eigene Ideologien entwickeln... Vielleicht als Anregung, kann sein; mich schrecken solche Bücher eher ab ehrlich gesagt. Ich glaube, es ist sinnvoller, viel mit Pferden zusammen zu sein und einfach hinzuschauen und zu erleben. Ohne es einzuordnen in etwas, was von anderen Menschen gesagt wird - was in der Pferdewelt aber wirklich kaum vorkommt, weder in der 'normalen' noch in der 'alternativen'! Aus unterschiedlichen Gründen.
Ich habe als Jugendliche viele Stunden in einer Stutenherde verbracht, einfach da und mit ihnen herumwandernd, ohne etwas mit ihnen zu tun oder tun zu wollen. Das, was da an Verbindung und Verständnis entstand, fand ich dann allerdings wirklich schwer mitzunehmen in einen Trainingsumgang. Was ich dann von den vielen Jungpferden, die ich begleiten durfte, gelernt habe, war, dass Pferde sich auf alle Vorschläge einlassen, wenn sie merken, dass ich verstehe, was sie 'sagen' - und mich danach richte oder es zumindest berücksichtige!
Das ist sehr lange her, es war zu einer Zeit, als das Internet noch gar nicht ahnbar und der Umgang mit Pferden noch sehr militaristisch geprägt war. Und ich war bloß eine Jugendliche, ohne Austauschmöglichkeiten mit Gleichgesinnten. Aber diese relativ simple Erkenntnis hat mich im Umgang mit Pferden und in der Ausbildung der Jungpferde sehr weit kommen lassen. Was dann aber dazu kam, war eben, dass 'Technik' oder eben Trainerinnen-Fähigkeiten ebenso notwendig sind - ich musste lernen, wie ich mich bewegen muss, wenn ich ein Pferd longieren will etwa.
Von daher - ich denke, beides muss zusammen kommen, beides muss entwickelt werden, wenn ich gut mit Pferden umgehen und mit ihnen auf einem Weg gehen will, der etwa Reiten beinhalten soll. Das Verständnis für Pferde, wie sie sind; und das Verständnis für Methoden, ein Pferd auf einen Weg zu bringen und es zu unterstützen darin, in der Welt des Menschen und mit den Anforderungen der Welt, in der wir alle leben, zurecht zu kommen. Und darin muss ich mich auch entwickeln, ich muss Trainerinnen-Fähigkeiten entwickeln, ich muss manches wirklich 'können', auch rein technisch!
Das empathische Verständnis für Pferde aber wird mich dann auch 'Techniken' beurteilen lassen. Es gibt eben Dinge, die ich mit einem Pferd niemals tun würde... Und ich werde sehen lernen, wann was für welches Pferd gut ist. Training ist ja nicht das schematische Anwenden von Techniken! Auch nicht Clicker-Techniken.
Aber das ist nochmal ein anderes Thema...