Vielleicht schreibe ich hier auch einfach mal meine Gedanken dazu.
Der Umgang mit einem traumatisiertem Pferd ist extrem schwierig. Wenn dann auch noch zwei verschieden Umgangsformen angewendet werden, wird es vermutlich nicht besser.
Mir hat immer ganz gut geholfen, die Dinge mal aus der Sicht des Pferdes zu sehen. Der eine Mensch fragt gar nicht lange sondern macht einfach. Da kann das Pferd zu sagen was es will, ihm wird kein Gehör geschenkt. Da muss es dann durch und gut ist es. Der andere Menschen hingegen fragt und respektiert auch eine unerwünschte Antwort. Also warum soll es denn da auch tun, was er von ihm verlangt bzw. erwartet. Hier genießt es vielmehr seine Freiheit, sich dem zu entziehen bzw. auch mal abzulehnen. Je mehr es nun bei dem einen tun muss, um so weniger möchte es natürlich dann bei dem anderen von sich aus tun, denke ich.
Der zweite Punkt, der mir da so durch den Kopf schießt, ist die eigene Erwartungshaltung. Ich gebe mir die größte Mühe und nehme auf alles Rücksicht aber ich möchte schon etwas erreichen und erwarte dann auch mal einen Schritt in diese Richtung, doch er bleibt aus. Ich könnte das akzeptieren und darauf hoffen, dass es das nächste mal wieder anders sein wird. Doch wieso sollte es das? Die Alternative müsste ganz ernüchternd und langweilig für das Pferd sein, damit es wieder Gefallen an dieser Sache findet, meine ich.
Ich habe Antares auch auf der Weide zurück gelassen, wenn er nicht mit mir gehen wollte oder gar nicht erst zu mir gekommen ist. Na dann war die Weide und das Gras wohl spannender als ich. Aber zu ihm kam auch kein anderer Mensch und hat für etwas Ablenkung gesorgt. Er war dann die nächsten Tage ganz alleine, bis ich wieder zu ihm kam. Meist kam er dann schon von weiten angelaufen, nur wenn er mich sah. Offenbar bin ich wohl doch nicht so langweilig und das Gras geht nicht weg. Es steht noch immer da, wenn ich wieder weg bin. Das muss er wohl erkannt haben.
Aber dennoch war er nicht zu allem bereit, was ich gerne wollte. Insofern habe ich geschaut, wonach ihm wohl der Sinn stand und meinen Plan mit ihm wieder verworfen, wenn er dazu nicht zu begeistern war. Er machte also immer mehr Vorschläge, weil er bemerkte, dass ich darauf auch eingehe. So ging er entweder zielstrebig in die Halle oder raus ins Gelände und ich folgte ihm usw. Natürlich musste ich hier und da seine Ideen auch mal einschränken, denn auf das Feld des Landwirtes dürfen wir eben nicht einfach so rauf und uns daran gütlich tun etc. Dann habe ich ihm auch Aufgaben gestellt, für die er sich irgendwie interessierte und wenn das nur eine Plastikplane war, die irgendwo leicht im Wind flatterte etc. Selbst umherspringenden Kälbchen haben wir gemeinsam aufmerksam zugesehen. Da wird dann eben nicht mit gehüpft sondern ruhig stehen geblieben. Das ist eine sehr schwere Aufgabe!
All diese Dinge habe ich weder geplant noch sind das meine Ziele, die ich im Kopf habe. Sie ergeben sich aus der jeweiligen Situation. Insofern würde ich Dakar einfach nicht mehr mit was am Kopf kommen, wenn er das nicht mag. Damit signalisiere ich ihm auch, dass es mir weniger wichtig ist als er. Ich würde also auf ihn eingehen, bei ihm auf der Weide bleiben, ihn nirgendwo hinbringen wollen, sondern mich um seine Zuwendung dort bemühen, jede noch so kleine Regung zu mir (ein Ohr drehen, ein Blick riskieren, den Kopf zu mir wenden) belohnen und wenn dann sogar ein Schritt in meine Richtung kommt, würde ich ihm meine überschwängliche Freude darüber zum Ausdruck bringen. Das wird sich immer weiter steigern, dass er zu mir kommt und mir sogar nachläuft usw. Und wenn er das dann bis zum Tor freiwillig von sich aus tut, dann würde ich ihm dort erst wieder das Halfter zeigen, vor die Nase halten und ihn daran schnuppern lassen. Steckt er die Nase dann da durch, ist das wohl das größte Geschenk was er mir machen kann an dieser Stelle und das würde ich nicht erwarten und mir allenfalls nur wünschen. Dreht er den Kopf weg, dann lege ich auch das Halfter wieder weg und wir setzen das fort, womit wir gerade noch Spaß hatten. Natürlich würde auch ich ihn immer mal wieder danach fragen und wenn er damit in der Zwischenzeit keine anderen Erfahrungen sammelt, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch größer, dass er wieder einwilligt. Doch so lange es ihn dann an die Arbeit erinnert, die er nicht mir Dir sondern mit anderen Leuten hatte, kann man es ihm wohl auch nicht verübeln, wenn er das weiterhin ablehnt. Er konnte ja weder Abstand davon bekommen noch bessere Erfahrungen damit sammeln.
Somit kann ich mir das dann auch sparen, denn es würde mich nur frustrieren.