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Die Neurophysiologie des Clickertrainings

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Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« am: 14. Dezember 2009, 17:50:54 »
Nachdem ich den Text längere Zeit gesucht habe, kam ich auf die Idee, einfach mal in meinen Dateien nachzuschauen ::)

Quelle

Zitat
Die Neurophysiologie des Clickertrainings
 
aktualisiert im Mai, 2005

von Karen Pryor   04.06
Anmerkung der Autorin: In den Jahren 2000 und 2001 hielt ich mehrere Vorträge, in denen ich das Thema zur Sprache brachte, wie der Click beim Clickertraining im Hirn verarbeitet werden könnte. Viele Leute schickten mir Emails, um mehr zu erfahren. Gewöhnlich wollten sie wissen, wann ich eine Arbeit über dieses Thema publizieren würde oder wo sie mehr über diese Forschung lesen könnten. Leider gab es zu dieser Zeit keine Forschung spezifisch zum Clicker und es wurde auch keine gemacht bis zum heutigen Datum: Mai, 2005. Die Beweisführung war nebensächlich. Die Leute verdienten jedoch eine Antwort und ich gab diese, indem ich eine ausführlichere Erläuterung in einer Email-Diskussionsgruppe geschrieben habe, die der Diskussion von Clickertraining gewidmet ist. Hier ist die Nachricht. Ich habe einige Kommentare am Ende angefügt.

Die deutsche Wissenschaftlerin Barbara Schöning ist eine Clickertrainerin und eine Tierärztin mit Fachgebiet Neurophysiologie mit eigener Praxis. Sie war es, die mich auf die Beziehung zwischen Clickertraining und der Forschung über Reize und das limbische System aufmerksam machte. Die Arbeit, an der Barbara Schöning und ich schreiben, ist nur eine Hypothese, die unser Konzept darstellt. [Ich gestehe, dass Barbara und ich in den folgenden Jahren nach unserem Treffen, die Aufgabe ein gemeinsame Arbeit zu schreiben, nicht weiter verfolgten, obwohl wir beide zu diesem Thema Präsentationen vor wissenschaftlichen Gesellschaften in unseren jeweiligen Fachgebieten gemacht haben. KP]


Forschungen im Bereich der Neurophysiologie haben die Reize identifiziert – helles Licht, plötzliche scharfe Geräusche – die zuerst die Amygdala erreichen, bevor sie im Cortex oder im Teil des Hirns, der für das Denken zuständig ist, ankommen. Der Click ist ein solcher Reiz. Andere Untersuchungen zu konditionierten Furchtreaktionen in Menschen, zeigen, dass diese ebenfalls über die Amygdala etabliert werden und sind durch sehr schnelles Lernen charakterisiert, häufig mit einem Durchgang, langes Behalten von Gedächtnisinhalten und einem grossen Schwall von begleitenden Emotionen. Das New York Times Sunday Magazine machte 1999 eine Titelgeschichte, in der sie diese Forschung verfolgten.

Wir Clickertrainer sehen gleiche Muster von sehr schnellem Lernen, langem Behalten von Gedächtnisinhalten und Gefühlsaufwallung, wobei dies eher positive Emotionen als Furcht sind. Barbara und ich haben die Hypothese, dass der Clicker ein konditionierter „Freudenreiz“ ist, der erworben und erkannt wird durch diese selben primitiven Bahnen, was hilfreich wäre bei der Erklärung, weshalb er sich in seiner Wirkung so unterscheidet von einem, sagen wir mal, menschlichen Wort.

Wenn dies wahr ist, könnte ein weiterer Faktor, der zur aussergewöhnlichen Geschwindigkeit beiträgt mit der der Clicker und ein geclicktes Verhalten erworben werden kann, der sein, dass der Click durch das ZNS viel schneller verarbeitet werden kann, als jedes Wort. Auch in dem am höchsten trainierten Tier oder in einer sehr sprachbegabten Person, muss das Wort erkannt und interpretiert werden, bevor es “wirken” kann und der Effekt des Wortes kann vermischt werden mit begleitenden emotionalen Signalen, Merkmalen zur Erkennung des Sprechers und weiteren solchen integrierten Informationen.

Das ist die Hypothese, basierend auf verschiedenen vorher unverbundenen Forschungsgebieten; es sind keine Tatsachen oder Beweise. Dr. Schoening und ich haben beide diese Hypothese an wissenschaftlichen Versammlungen und an Treffen von Laien wie den APDT und der IMATA (Int. Marine Animal Trainers Assoc.) vorgestellt, um a) zu sehen, ob andere dies interessant finden und b) um möglicherweise andere dazu anzuregen, Forschung in diese Richtung zu betreiben. Sowohl Laien, als auch wissenschaftliche Zuhörer haben mit Interesse und Neugier reagiert.

Wir haben bis jetzt noch keine gemeinsame Arbeit zur Publikation eingereicht, vor allem weil wir beide sehr beschäftigt sind. Wenn wir dies tun, dauert es vom Einreichen des Artikels bis zur Publikation in einem wissenschaftlichen Journal normalerweise mindestens ein Jahr, obwohl die Dinge etwas schneller gehen übers Internet in der heutigen Zeit. Die eigentliche Forschung kommt als nächstes. Im Hirn herumbohren ist nicht mein Spezialgebiet, Barbara könnte dies wahrscheinlich. Ich würde schätzen, dass harte Fakten 5 Jahre entfernt sind, nachdem jemand in irgendeinem Labor genügend interessiert ist, damit zu beginnen, die Frage zu untersuchen.

In der Zwischenzeit gibt es viele einfachere Arten von Feldforschungen, die verschiedene Leute machen. Zum Beispiel haben einige Clickertrainer informelle Vergleiche gemacht zwischen der Verwendung der Stimme als Marker “Ja” in einigen Gruppen von Familienhundehaltern versus der Verwendung eines Clickers in anderen Gruppen. Die empirischen Resultate sind, dass der Lehrplan viel schneller erreicht wird und dass es höhere Erfolgsquoten in der Clickergruppe gibt. Der Unterschied ist offenkundig, denn dem Trainer bleiben am Ende eines sechs- oder achtwöchigen Kurses noch zwei bis drei Wochen übrig und er hat nichts mehr übrig im Lehrplan! (Die Leute machen dann gewöhnlich mit Tricks weiter, machen eine Einführung in Agility oder gehen weiter zum Programm des Fortsetzungskurses, um die Wochen aufzufüllen, für die die Kunden bezahlt haben.)

Es wäre interessant, wenn auch nicht notwendigerweise einfach, solche Vergleichsituationen zu analysieren, wenn auch nur um zu zeigen, dass der Unterschied wirklich existiert (wenn er es denn tut). Was den Unterschied verursacht, ist eine andere Frage: Die Hunde lernen vielleicht schneller und genauer, aber die Menschen bekommen auch Feedback durch den Clicker. Der Clicker erhöht ihre Aufmerksamkeit dem Hund gegenüber, verbessert ihr Timing und löst, wie wir alle wissen, angenehme Gefühle in ihrer Amygdala aus.

Es gibt viele zusätzlich mögliche neurologische und biochemische Nebeneffekte vom Clickern. Hier folgt ein Kommentar von Pat Robards, Clickertrainerin und Herausgeberin des Dogtalk Magazine in Australien:

Jedes Mal, wenn der Hund einen Leckerbissen erhält, wird dadurch das andere autonome System des Tieres angekickt: das parasympathische Nervensystem (PNS). Dieser Teil des Nervensystems wird manchmal die vegetative Funktion des Organismus genannt (Nahrungsverwertung, Verdauung usw.).

Menschen erleben Episoden in denen das PNS aktiv ist, als angenehmes warmes Gefühl, Entspannung, Zufriedenheit. Jedes Mal, wenn ein vorher neutraler Reiz, wie ein Clicker oder ein nettes Wort mit einer dieser parasympathischen Reaktionen durch klassische (respondente) Konditionierung verknüpft wird, erwirbt der Clicker die Fähigkeit, ebenfalls diese angenehmen Gefühle hervorzurufen. Dies ist der Grund, wieso Leckerchen (und bald auch der Clicker) verwendet werden können, um einen Hund zu beruhigen, ihn weniger ängstlich zu machen, den ganzen Trainingsvorgang zu einer erfreulichen Erfahrung werden lassen. Einer der Gründe, wieso Clickertraining so topaktuell ist! Ich verwende es dank Karen Pryor, um Calming Signals bei einem ängstlichen Hund zu markieren.

Also, ja, Clicker ist besser. Wieso? Hmm. Wir beginnen erst zu wissen, welche Fragen wir stellen sollen.

Anmerkungen der Autorin: Das war die Nachricht. Sie schien die Hundetrainer zufrieden zu stellen. Es interessierte niemanden aus der Hirnforschung, soweit ich weiss. Von meinem Standpunkt aus, war der Unterschied einer Reaktion auf einen Click und einer Reaktion auf ein Wort noch weiter von Interesse und ich glaubte weiterhin, dass der Click, wie Verstärkung generell, eher über den älteren Teil des Nervensystems agiert, als über den kognitiven Teil des Gehirns (obgleich kognitive Prozesse folgen können). Im 2005 jedoch hatten wir eine ganze neue Population von Lernenden erworben, die auf den Clicker als “Freudenreiz” konditioniert waren: Menschenkinder. Und diese können von der Erfahrung berichten.

Das auf Verstärkung basierende Lehrsystem, welches den Clicker verwendet, nennt sich TAGteach, Teaching with Acoustical Guidance (Anm. der Übersetzerin: Lehren mit akustischer Lenkung). TAGteach wird in Gymnastik, Tanz, Team Sportarten, Krankengymnastik, für Fertigkeiten im Klassenzimmer, Golf, Tennis, Musik, Sprechtraining, und Therapie verwendet–fast an jedem Ort, an dem exakte körperliche Aktionen benötigt werden. Das Clickgeräusch wird als Markersignal verwendet, in exakt der gleichen Weise, wie im Clickertraining, aber es gibt einen grossen Unterschied: man kann den Lernenden sagen, welche spezifische Bewegung oder Teil einer Bewegung einen Click auslösen wird.

Wie beim Clickertraining merkt ein Trainer, der es versteht, den TAG korrekt zu verwenden, schnell, dass es nicht mehr nötig ist, Fehler zu korrigieren; Fehler verschwinden, wenn Du die richtige Bewegung verstärken kannst. Die Leute schätzen dies; Kinder und Erwachsene lachen und freuen sich sichtlich darüber getagged zu werden. Sie lernen auch schnell, sich gegenseitig zu TAGen für bestimmte Ziele: etwas, was man von Tieren nicht wirklich erwarten kann.

Wie auch immer, die neurophysiologischen Symptome scheinen die gleichen zu sein. Schneller Erwerb: solange die TAGpunkte innerhalb der Fähigkeiten des Schülers liegen, sehen wir, wie durch zwei oder drei Clicks neue Bewegungen entstehen. Langes Behalten: wenn die Bewegung erst gelernt ist, wird sie nicht mehr vergessen. Ein erhebendes Gefühl, ein Erfolgsgefühl im Moment, in dem man den TAG hört. “Ich mag den TAG”, sagte eines der Kinder, “weil ich GEWINNE .” Und es gibt da noch eine andere starke nicht-kognitive Reaktion: Gymnastik Trainerin Theresa McKeon berichtet, dass wenn ihre Schüler sich mitten in der Luft drehend, einen TAG bekommen, sich ihre Pupillen erweitern. Man kann es auf dem Video sehen.

Karen Pryor, Mai 2005

Copyright 2005 Karen Pryor Clickertraining and Sunshine Books, Inc.
phone: 781-398-0754 – website: www.clickertraining.com

Originalversion in Englisch unter: The Neurophysiology of Clicker Training

Übersetzung: Simone Fasel

Übersetzung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Karen Pryor.  
Alles kommt zu dem, der warten kann.
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #1 am: 30. März 2011, 00:18:00 »
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TAG Teaching to TAG Thinking
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #2 am: 02. April 2011, 10:50:44 »
http://networkedblogs.com/g0ZrD
TAG Teaching to TAG Thinking
Wow, was für ein toller Text! Ich wünschte, ich hätte jemanden, der mir das Reiten über TAG Teaching (und TAG Thinking) beibringt... :jaso:
Viele Grüße,
Esther
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #3 am: 02. April 2011, 12:24:52 »
Spannend! :cheer:
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #4 am: 04. April 2011, 10:44:29 »
Hier gibbet auch noch was aus der Forschung " The amygdala, a part of the brain known for its role in fear, also helps people spot rewards – and go after them"

http://sciencenews.org/view/feature/id/69693/title/Cerebral_Delights
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #5 am: 10. April 2011, 10:44:15 »
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TAG Teaching to TAG Thinking

Ich fand den Text auch total spannend und er hat mich lange beschäftigt - so dass ich jetzt das TAG Thinking jetzt für mich zum Laufen mitgenommen hab  :cheer: Und jaaa, es motiviert ungemein. Und ich steigere mich viel schneller und mittlerweile ists mir egal, wenn die Leute doof schauen, wenn ich mich mit einem kleinen Luftsprung oder einem Schulterklopfer oder einen  :yess: selbst belohne  :lol:
Und ich hoffe, ich kann meiner zukünftige RL das auch näher bringen...
LG, Sarah und die Carlozei
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #6 am: 10. April 2011, 11:55:07 »
super  :dops:
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #7 am: 11. April 2011, 14:52:10 »
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #8 am: 11. April 2011, 21:12:32 »
Hallo Zusammen,
 
die Biebel für warum und wieso:
http://www.amazon.de/Handbook-Applied-Dog-Behavior-Training/dp/0813807387
Leider sehr trocken!!
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #9 am: 19. April 2011, 23:51:37 »
http://networkedblogs.com/gR8mj

How to Use Targets - A Gymanstics Example

targettraining für menschen  ;)
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #10 am: 22. April 2011, 16:29:11 »
http://www.sciencedaily.com/releases/2010/11/101129152435.htm

Neuroscience of Instinct: How Animals Overcome Fear to Obtain Food
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #11 am: 25. April 2011, 11:53:59 »
Interessant!
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #12 am: 03. Mai 2011, 01:10:17 »
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Re:Die Neurophysiologie des Clickertrainings
« Antwort #13 am: 07. Juni 2011, 18:33:06 »
“The Effects of Combining Positive and Negative Reinforcement During Training."
http://reachingtheanimalmind.com/pdfs/ch_09/ch_09_pdf_05.pdf
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