Hi,
ich habe für mich persönlich bemerkt, daß ich aufpassen muß, dem Pferd mittels Clicker nicht mehr Vorgaben zu machen als in unserer Vorclickerzeit. Also einfach weil man prinzipiell so gut wie alles trainieren kann, wozu das Tier körperlich und mental in der Lage ist, es auch zu tun, ohne auf die aktuelle Stimmung oder Wünsche zu achten.
Ach ja, ich arbeite besonders in der letzten Zeit wieder verstärkt daran, die Kommunikation meiner Tiere zu beachten. Letztes Beispiel vor einigen Tagen: Ein relativ warmer Tag. Kala war beim Reiten am Abend ins Schwitzen gekommen. Sie stellte sich neben den Brunnen, dorthin, wo sie auch abgespritzt wird, wenn sie eben gewaschen wird (wenn die Temperaturen passen, liebt sie Duschen). Die Temparatur war mittlerweile auf 5 Grad abgesunken. Meinte sie das ernst? Anscheinend. Also Abschwitzdecke mit Halsteil und Schweißmesser geholt, Schlauch aufgedreht, kurz Beine abgespritzt und Wasserstrahl dann in Brusthöhe vor sie gehalten. Sie ist reingelaufen und hat begonnen, sich darin zu drehen... (hat sie dank Decke danach gut überstanden. Wenn es noch kälter gewesen wäre, hätte ich ihren Wunsch abgelehnt, wobei sie dann vermutlich eh nicht hätte duschen wollen).
Meine Hündin Susi hat bei Spaziergängen (an der Flexileine wegen Verkehr und Wild) meistens auch die Auswahl bei der Richtung. Sie achet streng darauf, die verschiedenen Routen regelmäßig abzugehen (stellt euch eine Art vierblättriges Kleeblatt mit unserem Haus im Mittelpunkt vor).
Oft sind die Aufforderungen zumindest meiner Tiere so eindeutig, daß ich tatsächlich keinen Umweg über ein trainiertes Signal brauche: Bestimmtes Körperteil wird vor mein Gesicht geschoben: "Bitte kratzen".Position wird verändert: "Und jetzt bitte hier!" Pferd läßt sich vor dem Reiten nicht aufhalftern (normalerweise problemlos) und rennt weg. Beginnt dann rumzutschundern (unterstützt von Pony und mir). "Ich muß mich mal kurz auslaufen, kann mich sonst nicht konzentrieren". Nach einigen Minuten Raserei (im Mittelteil vom Pony begleitet) kam sie dann her und steckte die Nase ins Halfter (meine verstorbene Vollblüterin, die sowieso immer sehr deutlich war).
Ich glaube, es reicht oft schon aus, auf die Aktionen und Reaktionen unserer Tiere zu achten: welchen Körperteil präsentieren sie, wohin gucken/zeigen sie? Wie reagieren sie, wenn wir Verhalten zeigen, ihren vermuteten Wunsch zu erfüllen? Kriegen wir ein "ja, genau das" oder ein "nein, ich meine das"? Wie sieht das bei unseren Tieren aus? Haben sie auch sowas wie Markersignale für uns bei richtigem Ansatzverhalten, das wir noch ausbauen müssen?
Das Hund-Teppichbeispiel ist sicher super spannend. Bei etlichen Dingen ist es sicher auch schwierig für unser Tier, uns mitzuteilen, was es möchte bzw. es weiß nicht, welche Dinge zur Auswahl stehen. In vielen Situationen ist das allerdings anders, und man kann ohne Training den direkten Weg gehen (Decke z. B. hinhalten. Pferd läßt sich eindecken oder geht weg. Da trifft dann möglicherweise sogar zu: je weniger dieses spezielle Verhalten - ruhig stehen zum Eindecken trainiert wurde, umso sicherer wird die Auswahl getroffen. Zumindest solange sich das Pferd nicht vor der Decke/der Bewegung des Überwerfens fürchtet....
Bin wohl gerade etwas philisophisch oder so...