Nach Durchackern dieses Heftes (schon im Sommer zum Sonderpreis von 5 € erstanden) habe ich einiges im Bereich „Pferdefütterung“ endlich gründlich nachvollziehen können, weil alle Artikel zu den verschiedenen Themen wirklich gut erklärt sind. Das Fazit ist allerdings – wie nicht anders erwartet – „richtig“ richtig machen können es eigentlich nur Großgrundbesitzer, die ihre Pferdeweiden komplett selbst bewirtschaften und das Heu in eigener Trocknungsanlage gewinnen können.
Wir anderen müssen aus den verschiedensten Gründen (örtliche Gegebenheiten wie Art, Lage, Größe der Weide, Lagerkapazitäten, Angebot der örtlichen Landwirte, Angewiesensein auf Stallbesitzer, zeitliche Einschränkungen, Zusammenstellung der Pferdegruppen usw. und so fort) Kompromisse machen. Ich persönlich war immerhin nach der Lektüre weitgehend mit meiner bisherige Fütterpraxis zufrieden und habe nur als Konsequenz die Fütterung von Müsli an meine 33-jährige Seniorin komplett beendet. Sie bekommt jetzt bereits das Agrobs „Kraftpaket“ und wenn die Weide im Winter nicht mehr viel hergibt, „normale“ Heucobs in möglichst vielen Portionen verteilt dazu.
Das „Cool-Müsli“ dient jetzt nur noch als sehr gut dosierbares Clickerfutter. Hinsichtlich der Riesenauswahl an Kraftfutter jeglicher Art, oft optisch so ansprechend, dass man sich auf Messen wie an der Trüffelbar bei „Arko“ vorkommt, ist mir jetzt noch klarer, dass das alles mehr oder weniger für den Kopf des Menschen und nicht für die Verdauung des Pferdes gemacht ist.
Hinsichtlich der Heulage ist mein schlechtes Gewissen leider größer geworden. Hier wurde mir dann auch klar, dass hauptsächlich die in Heulage enthaltene Milchsäure das Problem insbesondere für den Dickdarm ist. Da aufgrund meiner eingeschränkten Lagerkapazität für Rauhfutter die Heubeschaffung einen gewaltigen immer wieder kehrenden zeitlichen und organisatorischen Aufwand bedeuten würde, hoffe ich mal, dass die Heulage bei meinen Rössern keinen allzu großen Schaden anrichtet, weil nur maximal 5 Monate im Jahr verfüttert und immer mit Weide und Haferstroh dazu. Wenn ich dann irgendwann nur noch einen „Großen“ habe, Großballen eh zu viel sind und mehr Platz für Heulagerung, da dann weniger Stroh nötig, werde ich vermutlich umstellen. Und habe dann „nur“ noch die Sorge wegen guten Heuwetters ….
Immer wieder Thema des Heftes ist, wie unterschiedlich die Ansprüche von Pferden entsprechend ihrem Anteil am jeweiligen „Urpferdetyp“ (Urpony, Tundrenpferd, Uraraber, Steppenpferd) sind. Und dass fast alles, was nicht Warm- oder Vollblut ist, unter deutschen Verhältnissen eigentlich nicht schlank zu halten ist- außer man hat gaaanz viel Zeit für Bewegung.
Das Iberer z.B. fast genauso von Luft und Liebe leben können wie Shettis und ähnliche Robustponys und Kaltblüter darauf selektiert wurden, aus minimalem Futter maximale Zugleistung herauszuholen, war mir so deutlich auch nicht klar.
Schwupps manifestiert sich dann das Problem, dass man „eigentlich“ nur Pferde ähnlicher Typen zusammengefasst im Offenstall wirklich gut angepasst füttern kann – aber „in Echt“ dann andere Vorzüge des Stalles oder der menschlichen Partner der Haltergemeinschaft mehr gelten bzw. viele Einsteller wahrscheinlich eh keinen großen Einfluss darauf haben, mit welchen Pferden das ihre zusammenlebt und frißt.
Das Thema „Heufütterung“ wird sehr ausführlich behandelt, auch mit vielen praktischen und realitätsnahen Tipps zur Art der Darbietung, Futterumstellung, Offenstallmanagement, „Fressbremsen“ wie Heunetze, Gitter usw.
Themen des Heftes sind außerdem: z.B.:
• Dickes Pferd – was nun?
Heulage – wirklich verträglich für das Pferd? – nun ja, s.o….. seufz….
• Die 10 häufigsten Fütterungsirrtümer - z.B. Öl ins Futter ist ziemliche Kokolores, nicht das Biotin macht die Hornqualität besser, sondern eher die dazu gemischten Zink und Schwfel…
• Heu – das neue Kraftfutter?
• Toxische Belastungen in Futtermitteln – das macht keinen Spaß, insbesondere, weil man darauf so wenig Einfluss hat
• Wenn Pferde „komische“ Sachen fressen – Ursachen und Abhilfe – sehr interessant, z.B. auch erklärt, was Pferde an Pfützen und Modderlöchern so attraktiv finden
• Große und kleine Kaltblutpferde / Unterschiede der verschiedenen Typen (für mich interessant, dass die Veranlagung für PSSM – der Tinker einer Freundin leidet darunter – möglicherweise unterbewusst reinselektiert wurde, weil mit dieser Genmutation vereinfacht gesagt Zucker/ Kohlenhydrate sehr schnell und effektiv in große (Zug) Leistung umgewandelt werden können.
• Auswirkung der Fütterung auf Hornqualität
• Zucker in der Pferdefütterung – wie in der menschlichen Ernährung, überall drin, worin man es irgendwie nicht so (oder nicht in dem Umfang) vermutet, z.B. in Heu
• Offenstallmanagement
Zu bestellen bei
https://crystal-verlag.com/produkt/natural-horse-spezial-pferdefuetterung-band-1/, 9.80 € zzgl. Porto. Sehr, sehr lohnenswert, finde ich, vielleicht auch ein nettes Geschenk für Freunde, die offen sind für wissenschaftliche bzw. nachvollziehbare Erklärungen.
Gruß
Katja