Nur mal kurz von mir noch ein paar Gedanken dazu.
Ich habe ja auch so einen "Wirbelwind", der etwas höher im Blut steht. Er läuft gerne und kann sich dabei sehr gut rein steigern. Wenn sein Adrenalin einen bestimmten Pegel erreicht hat, dann ist er kaum noch zu bremsen. Ich könnte niemals einen unerfahrenen Reiter auf ihn setzen und die Beiden ins Gelände schicken. Der Schuss würde komplett nach hinten losgehen und in seinem Kopf wäre nur noch die Düse. Das ginge gar nicht.
Mit dem Nachtreiben über Schenkeldruck musste ich bei ihm auch extrem vorsichtig sein. Da reichte schon der geringste Druck aus, damit er schneler wurde. Also habe ich darauf anfangs gänzlich verzichtet und die Beine immer schön locker gelassen. Wenn er dennoch durchstartete, musste ich mich schon sehr kontrollieren, dass ich nicht zusätzlich die Beine ran nehme (das passiert ja dann meist automatisch). Unsere Trainer meinten dazu nur, dass er sich an den Schenkeldruck gewöhnen müsse und verlangten einen Schenkelgehorsam von ihm. Doch diesen Gefallen tat er ihnen nicht und sie bekamen selbst Probleme damit, weil er sich grundsätzlich jeder Form von Druck widersetzt und eben nicht immer ausweicht. Würde ich die Schenkel beim Vorwärtsstürmen stärker ran nehmen, müsste ich mit einem freundlichen Buckler rechnen, der mich aus dem Sattel katapultiert. Da habe ich schon so manch eine Rolle geschossen.
Als er noch jung und unausbalanciert war, viel er gerne auf die Vorhand und rannte offenbar seinem Gewicht hinterher. Da bekam ich den schlauen Rat ihn stärker nachzutreiben und er wurde nur immer schneller. Durch den damit verbundenen Adrenalineinschuss spürte er auch keine Paraden am der Zäumung mehr. Selbst Biegung war völlig unmöglich, weil alle Muskeln stein hart angespannt wurden. Ich saß auf einem Geschoss und konnte nur noch beten, dass uns Nichts und Niemand in Quere kommt. Zum Abspringen war es dann auch schon zu spät, wenn ich mir nicht sämtliche Knochen brechen wollte, denn er war viel zu schnell. Insofern musste ich ihn so lange rennen lassen, bis ihn die Kräfte verlassen und er von selbst wieder langsamer wurde. Zum Glück dauerte das nicht gar so lange, denn er verfügte nicht über diese Kondition und ich bin auch kein Leichtgewicht. Aber mir war klar, dass ich so nicht weiter machen konnte, denn er würde immer mehr Kondition dadurch bekommen und in seinem Hirn würde nur noch Durchstarten als festes Programm existieren.
Mir kann auch kein Mensch erzählen, dass ein Pferd den Reiter auf seinem Rücken vergisst. Es kann zwar dessen Größe nicht einschätzen und denkt, dass über seinem Kopf nichts mehr kommen würde. So läuft es fein unter Ästen durch, die dem Reiter voll im Weg sind. Aber dessen Gewicht spürt es bei jedem Schritt und die damit verbundenen Verlagerung des Schwerpunktes nach oben usw. auch. Genau das sind ja dann auch die Faktoren, die es aus seiner Balance bringen. Und so läuft es schon aus Unsicherheit immer schneller, um sich zu stabilisieren.
Das Quitschen und Buckeln muss auch nicht unbedingt ein Ausdruck von Freude sein. Wir haben das eine Zeit lang angenommen, dann aber doch festgestellt, dass es auch ein Ausdruck von Gegenwehr sein könnte. Paco läuft z. B. überhaupt nicht gerne und wenn er dann galoppieren soll reagiert er gerne so. Er hört auch sofort wieder auf, wenn nicht weiter nachgetrieben wird. Wäre es Freude, würde er wohl weiter machen wollen und sich nicht sofort wieder in seinen "Rentnergang" verkrümeln. Von Lauffreude kann bei ihm also absolut nicht die Rede sein.
Wir haben dann auch mehr Bodenarbeit an der Hand gemacht und Biegungen geübt. Ziel sollte sein, dass mehr Gewicht von der Hinterhand getragen werden kann. Dazu sollte diese zwar vermehrt unter den Schwerpunkt treten jedoch nicht daran vorbei. Wenn das Pferd die Beine kreuzt, tritt es nicht mehr unter den Schwerpunkt. Insofern wich es immer genau so aus. Also stand Schulter herein auf dem Programm usw. Beim Reiten dann habe ich auch mein Gewicht nach und nach etwas weiter nach hinten verlegt. Damit konnte die Hinterhand nun nicht mehr so stark nach vorne schieben. Sie musste ja mehr tragen. Besonders deutlich wurde das beim Traben. Mit Gewicht nach vorne wurde Antares immer schneller und mit Gewicht nach hinten wieder langsamer. Hinzu kamen dann die Zügel- und Schenkelhilfen und wir hatten Mitteltrab und versammelten Trab im Programm.
Im Gelände gehen wir auch gerne durchs Unterholz. Wenn es dort dann für ihn zu unübersichtlich wird, weil er nicht weit genug sehen kann, möchte er gerne schnell dort weg. Ich nehme ihn dann in die Versammlung und wir piaffieren dort entlang, weil Schritt gerade nicht geht. Auch nehme ich ihn kurzfristig in Seitengänge, wenn er meint durchstarten zu müssen. Dann wird selbst im Gelände schwer gearbeitet und er grummelt vor sich hin, weil er das blöd findet, nicht so laufen zu dürfen, wie er gerade möchte. Das darf ich aber nicht übertreiben, denn dann wird er grantig und setzt mich ab. Hat er sich wieder beruhigt, gebe ich die Zügel lang hin sodass er sich strecken kann. Dann suchen wir uns ein nettes Plätzchen, um wieder Ruhe einkehren zu lassen und er darf etwas grasen usw.
Ich hoffe da sind auch ein paar Anregungen für euch dabei.
Viele Grüße
Manni