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Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage

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Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« am: 08. September 2016, 17:07:56 »
Die Überschrift ist recht ambitioniert. :pfeif:
Aber mir geht es auch gerade um etwas ganz allgemeines, nicht um eine spezielle Situation.

Kurz die Vorgeschichte: sechsjähriges Pferd, seit fast fünf Jahren im Besitz einer relativen Anfängerin (meinereiner). Dadurch kamen möglicherweise notwendige Übungen in jungen Jahren zu kurz (z.B. Handpferd im Gelände, Fohlenschauen, etc. pp), was zur Folge hatte, dass mein Pferd nun nicht das gelassenste Tier aller Zeiten ist. Vielleicht ist das auch ein bisschen Charaktersache (ich hoffe es, damit ich mir kein komplettes Versagen vorwerfen muss...:shy:), er hat nie etwas schlechtes Erfahren, allerdings auch einfach nicht viel von der Welt gesehen. Wir hatten bisher zwei Umzüge. Der Kosmos meines Pferdes ist dadurch eher klein. Bevorzugt war ich immer an Freizeitställen mit wenig Trubel. Für mich als Mensch ideal, für ein junges Pferd, das die Welt kennenlernen soll wohl nicht.

Wir machen hin und wieder Übungen aus der GHP, das heißt so etwas wie rascheln/Planen/Schirme etc. kennt er grundsätzlich - ist natürlich ebenfalls noch ausbaufähig. Hier weiß ich aber im Groben, wie ich vorgehen muss und das soll auch nicht Inhalt des Threads sein. Oder darf natürlich gerne, wenn andere Fragen hierzu haben.

Klar, vieles ergibt sich auch einfach mit dem Alter und der damit verbundenen Selbstsicherheit. Aber ich lass mich hin und wieder unter Druck setzen, was andere mit ihren sechsjährigen Jungspunden schon alles dolles können. Das fängt bei Turnieren an, geht über irgendwelche Shows bei Krämer und Co und geht weiter über Wander-/Orientierungsritte, Extreme Trail Parks etc.
Aktuell könnte ich mir rein nervlich überhaupt gar nichts davon für meinen Wallach vorstellen. Ich freue mich aktuell darüber, dass wir alleine Ausreiten/Spazieren gehen können. WIE wir das allerdings machen, darf ich gar nicht sagen. Entspannt ist das alles leider gar nicht. Nicht, dass er durchgeht. Aber Stechschritt und Fester Rücken mit Glotzigkeit und Erschreckern ist Standard.

Was ich mir hier durch diesen Thread erhoffe sind Ratschläge und Erfahrungsberichte, wie man einem natürlichen Fluchttier mehr Gelassenheit antrainineren kann.

Was mir natürlich klar ist, dass es nur geht, wenn man entsprechend übt und mit mehr Routine. Aber was bedeutet das? Ist das daher zwingend notwendig, das Pferd regelmäßiger einzuladen und in fremde Umgebungen bringen? Oder kann ich vorher soweit üben, dass fremde Umgebungen nicht mehr das Grauen sind?

Schaffe ich das als Anfänger mit beschränkten Möglichkeiten? Oder muss ich nun damit leben, dass ich eben durch diese ungünstige Konstellation niemals ein so gelassenes Pferd habe, wie andere mit besseren Voraussetzungen?



Wenn ich das alles so runterschreibe, fallen mir die meisten Antworten schon ein. Und es macht mich nicht gerade glücklich.

Was ist also die Option? Ins kalte Wasser springen? Schritt für Schritt aufbauen? Oder was ganz anderes? Das Pferd gar weggeben, zu jemandem der auf Gelassenheitstraining spezialisiert ist?

Und noch ganz kurz als Klarstellung: Ich finde durch das Clickertraining verändert sich die Erwartung an das Tier. Mir ist noch vielmehr als früher wichtig, dass es meinem Pferd gut geht. Es soll ein schönes Leben haben. Und natürlich sind die meisten Dinge, die ich mir bei einem gelassenen Pferd erhoff, egoistischer Natur. Allerdings denke ich auch wieder, wenn ein Pferd weniger ängstlich ist und auch in fremder Umgebung gelassen bleibt, steigt die Lebensqualität des Pferdes enorm. Schließlich muss es sich nicht ständig um sein Leben fürchten.
Wenn wir aktuell also nur Dinge tun würden, die mein Pferd unproblematisch findet, würden wir wohl nur auf der Koppel bleiben. Draußen lauern schließlich auch mal Traktoren, Hunde und anderes unnötiges Zeug.  :cheese:

Und noch eine kleine Ergänzung: Mein Pferd ist nun auch nicht gerade die Panik in Person. Er dreht nicht durch, wenn er am Anbindeplatz oder auf dem Reitplatz stehen muss. Er ist schon mehr entspannt, als unentspannt. Aber es fehlt halt noch einiges, um die oben genannten Punkte zu erfüllen.

Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt und man versteht, was ich meine. Danke für euren Input! :dops:
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #1 am: 08. September 2016, 20:08:46 »
Mmmh, ich denke schon, dass es auch eine Typfrage ist! Mein Fjord gehört nicht zu den nervenstärksten Exemplaren. Er ist jetzt 11 Jahre alt und hat immerhin deutliche Fortschritte gemacht. Anfangs waren Spaziergänge im Winter oder bei starkem Wind selten möglich, heute klappt das fast durchgehend entspannt.

Ich freue mich aktuell darüber, dass wir alleine Ausreiten/Spazieren gehen können. WIE wir das allerdings machen, darf ich gar nicht sagen. Entspannt ist das alles leider gar nicht. Nicht, dass er durchgeht. Aber Stechschritt und Fester Rücken mit Glotzigkeit und Erschreckern ist Standard.

Für mich wird es problematisch, wenn die Zeit überwiegt, in der das Pferd so angespannt unterwegs ist. Unter Stress kann es nicht lernen. Und das Gefühl etwas Unangenehmes zu tun steht viel zu sehr im Vordergrund.
Wenn es in Begleitung besser klappt, würde ich schauen möglichst nicht alleine raus zu gehen für eine Weile.

Und ansonsten viel an (konditionierter) Entspannung arbeiten. Kopfsenken, Abschnauben, Ausatmen clicken. Dies natürlich zuerst in bekannter sicherer Umgebung. Und wirklich häufig wiederholen, immer wieder wenn es sich ergibt/passt eine Einheit einschieben.


Zum "klassischen" Gelassenheitstraining: zum Teil geht es bei den Übungen - soweit ich sie kenne - für das Pferd halt doch mehr um's Aushalten einer Situation (es soll z.B. ruhig stehen bleiben, während ein Gymnastikball über seinen Rücken hin und her geschossen wird).
Gerade bei ängstlicheren Pferden ist es sehr wichtig, dass man das Training nicht auf "Aushalten" auslegt, sondern auf die aktive Mitarbeit. D.h. anstelle gleich damit anzufangen: "lauf nicht weg, wenn der Ball auf dich zurollt", startet man mit: "kannst du den Ball anschauen, kannst du einen Schritt darauf zu machen, magst du ihn berühren etc.". Kein Zwang, keine Überforderung!

Es ist sehr wichtig, dass sich das Pferd sicher sein kann, in seinem Tempo vorgehen zu können. Das gibt Sicherheit! Das Pferd traut sich dann z.B. viel schneller an Schrecknisse heran.

(Ich will dir damit übrigens nicht unterstellen, dass du was falsch machst beim Gelassenheitstraining, gell.  :) )
Liebe Grüße aus Niedersachsen - Fjord Freddy, Muli Ambra, New Forest Pony Asmara & Laura
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #2 am: 08. September 2016, 20:46:43 »
Zum Training möchte ich erst mal gar nichts sagen, sondern über das Drumherum:

- SELBSTVERSTÄNDLICH ist es typabhängig, ob ein Pferd bereits 2jährig tiefenentspannt zwischen Traktoren und Feuerschalen hindurch laufen kann, oder das evtl erst in seinem 20. Lebensjahr schafft. Manche Pferde sind auch einfach stumpf (gemacht?), andere haben mehr Fantasie...
- das Umfeld finde ich sehr sehr einflußreich. Lebt das Pferd in einem stabilen Verband, mit Pferden, die die Sicherheitsfragen des Tages klären? Oder in einer lockeren Notgemeinschaft, vielleicht sogar mit viel Fluktuation, wo kein Pferd so richtig seinen Platz findet? Das erste Pferd kann es sich erlauben, cool zu bleiben, da ihm die Entscheidungen rund um Sicherheit abgenommen werden. (Vorausgesetzt, die Sicherheitsbeauftragten sind selber cool und keine Panikmacher...)
- ist der Umgang in der Pferdegruppe mit Menschen vertrauensvoll? Oder sind die Pferde ein wenig verwirrt / skeptisch, weil die unterschiedlichen Menschen alle unterschiedliche Umgangsweisen mit ihren Pferden haben?
- kann der Mensch dem Pferd Sicherheit geben? Oder werden zu oft Aufgaben angefragt, die von Mensch und Pferd (noch) nicht zu leisten sind?

Die Liste ist sicher nicht vollständig... Mir persönlich ist der letzte Punkt der wichtigste, da man auf die anderen u.U. keinen Einfluß hat. Es ist superwichtig - finde ich - die Aufgaben zu stellen, die in diesem Moment unter genau diesen Umständen für alle Beteiligten zu lösen sind. Nicht leicht, aber fühl- und lernbar.
Von daher: auf zu neuen Taten! Und zwar nicht zu denen, die irgendein Lehrbuch oder Miteinsteller vorgibt, sondern zu den zu euch gerade passenden. :dops:

Beste Grüße,
Dörte.
 
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #3 am: 08. September 2016, 21:45:03 »
Dörtes letzter Satz find ich den wichtigsten :)

Mach dich nicht verrückt. Jeder war mal Anfänger, jeder hat Themen die er noch nicht kann. Selbst der grösste Reitprofi.

Mir flog bei deinem Text durch den Kopf, dass euch noch was fehlt draussen... Wie geht es deinem Pony denn auf der kleinen Runde beim Stall? Ist er da schon mutiger? Oder beginnt es erst weiter draussen?
Ich weiss nicht, ob es was hilft, doch ich würde mir einen kurzen Weg aussuchen, den ich so oft ablaufe bis er zur Wohlfühlzone gehört (vor oder nach der restlichen Zeit zusammen). Unterbrochen von Clicker-Stationen, Graspausen, etc.
Wenn das gut geht, gemäss der psychischen Kondition erweitern. Vielleicht so wie Avaris, dass dein Pony sich mal eine Abzweigung aussuchen darf?

Helgi hilft es, wenn er eine 'Aufgabe' hat. ZB eine bestimmte Führposition, Gangart, spezieller Boden,... Lass ich ihn dahinlaufen, passt er nicht auf, erschrickt schneller und ihm wird langweilig. Dann entscheidet er selbst :tuete:

Lasst euch Zeit. Mindestens die nächsten 24 Jahre!
Ihr schafft das :hug:
Liebe Grüsse

Heldur, Fjölli, Athygli (, Mini Minnie) und Jj
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #4 am: 08. September 2016, 21:53:17 »
Wie Du selbst schon erkannt hast, ist Gelassenheit etwas was mit den gemachten Erfahrungen zusammenhängt.  Je mehr Situationen man gemeinsam erfolgreich gemeistert hat :keks:, umso besser kann man mit neuen Herausforderungen umgehen. Vielen Pferden hilft es in Stresssituationen ein bereits erlerntes Verhalten zeigen zu können. Wenn beispielsweise Kopfsenken schon hochbestärkt  :click: :click:ist und in entspannten Situationen gut abgerufen werden kann, kann man das auch in anderen Situationen nutzen :click:. Das Gleiche gilt natürlich auch für viele andere Übungen. Wenn ich beispielsweise auf einem fremden Reitplatz bin und das Pferd führe, dann laufe ich mit ihm viele Volten an immer den gleichen Stellen, so kommt er relativ schnell in einen Arbeitsmodus und kann darüber seine Aufregung vergessen (und ich auch). Ich versuche also ähnlich zu arbeiten wie zu Hause in der gewohnten und sicheren Umgebung.  Oder ich baue Abfragen nach kurzem Anhalten, Antreten, Rückwärts, u.s.w. als regelmäßige Folge beim Spazierengehen ein. Mit Abbe unserem kleinen Agility-Pony waren wir in den letzen vier Wochen zwei Mal unterwegs, ein Mal bei Nina Steigerwald auf ihrem Agilityplatz und einmal zum Agilitytunier auf der Verdiana. Es waren für ihn die ersten großen Ausflüge und in beiden Fällen hat ihm die Arbeit auf dem Platz an den Geräten viel Sicherheit gegeben. Es war aber zum Ende der Veranstaltung auch zu merken, dass die Konzentration nachliess. Da war dann die Ähnlichkeit mit einem kleinen müden Kind nicht zu übersehen......Der nächste Ausflug mit ihm wird wieder kürzer. Eine andere gute Möglichkeit ist es Ausflüge in die weite Welt mit einem oder mehreren erfahrenen Begleitpferden zu machen.  Gemeinsame Ausflüge zu anderen  Höfen in der Umgebung u.ä. Unter Druck würde ich mich nicht setzen lassen, man muss ja auch immer schauen welche Möglichkeiten man überhaupt hat. Zwei von unseren sechs waren seit zwei Jahren auch noch nicht weiter als zwei,drei Kilometer von  Zuhause weg, mit Abbe üben wir jetzt häufiger damit er Routine bekommt und die drei "älteren" haben sowohl durch Lehrgangs- als auch Tunierteilnahme auf verschiedenen Höfen mit und ohne Übernachtung schon einiges von der Welt gesehen und mit Steffi als gelerntem Pferdewirt auch einen routinierten Menschen an ihrer Seite.  Ich bin da meist ehr der, der die Baldriantropfen braucht......und trotzdem versuche ich immer mal meine Komfortzone zu verlassen und bisher haben wir alle Situationen zufriedenstellend lösen können. In meinen ersten Pferdejahren ohne eigene Pferde bin ich auch gern und oft als Helfer zu Veranstaltungen und Tunieren mitgefahren und so hat man auch die ganze Bandbreite vom Umgang mit den unterschiedlichsten Pferden gesehen und konnte relativ unbelastet eigene Erfahrungen und Ideen sammeln.
Viele Grüße
Dagmar
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #5 am: 09. September 2016, 00:05:56 »
Aus meiner Erfahrung mit Sandero kenn ich deine Situation ganz gut!

Mir fällt generell auf, dass Pferde auf unterschiedliche Reize oder Gefahren ganz unterschiedlich reagieren. Sandero hat z.b. überhaupt kein Problem mit großen Lastern oder Treckern, die direkt neben uns vorbei fahren. Aber alleine ausreiten üben wir noch, das geht bisher nur auf der ganz kleinen Runde um den Stall, die er gut kennt (so wie Jeychey auch schrieb). Ansonsten wird er ganz unsicher und wiehert nach seiner Herde. Wenn andere Pferde dabei sind ist er aber sehr mutig und geht auch als erster an Gruselobjekten vorbei, um die die anderen Pferde einen Bogen machen.

Ich kann den anderen Kommentaren nur zustimmen: Gelassenheit stellt sich durch Routine und Gewöhnung ein, und ist natürlich auch Charaktersache - auch des Menschen! Ich finde es färbt extrem ab aufs Pferd, wie man selbst Situationen erlebt, ob einem selbst komisch zumute ist oder ob man zuversichtlich ist.

Weil du schreibst, dass du dir Wanderritte noch nicht vorstellen kannst: das kann man ja auch durch einen Tagesritt erst mal testen, bei dem ein bekanntes Pferd dabei ist. Wir haben das im Sommer das erste Mal gemacht, und ich hatte das Gefühl dass es auch für die Pferde toll war, in einem relativ sicheren Rahmen zusammen mit uns Menschen etwas neues zu erleben und dann nachmittags wohlbehalten wieder in der gewohnten Umgebung anzukommen.

Also mach dir keine Vorwürfe, sondern dehne euren Spielraum so aus, dass es für dich und das Pony angenehm ist!
Viele Grüße von Anna und Sandero
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #6 am: 09. September 2016, 08:39:32 »
Vielen Dank für die vielen Ratschläge.

@Laura: Seit wann hast du Freddy denn? Weißt du wie er aufgewachsen ist - ob er eher reizarm wie Gabor oder doch mit viel Abwechslung groß geworden ist? Das fände ich spannend in Hinblick auf die Nervenstärke.

Ich bin auch schon regelmäßig mit anderen raus gegangen. Ich spüre aber kaum Unterschied. Auch als Gabor noch sehr jung war und ich mit ihm lediglich spazieren gegangen bin, hat es ihn wenig interessiert, ob da andere mit dabei waren. Auch jetzt bei einem unserer Ausritte hier: Ich war mit einem absolut coolen Fjord aus seiner Herde draußen. Wir mussten dann jedoch alle 100m anhalten und auf das andere Fjord warten. In grusligen Situationen konnte ich dann das andere Pferd als Bremskraftverstärker nutzen. Dass er sich irgendwie auf ihn eingelassen hat, habe ich nicht wirklich gespürt. Ich hatte dann die alleinigen Ausritte deswegen forciert, weil ich ihn da in seinem Tempo gehen lassen konnte. Ich musste ihn weder bremsen noch treiben, um uns an die anderen anzupassen. Das einzige, was ich bisher noch nicht probiert habe, ist in einer größeren Gruppe zu gehen.

Danke auch für die Tipps zu GHP. Ich habe bislang eine Mischung aus beidem gemacht. Ich clicke hier das anstupsen des grusligen Gegenstands und wenn dann die Scheu überwunden ist, das Aushalten. Bspw. beim Regenschrim aufspannen.
Was ich vermehrt üben möchte, sind Geräusche. Ich möchte mir unterschiedliche "Alltagsgeräusche" aufs Handy laden und sie ihm vorspielen. Etwas anderes als Aushalten fällt mir hier allerdings nicht ein :juck:

@Dörte: Vielen Dank auch Dir. Dein letzter Punkt ist wohl der Casus knacksus. Ich fürchte, ich kann ihm nicht die Sicherheit bieten, die er braucht. Wie gesagt, er ist mein erstes eigenes Pferd. Ich habe ansonsten auch wenig Erfahrung mit solchen Dingen. Vermutlich strahle ich unbewusst dann auch Unsicherheit aus. Nicht, weil ich selbst Angst hätte, sondern weil mich dann vielleicht sein Verhalten verunsichert.  :-\ Ich weiß um das Problem, weiß allerdings keine Lösung dafür.

@Janine: Die ersten etwa 300m vom Hof weg, nimmt er noch ziemlich gelassen. Danach fängt es an. Das ist aber eine gute Idee. Vielleicht schraube ich die Anforderungen nochmals um ein ganzes Stück nach unten und nehme uns einfach diese 300m als Ziel mit Gras essen am Ende....
Einmal bin ich mit ihm Spazieren gegangen und habe ihn ziemlich flott Schritt gehen lassen. Da muss ich zugeben, dass er kaum Zeit hatte, sich irgendwie zu erschrecken. Allerdings war das deutlich über seinem Grundtempo über eine längere Distanz...

@Dagmar: Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Routine ist wohl das Stichwort. Bei uns ist es nach meinem Gefühl so: Die ersten 1-3 Mal sind noch relativ ok. Da scheint er überrumpelt über diese Neuerung zu sein, so dass er gar nicht weiß, was tun. Beim 2.-x. Mal fängt es dann an, aufregend zu werden. Und momentan habe ich den Eindruck, dass er sich immer weiter reinsteigert. Vielleicht bin ich aber noch gar nicht so oft unterwegs gewesen, dass es überhaupt so etwas wie Routine werden konnte :juck: Angenommen, erst ab der 100. gleichen Strecke, fängt er sich an zu entspannen. Da wären wir wohl noch weit davon entfernt.
Vielleicht muss ich doch nochmal schauen, dass ich bei uns im Stall einige zusammentrommeln kann, mit denen ich regelmäßig rausgehen kann.

@Anna: Vielen Dank. Das gibt mir Hoffnung. Du hast vermutlich ebenfalls Recht. Ich denke, ich muss einfach mehr Geduld aufbringen und darauf vertrauen, dass es mit der Zeit einfach besser wird.
Ich bin momentan nur noch einfach von dem Wunsch getrieben, einen tollen Allrounder als Pferdekumpel zu haben. Mit dem man einfach alles mögliche unternehmen kann. Ich würde so gerne bspw. mit ihm mal über ein Wochenende weg fahren, einen Kurs besuchen, einen Extreme Trail Park zu bewältigen und und und. Und das liegt für mich momentan noch in weiter Ferne.
Das wäre grundsätzlich ja nicht so schlimm, wenn ich mich irgendwie damit beruhigen könnte, dass das schon irgendwann mal kommt.  :rotw:
Viele Grüße und bleibt gesund!

Sarah
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #7 am: 09. September 2016, 09:01:21 »
Mach Dir keinen Druck,Du wirst Deine Wünsche leben können. Nur eben einen Schritt nach dem anderen. :cheese:
Mein deutsches Reitpony hat erst mal Vertrauen zu mir und spult sich dann hoch. Mein Mini glaubt grundsätzlich erst einmal nur sich selbst,keinem Menschen und auch nicht einem Pferd. Meine Aufgabe am Pferd ist also grundverschieden. Und dann kommt noch mein Strickmuster als Aufgabe dazu(wohl das größte Thema)  :rotw:
Ich habe für mich gemerkt,habe ich gute Antennen für mich,ist alles andere ein Klacks.  :lol: Dann kann ich situationsbedingt reagieren.  :dops:  :dops:  :dops:
Liebe Grüße,Silvia


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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #8 am: 09. September 2016, 09:13:20 »
Daran, daß du Sicherheit im Umgang mit deinem Pferd ausstrahlst, kannst du ja arbeiten. Und zwar genau damit, daß du NUR Aufgaben anfragst, die für DICH und für ihn machbar sind, in diesem speziellen Moment. Die Unsicherheit kommt von Überforderung, und die kommt von unangepaßten Aufgaben. Die werden dann durch Wiederholung nicht unbedingt angepaßter, sondern unter Umständen das Gegenteil.

Noch was Anderes: läuft dein Pferd im Gelände flott aus Unsicherheit, oder weil es endlich mal die Gelegenheit hat, geradeaus und damit schneller als auf dem Paddock zu laufen? Gelassenheit und ruhiges, gleichmäßiges Tempo unterwegs ist ja durchaus auch ne Aufgabe... Wie ist er denn so im Trab? Sehr flott? Stockend?

Beste Grüße,
Dörte.
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #9 am: 09. September 2016, 09:21:02 »
Ich unterschreibe bei Fritzi und Dörte! Mach Dir und ihm weniger Druck, nach und nach wirst du ans Ziel kommen! Er ist noch jung, ihr habt noch ein Vierteljahrhundert Zeit.

Und mach Dir nicht so einen Kopf, weil er Dein erstes Pferd ist. Du hast ihn jetzt schon lange und kennst ihn am besten. Da bist du doch eigentlich ein "alter Hase". Wenn Du dich sicherer fühlst, fühlt er sich auch sicherer!

Wie reagierst Du denn genau, wenn Gabor sich erschreckt? Bist Du auch eher unsicher oder rechnest schon damit, dass er scheut? Dann hilft es vielleicht auch, erst mal Dir selbst Mut zu machen, tief durchzuatmen (auch hörbar fürs Pferd als Signal dass alles ok ist, so wie Schnauben) und positiv zu denken. Ich finde von der Einstellung her hilft es schon, innerlich über die Situation zu lachen statt anzunehmen dass was passiert.

Ihr schafft das!  :nick:
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #10 am: 09. September 2016, 10:06:38 »
@Laura: Seit wann hast du Freddy denn? Weißt du wie er aufgewachsen ist - ob er eher reizarm wie Gabor oder doch mit viel Abwechslung groß geworden ist? Das fände ich spannend in Hinblick auf die Nervenstärke.

Bis 2,5-jährig war er bei seiner Züchterin (die eine Reitschule betreibt, züchten tut/tat sie nur nebenbei). Danach kam er zum Händler. 3-jährig habe ich ihn gekauft. Leider weiss ich nicht, wie viel Action war auf dem Hof der Züchterin.
Er ist auch mein erstes Pferd  :) Also, ihr schafft das!


Noch was Anderes: läuft dein Pferd im Gelände flott aus Unsicherheit, oder weil es endlich mal die Gelegenheit hat, geradeaus und damit schneller als auf dem Paddock zu laufen?

Früher lief Freddy auch sehr flott. Damals dachte ich noch, es sei sein Wohlfühltempo. Wie sich im Verlauf gezeigt hat, war es Unsicherheit.
Liebe Grüße aus Niedersachsen - Fjord Freddy, Muli Ambra, New Forest Pony Asmara & Laura
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #11 am: 09. September 2016, 12:37:15 »
Heike hat gerade gestern ein wundervolles trainingsVideo bei Facebook geteilt. Das könnte sehr gut auf deine Situation bzw. Training passen. Vielleicht kannst du das sehen?

Ausserdem würde auch ich keine so langen Spaziergänge machen. Das wird so denke ich nicht entspannter, eher könnte es sich hochschaukeln.
bleib bei deinen 300m. Übe innerhalb dieses Radius verschiedene Dinge die er gut kennt. Ich würde auch nicht versuchen an das Ende zu kommen, sondern erstmal nach 100 oder 200 m umzudrehen. Es sollte nichts aufregendes sein, draußen zu sein, sondern Normalität und eher schon langweilig. Wenn du spürSt er ist total gelassen, kann man ja ein paar Meter dran hängen. Aber warum nicht ein paar Wochen tolles einfaches innerhalb des Radius üben.
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #12 am: 09. September 2016, 13:15:04 »
Dazu möchte ich auch noch mal einen Blogbeitrag von Babette zum Thema spazieren gehen verlinken, den ich sehr gut finde: http://www.wege-zum-pferd.de/2016/04/12/einfach-nur/

Die Krümeline ist bei vielen Sachen eine coole Socke. Bei riesigen Traktoren, Feuer, alleine von der Herde weg gehen (auf dem Paddock), Dingen zum drauf stellen... Bei anderen Sachen rutscht ihr buchstäblich das Herz in die Hose, wie z.B. jeglicher Aktivität außerhalb des Paddockzaunes, und wenn es nur 10m sind. Obwohl sie das Tag für Tag sieht. Nur zwei dünne Stromlitzen dazwischen sind... Zwei verschiedene Welten.

Was bei uns zu der Zeit, wo wir im alten Stall werben wirklich raus mussten (Weidewechsel etc.) sehr geholfen hat, waren Sternspaziergänge. Also z.B. nach links aus dem Tor raus, so lange laufen bis sie zögert, sofort umdrehen, ganz kurzer Grasstop am Weidetor und dann in die entgegengesetzte Richtung los. So konnten wir nach und nach in jeden Richtung weitere Strecken erforschen, bis wir irgendwann ganze Runden gehen konnten. Im jetzigen Stall können wir das aber immer noch nicht. Da ist man erstens schnell auf einer Runde auf der es kein zurück gibt, und es kommen überall Pferde an den Zaun - unser Stressor Nr. 1.

Es ist bei uns ein bisschen wie bei dir, ganz ohne Stress geht es nicht und sie orientiert sich nur an wenigen Pferden, und da auch nicht wenn sie wirklich Stress hat. Pure Wiederholung reicht da nicht und bringt auch nicht viel, aber Anforderungen klein halten und immer nur zwischendurch ein "größeres" Abenteuer bestehen, damit geht es ganz gut.
Ein "Verlasspferd" wird sie in diesem Leben aber eher nicht mehr :shy:
LG Tine
Krümel, Alkmene & Mucki

Ab und zu ist es gut, in unserem Streben nach Glück innezuhalten und einfach glücklich zu sein. ~ Guillaume Apollinaire
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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #13 am: 09. September 2016, 15:07:01 »
Die anderen haben ja schon viel gesagt und so viel kann ich leider nicht beisteuern, weil meine RB schon seit ich sie habe ein absolutes Verlasspferd ist.

Deine Idee mit den Geräuschen finde ich ganz gut. Da könnte man so dran gehen, dass du einfach Musik abspielst aber ganz ganz leise, so dass du es kaum hören kannst und das dann in sehr weiter Entfernung hinlegst und dann fragst ob er Kopfsenken kann und ob er näher ran kann. Da kann man ja dann langsam die Entfernung verringern und im zweiten Schritt die Lautstärke erhöhen.
Was mir gerade noch einfällt wäre Sachen die er gut kennt und mag (Matte, Ball, Spielzeug oder was auch immer ihr so macht) irgendwo vorher auf der Strecke auslegen und dann hingehen und ihn damit spielen lassen. Das geht natürlich nur, wenn das Stresslevel noch sehr niedrig ist.
LG Kim & Flöckchen & Miss Elly & Trixi

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Re: Gelassenes Pferd in jeder Lebenslage
« Antwort #14 am: 10. September 2016, 15:49:18 »
Hier wurde ja schon wirklich viel geschrieben aber was mir noch einfällt weil du geschrieben hast dass DU unsicher bist. Hast du vielleicht die Möglichkeit dass dich jemand begleitet? Das hat mir am Anfang meiner Spaziergehzeit immer viel geholfen, wenn ich wusste es ist noch jemand mit (der muss dann natürlich eine entspannte Ausstrahlung haben ;) ) und gibt Sicherheit :nick: Und eines meiner Steckenthemen früher - ATMEN  :omm: Sobald du merkst es wird ungemütlich überprüf mal ob du schon angspannt, kurz und flach atmest und atme bewusst und tief. Auf sowas reagieren Pferde auch sehr oft.
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