Wieso wird Clickertraining eigentlich mit "das Pferd darf machen, was es will" gleichgesetzt? (überspitzt formuliert)
Danke Esther,
die Frage habe ich mir auch gerade gestellt und darum geht es doch überhaupt nicht. Es geht um den Unterschied zwischen Agieren und Reagieren!
Ich treib es ja auch mal etwas auf die Spitze. Wer seinem Pferd jeden Tirtt und Schritt vorgibt, es also nur das tun darf, was gerade angesagt ist, dann wird es keine freien Entscheidungen mehr treffen und nur noch funktionieren. Genau das ist häufig zu sehen. Nur das ist in meinen Augen keine echte Partnerschaft mehr sondern eine Zeweckgemeinschaft. Ich bin der Chef und du machst was ich sage! Da braucht das Tier dann auch seine grauen Zellen nicht mehr selbst anstrengen, denn es wird ihm schon gesagt was es zu tun hat. Also muss es nur lernen wie es auf welche Hilfe entsprechend der Anforderung zu reagieren hat.
Unter solchen Umständen erfahre ich nur sehr wenig über das was meinem Pferd Freude bereitet und wo es mal so richtig aus sich rauskommt, denn das erscheint dann vielen Menschen sehr gefährlich und unter solchen Umständen fällt es ihnen schwer sich voll und ganz darauf einzulassen. Es besteht kein gegenseitiges Vertrauen, denn alles unterliegt der Kontrolle des Menschen. Sie würden vermutlich sterben, wenn sie mit geschlossenen Augen durch unwegsames Gelände mit ihrem Pferd reiten sollten, besser sich ihm voll anvertrauen und sich nur tragen lassen. Oder ihm die Zügel hingeben, wenn es schwierig wird, sodass sich das Tier den Weg selbst suchen oder den Absprung vor einem Hindernis selbst finden kann. Wann darf ich meinem Pferd vertrauen, dass es das auch ohne meine Hilfe kann und dass es auch mich dabei nicht in Gefahr bringt? Das kann ich nur, wenn ich ihm die Entscheidung und Kontrolle überlasse!
Und damit gebe ich noch längst nicht die Verantwortung ab, denn die bleibt nun einmal bei mir, weil ich weiter denken kann. Also muss ich vorausschauend handeln und darf ihm nur Aufgaben übertragen, die auch lösbar sind. Und ich brauche eine Basis auf der ich mit meinem Tier kommunizieren kann, falls es die Lösung eben nicht selbst findet oder uns in eine Gefahr bringt, die es selbst nicht erkannt hat. Bei solchen Erfahrungen habe ich es nicht selten erleben dürfen, dass mein Pferd mehr konnte als ich ihm zugetraut hatte und das es Gefahren erkannte, die ich nicht gesehen habe.
Dann noch ein Wort zu den eigenen Entscheidungen (z. B. angaloppieren wenn ich es dazu nicht aufgefordert habe). Genau das habe ich jedoch als eine für mich wichtige Information erfahren. Dies sind Mitteilungen meines Pferdes, die mir sagen, wonach ihm gerade ist und was es gerne tun möchte. Und wieder befinde ich mich in einer Diskussion darüber mit ihm, ob es mir gerade passt oder nicht. Damit sind wir wieder bei der Kommunikation, die natürlich auch verstanden werden will. Und ich habe überhaupt kein Problem mich auf solche Vorschläge einzulassen. Wenn wir z. B. locker schon eine gute Strecke getrabt sind und mir von meinem Pferd dann ein Galopp angeboten wird, galoppieren wir eben, sofern der weg dies zulässt und wenn nicht dann gebe ich ihm schon ein Signal, dass das gerade unpassend ist. Allerdings greife ich dann etwas später diese Idee erneut auf und biete sie ihm dann von meiner Seite aus an usw. Gleiches gilt auch für Schritt oder kleine Pausen, warum denn nicht!?
Und auf der Weide bin ich zu Gast. Das haben wir uns inzwischen so angewöhnt, ist aber meine spezielle Ansicht, denn irgendwo muss mein Pferd auch seinen Raum haben, wo es tun und lassen darf was ihm gefällt. Wir fangen also nur an etwas gemeinsam zu tun, wenn dies auch der gemeinsame Wunsch ist und nicht nur meiner. Dazu gehört ein freiwilliges zu mir kommen und mich bis zum Tor begleiten (ohne Strick). Habe ich einen Strick dabei, ist diese freiwillige Mitarbeit nicht mehr gefragt und es geht darum mir zu folgen, z. B. wenn der TA oder die HO draußen warten. Dieser kleine feine Unterschied ist auch nicht schwer zu erlernen.
Ich finde es halt nur wichtig, dass die Tiere auch sich mitteilen dürfen und dass ihre Wünsche auch Beachtung finden. Es geht dabei nicht nur um mich!
So sehe ich das
Manfred