Danke!
Hmmm, ihr habt vieles gesagt, was definitiv zutrifft. Ich bin etwas übermotiviert ins Training gestartet, weil die Stute prompt sehr positiv aufs Clickern ansprach. Dadurch, dass wir sehr viele Baustellen haben, die ich gerne angehen möchte (die Stute ist das, was man unter "Problempferd" einsortieren kann), habe ich das Gefühl etwas den Faden verloren zu haben. So habe ich einige Übungen etc. angefangen, aber irgendwie keine so richtig klare Linie mehr verfolgt/verfolgen können. Daher hoffe ich, dass uns der Kurland-Kurs etwas "an die Hand nehmen" kann.
Dazu kommt, dass ich den Anspruch hatte nun - am besten "sofort!" - von negativer Verstärkung und positiver Strafe komplett auf positive Verstärkung und negative Bestrafung umzuschwenken. Auch deshalb, weil mir von mehreren Seiten gesagt wurde, dass man beide Methoden nicht vermischen sollte (in Sadys Buch wird das auch super erklärt...Stichwort "Crossover-Pferd"). Nun stelle ich aber fest, dass das im Alltag für mich (als "Anfänger") nicht umzusetzen ist, und bin schnell frustriert. Wie ihr schon richtig sagt - ich muss es als Prozess sehen. Wir sind ja noch ziemlich am Anfang. Ich werde nicht alles von heute auf morgen erreichen können und ich weiß auch gar nicht, warum ich mich nun so stresse. Vermutlich tut es uns beiden besser, wenn ich meine Ansprüche insgesamt runter fahre und nicht mehr mit zu großer Erwartungshaltung zum Pferd gehe. Vielleicht wären zur Auflockerung auch mal ein paar "Spaßübungen" hilfreich, um die Verbissenheit wieder etwas zu lösen. Ich habe vorhin den neuen Artikel von Marlitt Wendt gelesen und mich sofort wieder erkannt ("Die perfekte Zeitverschwendung")...
Was ich nicht so ganz unterschreiben kann, ist der "Vorwurf" (nicht negativ gemeint!) Probleme zu machen, wo keine sind.
Meine Stute wurde mir nicht grundlos als "unreitbarer, unberechenbarer und gefährlicher Problemfall" (mit dem Rat das Tier doch besser zum Metzger zu bringen..) aus dem Beritt übergeben. Ich glaube, dass sich die meisten Leute das nicht vorstellen können, die noch nie mit solch einem Pferd zu tun hatten. Das ist eine völlig andere Welt. Diese Stute ist durch ihre Unsicherheit und Sensibiität in Kombination mit unglaublichen körperlichen Möglichkeiten und einem ordentlichen Schuss Temperament/Feuer halt nicht ganz "ohne". Dinge, über die man sich mit normalen Pferden gar keinen Kopf macht, weil sie total banal erscheinen, sind für meine Stute schon eine riesige Herausforderung. Wenn sie mal austickt, ist das einfach ein völlig anderes Kaliber als ein 0-8-15 Pferd, das mal "ein bisserl" nervös oder unruhig wird. Dieses Pferd ist dann quasi nur noch in der Luft, die Hufe sind überall, der Körper in alle Richtungen verdreht und man weiß selbst nicht mehr, wo oben und unten ist beim Pferd. Ich bin durch sie so was von abgeklärt und ruhig geworden...wenn man diese Stute erlebt hat, schockt einen nichts mehr so schnell. Hektisch werde ich nur noch dann, wenn ich merke, sie bringt sich gerade selbst oder andere in Gefahr. Da ich keine Therapien oder Behandlungen ernsterer Verletzungen bei ihr vornehmen lassen werde, würde das automatisch ihr Aus bedeuten.
Im Gegensatz zum Horsemanship habe ich momentan leider nur noch die Möglichkeit während ihrer Explosionen "weg zu gehen" bzw. aus der Schusslinie zu schlurfen, die Ausbrüche abzuwarten und sie dann halt wieder einzusammeln, wenn ich gefahrlos wieder ran kann (so ist's z.B. momentan auf dem Platz, wenn sie wegen der anderen Stute überschnappt...da brauche ich nicht daneben stehen, sonst habe ich am Ende nen Huf im Hirn). Es war bisher auch nicht so, dass ich im Voraus bei jedem Pups dachte "ohhh, da muss ich aufpassen, weil die Stute wieder kopflos werden könnte", sondern ich bin unbedarft in die Sch**** gedappt und habe den Vulkanausbruch dann halt in Horsemanship-Manier abgefangen, aber diese Option ist ja jetzt gestrichen.
Als Clicker-Mensch bin ich quasi gezwungen noch vorausschauender zu agieren, weil ich - wenn sie dann erst mal im Hysterie-Modus angelangt ist! - im Extremfall halt total aufgeschmissen und "machtlos" bin, sofern ich den Einsatz von positiver Bestrafung und negativer Verstärkung möglichst umschiffen möchte. Klar, im Zweifel geht meine Sicherheit immer (!) vor, aber wenn ich öfter zu bestimmten Mitteln greifen muss, ist das nicht vertrauensfördernd und mein bisheriges Training war am Ende für die Katz. Natürlich sehe ich jetzt also deutlich mehr Probleme im Umfeld/in der Umgebung als zuvor, aber das wird beim Clickern fast schon "gefördert". Denn ich bin als Trainer schliesslich dafür verantwortlich möglichst optimale Trainingsbedingungen zu schaffen und somit muss ich automatisch ein Bewusstsein dafür entwickeln, was für meine Stute problematisch werden könnte und muss entsprechende Vorkehrungen treffen. Da in ihrem Fall quasi fast "alles problematisch" ist, ist's nur selten möglich wirklich "ernsthaft" und konzentriert mit ihr zu trainieren. Ich spekuliere aber darauf, dass sich das "bessern" wird, umso gefestigter unser Training im "sicheren Umfeld" (Box) wird. Also ist der Plan jetzt quasi so oft und so lange wie möglich auf "sicherem Terrain" zu üben und dann Stück für Stück Umweltreize dazu nehmen...und die Dinge, die sich halt im Alltag nicht umschiffen lassen (sie muss sich von A nach B führen lassen bzw. besteht ihr Leben halt nicht nur aus dieser Box..), werde ich irgendwie "intuitiv" lösen müssen.