Ich hatte früher auch mal den sehr ehrgeizigen Plan, auch das Reiten komplett auf Clickertraining umzustellen bzw. mit positiver Verstärkung neu aufzubauen. Gelungen ist mir das nicht und es folgte eine längere Phase komplett ohne reiten. Mittlerweile reite ich wieder relativ "normal", also basierend auf negativer Verstärkung, nehme aber auch Futterlob mit dazu.
Ich habe auch das Problem, dass insbesondere einer meiner Wallache extrem leichtfuttrig ist. Ohne reiten kann ich ihm nicht so viel Bewegung zukommen lassen, wie er es insbesondere im Sommer mit Weidegang braucht. Ich habe zwar auch die komplette Hoheit über die Fütterung, da ich die Pferde direkt bei mir halte, aber weiter reduzieren kann ich die Futterzufuhr einfach nicht, da es tierschutzrelevant wäre. Daher habe ich vor einigen Jahren für mich entschieden, dass ich wieder reiten will, um den Energieverbrauch etwas zu steigern. Und es tut ehrlich auch meiner Seele gut und dabei versuche ich natürlich darauf zu achten, dass es auch der Seele vom Pferd möglichst gut geht.
Ich habe den Onlinekurs von Alex gemacht und auch wenn ich im Alltag nur manchmal ihre konkreten Übungsansätze nutze, habe ich ihr Konzept der Kombination von V- und V+ ähnlich übernommen. Da ich mit meinem Wallach leider auch viel mit Widersetzlichkeit zu tun hatte, die ja sicher ihre Ursache in irgendeinem Problem seinerseits haben, bin ich dazu übergegangen, dass ich den Druck möglichst nicht mehr steigere. Die meisten Pferde sind wirklich sehr bemüht, es uns recht zu machen und es braucht extrem wenig Druck, auch bei "büffeligen" Pferden. Früher habe ich, muss ich gestehen, auch mal mit steigerndem Druck, also ungeschönt gesagt Gewalt, versucht meine Sachen durchzudrücken. Damit beißt man bei meinem Fjordi (zum Glück) auf Granit und die Widersetzlichkeiten wurden einfach mehr statt weniger. Seitdem wir das Agreement haben, dass ich nicht doller nachfrage sondern höchstens noch mal, nehmen die Widersetzlichkeiten stetig ab und er findet auch ganz ungefährliche Wege um zu sagen: Nee sorry, das kann/will ich jetzt wirklich gar nicht. Wir erarbeiten uns so einen Dialog, der für uns gut klappt und ich habe nicht das Gefühl, dass es ein Problem ist, dass die Hilfengebung eben letztlich auf V- beruht. Alex formuliert es ja so, dass sie nicht will, dass die Pferde lernen "Do what I want or else!", sondern dass sie auf Druck eben auch nicht reagieren können, ohne dass ihnen etwas passiert. Und ich habe das Gefühl, dass das für die Pferde ein sehr verständliches Konzept ist und zu einer sehr stressarmen Trainingsatmosphäre führt. Ich bleibe schon auch mal dran und frage erneut nach, aber eben nicht gröber.
Allgemein bin ich von dem "puristischen" V+ Ansatz weggekommen, bei dem ich immer beurteile, ob das jetzt wirklich V+ war und achte stattdessen darauf, ob meine Pferde Anzeichen für Stress und Unwohlsein im Training zeigen. Für mich persönlich ist das der bessere Weg, da dieses Bestreben, bloß keinen Druck anzuwenden, meinen Handlungsradius mit den Pferden immer weiter hat schrumpfen lassen. Wir konnten irgendwann nicht mal mehr von A nach B gehen, ohne dass die Pferde gestresst waren und ich mich völlig hilflos fühlte. Das muss natürlich nicht jedem so gehen und andere können da sicher selbstbewusster oder unbedarfter rangehen, aber für mich persönlich hat es überhaupt nicht funktioniert. Mit stetiger Begleitung vor Ort wäre es bestimmt auch noch einmal etwas anderes gewesen, aber die ist ja leider schwer zu finden, da es einfach nur wenig erfahrene Clickertrainer im Pferdebereich gibt bisher.