Was mir in dem Zusammenhang noch so durch den Kopf geht:
"Professionellen" Trainern, egal welcher Tierart oder Trainingsrichtung, ist in der Regel sehr bewusst, dass man kein Verhalten ohne Training und Wiederholung bekommt. Egal wie das dann technisch aussieht. Auch wenn das vielleicht für Außenstehende dann in blumigen Worten umschrieben wird wie "das Pferd muss lernen, mir zu vertrauen" oder "wir müssen die Rangordnung klären" oder "wir arbeiten an der Beziehung" - es ist in allen Fällen konsequentes Training am Verhalten.
Ein "Das muss es können" bedeutet in dem Fall "ich muss ihm das beibringen und Ressourcen X und Zeitaufwand Y dafür einplanen".
Bei den Haustierbesitzern, zu denen ich uns Pferdebesitzer in den meisten Fällen auch zähle, ist es eher so, dass die Zeit des gemeinsamen Zusammenseins im Vordergrund steht. Es geht selten um konkretes Verhalten und selbst dann oft nur mit dem Fokus, dass es irgendwann, irgendwie mal funktioniert.
Ein "Das muss es können" bedeutet hier oft (leider) "ich setze voraus, dass das Tier Verhalten XY zeigt - weil ich das bei professionellen Trainern o.ä. sehe".
Beides mal komplett unabhängig von der Art des Trainings. Am Ende gibt es in jeder möglichen Konstellation eine Form von Beziehung und eine Variation an Verhalten, das gezeigt wird. Keiner kann nur an einer der beiden Sachen arbeiten, denn sie sind untrennbar miteinander verbunden.
Ein Privatmensch, der seine Tiere als Freizeitgefährten ansieht, wird dagegen hoffentlich mehr Wert auf die Persönlichkeit und Vorlieben der einzelnen Tiere, den gemeinsamen individuellen Weg, für den man viel Zeit hat sowie halt eine gute „Beziehung“ legen statt auf möglichst akkurates und fehlerloses Absolvieren irgendwelcher Tätigkeiten.
Ich denke, hier würde man vielen Trainern und Pflegern der unterschiedlichsten Spezies Unrecht tun, wenn man das so verallgemeinert. Richtig effektiv wird Training, wenn Persönlichkeit, individuelle Vorlieben, die Trainingshistorie und auch die Beziehung zum Trainer/Pfleger miteinbezogen werden. Egal ob in den Wildparks/Zoos, bei den Sprengstoffhunden oder sonstwo gibt es doch meistens enge Beziehungen mit den zuständigen Betreuern.
Klar, dass bestimmte Grundlagen funktionieren müssen, um alle Beteiligten vor Schaden zu bewahren (Halfterführigkeit, Hufe geben, tierärztliche Behandlung akzeptieren, verladen lassen, möglichst „cool“ auf Außenreize reagiere usw.), aber das meiste darüber hinaus ist letztlich doch freiwillig und soll Spaß machen.
Hier hast du eine Unterscheidung drin, die ich nochmal aufgreifen mag. Manche Sachen "müssen" funktionieren, andere "dürfen" Spaß machen. Ich denke an diesem Punkt behindern sich die meisten Leute selbst (ich schließe mich da explizit mit ein). Gerade diese Grundlagen können super viel Spaß machen und freiwillig sein und sollten es auch, denn erst dann sind sie wirklich zuverlässig und sicher.
Chiraq Patel hat gesagt "Husbandry is my Agility!" und meint damit frei übersetzt soviel wie "Tierversorgung ist mein Profisport". Und Ken Ramirez betont oft, dass für ihn Training ein essentieller Baustein artgerechter Tierhaltung ist. Weil es nicht nur um körperliche Unversehrtheit und möglichst ethische Haltungsbedingungen geht.
Jetzt bin ich glaub ich ein bisschen abgeschweift, ich versuch nochmal den Bogen zu kriegen...
Meiner Meinung nach sagt Bob Bailey mit seinem Zitat folgendes:
Im Moment des Trainings, also wenn der Verstärker auf ein Verhalten folgt, dann sollte man sich darüber bewusst sein, was man da tut und das geplant und gezielt machen. Sonst füttert man das Tier nur, aber trainiert es nicht. Genauso wie er sehr akribisch zwischen Planungs- und Trainingsphase unterscheidet - geplant wird ohne Tier und wenn man mit dem Tier arbeitet, dann fängt man nicht mittendrin an umzuplanen.
Und das, davon bin ich überzeugt, sollten wir uns durchaus zu Herzen nehmen, weil es für viele unserer Tiere das Leben deutlich erleichtern würde
Effizienz bedeutet für mich eben auch Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit.
Verzeiht mir das Abschweifen