Hallo,
ich bin ja noch recht frisch hier, aber ich habe ein kleines "Problem" mit meinem Goldfisch.
Wie in der Überschrift und in meiner Vorstellung schon angedeutet hat mein Zwerg eine
recht kurze Konzentrationspanne, tagesformabhängig.
Da an sich ist absolut kein Problem für mich, eigentlich an guten Tagen, zeigt der Kleine durch
geistige Abwesenheit, Gezappel an, das er eine Pause braucht, die er dann auch bekommt.
An schlechten Tagen legt er sich hin, ohne wirkliche Vorwarnung bleibt kurz liegen steht wieder
auf dann kann es weiter gehen.

Ich muss vorab sagen, dass mein kleiner obwohl schon 5 er noch nicht eingeritten ist. Da er letztes Jahr
einfach noch nicht soweit war. Das heißt unsere unregelmäßige Arbeit beschränkt sich auf Führübungen
und Freiarbeit auf der Weide, hier und da ein paar Tricks und das wars.

Normalerdweise würde ich sagen, er will sich mir entziehen,
aber erstens könnte grade bei der Freiarbeit einfach gehen, er trägt dabei kein Halfter und wir sind auf der Weide
und zweitens ist er eigentlich immer sehr motiviert und bietet mir alles mögliche an; vor und nach seiner Pause.

Tja,
was meint ihr dazu, was würdet ihr machen?
Ignorieren, Korrigieren,...?


Liebe Grüße
Der Goldfisch

Hallo Goldfisch,

Stell Dir mal vor du würdest mit einem dreijährigen Kind arbeiten. Und Du möchtest dass es sich 10 Seiten eines Buches aufmerksam anschaut und Dir alle Sachen benennt die darin vorkommen. Und dann möchtest Du in einem zweiten Buch weiterarbeiten, aber das Kind möchte jetzt lieber ein wenig spielen.

Ignorieren? Korrigieren? Böses Entziehen ahnden?

 

So ähnlich ist das mit den Pferden auch. Sie müssen Konzentrationsfähigkeit erst nach und nach erlernen. Und das geht - genauso wie bei kleinen Kindern - nicht schneller, wenn man versucht sie zu "zwingen" (in ""  weil ich Dir mal unterstelle dass du nicht mit Zwang arbeitest), aber Du möchtest eben ein bisschen mehr als das Pferd Dir gerade anbieten kann.

Wenn er nach kurzer Pause wieder signalisiert "bin wieder da, wir können weitermachen", ist das doch schon super. Dh er hat viel Motivation - das ist das Wichtigste.
Nur Geduld. Wenn Du versuchst evtl ein wenig früher aufzuhören bevor er sagt "ich kann nicht mehr" und ihm eine Pause gibst, und dann nach der Pause wieder anfragst, wird sich über die Zeit auch die Konzentrationsfähigkeit erhöhen.
Bei meinem Connemara sah das damals so aus dass er zu Beginn max. 5 minuten konzentration aufbringen konnte (als dreijöhriger), später beim Reitunterricht fingen wir mit 15-20 Minuten an (mit 5 Jahren) und erst mit ca 7 konnte er sich wirklich fast eine ganze Stunde lang konzentrieren.
Das braucht einfach Zeit, und wenn Du schreibst dass er eh spätentwickler ist, dann erst recht. Denk ihn Dir einfach zwei Jahre jünger 

Hi Muriel,

vielen dank für deine tolle Antwort.

Mit entwicklungsverzögert hast du wohl recht, ich bin einfach unsicher. Grade im Bezug auf das Ablegen,
wobei er das macht seid ich ihn kenne. Am Tag des Einzuges hat er sich auch Butz neben mir abgelegt und
gewälzt und ich meine wirklich direkt neben mir.

Ich bin halt etwas über die Art verwundert, weil ich bisher keine Anzeichen bemerkt habe, bevor er sich ablegt.
Ich denke ich werde ihn da wohl nicht gut genug beobachten.

Bisher warte ich einfach ab wenn er hinlegt und nach dem Aufstehen machen wir seine Lieblingsübung
und Ende, wäre dies als "Maßnahme" meinerseits ok, wenn ich es wiedermal vermassle?

Hatte auch schon überlegt, dass ich dann wenn er eh schon liegt, das Liegen konditioniere,
weiß aber nicht, ob das nach hinten losgeht?

Gestern habe ich ein relativ gutes Augenmaß bewiesen hoffe ich.
Wir haben das erste mal mit einen "normalen" Target gearbeitet (Fliegenklatsche auf Slalomstange).
Er kennt "nur" das Handtarget, aber mein Goldfisch hat es sofort als Target erkannt und ich konnte ihn
sogar schon auf Entfernung zu dem Target schicken, bin schon etwas stolz auf diese Kleinigkeit und das
ganz wichtig, ohne das ich ihn überfordert habe.
GGf war die Einheit zu kurz, weil er dieses mal nicht aufhören wollte. 
Der Kleine hat`s schon schwer mit mir.

Bisher warte ich einfach ab wenn er hinlegt und nach dem Aufstehen machen wir seine Lieblingsübung
und Ende, wäre dies als "Maßnahme" meinerseits ok, wenn ich es wiedermal vermassle?

Damit wäre ich ein kleines bisschen vorsichtig, denn wenn nach dem Hinlegen immer seine Lieblingsübung kommt, dann belohnst du das Hinlegen ja mit und er lernt irgendwann: Hinlegen = Lieblingsübung + Ende  Ist ein bisschen wie Scharren = Mensch kommt und belohnt fürs Stillstehen 

Ich würde also zwischendrin nochmal was anderes Abfragen (eine Runde laufen o.ä.) und dann Lieblingsübung+Ende.

Meine ist so eine Stress-Wälzerin, d.h. wenn sie gestresst ist hat sie irgendwann das ganz dringende Bedürfnis sich zu wälzen (auch schonmal auf der Straße passiert), das muss aber nicht nur negativer Stress sein! Auch wenn sie sehr überdreht ist und viel Energie hat (die sie grad in dem Moment mal nicht so rauslassen darf wie sie gern würd  ) dann kommt das vor. Ich versuch dann sie schnell weiter zu führen bevor sie sich hinlegt, frag was ab und je nach Situation mach ich sie dann los dass sie sich wälzen gehen kann oder arbeite noch weiter, weil sie sich wieder gefangen hat.

Aber wenn er sich gern hinlegt, dann kannst du ruhig versuchen das in die Arbeit mit einzubauen und dann recht schnell ein Signal dazu einzuführen, so dass du ihn für gute Sachen mit "Hinlegen" belohnen kannst 

Auch das "Lieblingsübung und Ende" muss nicht immer sinnvoll sein - gerade bei Clickerpferden kann das "Ende" der Arbeit durchaus als Strafe empfunden werden 
Wenn ich nun eine bestimmte Übung immer am Ende abfrage, wird das Pferd das auch mit "übung und Ende" verknüpfen - das könnte es mir später schwierig machen, diese Übung in einem anderen Kontext zu fragen.
Musst Du jetzt nicht unbedingt verstehen, ich wollte nur sagen dass Handlungen die immer in der gleichen Abfolge stattfinden, sich auch schnell zu stark verknüpfen können.
Zum Einüben von Dingen finde ich eine dem Pferd bekannte Reihenfolge sehr nützlich, aber dann würde ich immer mal eine andere Abfolge wählen.

 

Ich würde also zwischendrin nochmal was anderes Abfragen (eine Runde laufen o.ä.) und dann Lieblingsübung, was anderes, (Reihenfolge variabel!), ..., Ende.

So passt das besser 

Nochmals vielen Lieben Dank für eure Antworten.

Damit wäre ich ein kleines bisschen vorsichtig, denn wenn nach dem Hinlegen immer seine Lieblingsübung kommt,
dann belohnst du das Hinlegen ja mit und er lernt irgendwann: Hinlegen = Lieblingsübung + Ende 

Ich würde also zwischendrin nochmal was anderes Abfragen (eine Runde laufen o.ä.) und dann Lieblingsübung+Ende.

Da habe ich wohl zu kurz gedacht, ich werde das auf jeden Fall beherzigen, wenn ich ihn wieder
unabsichtlich über die Uhr gedreht habe.

danke

Meine ist so eine Stress-Wälzerin, [...]Auch wenn sie sehr überdreht ist und viel Energie hat (die sie grad in dem Moment
mal nicht so rauslassen darf wie sie gern würd  ) dann kommt das vor. Ich versuch dann sie schnell weiter zu führen
bevor sie sich hinlegt, frag was ab und je nach Situation mach ich sie dann los dass sie sich wälzen gehen kann oder arbeite
noch weiter, weil sie sich wieder gefangen hat.

Das wird mir schwer fallen, weil ich seine Anzeichen für's Ablegen noch nicht rechtzeitig bemerke, das werde ich so oder
so verstärkt beobachten. Wobei mein Augenmerk ja schon darauf liegt ihn nicht so zu stressen.

Aber wenn er sich gern hinlegt, dann kannst
du ruhig versuchen das in die Arbeit mit einzubauen und dann recht schnell ein Signal dazu einzuführen, so dass du ihn für gute
Sachen mit "Hinlegen" belohnen kannst 

Ok, dann war mein Gedanken, diesbezüglich ja nicht ganz sooo verkehrt.

Auch das "Lieblingsübung und Ende" muss nicht immer sinnvoll sein - gerade bei Clickerpferden kann das "Ende" der Arbeit durchaus
als Strafe empfunden werden 

Das war mir nicht soo bewusst, wie gesagt der Goldfisch ist mein erster so extremer Clickerfreak 
Aber resümierend muss ich dir recht geben, grade wenn ich an die letzte Einheit denke,
da war er schon etwas unwirsch als wir aufgehört haben. Er wollte mich oder eher das Target nicht gehen lassen.

Da wäre dann die Frage wie ich meinen hyperaktiven Goldfisch die "Arbeit" beenden lassen kann.

Wenn ich nun eine bestimmte Übung immer am Ende
abfrage, wird das Pferd das auch mit "übung und Ende" verknüpfen - das könnte es mir später schwierig machen, diese Übung in einem
anderen Kontext zu fragen.
Musst Du jetzt nicht unbedingt verstehen, ich wollte nur sagen dass Handlungen die immer in der gleichen Abfolge stattfinden, sich auch
schnell zu stark verknüpfen können. Zum Einüben von Dingen finde ich eine dem Pferd bekannte Reihenfolge sehr nützlich, aber dann
würde ich immer mal eine andere Abfolge wählen.

Tja, das ist mir bewusst, aber ab und an sind Theorie und Praxis bei mir nicht deckungsgleich, ich muss das wieder mal
verstärkt drauf achten, was ich da mache bei all meinen Lieben.

Noch vielen Dank für eure Tipps 

Zitat von: Muriel am 21. Mai 2013, 12:59:33

Auch das "Lieblingsübung und Ende" muss nicht immer sinnvoll sein - gerade bei Clickerpferden kann das "Ende" der Arbeit durchaus
als Strafe empfunden werden 

Das war mir nicht soo bewusst, wie gesagt der Goldfisch ist mein erster so extremer Clickerfreak 
Aber resümierend muss ich dir recht geben, grade wenn ich an die letzte Einheit denke,
da war er schon etwas unwirsch als wir aufgehört haben. Er wollte mich oder eher das Target nicht gehen lassen.

Da wäre dann die Frage wie ich meinen hyperaktiven Goldfisch die "Arbeit" beenden lassen kann.

Ich find es immer sehr nett ein "Feierabend"-Ritual einzuführen. Z.B. alles abmachen und laufen lassen, zusammen toben, oder (grade sehr beliebt) Grasen gehen/lassen oder eine bestimmte Abfolge. Wobei "Arbeitsende" ja auch immer variiert je nachdem wie man arbeitet, bei uns gibts den ersten Click beim Holen und den letzten nach dem Halfter ausziehen beim Wegbringen.