Hallo Verena,
hm, das lässt sich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Grundsätzlich stellen sich die Fragen: Wie stark war das Trauma? Kenne ich Auslöser? Kenne ich Begleitumstände? Wieviel Zeit und Erfahrung habe ich? Wieviel Lust habe ich zu so einer Arbeit? Welche Ziele habe ich?
Meiner Erfahrung nach wäre es für manche Betroffene (Pferde/Menschen) sinniger bestimmte Erfahrungen, Übungen gar nicht mehr zu machen, da nicht gesichert werden kann, dass es nicht doch zu Retraumatisierungen kommen kann oder das z.b. das Tier nicht doch wieder verkauft wird etc.
Das wäre zum Beispiel die Fragestellung, ob ich ein Pferd, dass sich in früheren Jahren beim Angebundensein überschlagen hat später mit CT trainiere, dass es sich wieder anbinden lässt oder ob ich es lasse und das Pferd nie mehr fest anbinde. Oder ob ich ein hängertraumatisiertes Pferd wieder mittels CT trainiere, dass es sich irgendwann verladen lässt oder ob ich aufs Verladen verzichte.
Bei diesen Fragestellungen würde ich öfter zum Vermeiden der traumatisierenden Situation raten, wenn nicht zu 100% gewährleistet sein kann, dass nicht durch einen dummen Zufall eben doch etwas negatives passiert. Das ist aber meine ganz persönliche untherapeutische Haltung dazu.
Zumindestens aus therapeutischer Sicht und aus der Erfahrung mit traumatisierten Menschen heraus weiß ich, wie schwierig die verhaltenstherapeutisch/lerntheoretisch fundierte Therapie es mit den frühen Beziehungsstörungen hat. Oberflächlich gibt es da viele Erfolge. Nur das die Betroffenen dann irgendwann mit ähnlichen oder ganz anderen Symptomen zu kämpfen haben. Hilfe wird den Betroffenen immer dann zu teil (auch von Verhaltenstherapeuten) wenn sich diese auf die Arbeit an der Beziehung, am Kontakt einlassen können (die für die Therapeuten und/oder Tiertrainer oft mühselig und frustrierend sein kann ).
Auf Jack z.b. bezogen, ist es also durchaus ein Weg, immer wieder daran zu arbeiten, dass er Heike zu vertrauen lernt, egal mit was sie ihn berührt. Nicht die Unfähigkeit sich berühren zu lassen, wäre hier das Problem, sondern die Symptome des Rempelns, Dagegenseins etc. Die therapeutische Arbeit ist es dann diese Symptomatik auszuhalten, schrittweise zu zeigen, dass man ihn nicht gleich schlachtet, schlägt etc. sondern ihn positive Erfahrungen z.b. mit dem Longiertwerden machen lässt. Das alles kostet enorm Zeit (Jahre) und es sollte nur machen, wer diese Zeit und Geduld aufbringen kann.
Ich hoffe, Du konntest etwas mit meinem Geschreibsel anfnagen?
Grüße
Steffi