Wir Menschen kennen ja auch das nervöse auf den Nägeln rum kauen, als Übersprungshandlung. Oder im Unterbewusstsein mit den Zähnen knirschen, selbst wenn wir schlafen usw.
Wenn ich das richtig sehe, dann ist bei den Pferden der Stresspegel noch gering, solange sie kauen oder sie halten ihn damit geringer. Aber wenn die Reizschwelle überschritten ist und sie in die Habachtstellung gehen (Anspannung kurz vor der Flucht). Dann können sie weder klar denken noch zu ende kauen.
Also Antares macht im Moment der Starre gar nichts außer alle Muskeln in Vorspannung zu halten. Da geht weder kauen noch schlucken. Und dann vergisst er meiner Ansicht nach, dass er etwas zu kauen noch im Maul hat und marschiert los. Da kann er dann stramm durchlaufen, ohne das noch zu bemerken. Ich muss ihn vielmehr daran erinnern (also Futter raus zupfen oder ihn zum Abkauen anregen). Dabei hole ich ihn dann auch gedanklich wieder zurück. Die NH-Leute würden sagen, von der linken Gehirnhälfte auf die rechte, was natürlich völliger Unsinn ist, meiner Ansicht nach.
Leider beißt Antares in seiner Anspannung auch gerne mal die Zähne und das ganze Maul zusammen. Da habe ich nicht viele Möglichkeiten etwas daran zu ändern. Am besten kann er sich wieder beim Fressen entspannen. Das Kauen hilft also auch zu lösen, was zuvor angespannt war. Insofern denke ich schon, dass dies eine Art von Stressbewältigung ist. Ich habe das auch sehr gut bei der Begegnung mit Rindern gesehen. Die sind für Antares schon sehr beängstigend und wenn wir in ihrer Nähe uns aufhalten muss er ständig fressen und das ganz gierig. Er reißt den Kopf hoch und taucht gleich wieder im hohen Gras ab, reißt ganze Büschel raus und stopft sie in sich rein. Bewegt sich ein Rind, erstarrt er und das Büschel ragt weit aus seinem Maul raus. Ich brauche dann nur kurz dran zu zupfen und schon ist er wieder bei mir, kaut weiter, bis zur nächsten Bewegung usw. Wird diese Reizschwelle überschritten springt er zur Seite und bleibt mit gespreitzten Beinen stehen. Kopf hoch oben, Augen weit aufgerissen und das Maul zugeklemmt, mit samt dem Futter drin. Wenn wir diese Stelle dann verlassen, kann es gut sein, dass das Büschel Gras noch lange weiter so im Maul verbleibt. Ich denke, dass er es dann einfach nur vergessen hat oder immer noch innerlich so angespannt ist, dass er nicht kauen kann.