Kein Pferd braucht es geritten zu werden. Sonst wäre es mit Sattel und einem anderen Körperbau auf die Welt gekommen.
Aber es ist halt wirklich schwer, sich von einem Menschen, dem man langjährig sehr vertraut hat, innerlich zu lösen. Schade wenn es nicht ohne deutliche Worte geht, aber gut wenn Du da jetzt eine klare Position beziehen kannst.
"Ich setze mich nicht auf ein krankes Pferd, das kannst Du machen wenn Du meinst du musst das tun" wäre auch eine klare Ansage. Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen dafür dass Du nicht reitest, so ein Quatsch aber auch.
Und du musst es nicht begründen.
Die Frage kann auch gar nicht sein: Wieviel Reiten muss sein? Sondern nur: "Wieviel Reiten muss sein, um ... zu erreichen?"
Und wenn ich kein reiterliches Ziel habe, wozu soll ich dann reiten?
ich habe ein Pflegepferd gehabt, der war ziemlich kaputt im Rücken. Wir haben einen Wanderritt geplant, und ich bin 3 Monate lang zum trainieren der Sehnen und der Kondition mit ihm spazierengegangen und habe ihn ansonsten longiert. 3 Wochen bevor es los ging, hab ich mir gedacht, dass es sicher sinnvoll sein könnte, sich auch mal draufzusetzen.
Das ging ganz gut, also bin ich danach wieder weiter gelaufen.
Wirklich geritten bin ich dann eigentlich nur auf dem Wanderritt, und natürlich auch sehr viel gelaufen.
Aber durch das viele Laufen und Longieren war das Pferd prima trainiert (und der Rücken hat wunderbar gehalten und sah nachher wirklich gut aus).
So hat er die 150 km wunderbar überstanden und war nachher fitter als vorher.
Mit Mirko habe ich immer sehr viele Zeiten des Wenig-reitens gehabt. Dann habe ich mal bei meiner RL gejammert dass wir so wenig vorwärtskommen, dressurlich betrachtet. Und sie meinte: Naja, DU reitest ja auch sehr wenig. Die anderen (mit denen ich mich verglichen habe) reiten eben fünf mal pro Woche, und nicht nur einmal oder zweimal.
Das konnte ich wiederum total einsehen, auch als ich dann mal wieder mehr gemacht habe und festgestellt habe wie Sachen dann auch durch Übung usw wirklich besser gehen - weil ich einen bestimmten Anspruch an die Rittigkeit hatte.
Aber nur um Muskulatur zu erhalten oder das Pferd zu beschäftigen muss man überhaupt nicht reiten.
Die Frage muss eben immer sein: Wozu reite ich?
Als Mirko damals den Sehnenriss hatte durfte ich nach vier Monaten dann Schritt reiten statt zu führen, und als ich bei einer dreiviertel Stunde ordentlichem Marschierschritt angelangt war, war das Pony auch endlich wieder normal und nicht flummimässig drauf.
Aber da gehörte das Schrittreiten zur Belastungssteigerung im Aufbau und hatte auch wieder seinen Sinn.
Lass Dich nicht kirre machen.
(Als ich meiner RL mal gebeichtet habe, dies und jenes ausprobiert zu haben, meinte sie:" Ja klar, man muss auch mal Sachen ausprobieren, sonst kommt man nie weiter. " Danach ging es mir viel besser und ich wurde ein ganzes Stück selbständiger, was mir sehr gut getan hat. Nur so als Tip. )